Keine Lust auf Integration
Ein Viertel aller jungen, ausländischen Muslime in Deutschland sind einer Studie zufolge gewaltbereit und nicht integrationswillig. Der deutsche Innenminister warnt, andere Parteien stellen den Bericht in Frage.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hat sich besorgt über Erkenntnisse seines Ministeriums geäussert, wonach sich viele in Deutschland lebende, nichtdeutsche Muslime einer Integration verweigern. «Deutschland achtet die Herkunft und kulturelle Identität seiner Zuwanderer. Aber wir akzeptieren nicht den Import autoritärer, antidemokratischer und religiös-fanatischer Ansichten», sagte Friedrich der «Bild»-Zeitung vom Donnerstag.
Wer Freiheit und Demokratie bekämpfe, «wird hier keine Zukunft haben». Friedrich reagierte damit auf eine am Mittwoch bekannt gewordene Studie seines Ministeriums zu jungen Muslimen in Deutschland. Darin heisst es laut «Bild», dass 24 Prozent der befragten nichtdeutschen Muslime im Alter zwischen 14 und 32 Jahren als «streng Religiöse mit starken Abneigungen gegenüber dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz und ohne Integrationstendenz» bezeichnet werden müssen.
Bei den für die Studie befragten jungen deutschen Muslimen macht der Anteil derer, die streng religiös sind, den Westen ablehnen und ideologisch fundierte «Gewalt als Mittel zur Verteidigung gegen die Bedrohung durch den Westen» akzeptieren, demnach 15 Prozent aus. Von dieser Gruppe sprach sich eine deutliche Mehrheit von 78 Prozent für eine Integration in die Mehrheitsgesellschaft aus; von den befragten nichtdeutschen Muslimen äusserten nur 52 Prozent diese Ansicht. Als mögliche Ursache dieser Integrationsskepsis nennt die Studie das Erleben «gruppenbezogener Diskriminierung» in Deutschland.
Kritik aus der FDP
Als mögliche Ursachen für diese Radikalisierungstendenzen nennt die Studie vor allem das Ausmass der «traditionellen Religiosität» in einigen Zuwandererfamilien, die prägende Wirkung «autoritärer Einstellungen», die Orientierung vieler Muslime an «Macht» und «Erfolg» sowie die Wahrnehmung beziehungsweise das Erleben von «gruppenbezogener Diskriminierung» in Deutschland.
Die Untersuchung erfolgte demnach in der Zeit von Februar 2009 bis Juni 2011 im Auftrag des Bundesinnenministeriums. Kritik an der Studie kam aus der FDP. «Ich muss mich schon wundern, dass das Bundesinnenministerium erneut Steuergelder darauf verwendet, eine Studie zu finanzieren, die Schlagzeilen produziert, aber keinerlei Erkenntnisse», sagte der FDP-Integrationsexperte Serkan Tören der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Auch gehe es bei jungen Gewalttätern um «soziale Fragen und nicht um religiöse». Das religiöse Bekenntnis sei vielfach «eine leere Hülle», die auch mit «Provokation und kultureller Abgrenzung» zu tun habe.
dapd/jak
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