African Fashion NightJunge Designer beleuchten die Geschichte Afrikas neu
Am Wochenende findet im Kunsthaus die African Fashion Night statt. Im Fokus stehen die Kollektionen afrikanischer Künstler, aber nicht nur.

«Black Joy». Also alles, was aus der schwarzen Kultur hervorgeht und inspiriert. Das soll an der African Fashion Night, die am Auffahrtswochenende im Vortragssaal des Kunsthauses stattfindet, gefeiert werden. Olivia James und Biola Mona organisieren den dreitägigen Anlass. Letztere ist vor zwei Jahren zum Organisationskomitee dazugestossen und sagt: «Statt über Missstände zu sprechen und negativ konnotierten Stereotypen zum afrikanischen Kontinent Raum zu geben, wollen wir den Fokus bei diesem Anlass auf das Schöne setzen, auf die Freude, die Dinge, die wir gut können und wo wir erfolgreich sind.»
Dazu gehört auch der Bereich Fashion. Seit 2019 lädt Gründerin Olivia James zweimal im Jahr Designtalente mit Wurzeln auf dem afrikanischen Kontinent nach Zürich ein. Sie sollen helfen, dessen vielseitige Geschichte neu zu beleuchten. Dies als eine Art «Rebranding», das besonders junge Designer vorantreiben.
Zum Beispiel Thebe Magugu aus Johannesburg. Er gewann 2019 den LVMH-Preis, mit dem die Luxusmarke Louis Vuitton junge Talente fördern will, und entwirft laut der Zürcherin «spektakuläre Kollektionen». Oder Tokyo James, den die beiden nur zu gern irgendwann auf ihrem Laufsteg sehen würden und den die Modezeitschrift «Vogue» Anfang Jahr im Backstage zu seiner diesjährigen Herbstkollektion befragt hat. James bezeichnete diese als eine Art «Code Switch», in der es darum geht, wie wir alle verschiedene Identitäten tragen, um mit verschiedenen Dingen in der Gesellschaft umzugehen. Und wie man mal stumm bleibt und mal die Dinge anspricht.
Weshalb Mode auch politisch ist
Biola Mona bestätigt, dass der Mode immer auch etwas Politisches anhaftet und viele gesellschaftliche Debatten an ihr abgehandelt werden: «Der Designer Masa Mara zum Beispiel, einer unserer zukünftigen Gäste, stammt aus Ruanda und verarbeitet traumatische Erlebnisse in seiner Kollektion mithilfe der Wahl von verschiedenen Mustern. Dies erkennt man nicht auf den ersten Blick, sondern erst dann, wenn man mehr über seine Geschichte weiss.»
Die meisten der gezeigten Stücke an der African Fashion Night repräsentieren mit ihren geraden Schnitten und einheitlichen, gedeckten Farben einen modernen Minimalismus. Und doch springen einem auf dem Laufsteg immer wieder auch traditionelle, bunt gemusterte Stoffe ins Auge. «Diese können durchaus modern interpretiert werden», weiss Mona. Tragen dürften die Stoffe im Übrigen alle, finden die beiden Organisatorinnen.
Von kultureller Aneignung möchten sie diesbezüglich nicht sprechen. Wenn eine Person, deren Herkunft nicht Afrika ist, Freude an den grosszügigen Mustern und intensiven Farben habe und diese auf eine respektvolle Art und Weise und auf Augenhöhe tragen wolle, sei das doch schön.
Überhaupt soll die African Fashion Night ein Schmelztiegel sein, der alle Menschen anspricht und in dem sich die Besucher und Besucherinnen wohl und willkommen fühlen. Dafür sorgen soll auch das Rahmenprogramm, das aus Musik, Tanz und einem kulinarischen Angebot aus diversen afrikanischen Ländern besteht.
Am Sonntag ist Familientag mit einem interaktiven Musiktheater, einer Show der Afrotanzgruppe «Café au Lait» und einem Malworkshop. Die Macherinnen wollen, dass auch Kinder und Jugendliche in verschiedene kulturelle Kunstformen eintauchen können und dass jenen aus der Afro-Community das Gefühl vermittelt wird, mit ihrer Hautfarbe für einmal nicht zur Minderheit zu gehören. «Bei der letzten Modenschau lief ein Mädchen mit einem Afro über den Laufsteg. Vorne angekommen, griff sie sich stolz in die Haare und lächelte ins Publikum. Dort sass ein Mädchen, das daraufhin ihre Mutter anstupste und sagte: ‹Schau mal, sie hat Haare wie ich. Du hattest recht, das sieht so schön aus!›», erzählt James und fügt hinzu: «Auch für solche Momente ist unser Anlass da.»
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