Jung, weiblich, rechts – und pleite
Frauke Petry führte die deutsche Protestpartei AFD zu einem Grosserfolg bei den Wahlen in Sachsen. Als Unternehmerin ist sie erst gerade gescheitert.

Sie war schon bisher die starke Frau der AFD. Die Sachsen-Wahl am Sonntag hat Frauke Petry noch stärker gemacht: Als Spitzenkandidatin führte die 39-Jährige die Alternative für Deutschland erstmals in ein Landesparlament, rund zehn Prozent erhielten die Newcomer.
Petry ist jung, weiblich, mediengewandt – und sticht damit hervor in einer Partei, die nicht ganz grundlos als Altherrenverein tituliert wird. Dass sie konservative Positionen vertritt, hat Petry im Wahlkampf klargemacht. Wie weit rechts sie steht, wird sie wohl bald als AFD-Fraktionschefin im Dresdner Landtag zeigen.
Drei-Kind-Familie als Normalfall
«Die AFD ist angekommen», rief Petry auf der Wahlparty in Dresden. «Sie ist in Deutschland angekommen.» Mit dem Rückenwind aus Sachsen werde die Partei auch in zwei Wochen bei den Wahlen in Thüringen und Brandenburg Erfolg haben.
Jubel bei der AFD nach der Bekanntgabe des Wahlresultats. (Quelle: Reuters)
Im Wahlkampf beschrieb Petry ihr Leitbild als eine «rechte demokratische Politik, so wie die CDU sie einmal vertreten hat». Dazu gehört für sie die Wiedereinführung von Kontrollen an Sachsens Grenzen zu Polen und Tschechien, der Einsatz von mehr Polizei gegen «Grenzkriminalität», eine schärfere Asylpolitik, eine Volksabstimmung über ein strengeres Abtreibungsrecht, mehr deutschsprachige Lieder im öffentlich-rechtlichen Rundfunk – und etwas, das Petry als «aktive Bevölkerungspolitik» bezeichnet: Die Drei-Kind-Familie solle Normalfall in Deutschland werden, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten.
Privatinsolvenz im Jahr 2013
Petry sieht sich als eine Art Sprachrohr des gesunden Menschenverstands: «Wir sind die Partei, die einfach viele Tabuthemen anspricht, die von den anderen Parteien aus Angst zu verschrecken nicht mehr thematisiert werden.» Den Vorwurf, die AFD sei eine Light-Variante der rechtsextremen NPD, sieht sie als Versuch, die Partei «mundtot» zu machen. «Wir sind nie rechtsextrem gewesen», beteuert Petry.
Im Sachsen-Wahlkampf wies Petry gerne darauf hin, dass in der DDR «nicht alles schlecht» gewesen sei – vor allem die ihrer Ansicht nach familienfreundliche DDR-Politik. Petry wurde 1975 in Dresden geboren, als Teenager kam sie in der Wendezeit mit ihrer Familie nach Westdeutschland, wo sie schnell Fuss fasste. Nach dem Abitur studierte sie als Stipendiatin in Göttingen und Grossbritannien Chemie, 2004 folgte die Promotion. Sie gründete ein Kunststoff-Unternehmen in Leipzig, bekam Unternehmenspreise und den Bundesverdienstorden.
Und sie lernte die Risiken des Wirtschaftslebens kennen. Vergangenes Jahr ging Petrys Firma pleite, es folgte die Privatinsolvenz – eine Pleite für die Spitzenkandidatin einer Partei, die sich ausgerechnet mit Parolen gegen angebliche Pleiteländer im Süden Europas profilierte. Im Wahlkampf war das eine Bürde, Petry musste einige Häme einstecken. Geschadet hat es ihr offenbar nicht.
Ruhe in der Partei
Bei der Alternative für Deutschland ist Petry von Anfang an dabei. Der Gründungsparteitag wählte sie im April 2013 zu einer der drei Bundessprecher, gemeinsam mit Bernd Lucke und Konrad Adam führt sie die Partei. Das Wort der zierlichen Frau hat in der AFD Gewicht: Als der Erfurter Parteitag im März wegen eines bösen Delegiertenstreits im Chaos zu versinken drohte, übernahm sie von der überforderten Parteitagsleitung die Regie und brachte Ruhe in die Halle.
AFP/ldc
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