Kims Mudusan-Rakete könnte 4000 Kilometer weit fliegen
Südkorea bestätigt Geheimdienstberichte, wonach Nordkorea mindestens eine Mittelstreckenrakete mit dem Zug an die Ostküste transportiert habe. Ein erneuter Test steht offenbar kurz bevor. Die wichtigsten Fakten.

Nordkorea steht nach Einschätzungen aus Seoul kurz vor einem weiteren Raketentest. Dabei könnte ein Geschoss vom Typ Mudusan gezündet werden. Ein brisanter Test angesichts der zurzeit angespannten Lage zwischen den beiden Nachbarstaaten. Dass Diktator Kim Jong-un erneut seine Muskeln spielen lassen will, wirft Fragen auf. Die wichtigsten Antworten:
Was deutet auf einen bevorstehenden Test hin?
Das südkoreanische Verteidigungsministerium hat Geheimdienstberichte bestätigt, wonach Nordkorea mindestens eine Mittelstreckenrakete mit dem Zug an die Ostküste des Landes transportiert habe. Die Rakete wurde demnach bereits auf eine mobile Abschussvorrichtung montiert. Südkoreanische Medien berichteten, dass zwei Raketen an die Küste gebracht wurden.
Um was für Raketen handelt es sich?
Dazu äusserte sich das südkoreanische Verteidigungsministerium nicht genau. Es sprach lediglich von einer Mittelstreckenrakete mit «erheblicher Reichweite». Südkoreanische Medien berichteten unter Berufung auf Militär- und Regierungsvertreter, es handele sich um Raketen des Typs Mudusan.
Was ist über die Mudusan-Rakete bekannt?
Dieser Raketentyp wurde erstmals im Oktober 2010 bei einer Militärparade in Pyongyang präsentiert. Die Sicherheitsberatungsfirma IHS Jane's ist der Ansicht, dass es sich um eine Mittelstreckenrakete mit einem einzelnen Sprengkopf handelt, die auf der Strasse transportiert werden kann und mit flüssigem Treibstoff betrieben wird. Sie basiere auf der russischen R-27 und nutze auch Technik von Raketen des Typs Scud.
Welche Reichweite und Tragfähigkeit hat die Rakete?
Den Sicherheitsexperten zufolge kann die Rakete 2500 bis 4000 Kilometer weit fliegen. Damit könnte sie von Nordkorea aus mindestens Südkorea und Japan erreichen, möglicherweise aber auch US-Militärstützpunkte auf der Pazifikinsel Guam.
Kann die Rakete Nuklearsprengköpfe transportieren?
Das ist theoretisch möglich. Die meisten Experten sind allerdings der Ansicht, dass Nordkorea bislang nicht über die nötige Technologie verfügt, um Nuklearsprengköpfe auf Raketen zu montieren.
Gibt es Experten, die diesen Beschreibungen widersprechen?
Ja, und zwar zwei deutsche Experten. Markus Schiller und Robert Schmucker aus München sind der Ansicht, dass es die Mudusan-Rakete gar nicht gibt. Das im Oktober 2012 vorgeführte Modell sei lediglich eine Attrappe gewesen. Zwar sei ein Raketentest durchaus vorstellbar, meinen die beiden Experten. Doch dann würde höchstwahrscheinlich ein ausländisches Modell verwendet und kein in Nordkorea hergestelltes.
Nur Verlierer
Unabhängig davon, ob die Rakete in Kürze gezündet wird: Nordkorea provoziert den Nachbarn im Süden erneut. Sollte die Korea-Krise tatsächlich eskalieren, gäbe es nur Verlierer – und das wissen auch die beteiligten Parteien. Für Nordkorea würde ein Krieg die Selbstzerstörung bedeuten. Dass das Land die USA militärisch besiegen kann, dürfte nicht einmal Machthaber Kim Jong-un glauben. In Südkorea würde ein bewaffneter Konflikt Tausende, wenn nicht Zehntausende Todesopfer zur Folge haben. Die USA wiederum wollen ihre Militärstützpunkte in Südkorea nicht gefährden, und für China, Verbündeter der Regierung in Pyongyang, geht es unter anderem um seine wirtschaftlichen Beziehungen zu Südkorea sowie den USA.
Ob Nordkorea nun Atomwaffen hat oder nicht – das Land besitzt nach Ansicht von Experten ausreichend Artillerie, um in kurzer Zeit ein sehr grosses Gebiet in der Region um Seoul zu zerstören und eine Vielzahl an Menschen zu töten. Fachleute gehen davon aus, dass etwa 60 Prozent des Militärbestandes in der Nähe der entmilitarisierten Zone stationiert ist, die Nord- und Südkorea trennt.
Ein «Meer aus Feuer»
Unter anderem verfügt Nordkorea über das Artilleriesystem Koksan. Bestückt mit konventioneller Munition, haben die Koksan-Kanonen eine Reichweite von etwa 40 Kilometern; mit raketengestützter Munition vergrössert sie sich auf 60 Kilometer.
Seoul liegt 50 Kilometer von der entmilitarisierten Zone entfernt. Man kann sich das Ausmass an Zerstörung vorstellen, das diese Waffen anrichten könnten – vor allem, wenn sie mit chemischen Sprengköpfen ausgerüstet würden. Bereits mehrfach hat Nordkorea dem Süden mit einem «Meer aus Feuer» gedroht.
AFP/rbi/chk
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