Jeder ein Künstler, dank Ho Chi Minh
Das Lieblingsfoto als Ölbild? Drei globale Luzerner lassen in Vietnam malen und liefern in vier Wochen.
«Das Internet müsste man für viel mehr nützen als nur zum Surfen.» Das dache sich der gelernte Typograf Joely Tafanalo (31) während seiner Ausbildung zum Multimedia-Produzenten. Er war nicht allein mit diesem Gedanken. Vor zwei Jahren gründeten er, seine langjährige Kollegin Quynh Trinh und Simon Burch in Luzern den Web-Bilderdienst «Painting-Station»: In drei Klicks kommt man zu seinem Originalgemälde.
Zuerst registriert man sich auf der Webseite und schickt dann sein Lieblingsfoto, Hochzeitsbild oder Geburtstagsandenken auf den Server von Painting-Station rauf. Dabei wählt man das Bildformat, den Malstil und die Arbeitstechnik. Der Preis variiert je nach Grösse des gewünschten Gemäldes und wird einem gleich angezeigt. Auch Sonderwünsche sind möglich.
So international das Trio – Tafanalo hat madagassische Wurzeln, Trinh ist gebürtige Vietnamesin, Burch Schweizer –, so international ihr Geschäft: Sobald die Bestellung abgeschickt ist, wird am anderen Ende der Welt – in Vietnam – ein Bestellschein ausgelöst. In der Hauptstadt Ho Chi Minh City leben die Künstler, die bei Painting-Station unter Vertrag stehen. Sie laden das digitale Motiv vom Painting-Station-Computer direkt in ihr Atelier herunter.
Dann fertigen sie eine perfekte Kopie des digitalen Bilds an – und zwar in Stil und Technik, die man bei der Bestellung wählte: Öl, Acryl, Wasserfarben, Kreide, Kohle. Das erinnert ein wenig an die alten abendländischen Malerschulen. Das Gemälde ist etwa vier Wochen nach Bestelleingang in der Schweiz, wird von Painting-Station kontrolliert und zugestellt.
«Wie ein eigenes Kind»
«Wir wollen nicht, dass die Kunden möglichst billig ihre Ferienfotos ausdrucken», sagt Joely Tafanalo, «es soll Kunst sein, etwas wie sein eigenes Kind.» Die Kunden besitzen sämtliche Rechte an ihrem Gemälde, wie wenn sie es selbst angefertigt hätten.
Warum gerade Vietnam? «Vietnamesen sind in ganz Asien bekannt für ihr Kunsthandwerk», sagt Tafanalo, «nicht nur bei den Bildern.»
Die vietnamesischen Künstler werden gut bezahlt, sagt Tafanalo, auch wenn sie weniger verdienten als etwa Schweizer. Ohne das Preisgefälle würde das Geschäft aber nicht funktionieren. Painting-Station demokratisiert Kultur. Viele könnten sich sonst Gemälde dieser Qualität nicht leisten.
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