Je später, desto härter die Fights
Die International Ultimate Fight Night lockte am Samstag Gäste aus dem In- und Ausland nach Horgen. Dabei flogen nicht nur Fäuste, sondern auch Knie, Füsse und Ellbogen.
Von Dominic Illi, Horgen «Vai Luca! Avanti!» Während die hiesigen Kampfsportfans sich noch vorwiegend dem ausgiebigen Menü widmeten, waren die italienischen Anhänger bei den länderübergreifenden Staffelfights bereits voll bei der Sache – und um einiges stimmkräftiger. Doch trotz der Tifosi verloren die Gäste sämtliche Fights. Dass die italienische Delegation mit der Wertung nicht immer ganz zufrieden war, war unüberseh- und hörbar. Nach den Amateuren wurden die Profiboxer in den Ring gelassen. Sowohl Aniya Seki, die im einzigen Frauenkampf gegen Zsofia Bedo antrat, als auch Witali Kopilenko, der gegen einen Landsmann kämpfte, triumphierten über ihre ungarischen Konkurrenten. Tobias Kron, Organisator der Veranstaltungen in Horgen und Präsident des Box-Rings Zürichsee, liegt in erster Linie die Nachwuchsförderung am Herzen. «Deshalb werden neben den Profifights auch Amateurkämpfe eingebunden. Der Mix aus den verschiedenen Sportarten bietet interessierten Kampfsportlern einen Überblick über das gesamte Angebot. So kann jeder für sich entscheiden, in welche Richtung er gehen möchte.» Ein weiterer Grund für die Kombination: Mit einer reinen Boxveranstaltung liesse sich der Schinzenhof nicht füllen. Neben einer Rennwagenausstellung ergänzte eine Tanzgruppe das Programm. Die Organisatoren versuchten nicht zu verbergen, dass man dem Anlass, an den diverse VIP-Gäste eingeladen waren, einen internationalen Touch anheften will. Boxen zu wenig attraktiv Andreas Anderegg, Präsident von SwissBoxing, kennt das Problem: «Boxen für sich ist für viele leider zu wenig attraktiv.» Deswegen begrüsst er das Engagement für einen übergreifenden Kampfsportevent: «So kommen Menschen mit dem Boxsport in Kontakt, die sonst nicht hier wären. Aber die Trennung zwischen den einzelnen Sportarten ist wichtig.» Anderegg zweifelt allerdings nicht daran, dass den Zuschauern die Unterschiede bewusst sind. Tatsächlich kennt das Publikum die Unterschiede: Beim Muay Thai geht es richtig zur Sache. Bereits der erste Kampf, bei dem neben den Fäusten auch Knie, Ellbogen und Tritte mit den Füssen erlaubt sind, brachte den Schinzenhof zum Kochen. Ramon Kübler gelang der Turnaround des Abends. Er erwischte einen denkbar schlechten Start und fand sich nach acht Sekunden bereits auf dem Boden wieder. Weil er sich anschliessend kaum auf den Füssen halten konnte, waren die Zuschauer überrascht, dass der Kampfrichter den Fight nicht schon für beendet erklärte. Kübler: «Jetzt wusste ich: Entweder blamiere ich mich, oder aber ich gebe es ihm doppelt zurück.» Irgendwie überstand Kübler die erste Runde – und überraschte ein zweites Mal, als er in der zweiten Runde aufdrehte und seinen französischen Gegner Michael Guyot zum Forfait brachte. Ein schwacher Trost für den Franzosen: Seinen zwei Landsgenossen erging es nicht besser. Aufgabe wegen Platzwunde Highlight des Abends war der finale Titelkampf zwischen Janosch Nietlispach und Lokalmatador Alex Schlosser. Obwohl beim Profi-Thaiboxen mit K-1-Regeln à la Andy Hug weniger erlaubt ist als beim Muay Thai, musste sich Schlosser vom Kickboxclub Wädenswil anschliessend in der Kabine verarzten lassen: Die drei Zentimeter lange Platzwunde, die das Knie von Nietlispach in der zweiten Runde unter dem linken Auge hinterlassen hatte, bewegte Trainer Jürg Friedlos zum Abbruch. Den Schmerz spürte Schlosser angesichts der verpassten Revanche aber kaum. Bereits im Mai waren die beiden in Horgen aufeinandergetroffen, und auch damals hatte Nietlispach das bessere Ende für sich behalten. Obwohl er nach der Reprise sichtlich enttäuscht war, verlor Schlosser den Humor nicht ganz. Er murmelte: «Er hat einfach zu viel Suppe gegessen, ist zu gross.» Von seinen 19 Kämpfen hat er deren 12 gewonnen. Alle drei Kämpfe in Horgen hat der Lokalmatador jedoch verloren. «Es ist verrückt: Im Ausland gewinne ich, aber zu Hause klappt es nicht.» Dabei habe er durchaus mitgekriegt, dass das Heimpublikum auf seiner Seite gewesen sei. WM-Kampf als Ziel Janosch Nietlispach, strahlender Gewinner des Abends und erneut Schweizer Meister, hatte bereits zu Beginn ein gutes Gefühl: «Alex weiss, dass ich auf Distanz dank meiner Grösse besser bin. Und trotzdem hat er den nahen Kampf nicht gesucht.» Eine lange Ruhezeit gönnt sich der Schweizer Meister nicht: Bereits im Dezember wird er voraussichtlich zum nächsten Titelkampf antreten. Und auch längerfristige Pläne hat Nietlispach bereits: «Mein Ziel ist es, in zwei Jahren vom Sport leben zu können.» Schon im kommenden Jahr will er deshalb den Weltmeister herausfordern. Die Kämpfer im Ring sorgten in Horgen für einen offenen Schlagabtausch. Foto: Daniel Kellenberger
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch