Jetzt wächst die Sorge vor einem Handelskrieg
Der US-Präsident hat angekündigt, Strafzölle für Stahl- und Aluminiumimporte zu verhängen. Der Entscheid belastet Japans Börse.
Nach der Ankündigung von Strafzöllen auf Importe von Stahl und Aluminium durch US-Präsident Donald Trump wächst die Sorge vor einem Handelskrieg. Wie der Präsident am Donnerstag mitteilte, sollen die Strafzölle für Stahl bei 25 Prozent und für Aluminium bei zehn Prozent liegen.
Diese Ankündigung belastet Japans Börse. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index fiel im Vormittagshandel um 2,9 Prozent auf 21.101 Punkte. Der breiter gefasste Topix gab 2,2 Prozent auf 1701 Zähler nach. Insbesondere Aktien von Stahlfirmen, Aluminiumkonzernen und Autobauern standen auf den Verkaufszetteln der Händler.
An der US-Börse fiel der Leitindex Dow nach Trumps Ankündigung um 2,3 Prozent - aus Sorge vor einer höheren Inflation wegen Strafzöllen und möglichen Vergeltungsmassnahmen von Handelspartnern. Er schloss bei 24.610 Punkten mit 1,7 Prozent im Minus. Zu den Verlierern gehörten exportorientierte Unternehmen wie Boeing und General Motors sowie Technologiekonzerne wie Apple und Cisco Systems. Zu den Gewinnern gehörten die Firmen Century Aluminium und US Steel.
EU droht mit Vergeltung
Die EU kündigte eine «entschlossene» Reaktion an und drohte mit Vergeltungsmassnahmen. «Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie unsere Industrie durch unfaire Massnahmen getroffen wird, die Tausende europäische Arbeitsplätze gefährden», kündigte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Donnerstagabend in Brüssel an.
Die EU bedauere diesen US-Entscheid sehr. Die Kommission werde in den kommenden Tagen einen Vorschlag mit Gegenmassnahmen präsentieren, im Einklang mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO). Damit solle die Situation wieder ausgeglichen werden, sagte Juncker als Reaktion auf eine Ankündigung Trumps vom gleichen Tag.
Entscheid sei «inakzeptabel»
Eine scharfe Reaktion kam auch aus Kanada: Handelsminister François-Philippe Champagne nannte mögliche US-Strafzölle für Stahl oder Aluminium aus Kanada «inakzeptabel». Aussenministerin Chrystia Freeland betonte, Kanada kaufe mehr Stahl aus den USA als jedes andere Land der Welt.
Besorgt sind auch Brasilien und Mexiko: «Sollte sich das bestätigen, würde das einen Effekt auf die Exporte in beiden Sektoren haben», teilte die brasilianische Regierung am Donnerstag mit. «Die brasilianische Regierung schliesst nicht aus, ergänzende Massnahmen auf multilateraler oder bilateraler Ebene zu ergreifen.» Brasilien ist der zweitwichtigste Stahlimporteur in die USA.
Höhere Autopreise in den USA
Der mexikanische Verband der Stahlindustrie erklärte seinerseits, er erwarte sofortige Gegenmassnahmen, sollten die Vereinigten Staaten Stahlimporte aus Mexiko tatsächlich mit einem Zoll in Höhe von 25 Prozent belegen. Mexiko steht gemeinsam mir Russland an vierter Stelle der grössten Stahlimporteure in die USA. Allerdings exportieren die Vereinigten Staaten mehr Stahl nach Mexiko als umgekehrt.
Der japanische Autobauer Toyota hat inzwischen vor höheren Autopreisen in den USA gewarnt. Die Entscheidung werde die Autobauer, die Autozulieferbranche und die Verbraucher benachteiligen, teilte Toyota am Freitag mit. Durch die höheren Produktionskosten würden auch die Preise steigen. 90 Prozent des benötigten Stahls und Aluminiums für in den USA produzierte Fahrzeuge kämen allerdings auch aus dem Land, ergänzte der japanische Autobauer.
«USA unfair behandelt»
Die Stahl-Politik ist elementarer Teil der «America first»-Politik der Trump-Administration. Die Zölle sollen für «eine lange Zeitspanne» gelten. «Wir werden neue Jobs bekommen und pulsierende Unternehmen», sagte Trump. Zudem machte er auf Twitter noch einmal seine Meinung zum Thema deutlich. «Unsere Stahl- und Aluminiumbranche sowie viele andere wurden jahrzehntelang durch unfairen Handel und schlechte Politik mit vielen Ländern der Welt dezimiert», schrieb Trump.
Es gehe darum, die heimische Produktion vor ausländischer Billigkonkurrenz zu schützen, sagte Trump bei einem Treffen mit US-Branchenvertretern. Einzelheiten zu den Strafzöllen nannte Trump nicht. So blieb unklar, ob diese sich generell gegen sämtliche Stahl- und Aluminiumexporte richten oder bestimmte Handelspartner davon ausgenommen werden sollen.
US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte zu verhängen.
Besonders im Visier hat Trump China. Dieses überschwemmt aufgrund einer gigantischen Überproduktion an Stahl und Aluminium den Weltmarkt mit Billigexporten. Pauschale Strafzölle könnten aber auch Länder wie Deutschland treffen.
Drei Optionen
Handelsminister Wilbur Ross hatte dem Präsidenten zuvor einen Katalog mit drei Handlungsoptionen vorgelegt. Dieser sah vor, entweder Strafzölle für alle Länder einzuführen oder höhere Zölle für einige Länder.
Dritte Option wäre der Verzicht auf Zölle, stattdessen eine Quotenregelung gewesen. Ross war in seiner Untersuchung zu dem Ergebnis gekommen, dass das Thema Fragen der Nationalen Sicherheit berühre.
«Schlechte Deals»
Bei einer kurzfristig einberufenen Expertenrunde mit Stahl-Unternehmern sagte Trump am Donnerstag in Washington, die USA würden aus anderen Ländern mit massivem Dumping unter Druck gesetzt. «Es bringt unsere Unternehmen um.»
Die USA seien auch in diesem Bereich extrem unfair behandelt worden. Vertreter der Stahlindustrie äusserten sich in der Gesprächsrunde mit Trump angetan und begeistert von der Ankündigung Trumps.
«Ich mache den anderen Ländern keinen Vorwurf», sagte Trump. Sie hätten sich im Rahmen der beschlossenen Deals verhalten. «Wer diese Deals abgeschlossen hat, sollte sich schämen», sagte Trump an die Adresse früherer US-Regierungen.
SDA/oli
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