Jubel über den Durchbruch im Kosovo-Konflikt
Das erste grosse Abkommen zwischen Serbien und dem Kosovo hat auf allen Seiten Freude, Jubel und Euphorie ausgelöst. Doch es bleiben viele Hindernisse. Die Übereinkunft ist noch längst nicht gesichert.

Brüssel, Belgrad und Pristina jubeln über das am Freitag erzielte Abkommen zwischen Serbien und dem Kosovo. Der Durchbruch werde helfen, den jahrzehntelangen Streit zwischen den Nachbarn endgültig einer Lösung näherzubringen. Aber es gibt in Serbien und im Kosovo noch viele Hindernisse, die weggeräumt werden müssen. Sonst kann dieses «historische Abkommen» schnell Geschichte werden.
Der Vertragstext mit 15 Punkten, deren Einzelheiten bisher sorgsam vor der Öffentlichkeit geheim gehalten wurden, ist am Freitag nur paraphiert worden. Bis zu diesem Montag müssen beide Seiten schriftlich ihr endgültiges Einverständnis erklären. Und auf diesem Weg liegen viele Minen, die das Projekt noch zerstören können.
Massendemonstrationen zu erwarten
In Serbien gibt es eine machtvolle nationalistische Opposition gegen das Abkommen, die von der einflussreichen Serbisch-Orthodoxen Kirche und dem ehemaligen Regierungschef Vojislav Kostunica angeführt wird. Selbst die grösste Regierungspartei SNS, bei der es sich um zu Demokraten und Europäern gewendete extreme Nationalisten handelt, steckt in dieser Frage in der Zerreissprobe.
Im Kosovo sieht es für den Verhandlungsführer und Regierungschef Hashim Thaci auch nicht besser aus. Er besitzt im Parlament keine eigene Mehrheit mehr. Und die Opposition – immerhin die zweit- und die drittstärkste Partei (LDK und Vetevendosje) – ist strikt gegen die Zugeständnisse, die Thaci den Serben eingeräumt hat. Sowohl in Belgrad als auch in Pristina sind Massendemonstrationen zu erwarten.
Kosovo-Serben sind dagegen
Dann sind da noch die Kosovo-Serben, um die es eigentlich bei diesem Brüsseler Deal geht. Sie haben am Freitag noch einmal klipp und klar gesagt, dass sie jedes Abkommen nicht nur boykottieren, sondern intensiv bekämpfen werden. Die Gemeinderatsabgeordneten zeigten einmütige Geschlossenheit in dieser Frage. Sie verlangten eine Volksabstimmung.
Dass die Kosovo-Serben zu Unruhestiftern erster Güte werden können, hatten sie bereits in den vergangenen Jahren bewiesen. Sie legten mit Strassenblockaden den gesamten Norden lahm, fackelten die Grenzstation Jarinje ab, setzten immer wieder die Polizisten der EU-Rechtsstaatsmission (Eulex) fest oder griffen die internationale Schutztruppe KFOR an. Es gab Tote und viele Verletzte auf beiden Seiten.
Die Durchsetzung der Brüsseler Vereinbarung hänge jetzt von «der Autorität der Regierungen ab», sagte der serbische Soziologe Dusan Janjic der Belgrader Nachrichtenagentur Beta.
Das Abkommen in den schönsten Farben darstellen
Dafür hat Serbien eindeutig die besseren Waffen. Denn schon bisher war es mehrmals gelungen, die Kosovo-Serben zum Einlenken zu bewegen, nachdem Belgrad mit der Einstellung seiner finanziellen Unterstützung von jährlich bis zu 300 Millionen Euro gedroht hatte.
Solche Druckmittel stehen Thaci nicht zur Verfügung. Er kann das Abkommen nur «verkaufen», indem er es in schönsten Farben darstellt. Sofort nach dem Verhandlungsende behauptete er denn auch schon mal, die Paraphierung bedeute die Anerkennung des Kosovos, «seiner Souveränität und territorialer Integrität». Wahrscheinlich ist das Gegenteil der Fall, weil die dortigen Serben doch Sonderrechte bekommen.
SDA/fko
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