Joe Ackermann verlässt VR von Vekselberg-Firma
«Sie müssen raus», sagt Martin Naville. Der USA-Kenner warnt vor strafrechtlichen Folgen für Leute, die in Firmen sitzen, welche nun von Washington unter Druck geraten.

Der Druck der US-Regierung auf den russischen Oligarchen Viktor Vekselberg zeigt weiter Wirkung. Gestern gab Joe Ackermann seinen Rücktritt aus der Renova Management AG bekannt – und zwar auf den Zeitpunkt, als die USA Sanktionen gegen Vekselberg verhängten. Der frühere Starmanager aus dem sankt-gallischen Mels und Ex-Chef der Deutschen Bank sagte dies gegenüber der «NZZ online». Auch seine Kollegen hätten ihr Verwaltungsratsmandat bei Renova niedergelegt – darunter Ex-Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo und John M. Deutch, einst Chef des US-Geheimdienstes CIA.
Die Manager wollen verhindern, dass die US-Justiz auch sie ins Visier nimmt. «Sie müssen raus aus dem Verwaltungsrat, denn jede Tätigkeit, die sie jetzt im Gremium mittragen würden, könnte strafrechtliche Folgen haben», sagt Martin Naville von der Handelskammer Schweiz-Amerika. Im Verwaltungsrat von Renova sitzt derzeit wohl nur noch Viktor Vekselberg, wie anzunehmen ist. Weder der 61-jährige Oligarch noch sonst jemand aus seinem Beraterstab waren gestern für eine Stellungnahme erreichbar. Die Renova-Website ist seit Tagen ausser Betrieb.
Beim Winterthurer Sulzer-Konzern, in dem Renova Hauptaktionärin ist, bleibt die Situation weiterhin angespannt. Seit Montag wartet das Management auf eine Antwort aus den USA. Über das Wochenende arbeitete die Chefetage an einer Lösung, um von der US-Sanktionsliste wegzukommen. Diese trifft alle Firmen, an denen eine sanktionierte Person mindestens 50 Prozent hält. Sulzer hat sich deshalb mit Vekselberg geeinigt, 5?Millionen eigene Aktien von Renova zurückzukaufen. Durch die Transaktion reduziert Renova ihre Beteiligung an Sulzer von 63 auf 49 Prozent.
Aktienhandel eingeschränkt
Solange Sulzer nicht bestätigt bekommt, dass die Transaktion von den USA gebilligt wird, bleibt der Konzern für Anleger und Geschäftspartner unberechenbar. Entsprechend reagieren die Grossbanken UBS und CS. Sie haben den Handel mit Sulzer-Aktien gestoppt, wie Anleger und Händler von anderen am Börsenplatz Zürich tätiger Banken bestätigen. Die beiden Grossbanken äussern sich selber nicht zum Handelsstopp. Bei der UBS verweist eine Sprecherin auf eine Mitteilung der Bank zum Thema Sanktionen. Darin wird betont, dass man eine Vielzahl rechtlicher und regulatorischer Bestimmungen einzuhalten habe. Die UBS habe einen Standard definiert, «wonach mindestens die jeweils aktuell erlassenen Sanktionen der Schweiz, der UNO, der EU und der USA berücksichtigt und weltweit umgesetzt werden».
Beobachter werten dies als «Vorsichtsmassnahme», nachdem die beiden Banken in den letzten Jahren immer wieder von der US-Justiz gebüsst wurden. Bei anderen Banken können Anleger weiterhin Sulzer-Aktien kaufen und verkaufen – wenn auch mit Einschränkungen. Der Handel sei nur bestehenden Kunden vorbehalten, heisst es bei der Zürcher Kantonalbank.

Das Volumen an gehandelten Sulzer-Aktien war gestern trotzdem höher als an durchschnittlichen Tagen. Dabei hatten die Verkäufer Überhang: Der Titel raste gleich zu Handelsbeginn nach unten. Von 10 bis 16 Uhr ging dann praktisch nichts mehr, der Handel kam fast zum Stillstand, ehe es eine Stunde vor Handelsschluss zu weiteren Verkäufen kam. Der gestrige Tagesverlust der Sulzer-Aktie beträgt 8,5?Prozent, das Wochenminus summiert sich dadurch auf rund 24 Prozent.
Eingeschränkt bleiben auch Sulzers Geschäfte in den USA, wo man rund 2500 Mitarbeiter zählt und mit rund 700 Millionen Franken knapp ein Viertel des Jahresumsatzes erwirtschaftet. Die Dollarkonti von Sulzer bleiben blockiert, was Neugeschäfte betrifft. Nur was vor der Sanktionsbekanntgabe gestartet wurde, könne man ausführen, erklärt ein Sulzer-Sprecher. Die temporäre Blockade in den USA betrachte man als nicht weiter tragisch, sie sei aber äusserst mühsam. «Unsere Auftragslage ist gut. Erst wenn die Blockade weitere Wochen anhält, kann es zu Nachteilen im US-Geschäft kommen», wird beschwichtigt.
Drohender Umsatzverlust
Analysten befürchten, dass Sulzer auf Kosten der Konkurrenz Aufträge verlieren könnte, wenn die Sperre länger als eine Woche anhält. Der Hersteller von Pumpen für die Öl- und die Gasindustrie zählt deshalb dringend darauf, dass die USA in den nächsten Tagen grünes Licht für den Deal mit Vekselberg geben.
Amerika-Kenner Martin Naville ist zuversichtlich, dass Sulzer die Gefahr abwehren kann. «Die Firma hat nichts Falsches gemacht», sagt er. Sulzers Problem sei lediglich, dass es den falschen Mehrheitsaktionär habe. «Trump will Russland in die Schranken weisen und geht mit den Sanktionen gegen die Oligarchen vor», sagt Naville. Es gehe darum, Russland zu treffen. Kommt Sulzer zu Schaden, ist das für die USA ein Kollateralschaden.
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