Kalifornien begründet Frauenquote mit Zahlen aus der Schweiz
Kalifornische Firmen brauchen neu mindestens eine Frau im Verwaltungsrat. Das Gesetz beruft sich auf eine Studie der Credit Suisse.

Kalifornien macht Schluss mit rein männlichen Verwaltungsräten. Der kalifornische Gouverneur Jerry Brown unterzeichnete am Sonntag ein entsprechendes Gesetz. Es verlangt von börsenkotierten, im US-Bundesstaat ansässigen Firmen, dass sie bis Ende 2019 mindestens einen Sitz im Verwaltungsrat an eine Frau vergeben. Bis Ende 2021 müssen in Gremien mit fünf Mitgliedern mindestens zwei Frauen sitzen, in solchen mit sechs und mehr mindestens drei. Wer die Anforderungen nicht erfüllt, muss mit Geldstrafen zwischen 100'000 und 300'000 Dollar rechnen.
Vom Gesetz betroffen sind laut der Nachrichtenagentur Bloomberg auch Tech-Giganten wie Facebook oder der Autobauer Tesla. Im Verwaltungsrat von Tesla sind aktuell zwei der neun Mitglieder Frauen, in jenem von Facebook sind es ebenfalls zwei von neun. Im Schnitt liegt der Frauenanteil in den Verwaltungsräten der grössten kalifornischen Firmen laut dem Gesetzestext bei 15,5 Prozent. 26 Prozent oder ein Viertel dieser Firmen haben keine einzige Verwaltungsrätin, nur 12 Prozent haben drei oder mehr. Sollte der Frauenanteil im selben Tempo zunehmen wie aktuell, würde es noch 40 bis 50 Jahre dauern, bis die Geschlechter ausgeglichen vertreten sind.
Höherer Frauenanteil zahlt sich aus
Die Schweiz schneidet im Vergleich dazu nicht viel besser ab. Laut dem aktuellen Schilling-Report sitzen in den Verwaltungsräten der grössten Schweizer Firmen nur 17 Prozent Frauen. Und auch hierzulande nimmt in 26 Prozent aller Verwaltungsräte überhaupt keine Frau Einsitz. Im Juni stimmte der Nationalrat knapp einer Gesetzesrevision zu, die festlegt, dass der Frauenanteil in Verwaltungsräten von grossen, börsenkotierten Konzernen mindestens 30 Prozent betragen muss. Bei Geschäftsleitungen liegt die Untergrenze bei 20 Prozent. Sanktionen sind aber keine vorgesehen.
Trotzdem spielen bei der Quote in Kalifornien auch Schweizer Zahlen eine Rolle. Im Gesetzestext werden die neuen Vorgaben mit Forschungsergebnissen begründet – unter anderem solche der Credit Suisse. Studien der Schweizer Grossbank hätten gezeigt, dass Firmen mit Frauen im Verwaltungsrat erfolgreicher seien, schreiben die Co-Autorinnen des Gesetzes.
Unternehmen mit weiblichen Verwaltungsrätinnen haben im Schnitt eine tiefere Verschuldung.
Die Bank untersucht in ihrem alle zwei Jahre erscheinenden Bericht «Progress in the Boardroom», welchen Einfluss Diversität in der Konzernführung auf die Geschäftszahlen hat. Tatsächlich konnte die CS so nachweisen, dass die Eigenkapitalrendite bei Firmen mit mindestens einer Frau im Verwaltungsrat im Schnitt 12,2 Prozent beträgt. Bei Firmen mit ausschliesslich männlich besetzten Gremien sind es 10,1 Prozent.
Seit der Finanzkrise 2008 war das Umsatzwachstum bei Firmen mit mehr als 50 Prozent Frauen im Management höher als beim Rest. Unternehmen mit weiblichen Verwaltungsrätinnen gehen laut den Studien ausserdem weniger Risiken ein und haben im Schnitt eine tiefere Verschuldung. Und: Wenn eine Frau an der Konzernspitze sitzt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch andere Schlüsselpositionen mit Frauen besetzt werden.
Weniger Startkapital trotz grösserem Erfolg
Eine neue Studie der Boston Consulting Group zeigt zudem, dass der Frauenanteil auch bei Start-ups einen Unterschied machen kann. Die Beratungsfirma verglich, wie viel Geld Investoren in von Männern und von Frauen gegründete Firmen stecken.
Das Resultat: Weibliche Jungunternehmerinnen bekommen im Schnitt deutlich weniger Startkapital als männliche – 935'000 im Vergleich zu 2,1 Millionen Dollar. Gleichzeitig sind die von Frauen gegründeten Firmen erfolgreicher: Sie erwirtschaften in den ersten fünf Jahren 10 Prozent mehr Gewinn. Und pro investierten Dollar generieren sie 78 Cent Gewinn – bei von Männern gegründeten Start-ups sind es 31 Cent.
Man müsste meinen, Geschlecht spiele bei Investitionen keine Rolle, schreiben die Studienautoren: «Investoren treffen kalkulierte Entscheidungen, die auf Geschäftsplänen und Prognosen basieren – oder basieren sollten.» Dass es trotzdem Unterschiede gebe, sei auf drei Faktoren zurückzuführen. Erstens würden Frauen härter angefasst und kritisiert, wenn sie ihre Geschäftsideen vor Investoren präsentieren. Zweitens seien viele männliche Investoren wenig empfänglich für Projekte von Frauen, die sich an andere Frauen richten. Und drittens seien Firmengründerinnen meist zurückhaltender bei Zukunftsprognosen und Erfolgsversprechen.
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