Medienvertreter festgehalten und angezeigtJournalistenverbände kritisieren Zürcher Stadtpolizei
An der 1. Mai-Demo wurden Journalisten mehrere Stunden eingekesselt und angezeigt. Journalistenverbände kritisieren nun Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart in einem offenen Brief.

Der Journalistenverband Impressum und der Zürcher Presseverein (ZPV) haben anlässlich des internationalen Tags der Pressefreiheit einen offenen Brief an die Stadtzürcher Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart (Grüne) geschickt. Darin kritisieren sie das Vorgehen der Polizei gegen Medienschaffende am 1. Mai.
Die Branchenvertreter seien «alarmiert» darüber, dass die Polizei ausgewiesene Journalistinnen und Journalisten bei der Berichterstattung behindert und Anzeige gegen sie erstattet hätten. «Der ZPV und Impressum fordern die zuständigen Behörden auf, diese Anzeigen mit sofortiger Wirkung zurückzuziehen», heisst es im Brief. Es sei die Aufgabe der Behörden, die Pressefreiheit zu schützen. Branchenvertreter hätten sich am Montag deshalb mit der Stadtzürcher Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart (Grüne) und Polizeikommandant Daniel Blumer zu einem freundlichen Gespräch getroffen.
Festgehalten trotz Presseausweis
Impressum und ZPV hoffen nun, dass bald konkrete Massnahmen folgten, um Ereignissen, wie sie am 1. Mai passierten, vorzubeugen. Ein Journalist hatte beispielsweise auf Twitter geschrieben, dass er trotz Presseausweis festgehalten und angezeigt worden sei. Im März hatte die Stadtpolizei zudem bei einer Frauen-Demo bereits einem Korrespondenten der Nachrichtenagentur Keystone-SDA eine Wegweisung erteilt, obwohl sich dieser als Journalist ausgewiesen hatte.
Generell nähmen Drohungen gegen Medienschaffende in der Schweiz zu, teilte Impressum mit. Das sei inakzeptabel. Sei die Medienfreiheit nicht gewährleistet, gehe der öffentliche Diskurs verloren und es gelte das Recht des Stärkeren.
Angesprochen auf die Ereignisse der 1. Mai-Demo sagte Sicherheitsvorsteherin Rykart am Sonntag gegenüber dieser Zeitung, sie wolle die Angelegenheit näher abklären lassen. «Selbstverständlich müssen Journalistinnen und Journalisten ihre Arbeit machen können.» In einem anderen Fall habe sie auch schon Journalistinnen und Journalisten zu einer Aussprache eingeladen.
SDA
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