Prozess im Fall Chilli’sZürcher Ex-Polizist verurteilt
Er hat vertrauliche Daten an Prostituierte weitergegeben: Deshalb ist ein ehemaliger Sittenpolizist des Amtsmissbrauchs schuldig gesprochen worden.

Das Bezirksgericht Zürich hat am Mittwoch einen Ex-Stadtpolizisten zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt. Er hatte Prostituierten polizeiliche Informationen zugespielt und sie so etwa vor Kontrollen gewarnt. Als Gegenleistung gab es Restaurantbesuche.
Das Bezirksgericht bestrafte den 46-Jährigen wegen Amtsmissbrauchs, Verletzung des Amtsgeheimnisses, Begünstigung und Vorteilsannahme – alles mehrfach – mit einer bedingten Geldstrafe von 300 Tagessätzen zu je 170 Franken. Die Probezeit beträgt zwei Jahre.
Berufung angekündigt
Mit seinem Verhalten habe er das Vertrauen in die Polizei untergraben, sagte der Richter zum Beschuldigten. Ausgerechnet unter jenen Frauen, die er hätte kontrollieren sollen, habe er sich seine Sexualpartnerinnen ausgesucht.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der Anwalt des ehemaligen Sittenpolizisten kündigte noch im Gerichtsaal an, den Fall ans Obergericht weiterzuziehen.
Viel zu aufwändig ermittelt
Dass es «nur» eine bedingte Geldstrafe wurde, ist für den Staatsanwalt eine Niederlage. Er hatte eine bedingte Freiheitsstrafe von 15 Monaten gefordert, blitzte mit diesem Antrag aber ab. Nach Ansicht des Gerichts ist der Staatsanwalt hier ein Stück weit selber schuld. Das Strafverfahren habe viel zu lange gedauert und sei viel zu aufwändig geführt worden. Ein Teil der Vorwürfe sei deshalb auch schon verjährt. Dies falle zugunsten des Beschuldigten aus, sagte der Richter. Der 46-Jährige Ex-Polizist muss deshalb auch nur einen Teil der Gerichtskosten zahlen.
Der Schweizer wurde bereits 2013 verhaftet und sass daraufhin fast ein halbes Jahr in Untersuchungshaft. Der Mann arbeitet mittlerweile in der privaten Sicherheitsbranche.
Chilli's-Affäre bei der Sittenpolizei
Verhaftet wurde der Sittenpolizist im Zusammenhang mit der so genannten Chilli's-Affäre, welche 2013 die Zürcher Stadtpolizei erschütterte. Bei dieser Korruptionsaffäre wurden mehrere Sittenpolizisten verhaftet und in Untersuchungshaft genommen, weil sie Informationen an Milieu-Figuren weitergeleitet haben sollen.
Die Affäre verpuffte jedoch zu einem grossen Teil: In mehreren Fällen liessen sich die Vorwürfe nicht erhärten. Von elf Verfahren wurden sieben eingestellt.
Polizist hin oder her. Ein paar Nacktbilder und ein Abendessen beschäftigen unsere überlasteten Gerichte...