Kleiner Motor, ganz gross
Ende November feiert die dritte Generation des Mercedes-Benz CLS Weltpremiere in Los Angeles. Highlight ist der neue 48-Volt-Benzinmotor, der beim Sparen hilft und für den letzten Kick sorgt.

Jetzt wird der Benz fürs Business gar vollends zum Beau. Denn knapp zwei Jahre nach der Premiere der aktuellen E-Klasse bereitet Mercedes so langsam den Start des neuen CLS vor und schickt den Luxusliner mit der üblichen Tarnung auf Abnahmefahrt. Noch kaschieren dabei wild gemusterte Klebefolien die neue Haifischnase, die verdächtig an den Ford Mustang erinnert, den stechenden Blick der LED-Scheinwerfer und die fast schon lasziven Hüften, die sich lustvoll über die weiter nach aussen gerückten Hinterräder wölben. Doch wenn die dritte Generation des viertürigen Coupés Ende November auf der Autoshow in Los Angeles die Hüllen fallen lässt, soll der Trendsetter nicht nur die Designsprache der sinnlichen Klarheit fortschreiben, sondern vor allem soll er Intelligenz und Effizienz der E-Klasse mit Sinnlichkeit und noch mehr Luxus paaren.
Dafür nimmt das 4,99 Meter lange Coupé deutliche Anleihen an der S- Klasse. Das gilt für einen Teil der neuen Motoren ebenso wie für das Ambiente: Der durchgehende Grossbildschirm, das neue Lenkrad mit den galvanisierten Tasten, ja selbst die Wellnessfunktionen kennt man vom Facelift des Flaggschiffs. Und weil es von der Sinnlichkeit nicht weit ist bis zur Spielerei, gibt es in der weit geschwungenen Landschaft des Armaturenbretts auch noch Klimaausströmer, die jede Temperaturänderung mit roter oder blauer LED-Beleuchtung quittieren. Das bringt einen keinen Zentimeter weiter, sieht aber einfach gut aus.
Generator wirkt wie ein Booster
Echten Fortschritt dagegen versprechen die Motoren. Denn als erstes Derivat der E-Klasse bekommt der CLS die neuen Reihensechszylinder aus der S-Klasse sowie den ersten Vierzylinder-Benziner, den Mercedes auf einen Riemenstarter-Generator mit 48-Volt-Technik umgestellt hat. Natürlich passen die bis zu 340 PS im CLS 400 d oder die 367 PS im CLS 400 besser zu einer luxuriösen Mischung aus Limousine und Coupé, die der Business-Elite die Afterwork-Party versüsst. Den Vierzylinder-Diesel mit 245 PS im CLS 300 d gibt es nur für Knauser. Und ganz sicher hätte Projektleiter Michael Kelz gerne wieder einen V8-Benziner im CLS 500 oder mehr AMG-Power, als sie der 43er verspricht. Doch sein ganzer Stolz ist fürs Erste der CLS 350, in dem der intern M264 genannte 48-Volt-Benziner seinen Einstand gibt. Denn es ist erstaunlich, wie gut der kleine Motor mit seinen immerhin 300 PS und 400 Nm zu dem vergleichsweise grossen Auto passt. Das liegt vor allem am neuartigen Anlasser, der eben nicht nur den Motor startet, sondern ihn beim Beschleunigen zugleich kräftig anschiebt. Zwar leistet er nur 20 PS, wirkt aber wie ein Booster und gibt dem CLS so den letzten Kick. Aber die neue Technik steigert nicht nur den Spass, sondern hilft auch beim Sparen. Weil der Anlasser mehr Kraft hat und der Neustart des Motors deshalb geschmeidiger verläuft, schaltet die Elektronik das Triebwerk öfter und früher ab und wirft es später wieder an.
Und besser Rekuperieren kann der Riemenstarter auch. Der grösste Gewinn liegt allerdings im Komfort. Denn zum ersten Mal funktioniert das System so diskret, dass man die Start-Stopp-Automatik nicht gleich mit dem ersten Handgriff wieder ausschalten möchte.
Der Platz vorne links bleibt bei der Ausfahrt mit den getarnten Prototypen aber noch tabu. Denn das Lenkrad gibt Baureihenleiter Kelz noch nicht aus der Hand. Zu wichtig sind ihm die letzten Kilometer der Abnahmefahrt und zu wertvoll die millionenschweren Einzelstücke der Vorserie, als dass er vom Steuer lassen wollte. Also muss man ihm glauben, dass der CLS etwas sportlicher und sehr viel leidenschaftlicher geworden ist und dass sich die drei Fahrwerke von der Standard-Stahlkonstruktion bis zur Luftfederung irgendwo zwischen der eher komfortablen Limousine und dem etwas verbindlicheren, engagierteren Coupé einsortieren. Und vor allem muss man sich auf sein Strahlen verlassen, wenn es der Chefingenieur endlich aus dem Stau durchs Silicon Valley geschafft hat, keinen Wert mehr legt auf das betreute Fahren im Netz der Assistenten und es auf dem Skyline Boulevard fliegen lässt. Dem Passagier bleibt dabei nur das Gefühl von Komfort und Kontrolle, das der CLS auch bei flotterer Gangart aus jeder Pore atmet.
Mehr Platz und mehr Ruhe
Was man dagegen selbst feststellen kann, das ist der noch einmal gedrückte Geräuschpegel trotz oder gerade wegen der rahmenlosen Seitenscheiben und etwas besseren Platzverhältnisse. Vorne hat man im CLS zwar schon immer gut gesessen und tut es dank der neuen Sitze auch jetzt wieder. Doch ist das Auto bei jetzt 2,94 Metern Radstand auch hinten so bequem, dass die Schwaben erstmals eine Dreiersitzbank einbauen. Allerdings wird es hinten schon zu zweit kuscheliger, als es der sittlichen Distanz dienlich ist.
Das ist jedoch nicht der einzige Tribut, den Kelz dem Alltag zollt: Zum ersten Mal gibt es den CLS auch mit Anhängerkupplung. Damit erfüllt er nicht nur einen Kundenwunsch, sondern kompensiert zumindest teilweise eine Änderung im Modellprogramm. Denn weil AMG auf Basis des CLS einen viertürigen Sportwagen als Gegner des Porsche Panamera entwickelt, wird es vorerst keinen CLS Shooting Brake mehr geben.
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