Kindesmissbrauch: Bischof von Brügge tritt zurück
Papst Benedikt XVI. hat das erste Rücktrittsgesuch eines Bischofs angenommen, das offiziell mit selbst begangenem Kindesmissbrauch begründet wurde.
In Brüssel wurde am Freitag ein Brief des Bischofs von Brügge, Roger Vangheluwe, verlesen, in dem dieser den Missbrauch eines Jungen zugab.
Nach der Verlesung sagte der Vorsitzende der belgischen Bischofskonferenz, André-Joseph Léonard, mit den Tränen kämpfend: «Wir sind uns der Vertrauenskrise bewusst, die das bei vielen Leuten bewirken wird.» Léonard, der der belgischen Bischofskonferenz seit Januar vorsteht, setzt sich für einen transparenten Umgang mit Missbrauchsfällen ein.
«Das Opfer trägt noch an den Folgen»
Der Papst habe Vangheluwes Rücktrittsgesuch «gemäss Artikel 401, Paragraph 2 des kanonischen Rechts» angenommen, erklärte der Vatikan. Dieser Paragraph sieht den Ruhestand eines Geistlichen wegen Krankheit oder «anderer schwerwiegender Gründe» vor.
Der Bischof von Brügge gab in einem öffentlich verlesenen Brief zu, er habe sich auch in seiner Zeit als Bischof noch an dem Jungen aus seinem Umfeld vergangen. «Das Opfer trägt noch an den Folgen», hiess es in dem Schreiben.
Er habe sich wiederholt für seine Taten bei dem Jungen und dessen Familie entschuldigt. «Aber das hat ihn nicht beruhigt. Mich auch nicht», fügte der 73-Jährige Geistliche hinzu. Nun bitte er «die ganze katholische Gemeinschaft und die Gesellschaft im Allgemeinen» um Verzeihung.
Rücktritte mehren sich
Vangheluwe war der erste Bischof, der seinen Rücktritt öffentlich mit selbst begangenem Kindesmissbrauch begründete. Im Mai vergangenen Jahres war der aus Deutschland stammende Bischof im norwegischen Trondheim, Georg Müller, wegen Missbrauchs zurückgetreten.
Offiziell wurde der Schritt allerdings mit «Unstimmigkeiten mit Mitarbeitern» begründet. Erst Anfang April wurde bekannt, dass der wahre Grund Müllers sexueller Missbrauch eines Messdieners vor rund 20 Jahren war.
Über Rücktrittsgesuche von Bischöfen entscheidet der Papst; bisweilen dauert dies mehrere Monate. Am Donnerstag hatte Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch des irischen Bischofs James Moriarty vom Dezember angenommen. Moriarty war bis 2002 Weihbischof der Diözese Dublin, in der jahrzehntelang hunderte Kinder von Geistlichen sexuell missbraucht worden waren.
Der Augsburger Bischof Walter Mixa hatte am Mittwoch seinen Rücktritt angeboten, nachdem er nach langem Zögern zugegeben hatte, als Stadtpfarrer von Schrobenhausen Heimkinder geohrfeigt zu haben. Über Mixas Rücktrittsgesuch hat der Vatikan noch keine Entscheidung veröffentlicht.
Klage gegen Papst eingereicht
Der Vatikan-Anwalt Jeffrey Lena wies unterdessen nach der Klage eines mutmasslichen US-Missbrauchsopfers gegen den Vatikan die Vorwürfe als «völlig haltlos» zurück. Es handle sich um den Versuch «gewisser US-Anwälte, das Gerichtsverfahren als PR-Instrument einzusetzen», erklärte er in Rom.
Der Anwalt eines mutmasslichen Missbrauchsopfers hatte am Donnerstag Klage gegen den Papst sowie zwei hochrangige Kardinäle eingereicht. Damit will der anonyme Kläger, der von dem Priester Lawrence Murphy missbraucht worden sein soll, den Vatikan zwingen, Untersuchungsberichte zu Missbrauchsfällen herauszugeben.
Der Supreme Court muss nun entscheiden, ob der Vatikan vor einem US-Gericht überhaupt zur Rechenschaft gezogen werden kann.
SDA/sam
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