Jubel und Molotow-Cocktails bei Ankunft des Papstes
Zehntausende Brasilianer bereiten Papst Franziskus einen hektischen Empfang. Daneben kam es auch zu heftigen Protesten. Grund: Die hohen Kosten für den Besuch des katholischen Oberhaupts.
Turbulente Ankunft am Zuckerhut: Vier Monate nach seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Weltkirche ist Papst Franziskus gestern in Brasilien von einer begeisterten Menge begrüsst worden. Am Abend demonstrierten Hunderte Personen gegen die zu hohen Kosten des Papst-Besuchs. Die Polizei setzte Tränengas ein, es gab mehrere Verletzte.
Zum Auftakt seines einwöchigen Besuches zum Weltjugendtag in Rio fuhr der 76-Jährige nach der Landung vom Flughafen demonstrativ in einem Kleinwagen ins Zentrum.
Hektischer Empfang
Das Auto wurde auf einer Fahrbahn mehrfach von Hunderten Menschen umringt, die dem Papst durch das heruntergekurbelte Autofenster Briefe und Geschenke auf die Rückbank warfen. Den Sicherheitskräften, die das Auto begleiteten, gelang es zeitweise nicht, die Papst-Fans auf Distanz zu halten. Es kam zu hektischen Szenen.
Zu dem katholischen Jugendtreffen mit Franziskus, das heute beginnt, werden rund 1,5 Millionen Pilger erwartet. Es endet am Sonntag mit einer grossen Messe weit vor den Toren Rios. Für den Argentinier Jorge Mario Bergoglio ist es die erste Auslandsreise in seinem Pontifikat.
Volksnaher Pontifex
Der Papst hatte sein Programm anders als zunächst geplant um die Fahrt durchs Zentrum der Sechs-Millionen-Stadt ergänzt. Nach den turbulenten Minuten stieg Franziskus an der Kathedrale in einen offenen Geländewagen um und fuhr durch die Innenstadt Rios.
Dabei wurde er von Zehntausenden Menschen begeistert empfangen. Viele reichten dem Pontifex ihre Kinder zum Segnen. Der Papst lächelte unentwegt und winkte den Menschen zu.
Treffen mit Rousseff
Nach der Fahrt durchs Zentrum flog Franziskus per Helikopter zum Palácio Guanabara, dem Sitz des Gouverneurs von Rio de Janeiro, wo er auch mit Staatschefin Dilma Rousseff zusammentraf, die ihn bereits am Flughafen begrüsst hatte.
«Ich habe weder Gold noch Silber, aber ich bringe das Wertvollste, das mir gegeben wurde: Jesus Christus!», sagte der Papst in einer Ansprache auf Portugiesisch.
Proteste nahe Gouverneurs-Sitz
Nach der Ansprache kam es in der Nähe des Gouverneurspalasts zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten. Dabei wurde aus der Menge ein Molotow-Cocktail geworfen, wie die Polizei mitteilte. Ein Beamter sei durch den Brandsatz verletzt worden.
Nach Angaben des Fernsehsenders Globo wurde ein Journalist durch einen Brandsatz verletzt. Die Polizei habe neben Tränengas und Wasserwerfern auch Gummigeschosse eingesetzt, hiess es. Die Polizei meldete fünf Festnahmen.
Bundget beträgt 50 Millionen Franken
Die Demonstranten protestierten gegen die Kosten des Papst-Besuchs und des Weltjugendtags, die mit umgerechnet 50 Millionen Franken angegeben werden. Schon im Juni waren Hunderttausende Brasilianer auf die Strassen gegangen, um gegen kostspielige Grossereignisse wie die Fussball-WM 2014 oder die Olympischen Spiele 2016 zu protestieren.
Die brasilianischen Behörden haben zum Papst-Besuch ein massives Polizei- und Militäraufgebot von insgesamt 30'000 Beamten mobilisiert.
sda/AFP/mw
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