Japan muss weiteres AKW stilllegen – Kan sorgt sich um die Sicherheit
Zwei Monate nach Beginn der Atomkatastrophe nimmt Japan aus Sicherheitsgründen ein weiteres AKW vom Netz. Der Region Shizuoka droht in den nächsten 30 Jahren ein grösseres Erdbeben.

Acht Wochen nach der Natur- und Atomkatastrophe in Japan lässt die Regierung das Kernkraftwerk Hamaoka aus Sicherheitsgründen abschalten. Ministerpräsident Naoto Kan wies den Energieversorger Chubu an, den Betrieb aller drei Reaktoren so lange auszusetzen, bis zusätzliche Vorkehrungen für den Fall eines schweren Erdbebens und Tsunamis getroffen wurden. Die Anordnung betrifft zwei laufende Atommeiler sowie einen dritten, der bereits wegen einer geplanten Inspektion vom Netz genommen wurde.
Die Regierung zog damit die Konsequenzen aus der Überprüfung aller Kernkraftwerke wegen des Atomunglücks im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi nach dem Erdbeben und Tsunami am 11. März. Hamaoka liegt an der Küste in der Präfektur Shizuoka 250 Kilometer westlich von Tokio.
Es droht ein grösseres Erdbeben
Kan verwies darauf, dass der Region in Zentraljapan nach Berechnungen von Experten mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit in den nächsten 30 Jahren ein grösseres Erdbeben droht. «Wenn sich in Hamaoka ein Unfall ereignet, könnte das ernste Folgen haben», sagte der Regierungschef.
Anwohner forderten schon seit längerem die Abschaltung von Hamaoka. Die Anlage besteht aus insgesamt fünf Siedewasserreaktoren. Die zwei ältesten, die aus den 1970er-Jahren stammen, wurden bereits im Januar 2009 stillgelegt. Aktiv sind noch die Blöcke 3, 4 und 5. Der erst 2005 in Betrieb genommene Block 5 musste bereits 2006 wegen eines Turbinenschadens vorübergehend abgeschaltet werden. 2005 hatte es einen Brand in einem Atommülllager der Anlage gegeben. Radioaktivität soll in beiden Fällen nicht ausgetreten sein.
Regierung unter Druck
Der Energie- und Atomexperte Mycle Schneider wertete die Abschaltung als «starken Vorgang», der zeige, wie stark die Regierung unter Druck stünde. «Dass keine neuen Atomkraftwerke mehr genehmigt werden, wäre schon ein Schritt gewesen», sagte Schneider.
Die Gefahr von Erdbeben für die Sicherheit von japanischen Atomkraftwerken war schon seit Jahren ein Thema bei Kritikern der Kernenergie – in Japan wie international. Schon 2007 habe sich gezeigt, dass japanische Kraftwerke nicht ausreichend für Erdbeben ausgelegt sind. Damals hatte es nach einem unerwartet heftigen Beben im Kernkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa gebrannt.
Doch zu einem Umdenken der Behörden scheint es erst jetzt, nach der Havarie in Fukushima-Daiichi, zu kommen. «Es gab in den letzten Wochen Anzeichen dafür, dass die Atomkraft es in Zukunft schwerer haben würde in Japan», sagte Schneider der Nachrichtenagentur DAPD. «Der Druck, auch von den Medien, war enorm.» Wenn noch weitere Kraftwerke stillgelegt würden, könnte Japan nach seiner Einschätzung möglicherweise Probleme mit der Stromversorgung im Sommer bekommen, wenn die Spitzenlast anfällt.
sda/dapd/mrs/bru
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