Katar soll sich den Ausstieg bei PSG überlegen
Die Geldgeber der Pariser ärgern sich über den ausbleibenden Erfolg in Europa und fürchten einen Imageverlust. Ziehen die steinreichen Katarer nun weiter nach Italien?
Es ist viel Geld für dieses eine Ziel. Fast 1,2 Milliarden Euro, um zur Spitze Europas zu gehören, zu den Reals und Barças, zu den Juves und Bayerns. Doch die Bilanz ist mässig: einige Meisterschaften und Cupsiege, dazu viel Hohn der Fussballromantiker, die ihre Freude daran haben, dass es die Franzosen in der Champions League seit 1995 nie mehr weiter als in den Viertelfinal geschafft haben.
Im Sommer 2011 stieg die Qatar Sports Invest (QSI) bei PSG ein. Sie holte den Argentinier Javier Pastore für 42 Millionen Euro aus Palermo, sie kaufte ein Jahr später Thiago Silva, Zlatan Ibrahimovic (beide von Milan), Lucas Moura (São Paulo), Ezequiel Lavezzi (Napoli) und Marco Verratti (Pescara). Der Rest ist bekannt, zum Beispiel die Wahnsinnssummen für Kylian Mbappé und Neymar. Nur einmal seit der Übernahme gab PSG in einem Sommer weniger als 100 Millionen aus. Das war 2014, als die Uefa eine 60-Millionen-Busse aussprach, weil PSG gegen das Financial Fairplay verstossen hatte.
Sorgen um das Image
Dann shoppten die Scheichs munter weiter. Doch vielleicht, so schreibt es «Le Parisien», ist damit jetzt Schluss. Die Zeitung schreibt, dass ein mittelfristiger Ausstieg nicht mehr ausgeschlossen sei. Oder zumindest eine Reduzierung des finanziellen Engagements. Zum einen ginge es bei diesen Überlegungen natürlich um den ausbleibenden Erfolg, die Meisterschaften und Cupsiege sind in Frankreich nicht mehr von grossem Wert. Zum anderen soll sich QSI um das Image Katars sorgen.
Dieses leidet unter dem teils blamablen Abschneiden in der Champions League, gegen Barcelona führte man 2017 nach dem Hinspiel 4:0, gegen Manchester United in dieser Saison 2:0. Beide Male schied das Team danach aus. Es leidet aber auch an den Auftritten der Pariser Stars. Edinson Cavani und Neymar stritten sich schon um die Ausführung von Penaltys, der Brasilianer schlug kürzlich einen gegnerischen Fan ins Gesicht und auch Wunderknabe Kylian Mbappé ist nicht mehr nur der sympathische Teenager. Im verlorenen Cupfinal gegen Rennes holte er sich nach einem üblen Foul direkt Rot und muss nun drei Spiele zuschauen. Dass es PSG im Rahmen ihrer Transferoffensiven auch mit den Sympathieträgern David Beckham und Gianluigi Buffon versuchte, hilft dem bröckelnden Bild auch nicht weiter.
«Le Parisien» veröffentlichte kurz nach der Meldung ein Interview mit Nabil Ennasri. Der Politikwissenschaftler analysiert die Strategien des Emirats. Er berichtet, dass auch in Katar selbst wahrgenommen werde, dass der Club mittlerweile trotz seiner Stars fast kaum mehr als ernsthafte Konkurrenz um die Champions-League-Krone angesehen werde. Trotzdem sagt er: «Ein Rückzug von QSI vor 2022 ist nahezu unmöglich.»
Schaut sich Katar in Italien um?
2022, das ist das Jahr, in dem die nächste Fussballweltmeisterschaft stattfindet. In Katar. Ennasri ist der Meinung, dass das Land PSG brauche. Denn wenn der Club gewinne, steige das Interesse der Bevölkerung an dieser WM, und der Fussball würde in Katar mehr Glaubwürdigkeit erfahren. Ennasri sagt: «Der Fussball wird nach der Weltmeisterschaft weniger wichtig sein.»
Stimmt, was Ennasri sagt, hat PSG also noch einige Jahre Zeit, um die Ölmillionen in europäische Triumphe umzumünzen. Was dann kommt? «Katar versucht, Eier in verschiedene Körbe zu legen», sagt der Direktor des Katar-Observatoriums. PSG soll das Flaggschiff bleiben, doch das Land werde sich in Zukunft nicht nur auf die Franzosen beschränken.
Dem italienischen «Corriere dello Sport» zufolge sollen sich die Katarer überlegen, einen anderen Hauptstadtclub zu grossem Erfolg zu führen: die AS Roma. 400 Millionen Euro soll diese Investition kosten.
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