Keine Lust auf blutleere ZSC-Spiele
Seit einigen Tagen trainiert Serge Aubin den Schweizer Meister. Der 43-Jährige setzt auf eine Arbeits- und Spasskultur.

Er bittet in die Kommandozentrale, den Ort, wo schon erfolgreich Meisterpläne geschmiedet wurden. Serge Aubin sitzt im Trainerbüro der ZSC Lions, vor sich einen Laptop, auf dem er gerade eine Spielsequenz anschaute. Ihm gegenüber Assistenztrainer Craig Streu, auf dem dritten Platz Goalietrainer Stefan Siegfried.
Am Freitag bat Aubin sein Team zum ersten gemeinsamen Eistraining. Zufrieden sei er mit den ersten Einheiten, sagt er vier Tage später und lächelt dabei entspannt: «Die Spieler sind hungrig und froh, dass es wieder losgeht. Der Fokus ist da, ich merke, sie wollen arbeiten.»
Im Mai und Juni hat der ehemalige Meistertrainer der Vienna Capitals zusammen mit seinem Staff und Sportchef Sven Leuenberger die Trainingsphasen vorbereitet. Die vergangene Saison mit dem positiven Ende und der negativen ersten Phase war dabei praktisch kein Thema mehr und soll es auch nicht mehr werden: «Was immer letztes Jahr passierte, ist ausserhalb meiner Kontrolle und hat keinerlei Einfluss darauf, was morgen geschieht. Es ist ein neuer Start.»
Das Maximum aus dem Potenzial herausholen
Er lebe sehr stark im Moment, sagt Aubin, und das wirke sich auch auf seine Art der Spielerführung aus. Was in einigen Monaten sein werde, kümmere ihn nicht prioritär: «Natürlich habe ich einen langfristigen Plan, aber ich nehme einen Tag nach dem anderen. Ich bin nicht ein Coach, der hofft, dass unser Spiel erst an Weihnachten funktioniert.»
Es ist nicht als Seitenhieb an das schwedische Duo Wallson/Johansson gemeint, das im letzten Jahr nach der Bescherung den Posten für Hans Kossmann freimachen musste, aber die ZSC-Supporter werden die Aussage gerne zur Kenntnis nehmen. Ein weiterer blutleerer Herbst und Winter, und der zuletzt zurückgeholte Goodwill wäre wieder verspielt.
Aubin gilt als Coach, der seine Ideen bei Bedarf mit Nachdruck vertritt. Dabei steht eine Maxime über allem: «Ich erwarte von mir und dem Team, dass wir das Maximum aus unserem Potenzial herausholen. Konstanz ist wichtig, wir müssen jedenTag alles geben und versuchen, besser zu werden.»
Verheissungsvoller Mix
Was selbstverständlich sein sollte, ist es nicht. Gerade bei so talentierten Teams wie den ZSC Lions und dem Modus mit 50 Qualifikationsrunden besteht die Gefahr des Schlendrians. Aubin weiss um die Herausforderung: «Es liegt im Wesen des Menschen, dass er sich manchmal entspannt. Unser Job ist es, den Spielern aufzuzeigen, wie schmal der Grat zwischen Erfolg und Misserfolg ist.»
Zumindest auf dem Papier sind die ZSC Lions der Ausgabe 2018/2019 noch besser als die der vergangenen Saison. Den Club verlassen haben nur Ergänzungsspieler, mit Denis Hollenstein, Maxim Noreau, Simon Bodenmann und Roman Cervenka kamen dafür vier Hochkaräter nach Zürich-Nord. Zusammen mit dem bestehenden Kader sorgen sie für einen verheissungsvollen Mix. «Wir haben Grösse, Talent, läuferische Fähigkeiten», sagt Aubin. Und er plant, diese Stärken auch zu fördern: «Wir wollen ziemlich strukturiert spielen, die Einzelnen sollen aber innerhalb dieses Konzepts ihre Stärken voll ausspielen können. Schliesslich wollen wir Spass haben. Und Spass hat man, wenn man gewinnt.»
Blindenbacher wieder im Teamtraining
Der Druck auf Aubin wird deutlich grösser sein als in Wien, im Falle einer Misserfolgsserie würde schnell Kritik aufkommen. Er sieht die Ausgangslage aber entspannt: «Druck ist es für mich dann, wenn ich das Essen für die Kids auf den Tisch bringen muss. Hier haben wir eher eine unglaubliche Chance, wieder etwas Spezielles zu kreieren.»
Positiv sieht es bei Severin Blindenbacher aus. Der Verteidiger-Routinier, der fast die ganze vergangene Saison wegen der Folgen von Gehirnerschütterungen verpasste, hat das Teamtraining wieder aufgenommen. «Es geht sehr gut, er kann alles mitmachen», sagt Aubin. Mehr Geduld ist bei Robert Nilsson gefragt, und diese Geduld will Aubin unbedingt aufbringen: «Alles, was mit Hirnerschütterungen zusammenhängt, ist ganz heikel. Robert ist bei unserem Ärzteteam bestens aufgehoben, mein Job beginnt dann wieder, wenn er grünes Licht erhält.»
Knapp fünf Wochen bleiben bis zum Meisterschaftsstart mit dem Heimspiel gegen Bern. In neun Testpartien kann Aubin seine Spieler vorher besser kennen lernen, zum ersten Mal am Freitag mit dem traditionellen organisationsinternen Aufgalopp gegen GCK.
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