Jetzt spricht der «Meienberg-Mörder»
Als ein junger Journalist Niklaus Meienberg interviewte, gab er ihm eine Selbstmordanleitung. Meienberg setzte diese offenbar um, wie die «Weltwoche» schreibt.

«Ich tötete Niklaus Meienberg»: Unter diesem Titel schreibt Dominik Imseng in der aktuellen «Weltwoche» über eine Begegnung mit Niklaus Meienberg im August 1993. Imseng ist heute Werber, damals interviewte er den grossen Journalisten für eine Studentenzeitung. Zwei Wochen später nahm sich Meienberg das Leben – mit exakt jener Methode, die Imseng ihm auf Anfrage offenbar mitgeteilt hatte. Eine seltsame Geschichte. Redaktion Tamedia hat deshalb bei Dominik Imseng nachgefragt.
Wieso kommen Sie 25 Jahre nach Meienbergs Suizid mit der Beichte?
Das ist der Grund: dass sich sein Tod jährt.
Da könnte man auch eine Huldigung schreiben.
Dafür gibt es Leute, die ihn besser kannten. Mir ging es um die Möglichkeit, an Meienberg zu erinnern. Die Jungen kennen Meienberg gar nicht mehr, und auch sonst scheint er in Vergessenheit zu geraten: Viele Texte über ihn sind bisher noch nicht erschienen, und übermorgen jährt sich sein Todestag.
Haben Sie Schuldgefühle?
Nein, nein, ich schlafe gut. Ich kannte Meienberg ja kaum. Aber wenn mich heute jemand fragen würde, wie man sich umbringt, würde ich ihm keine Tipps geben.
Wieso hat Meienberg ausgerechnet Sie um eine sichere Suizidmethode gefragt?
Das fragte ich mich auch. Wieso sich auf das Wort eines 25-jährigen Studenten und Nichtmediziners verlassen? Handkehrum richtet man eine solche Frage nicht an gute Freunde, weil diese sonst alarmiert wären. Ich nehme an, dass er anderweitig recherchiert hat und sich durch meine Methode bestätigt sah. Ich habe auch das Gefühl, dass sich Meienberg in den letzten Monaten seines Lebens auffällig oft mit jungen oder eben auch fremden Menschen umgeben hat. Vielleicht, weil sich einige seiner alten Freunde von ihm wegen seiner Ansicht zum Golfkrieg distanziert hatten.
Wieso haben Sie ihm die Auskunft gegeben?
Aus einer Mischung von Naivität, Dummheit und Gefallsucht heraus. Im Nachhinein ist mir das klar, auch, dass ich mir davon eine vertrautes Verhältnis mit ihm erhoffte.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie von seiner Suizidmethode hörten?
Ich erfuhr davon erst viele Jahre nach seinem Tod, als ich Marianne Fehrs Meienberg-Biografie las. Ich empfand die ganze Geschichte als surreal.
«Ich tötete Niklaus Meienberg» lautet der Titel Ihres Berichts. Das könnte man als Selbstinszenierung sehen.
Das wäre traurig, wenn ich mich 25 Jahre später mit einer solchen Geschichte profilieren müsste. Ich bin ja gar nicht im Journalismus tätig. Ausserdem dachte ich, dass der Artikel in einen Schwerpunkt eingebettet würde. Als Werber habe ich aber nichts gegen zugespitzte Titel. Und die ganze Geschichte ist ja auf bizarre Weise interessant.
Wieso haben Sie diese eigentlich in der «Weltwoche» geschrieben – die wäre heute nicht gerade Meienbergs Lieblingslektüre.
Wer weiss? Er wäre ja nicht der Einzige, der seither einen politischen Wandel durchgemacht hätte. Und er war bereits zu Lebzeiten nicht immer einig mit der Linken. Vielleicht wäre er heute noch unberechenbarer als damals. Doch das ist Spekulation. Fakt ist, dass Meienberg für die «Weltwoche» geschrieben hat. Die Platzierung meines Artikels ist dort sicherlich nicht ketzerisch.
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