Football-Star bei Überfall angeschossenJugendliche rauben aus Langeweile Autos
Gewaltsame Autodiebstähle nehmen in Washington stark zu. Am Sonntag wurde ein angehender Footballstar bei einem Carjacking niedergeschossen.

Laut Donald Trump sind die Vereinigten Staaten dabei, «in die Hölle zu gehen». Der frühere Präsident zeigt bei seinen Reden gern auf Washington, das unter Führung der Demokraten zu einem Sündenpfuhl werde. Nun hat die Hauptstadt wieder eine Anekdote geliefert, die Trump gelegen kommt. Am Sonntag wurde der Footballprofi Brian Robinson in einer beliebten Ausgehmeile durch zwei Schüsse niedergestreckt, als ihm zwei Jugendliche seinen Sportwagen rauben wollten, einen Dodge Charger Hellcat, der selbst der Hölle entstammt.
Die Verletzungen des 23-Jährigen stellten sich als nicht lebensgefährlich heraus. Robinson wurde ins Spital gebracht und erhielt noch am Sonntagabend Besuch vom Coach der Washington Commanders, die ihn eben erst als Offensivspieler engagiert hatten. Die mutmasslichen Täter wurden bisher nicht gefasst; die Polizei fahndet nach zwei jugendlichen Afroamerikanern, die T-Shirts mit gelben Smileys trugen.
Robinsons Schicksal ist kein Einzelfall. In Washington werden im Durchschnitt mehrere Autos pro Tag mit Gewalt geraubt, die meisten davon mit vorgehaltener Schusswaffe. Das Phänomen hat in vielen Städten des Landes stark zugenommen, doch stechen einige Polizeidistrikte der Hauptstadt heraus. Es sind vor allem jene, die mitten in der Gentrifizierung stecken. Dort cruisen teure Sportwagen an neuen Bars und Luxuswohntürmen vorbei. Doch Armut und Elend sind sicht- und spürbar nahe. In diesen Gegenden hat sich die Zahl der Autodiebstähle mit Waffengewalt im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt, nachdem sie schon im Vorjahr sprunghaft gestiegen war.
Die Raubwelle begann mit Covid
Der Beginn der Welle lässt sich genau verorten: April 2020, als die Covid-Ausgangssperre einsetzte. Einige Monate später gründete die Polizei ein Sondereinsatzkommando. Bisher hat sich die Lage aber nicht beruhigt, was damit zusammenhängen dürfte, dass laut Polizeistatistik maximal ein Viertel der Fälle geklärt wird. Die Täter, die gefasst werden, sind grösstenteils Jugendliche. Sie veröffentlichen auf sozialen Medien Videos ihrer Spritztouren, einige lachen selbst dann noch, wenn sie von der Polizei gejagt werden.
Fachleute sind sich einigermassen einig darin, wie dem Phänomen beizukommen wäre. Wegen Covid verloren die Jugendlichen Zugang zu sämtlichen Freizeitangeboten. Die stehen zwar inzwischen wieder zur Verfügung, doch sind dringend weitere Investitionen in Sozialarbeit nötig, damit Jugendliche eine Tagesstruktur haben und eine Zukunftsperspektive erhalten.
Allerdings ist diese Arbeit langwierig, die Probleme sind vor allem in jenen Vierteln immens, in denen benachteiligte Gruppen der Bevölkerung wohnen, jene mit brauner Haut, wie das in den USA heisst, also Afroamerikaner und Latinos. Fachleute berichten, dass sich die Traumata der jungen Menschen in ihrem Umfeld voller Gewalt, Drogen, Armut und Perspektivlosigkeit häufen.
Donald Trump hat dafür einen gewohnt simpel gestrickten Lösungsvorschlag zu bieten: Er will die Soldaten der Nationalgarde entsenden, um die Hölle aufzuräumen.
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