Kim Jong-uns Cheerleader-Armee
Sie sind jung, laut und regimetreu: Die «Armee der Schönen» sorgt in den Olympia-Stadien für skurrile Momente. Dahinter steckt eine Imagekampagne Nordkoreas.
Wenn sie kommen, schaut jeder. Sie, das sind 229 junge Frauen aus Nordkorea. Manche sind noch Teenager, ein paar schon älter als 20 Jahre. Alle sind sie aber vor allem: schön. «Die Armee der Schönen» werden die von Kim Jong-un entsendeten weiblichen Fans deshalb genannt.
Es ist jedoch nicht nur ihr Äusseres, das ihnen diese Aufmerksamkeit beschert. Es ist ihr Auftritt als solches, ihr gedrilltes Gebaren. Stets präsent. Immer motiviert. Die Fassade, sie bricht nie. Schliesslich ist das ihr Auftrag: Sie sollen in den Olympia-Stadien ein konsistentes Bild abgeben. Ihr Land in ein gutes Licht rücken. Eine staatlich orchestrierte Imagekampagne.
Die nordkoreanischen Frauen klatschen minutenlang im Takt. Video: Tamedia/Twitter/@ThomasSchuurman
Als die Frauen vergangenen Mittwoch mit Bussen in Südkorea ankamen, marschierten sie erst einmal in Reih und Glied über die Olympia-Anlage. Sie winkten Schaulustigen zu, lächelten in Kameras, wirkten offen und fassbar. Die Nordkoreanerinnen gehören offiziell zur olympischen Delegation ihres Landes. Diese zählt insgesamt 280 Mitglieder. Davon sind lediglich 22 Sportler.
Einstudierte Choreografien und Lieder
Wie skurril die Auftritte der 229 Frauen sind, erlebten auch die Schweizer Eishockeyanerinnen in ihrem Spiel gegen das vereinte Korea. Während des Spiels sass die «Armee der Schönen» auf den Rängen. Alle identisch gekleidet. Ihr Team unterstützten sie ununterbrochen. Mal performten sie einstudierte Choreografien. Mal sangen sie ganze Lieder. Mal verwandelten sie ihren Sektor in ein Fahnenmeer.
Wie und wann sie jubelten, machten sie nicht vom Geschehen auf dem Eis abhängig. Sie sangen und klatschten einfach. Selbst dann, als ihr Team bereits aussichtslos zurücklag. «Wie jeder Angriffsversuch bejubelt wurde, war am Anfang schon speziell», sagte denn auch die Schweizer Eishockeyspielerin Lara Stalder.
This is one of the wildest things I have ever witnessed with my own two eyes!! A North Korean cheer sqaud at the Olympics ???????????? pic.twitter.com/ijJysVGLXf— Matt Stopera (@mattstopera) 10. Februar 2018
Die Nordkoreanerinnen haben in Sachen Choreografie einiges auf Lager. Quelle: Twitter/@mattstopera
Einen weiteren Auftritt hatten die Nordkoreanerinnen auch beim Eisschnelllaufen. Erst feierten sie ihren Landsmann Choe Un Song. Als im nächsten Wettbewerb nur ein Südkoreaner im Einsatz war, schwenkten sie plötzlich koreanische Vereinigungsflaggen und skandierten den Namen des Südkoreaners.
Die 229 Frauen sind aber nicht nur Fans, sondern haben auch selber welche. Es sind vorwiegend Männer aus Südkorea und Japan. In vielen anderen Ländern reagiert man bei ihren Darbietungen aber vor allem irritiert. Ihre synchronen Auftritte, ihre Unbeirrbarkeit – all das wirkt künstlich. Wie schon bei früheren Gastspielen in Südkorea oder China.
Nicht jeder kann Unterstützerin werden
Es heisst, es sei nicht einfach, einen Platz in der «Armee der Schönen» zu erhalten. Es soll klare Kriterien geben, wie die Frauen ausgewählt werden. Es wird nicht nur Jugendlichkeit und Schönheit vorausgesetzt. Die Frauen müssen auch über 1.60 Meter gross und regimetreu sein. Selbst die Familiengeschichte wird geprüft. Offenbar sei auch mal Kim Jong-uns Ehefrau Teil dieser nordkoreanischen Cheerleader-Armee gewesen. Im Fokus werden die 229 Frauen mit Sicherheit noch mehrmals während dieser Winterspiele stehen. Ob sie es schaffen, das Image ihres Landes zumindest ein wenig aufzubessern, muss aber stark angezweifelt werden.
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