Journalisten veröffentlichen Datenbank zu Panama Papers
Die Journalisten hinter den Panama Papers haben die Namen aller aufgeführten Firmen publik gemacht. Eine durchsuchbare Datenbank ging am Montagabend online.

Das Internationale Konsortium Investigativer Journalisten hat die Namen aller in den sogenannten Panama Papers aufgeführten Personen und Firmen im Internet veröffentlicht. Eine durchsuchbare Datenbank ging am Montagabend online, teilte das Konsortium mit. Der ins Netz gestellte Datensatz decke den wichtigsten Teil der 11,5 Millionen Unterlagen ab, die von der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca durchgesickert waren, teilte der ICIJ mit.
Er beinhalte die Namen von mehr als 200'000 Personen oder Unternehmen, die sich hinter den Offshore-Firmen verbergen. Die Firmen sind verstreut auf 21 Steuerparadiese von den britischen Jungferninseln über den US-Staat Nevada bis nach Hongkong. Deren Bankkonten, Telefonnummern und E-Mails wurden aber weggelassen.
34'000 Offshorefirmen aus der Schweiz
Ein Sechstel der Offshorefirmen und -stiftungen der Panama Papers, rund 34'000, wurden von der Schweiz aus betreut. Davon waren im Jahr 2015 nur noch gut 7'300 aktiv. Der Rest stammt teilweise aus einer Zeit, als es noch nicht einmal ein Geldwäschereigesetz gab.
«Das Problem ist nicht die Anzahl der Firmen oder Intermediäre aus der Schweiz», sagt Oliver Zihlmann, Leiter des Recherchedesk der «SonntagsZeitung», der mit seinem Team die Daten in den letzten Monaten analysierte. Es gäbe zahlreiche legale Gründe für solche Firmen. «Problematisch ist, dass ein grosser Teil der in der Datenbank genannten Anwälte und Treuhänder rechtlich keine Aufsichtspflichten in der Schweiz haben.»
Gebot der Transparenz
ICIJ-Chef Gerard Ryle begründete die Veröffentlichung mit dem Gebot der Transparenz. Und er erhofft sich auch weitere Enthüllungen mit Hilfe der Zivilgesellschaft, der der gewaltige Datensatz nun zur Verfügung stehe, wie er der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Das Datenmaterial war zunächst der «Süddeutschen Zeitung» zugespielt worden, die zur Aufarbeitung das Konsortium hinzuzog. Es stammt von der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca in Panama, die erklärt hatte, jemand sei in ihr Computersystem eingedrungen.
Die Dokumente werfen ein Schlaglicht auf die kreative Schaffung von Scheinfirmen, um letztlich Geld vor dem Fiskus des jeweiligen Landes zu verstecken. In Island führten sie Anfang April zum Rücktritt von Ministerpräsident Sigmundur David Gunnlaugsson.
Das Internationale Konsortium Investigativer Journalisten erklärte, man habe die Informationen im öffentlichen Interesse online gestellt. Es sei eine sorgfältige Veröffentlichung von grundsätzlicher gemeinsamer Information.
Ökonomen fordern Abschaffung von Steueroasen
Vor dem Londoner Antikorruptionsgipfel am Donnerstag forderten 300 international renommierte Wirtschaftswissenschaftler die Abschaffung von Steueroasen. Deren Vergünstigungen dienten nur den Reichen und vergrösserten Einkommensunterschiede, erklärten sie in einem von der britischen Hilfsorganisation Oxfam veröffentlichten Brief.
Zu den Unterzeichnern gehören der französische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty und Jeffrey Sachs vom Earth Institute der amerikanischen Columbia-Universität. Sie beziehen sich ausdrücklich auf Enthüllungen der Panama Papers, um ihren Punkt zu unterstreichen, dass es keine ökonomische Rechtfertigungen für Steueroasen und deren Geheimnisse gebe.
Arme Länder sind die grössten Verlierer
«Wie die Panama-Papers und andere Denkschriften enthüllt haben, befeuert die von Steueroasen gewährte Geheimhaltung die Korruption und untergräbt die Fähigkeit von Staaten, den ihnen zustehenden Anteil an Steuern einzunehmen», schreiben die Wissenschaftler. «Obwohl alle Länder von Steuervermeidung betroffen sind, sind die armen Länder im Verhältnis gesehen die grössten Verlierer, denen deswegen mindestens 170 Milliarden Dollar (150 Milliarden Euro) Steuereinnahmen verloren gehen.» Steueroasen nutzten nur Reichen und multinationalen Konzerne auf Kosten anderer; einen sinnvollen wirtschaftlichen Zweck erfüllten sie nicht.
An dem Antikorruptionsgipfel in London nehmen am Donnerstag Politiker aus 40 Staaten sowie Vertreter von Weltbank und Internationalem Währungsfonds teil.
SDA/bee
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