Overtime-Niederlage in BielKloten verspielt ein 4:1, holt aber einen Punkt
Auch wenn am Ende beim 4:5 nur ein Punkt übrig bleibt: Die Zürcher wissen in einem spektakulären Spiel auch zu gefallen.

Eishockey ist nicht immer logisch, das ist nichts Neues. Doch dann gibt es Spiele wie dieses zwischen Biel und Kloten, die den Betrachter nur noch staunen lassen, weil so viel Unerwartetes passiert – immer und immer wieder. Der Beginn, der ist noch logisch. Biel ist gemäss Liga-Statistik das beste Konter-Team, Kloten das zweitschlechteste, wenn es ums Verteidigen schneller gegnerischer Angriffe geht. Dass die Zürcher zunächst zehn Minuten lang im Überlebensmodus sind, vom Gegner überrannt und dominiert werden, ist also keine Überraschung.
Dass Kloten nach elf Minuten wie aus dem Nichts 1:0 in Führung geht, hingegen schon. Dario Meyer trifft per Weitschuss, die halbe Arbeit übernimmt aber Marc Marchon mit dem 2. Assist und vor allem mit der sofort folgenden Störarbeit und Sichtnahme vor Biels Goalie Simon Rytz.
Doch ausgerechnet jetzt, als der EHC Kloten dank der unverhofften Führung besser ins Spiel findet, lässt er sich simpel auskontern: Viktor Olofsson läuft mit dem Puck über fast das ganze Feld, muss dabei kaum dribbeln und trifft zum 1:1 – aus Sicht der Gäste ein ganz schlimmes Gegentor.
Auf und ab, hin und her
Nimmt nun alles den erwarteten Ausgang? Im Gegenteil. Mitten in den Bieler Aufschwung trifft Michael Loosli noch vor der Pause per schnellem Konter zum 1:2. Und nach nur gut sechs Minuten im Mitteldrittel liegt Kloten gar 4:1 vorne: Zwei Tore in Überzahl innert 86 Sekunden, das erste bei 5-gegen-3, sind der Lohn für eine perfekte Powerplay-Ausbeute. Generell diese Klotener Effizienz: Bis zu diesem Moment gelingt dem Team von Jeff Tomlinson im Abschluss praktisch alles, fast jede gute Chance führt zum Tor.
Nichts als Freude bei Klotens Trainer also? Nur sechs Minuten später sieht man ihm beim Time-out, wild gestikulierend, mehr Konsequenz in der Defensivarbeit fordernd. Sein Team hat gerade kurz Zerfallserscheinungen gezeigt, führt nur noch 4:3. Das Time-out als Rhythmus-Brecher Biels? 14 Sekunden später gleicht das Heimteam aus, es ist ein simpler Gegenstoss kurz nach dem Bully, Torschütze Hofer dürfte sich über die Freiheiten wundern.

Jetzt aber ist es nichts als normal, dass Biel auf und davon zieht, Kloten endgültig auseinanderbricht? Falsch. Es ist das Heimteam, das dieses 4:4 in die zweite Pause retten muss: Keanu Derungs und Marchon vergeben Top-Chancen für Kloten – es ist alles offen fürs Schlussdrittel.
Mittlerweile ist es ein wunderbares Spektakel mit fantastischem Chaos vor beiden Toren: Harlem-Globetrotters-Hockey, Hin und Her, Auf und Ab, nichts für Taktiker oder Trainer, schwierig für Torhüter. Dass der Aufsteiger gegen das spielerisch vielleicht beste Team der Liga bei diesem Spass scheinbar derart locker mittun kann, ist das erstaunlichste Kompliment für Kloten an diesem Abend. Es ist mit Brunner/Cunti/Künzle zwar das Zürcher Trio bei Biel, das am häufigsten und besten wirbelt, aber auch Kloten hat solche Momente.
Da bis zur Overtime trotz all der Chancen beidseits kein Tor mehr fällt, reicht es Kloten sogar für einen kaum budgetierten Punkt in Biel, der im Kampf ums Pre-Playoff Gold wert sein kann. Olofsson komplettiert seinen Hattrick dort dann aber nach nur 44 Sekunden. Der Favorit, der den Aussenseiter am Ende besiegt: Das ist etwas vom wenig Normalen an diesem Abend.
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