«Kasachstan ist Teil der grossen russischen Welt»
Während Wladimir Putin Panzer in die Ukraine rollen lässt, lösen einige seiner Äusserungen eine Welle der Angst in Kasachstan aus. Dort habe es nie einen eigenen Staat gegeben, erklärt der Kreml-Chef Jugendlichen.

Bei seinem traditionellen Besuch des Sommerlagers der Jugendorganisation Naschi am Seliger-See nordwestlich von Moskau gab der russische Präsident Wladimir Putin tiefe Einblicke in sein Geschichtsverständnis. Dabei zog er am letzten Freitag im Fall der Ukraine erneut Parallelen zum Kampf gegen den Faschismus während des Zweiten Weltkriegs. Er äusserte sich aber auch zum südlichen Nachbarland Kasachstan.
Den patriotischen Jugendlichen, deren Organisation 2005 nach der Orangen Revolution in der Ukraine gegründet wurde und die sich unter anderem gegen solche «farbigen» Umwälzungen wendet, erklärte Putin gemäss der «Moscow Times»: «Kasachstan hatte nie eine eigene Staatlichkeit.» Der aktuelle Präsident Nursultan Nasarbajew habe den Staat Kasachstan auf einem Territorium kreiert, das nie einen Staat hatte. Dabei unterschlug er das Kasachen-Khanat, das vom 15. bis ins 19. Jahrhundert existierte, bevor es von Russland und dann der Sowjetunion übernommen wurde, wie die Zeitung ergänzte.
Grosse russische Minderheit
Die Äusserungen lösten in Kasachstan Ängste aus, sie könnten nach der Ukraine als Nächste dran sein. In dem 2,7 Millionen Quadratkilometer grossen Land an Russlands strategisch empfindlicher Südflanke leben nur etwas mehr als 17 Millionen Menschen. 23 Prozent davon sind ethnische Russen. Sie leben vor allem im Norden des Landes, entlang der Grenze zu Russland.
Präsident Putin gab sich zuversichtlich, dass eine Mehrheit der kasachischen Bevölkerung «für die Entwicklung der engen Beziehungen mit Russland» ist. «Kasachstan ist Teil der grossen russischen Welt», sagte Putin laut dem «Guardian». Diese russische Welt sei Teil der globalen Zivilisation in den Bereichen Industrie und Hochtechnologie. «Ich bin überzeugt, dass das mittel- und langfristig so sein wird.» Er lobte den kasachischen Präsidenten Nasarbajew als den umsichtigsten Führer im ex-sowjetischen Raum. «Er würde nie etwas gegen den Willen der Bevölkerung seines Landes tun», befand Putin.
Nasarbajew droht mit Austritt
Nasarbajew nahm die Äusserungen Putins ungnädig auf. Er drohte mit einem Austritt aus der Eurasischen Wirtschaftsunion, wenn diese die Unabhängigkeit seines Landes bedrohe. «Unsere Unabhängigkeit ist der kostbarste Schatz, für den unsere Grossväter gekämpft hatten», erklärte Nasarbajew. «Wir werden sie nie jemandem abtreten und werden unser Bestes tun, um sie zu verteidigen.»
Wladimir Putin hatte erklärt, Nasarbajew habe mit der Kreation Kasachstans «etwas Einzigartiges» getan. Politanalist Alexei Malaschenko vom Moskauer Carnegie-Zentrum glaubt, das könnte bedeuten, dass ein Staat, der dank einer Person entstanden ist, auch mit einer Person wieder verschwinden kann. Der 74-jährige Präsident, der seit 1990 Präsident Kasachstans ist, wird nicht mehr ewig regieren.
Sollte die Welt nach dem Ausscheiden Nasarbajews ein ähnliches Szenario erwarten wie in der Ukraine? Auf diese Frage eines Teilnehmers am Jugendlager am Seligersee bei Moskau, antwortete Putin laut der «Moscow Times», Nasarbajew «lebt und ist Gott sei Dank gesund. Er plant nicht, schon wegzugehen.»
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