Test im Gefängnis Zürich-WestFreiwillig ins Gefängnis
Wie fühlt sich eine Untersuchungshaft an? Neben kantonalen Angestellten können sich im nächsten Frühling auch Freiwillige aus der Bevölkerung dafür melden.

Im kommenden Jahr wird das neue Gefängnis Zürich-West im Polizei- und Justizzentrum in Betrieb genommen. Damit alles reibungslos klappt, plant der Kanton im März 2022 einen ungewöhnlichen Testlauf, in dem der Gefängnisbetrieb möglichst realitätsnah simuliert werden soll. Das heisst: Freiwilligen werden alle persönlichen Gegenstände wie das Handy oder Bücher abgenommen, und sie kommen mit Fremden – ebenfalls Freiwilligen – in eine Gefängniszelle. «Nur auf die Leibesvisitation wird verzichtet», sagte Gefängnisleiter Marc Eiermann am Montag vor den Medien. Auch wird wohl ein Signalwort vereinbart werden, mit dem die Freiwilligen anzeigen können, dass der Versuch abgebrochen werden kann.
Ab dem 17. Januar 2022 können die Staatsanwaltschaft, die Kantonspolizei und der Justizvollzug ins neu gebaute PJZ einziehen. Nach dem ungewöhnlichen Test mit den Freiwilligen werden im April die ersten Festgenommenen ins Gefängnis Zürich-West gebracht, und im dritten Quartal 2022 nimmt der Kanton Zellen für die Untersuchungshaft in Betrieb.
Kanton sucht Mitarbeitende mit Gefängniserfahrung
Seit vergangenem Oktober sucht der Kanton 100 Mitarbeitende, die im neuen Gefängnis arbeiten sollen. 808 Bewerbungen sind dafür eingegangen. «Darauf waren wir nicht vorbereitet», sagte Eiermann. «Das hat uns riesig gefreut.» 37 Personen sind bereits angestellt worden und arbeiten seit bald drei Monaten in den verschiedenen schon bestehenden Gefängnissen im Kanton. In einer zweiten Bewerbungsphase sucht der Kanton noch weitere Angestellte, besonders Bedarf hat der Kanton noch nach Mitarbeitenden mit Gefängniserfahrung. Bisher hatten sich vor allem Quereinsteiger von Handwerkerinnen bis zu Sozialarbeitern beworben.
Modellversuch für bessere Untersuchungshaft
Um das Haftregime in der Untersuchungshaft zu verbessern, hat der Kanton Zürich auch auf nationaler Ebene einen Modellversuch angestossen. Die Idee dabei ist es, die Untersuchungshaft als Teil eines durchgehenden Prozesses zu verstehen und entsprechend auszugestalten – von der Festnahme über die Untersuchungshaft zum (vorzeitigen) Strafvollzug bis zur (bedingten) Entlassung mit allfälliger Bewährungshilfe. Dabei soll die Wiedereingliederung der Menschen schon von Anfang an eine grosse Rolle spielen.
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