Journalisten sterben im Granatenhagel in Homs
Raketen flogen heute auf ein Medienzentrum der Aufständischen in Homs: Bei dem Angriff syrischer Regierungstruppen starben auch zwei westliche Journalisten. «Es reicht», empört sich Frankreichs Präsident Sarkozy.
In der syrischen Protesthochburg Homs sind ein französischer Fotograf und eine US-Journalistin getötet worden. Bei den Toten handelt es sich um die US-Reporterin Marie Colvin und den 28-jährigen Rémi Ochlik, teilt der französische Kulturminister Frédéric Mitterrand heute in Paris mit. Ochlik war als freier Fotograf in Syrien, Colvin arbeitete für die britische «Sunday Times» (Artikel kostenpflichtig). Zudem wurde die französische Journalistin der Tageszeitung «Le Figaro», Edith Bouvier, nach Angaben ihres Arbeitgebers an den Beinen verletzt.
Oppositionsaktivisten berichteten, die Journalisten seien tödlich getroffen worden, als eine von der syrischen Armee abgefeuerte Granate in einem von der Protestbewegung eingerichteten Medienzentrum im Stadtteil Baba Amr einschlug. Drei oder vier weitere ausländische Journalisten seien verletzt worden, hiess es.
Sarkozy: «Es reicht»
Präsident Nicolas Sarkozy hatte zuvor bei der wöchentlichen Kabinettssitzung den Tod des französischen Fotografen in Homs bekannt gegeben. «Es reicht», sagte der französische Staatschef. Gemäss Sarkozy zeigt der Vorfall, dass das Regime in Damaskus «gehen muss».
Aussenminister Alain Juppé sprach von einem weiteren Beweis für die «inakzeptable Unterdrückung» in Syrien. Er forderte einen sicheren Zugang zur medizinischen Versorgung der Opfer in Homs, darunter die verletzte französische Journalistin.
Cameron: Gefährlicher Journalismus
Der britische Premierminister David Cameron würdigte Colvin als «talentiert und respektiert». Ihr Tod zeige die grossen Risiken, die Journalisten eingehen, um über die «schrecklichen Ereignisse» in Syrien zu berichten. Das britische Aussenministerium will Berichten zur Verletzung des Fotografen Paul Conroy nachgehen.
Für Rupert Murdoch, zu dessen Medienimperium die «Sunday Times» gehört, war Marie Colvin eine der besten Auslandskorrespondentinnen ihrer Generation, berichtet die «Sun».
Auge in Sri Lanka verloren
Marie Colvin hat den britischen Journalistenpreis in der Kategorie Auslandsberichterstattung laut der «Mail online» zweimal gewonnen für Berichte über die Konflikte in Jugoslawien, Iran, Sri Lanka und Zimbabwe. Die Vereinigung der Auslandsjournalisten verlieh ihr die Auszeichnung als Journalist des Jahres. Bekannt wurde Colvin auch für ihre Dokumentarfilme «Arafat» und ihr Porträt von Martha Gellhorn, die über den Spanischen Bürgerkrieg berichtet hatte.
Die markante Augenbinde trug Colvin, nachdem sie 2001 bei einem Angriff sri lankischer Regierungstruppen ein Auge durch einen Granatsplitter verloren hatte. Colvin hatte die Eliteuniversität Yale absolviert und war dreimal verheiratet.
Auch Ochlik ausgezeichnet
Fotograf Rémy Ochlik hatte erst vor wenigen Wochen eine Auszeichnung für seine Arbeit in Libyen im letzten Jahr erhalten. 2005 hatte er den Prix des Espoirs gewonnen.
Die syrischen Truppen haben nach Angaben von Aktivisten heute den Beschuss der Oppositionshochburg Homs verstärkt. Die Stadt steht seit Anfang Februar unter Dauerbeschuss der syrischen Armee. Mitte Januar war in Homs der französische Fernsehjournalist Gilles Jacquier getötet worden, als eine Granate nahe einer Gruppe von Journalisten einschlug.
AFP/rub
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch