Keine Pelze mehr in den Secondhand-Kleiderläden von Caritas Zürich und Winterthur Kein Pelz mehr in den Caritas-Geschäften
Die Caritas-Secondhand-Kleiderläden in Zürich und Winterthur verkaufen keine Pelzkleider mehr. Abgegebene Mäntel, Mützen und Schals kommen bedürftigen Nomaden in der Mongolei zugute.
Von Carmen Roshard Zürich/Winterthur – Szenen einer Videodokumentation auf einer Pelztierfarm in China: Füchsen, Wild- und Marderhunden wird mit einem Knüppel auf den Kopf geschlagen, ihre Körper mit Schwung auf den Boden geknallt. Später hängen die Tiere an einem Pfosten mit aufgeschlitztem Unterbauch und Hinterbeinen. Die meisten Tiere sind nur betäubt vom Schlag und erlangen das Bewusstsein wieder, während oder nachdem ihnen der Pelz abgezogen wurde. Dennoch: Nach wie vor dürfen Pelze von Tieren, die unter erbärmlichen Bedingungen gehalten und getötet wurden, in die Schweiz importiert werden. Das hat der Ständerat im März entschieden. «Wenn ich solche Filmaufnahmen sehe, wird mir schlecht», sagt Verena Hess, Leiterin der Caritas-Secondhand-Kleiderläden an der Birmensdorferstrasse in Wiedikon. «Vor allem Secondhand-Kleiderläden müssen sich vom Pelzverkauf distanzieren, denn dort landen all die Kleider, wenn einen das schlechte Gewissen plagt.» Pelze werden entsorgt Vom Pelzverkauf distanziert haben sich ab sofort alle sieben Zürcher Caritas-Secondhand-Kleiderläden sowie die Filiale in Winterthur. Fortan sind alle pelzfrei – «aus ethischen und moralischen Gründen», sagt Verena Hess. Mützen, Handschuhe und Schals aus Pelz oder Kleider mit Echtpelzbordüren werfen Ladenleiterin Hess und ihre Crew kurzerhand in den Müllsack. Die abgegebenen Pelzmäntel hingegen sammelt Caritas Zürich und übergibt sie dem Schweizer Tierschutz (STS). Dieser verschickt sie in die Mongolei, wo sie bedürftigen Hirten in entlegenen Provinzen helfen, die bis zu minus 50 Grad kalten Wintertage warm eingepackt zu überstehen. Auch dieses Jahr sammelt der STS wieder Pelzmäntel. Damit bietet er Leuten wiederum Gelegenheit, sich von ihren Pelzen zu trennen und gleichzeitig etwas Gutes zu tun. Damit die Mäntel nicht wieder auf dem Markt landen, werden sie in der mongolischen Hauptstadt Ulan-Bator in kleine Streifen geschnitten, diese nähen die Hirten als Innenfutter in ihre Wintermäntel, die Deels. Bei einer früheren Aktion des STS kamen in Schweizer Städten 1500 Mäntel zusammen. Lieber nackt als im Pelz Proteste gegen das Pelztragen haben jüngst weniger Aufmerksamkeit auf sich gezogen als in den Neunzigerjahren, als Schauspielerinnen wie Pamela Anderson mit dem Slogan «Lieber nackt als im Pelz» für grosse Resonanz sorgten. Diese Zeiten sind vorbei. Dokufilmer Mark Rissi, der seit Jahren Tierquälereien an den Pranger stellt, erklärt es sich so: «Während der vergangenen Jahre führte die internationale Pelzindustrie eine gross angelegte Kampagne, um das moralische Stigma des Pelztragens zu beseitigen.» Oft könne nur noch der Fachmann Echt von Falsch unterscheiden: «Es wird raffiniert getarnt, gefärbt, geschoren und gewoben, und verschiedene Fellarten werden kombiniert.» Freche Farben und Bordüren auf Jacken sowie Pelzstreifen auf Accessoires brachten laut STS den Pelz wieder zurück auf die Strasse. Doch niemand wisse mehr, ob für seinen Kragenbesatz oder die Bordüre seiner Jacke eine Kombination aus verschiedenen Tierfellen made in China verarbeitet wurde. «Gerade diese kleinen Pelzstücke sind bedenklich», sagt Caritas-Ladenleiterin Verena Hess. Denn sie seien einfacher zu beschaffen und billiger zu produzieren als intakte Felle.Für Thomas Aus der Au, Zürcher Kürschner und Vizepräsident des Schweizer Pelzfachverbandes (Swiss Fur), ist klar: «Wer ein schönes Fell will, muss seine Tiere gut halten.» Mehr als 99 Prozent der Tierfarmen in Europa würden sich an die Vorgaben des Tierschutzes halten, denn auch in Dänemark und Finnland, wo zwei Drittel der Pelze herkommen, gebe es Tierschutzgesetze. «China ist eine andere Geschichte, dazu kann ich nichts sagen, weil ich nie da war», sagt Aus der Au. Ganz anders präsentiert sich die Faktenlage für Tierschützer Rissi. «Es gibt kein Pelzkleidungsstück, das auf tierfreundliche Weise produziert wird – weder in Skandinavien noch in China.» Und genau deshalb haben sich Caritas Zürich und Winterthur entschlossen, keine Pelze mehr zu verkaufen. Der Schweizer Tierschutz schickt Pelze in die Mongolei. Dort werden sie zu Jackenfutter für Hirten verarbeitet. Foto: PD
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