«Kim will zeigen, dass er nicht der fürchterliche Kriegstreiber ist»
Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un hat überraschend Militärchef Ri Yong-ho seines Amtes enthoben. Sicherheitsexperte Markus Tidten über den Generationenwechsel in Nordkorea – und Kims Charmeoffensive.
Militärchef Ri Yong-ho wurde seines Amtes enthoben. Wird die Welt gerade Zeuge eines Generationenwechsels in Nordkoreas Führungsgilde?
Das ist eine mögliche Interpretation, die sicherlich gerechtfertigt ist. Man muss aber in Betracht ziehen, dass wir eigentlich schon seit Antritt des sogenannten neuen jungen Führers Kim Jong-un punktuelle Charmeoffensiven feststellen. Man versucht dem Ausland zu zeigen, dass man um Gottes willen nicht dieser fürchterliche Kriegstreiber ist. Man braucht aber auch Investitionen und internationale Beziehungen. Mir scheint, dass Kim Jong-un bestrebt ist, den Fokus, welcher bisher auf dem Militär war, auf die Kommunistische Partei umzuschwenken. Das militärische Moment im Regime soll zurückgedrängt werden. Es ist nicht ein reiner Generationenwechsel, sondern die Feststellung, dass man mit den militärischen Provokationsmöglichkeiten eine Grenze erreicht hat. Unter Kim Jong-il war die Armee der wichtige Faktor. Das will man zurückfahren, um den Einfluss der Arbeiterpartei in den Vordergrund zu heben.