«Milzriss-Affäre» in der Rechtspartei Kalbitz boxt AfD-Nachfolger ins Krankenhaus – und tritt zurück
Erst war von einer «verunglückten Begrüssung» die Rede. Nun tritt Andreas Kalbitz als Fraktionsvorsitzender in Brandenburg zurück.

Anfang August ging es zwischen dem früheren AfD-Fraktionsschef und seinem Nachfolger noch einigermassen harmonisch zu. Mit Bratwurst und Bier eröffnete Andreas Kalbitz da mit dem neuen Brandenburger AfD-Fraktionschef Dennis Hohloch ein Wahlkreisbüro. Demonstranten waren da, die Polizei auch. Aber Hohloch und Kalbitz standen zur Eröffnung friedlich nebeneinander.
Wenige Tage später aber landete Hohloch im Krankenhaus. Schuld daran soll ein Faustschlag sein. Einer, den ihm ausgerechnet sein Vorgänger Kalbitz beigebracht haben soll. Nach Angaben aus Kreisen der AfD-Fraktion von Brandenburg soll Kalbitz seinen Vertreter am 10. August wenige Tage nach dem gemeinsamen Auftritt in einem Büro der Fraktion in Potsdam einen Faustschlag in den Bauch verpasst haben. Am nächsten Tag hatten Ärzte bei Hohloch in einem Berliner Krankenhaus einen Riss der Milz festgestellt.
Wie es zu dem Faustschlag kam, darüber gibt es sehr unterschiedliche Darstellungen. Kalbitz habe Hohloch krankenhausreif geschlagen, heisst es im Lager der Gegner von Kalbitz. Aus dessen Lager erklären Vertraute, es habe sich lediglich um eine verunglückte «Begrüssung» gehandelt. Die AfD-Fraktion im Landtag selbst trägt wenig zur Aufklärung bei. Die Fraktion könne sich zu den Vorgängen nicht äussern, sagt eine Sprecherin. «Da die Gerüchteküche brodelt und der Topf mittlerweile fast überkocht: Ja, ich liege aktuell noch im Krankenhaus mit einem Milzriss», schrieb Hohloch am Dienstag auf Twitter. Er verlinkte dabei auf einen Bericht, in dem von einem «unbeabsichtigt heftigen Begrüssungsboxschlag» die Rede ist.
Der Ausschluss droht
Für Kalbitz brechen damit in jedem Fall schwere Zeiten an. Denn nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat die Staatsanwaltschaft in Potsdam wegen der Berichte über den Faustschlag Ermittlungen gegen Kalbitz aufgenommen. Ein Sprecher der Behörde sagte am Vormittag, es gehe um den Anfangsverdacht der fahrlässigen Körperverletzung. Am Freitag verhandelt das Berliner Landgericht über seine Klage, mit der er gegen den Ausschluss aus der AfD vorgeht. Das AfD-Bundesschiedsgericht hatte seine Mitgliedschaft für ungültig erklärt, da Kalbitz beim Parteieintritt 2013 verschwiegen habe, dass er früher Mitglied der inzwischen verbotenen, rechtsextremen Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) gewesen sei. Die HDJ-Mitgliedschaft streitet Kalbitz ab. Der Verfassungsschutz ist dagegen überzeugt davon, dass Kalbitz' Familie dort Mitglied war.
Der 31-Jährige Lehrer Hohloch vertritt Andreas Kalbitz derzeit in Brandenburg als Fraktionschef der AfD. Kalbitz hatte erst angekündigt, das Amt in der Potsdamer Landtagsfraktion so lange ruhen zu lassen, wie er aus der Partei ausgeschlossen ist. Nun ist er wegen der «Milzriss-Affäre» auf seinen Entscheid zurückgekommen: Am Dienstagnachmittag trat er ganz vom Amt des Fraktonsvorsitzenden der AfD Brandenburg zurück. Das bestätigte der 47-Jährige dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Das Gerichtsverfahren zur Wiedererlangung seiner Mitgliedsrechte in der Partei werde er aber weiterverfolgen.
«Andreas, geh bitte»
In der AfD entbrannte am Dienstag heftiger Streit in Foren und über soziale Netzwerke, was den Vorfall und die Rolle von Kalbitz angeht: «Andreas, geh bitte», fordert Kai Laubach, Mitarbeiter der AfD-Fraktion auf Facebook: «Du hättest beinahe Dennis Hohloch fahrlässig getötet. Du verspottest ihn danach noch mir selbst gegenüber als zerbrechliches Weichei.» Zur schweren Verletzung kämen auch noch die Beleidigungen hinzu.
Die Vorwürfe gegen Kalbitz schwächen auch das Lager des inzwischen aufgelösten Flügels im seit Monaten laufenden parteiinternen Machtkampf. Co-Parteichef Jörg Meuthen hatte zuletzt die Trennung von Rechtsaussen wie Kalbitz forciert. Nun sagte der Berliner AfD-Fraktionschef Georg Pazderski: Er sei erleichtert, dass sich das Buch Kalbitz endgültig schliesse.
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