Jibril droht mit Rücktritt
Der Chef der libyschen Übergangsregierung hat die Gegner von Ghadhafi zu Geschlossenheit aufgerufen. Wenn ein Machtkampf unter den Rebellen ausbreche, trete er zurück, warnte er.
Der Chef der libyschen Übergangsregierung hat die Gegner des untergetauchten langjährigen Machthabers Muammar al-Ghadhafi zur Geschlossenheit aufgerufen. Der Kampf sei noch nicht vorüber, sagte Mahmoud Jibril in Tripolis. Es dürfe nicht zu politischen Machtkämpfen untereinander kommen, mahnte er. Jibril drohte bei seinem ersten Besuch in der Hauptstadt Tripolis seit dem Sturz Ghadhafis indirekt mit Rücktritt, sollten Grabenkämpfe unter den Gegern des untergetauchten Machthabers ausbrechen.
Ghadhafi hat Berichte über seine Flucht nach Niger dementiert. Seinen Gegnern bleibe «nichts mehr als psychologischer Krieg und Lügen», sagte er in der vom Fernsehsender Arrai übertragenen Tonbotschaft. Er zeigte sich erneut siegesgewiss. Am Dienstag hatte der Nationale Übergangsrat, das neue Machtgremium in Libyen, mitgeteilt, dass ein Konvoi die Grenze zu Niger überquert habe. Gemäss der nigrischen Regierung waren Ghadhafis Sicherheitschef Mansur Dau und ein hochrangiger Geheimdienstler darin.
Gefechte bei Bani Walid
Sowohl Niger als auch die USA erklärten, dass aber weder Ghadhafi noch einer seiner Söhne in das südliche Nachbarland eingereist seien. Zuletzt hatte Burkina Faso, ein anderer Nachbar von Niger, den Gaddafis Asyl angeboten.
Die Rebellen vermuten Ghadhafi und zwei seiner Söhne sowie Ghadhafi-Sprecher Mussa Ibrahim in der Wüstenstadt Bani Walid. «Das würde erklären, warum Bani Walid Widerstand leistet», sagte ein Verhandlungsführer der Übergangsregierung, Abdallah Kanschil.
Vor der Stadt verschärfte sich die Lage. Raketen schlugen im Aufmarschgebiet der Rebellen ein, berichtete ein BBC-Reporter. Verletzt wurde niemand. In der Nacht zuvor hatte es am Rande von Bani Walid ein stundenlanges Gefecht gegeben.
Die Rebellen haben die etwa 140 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis gelegene Stadt umzingelt. Der Übergangsrat räumte den Ghadhafi -Anhängern in Bani Walid, Sebha und Sirte bis Samstag Zeit ein, sich zu ergeben.
Die Verhandlungen über Bani Walid wurden am Donnerstag aber gemäss den Rebellen «ergebnislos beendet». Er warte auf Anweisungen für einen möglichen Einsatz, sagte Oberst Abdullah Abu Asara.
Gemäss Asara und Kanschil waren am Dienstag zu Verhandlungen entsandte Stammesälteste von Gaddafi-Kämpfern beschossen worden. Auch in Ghadhafis Heimatstadt Sirte am Mittelmeer stieg die Spannung. Nato-Kampfflugzeuge flogen dort gemäss Angaben aus London Angriffe auf frühere Regierungstruppen.
Mindestens 30'000 Tote
In dem über sechs Monate dauernden Bürgerkrieg starben nach Schätzungen des Übergangsrats mindestens 30'000 Menschen. 50'000 Menschen seien verletzt worden, sagte Gesundheitsminister Nadschi Barakat gegenüber Libya TV.
Es handle sich um vorläufige Zahlen, die sich auf Angaben von Spitälern, Gemeindevertretern und Rebellenführern stützten. Mindestens 4000 Menschen würden noch vermisst. In früheren Einschätzungen war von bis zu 50'000 Toten die Rede.
Grosse Zahl an Waffen
Sorge bereitete die Zahl von Waffen, die durch den Libyen- Konflikt verbreitet wurden. General Carter Ham, Chef des Afrika- Kommandos der US-Streitkräfte (AFRICOM), sagte in Algier, die USA und ihre Verbündeten seien der Ansicht, dass die Verantwortung für die Waffen beim Übergangsrat liege.
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