Parlament ändert PraxisJetzt darf er seine tiefgekühlten Poulet-Nuggets unverpackt verkaufen
Peter Zihlmanns Einsatz hat sich gelohnt: Dank einer neuen Regelung können gefrorene Lebensmittel ohne Verpackung in die Läden kommen.

Fein säuberlich stehen die Glasbehälter im Laden. Pasta, Reis, Getreide: All das kann hier in selbst mitgebrachte Gefässe gefüllt werden. Unverpackte Lebensmittel sind auf dem Vormarsch, Läden, die sich darauf konzentriert haben, gibt es mittlerweile im ganzen Land. Nun dürfen sie schon bald auch tiefgefrorene Produkte unverpackt anbieten. Das ist vor allem ein Happy End für Peter Zihlmann.
Doch von vorne. Zihlmann ist Chef von Dinnair. Seine Geschäftsidee ist simpel und bestechend: Seine Tiefkühlprodukte – zum Beispiel Gnocchi, Ravioli, Momos, Poulet-Chnusperli oder auch Knödel – werden offen verkauft. Damit sollte Verpackungsmaterial gespart werden. Das war gar vom zuständigen Lebensmittelinspektorat so abgesegnet worden.
Doch bei einer weiteren Kontrolle war alles anders. Nun hiess es, das Essen von Dinnair müsse abgepackt sein. Denn in der Hygieneverordnung des Bundes heisst es: «Tiefgefrorene Lebensmittel müssen vorverpackt sein.» Vorbild dieser Regelung ist eine EU-Regel, die die Schweiz noch verschärft hat.
FDP-Nationalrat Silberschmidt griff ein
Unverpackte Lebensmittel erleben einen Aufschwung. Das hat auch damit zu tun, dass sich etwa Migros und Coop auf die Fahne geschrieben haben, dies in gewissen Läden anzubieten. So kann man bei der Migros etwa Reis oder Teigwaren so einkaufen, Coop lancierte gerade erst eine Abfüllstation für Mineralwasser und Bier. Die Idee hinter dem Unverpackt-Trend ist nicht nur, dass Verpackungsmaterial gespart werden kann. Es kann auch Food-Waste reduzieren, wenn nur so viel eingekauft wird wie tatsächlich benötigt.
Für Zihlmann hiess das Nein des Amts zuerst einmal: kreativ werden. Seine Produkte musste er nun verpacken. 10’000 Säckli füllte er zusammen mit seiner Partnerin ab. Der eigentliche Vorteil seiner Ware, dass sie unverpackt zu kaufen sind, war also dahin.

Gleichzeitig landete das Thema auf FDP-Nationalrat Andri Silberschmidts Tisch. Ende November reichte er im Nationalrat eine Motion ein, um diese Praxis wieder abzuschaffen. Nun, ein halbes Jahr später, hat sowohl der Nationalrat wie auch der Ständerat die Motion angenommen.
Bundesrat Alain Berset stellte in Aussicht, dass die Abschaffung dieser strengen Verpackungsvorschrift bereits im Rahmen eines Revisionspakets des Lebensmittelrechts in diesem Jahr erfolgen könne. Die Lebensmittelindustrie müsse aber sicherzustellen, «dass diese sensiblen Produkte sicher und effektiv, ohne Risiko für Gesundheit und Hygiene geliefert werden», so Berset.
Andri Silberschmidt sagt dazu: «Ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat. Dass gut ein Jahr nach der Idee die Verordnung geändert sein wird, zeigt, dass eine sinnlose Regulierung schnell beseitigt werden kann, wenn man dafür eine breite Allianz bilden kann.» Silberschmidt geht davon aus, dass so bereits 2022 der Verkauf solcher Produkte möglich sein wird.
Zufrieden zeigt sich auch Dinnair-Chef Zihlmann. «Das, was zählt, ist, dass wir zu unserer Ursprungsidee zurückkehren dürfen. Es war eine Vision, die zu scheitern drohte und die wir jetzt doch weiterverfolgen dürfen.»
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