Vandalismus in ZürichKlotener Fans verwüsten WC im neuen ZSC-Stadion
Beim Zürcher Eishockeyderby in der Swiss-Life-Arena zerstörten die Gästefans das Männer-WC. Nicht nur die ZSC Lions sind aufgebracht. Bleibt die Gästekurve künftig zu?

Die Laune von Peter Zahner verschlechterte sich am Freitagabend nach dem 3:1-Derbysieg kurz nach dem Spiel markant. Dann, als der CEO der ZSC Lions informiert wurde, dass das Männer-WC im Gästesektor stark verwüstet worden war. Trennwände der Pissoirs und WC-Deckel wurden zerstört, die Wände und die Spiegel verschmiert. Die Toilette ist so nicht mehr zu benützen. «Ich bin brutal enttäuscht», sagt Zahner. «So machen wir den Gästesektor lieber zu.»
Weil in dieser Woche Nationalteam-Pause ist, war die Dringlichkeit nicht so gross, die WCs sofort wieder instand zu setzen. «Aber über das Wochenende wäre es ohnehin nicht möglich gewesen», sagt Zahner. «Wir müssen nun abklären, wie teuer es wird.» Hätten die ZSC Lions am Dienstag das nächste Heimspiel gehabt, sie hätten wohl keine Gästefans empfangen können. Denn ohne Toilette geht das nicht. Der Schaden dürfte sich im fünfstelligen Bereich bewegen. «500 Gästefans à 25 Franken pro Ticket ergibt 12’500 Franken», rechnet Zahner vor. «Der Schaden ist wahrscheinlich grösser. So können wir nicht weiterfahren.»
«Wenn sich die Szene nicht selbst reguliert, müssen wir das Konzept ändern. Bei Vandalismus gilt bei uns Nulltoleranz.»
Kloten-Präsident Mike Schälchli habe sich bei ihm in aller Form entschuldigt, sagt Zahner. In der Tat hat dieser gar kein Verständnis für die Randalierer: «Wir distanzieren uns aufs Schärfste von solchen Schandtaten. Es ist auch ein Affront uns gegenüber, die wir uns so stark in der Fanarbeit engagieren. Es sind ein paar Chaoten, die nicht für unsere Farben stehen, und sicher nicht die Fans, die uns auch in den Jahren der Swiss League unterstützt haben. Wir haben einen intensiven Austausch mit unserer Fanszene und werden die Täter ausfindig machen. Wenn sich die Szene nicht selbst reguliert, müssen wir das Konzept ändern. Bei Vandalismus gilt bei uns Nulltoleranz.»

Die Auswärtsclubs schicken jeweils ihre eigenen Sicherheitsleute an die Spiele mit. Für Schälchli ist unerklärlich, wieso diese am Freitag nicht verhindern konnten, dass das Gäste-WC so verunstaltet wurde. «Die Sicherheitsleute sollten auch in der Toilette aufpassen.»
Für ihn ist klar: «Wir verbiegen uns nicht vor der Kurve. Ein solches Verhalten können wir nicht akzeptieren. Wir sind sportlich so gut unterwegs wie schon lange kein Aufsteiger mehr. Und nun sind solche Chaoten das grosse Thema.» Normalerweise sei der Heimclub für Schäden verantwortlich, «aber wenn den ZSC Lions nun ein aussergewöhnlich grosser Schaden entsteht, müssen wir das separat anschauen».
Das kann die Liga tun
Den Schaden muss also grundsätzlich der Heimclub tragen. Das bestätigt Denis Vaucher, der Ligadirektor. «Leider ist das kein Einzelfall», sagt Vaucher. «Wir als Liga haben ein Kaskadenmodell. Als ersten Schritt können wir für Gästefans verfügen, dass sie keine Choreos mehr machen dürfen. Der nächste Schritt wäre eine ID-Kontrolle vor Ort. Die Fans müssten sich ausweisen und würden fotografiert. Der Club kann das von sich aus selber verfügen. Die ID-Kontrolle wurde in Zug und Lausanne von den Clubs selber eingeführt. Die allerletzte Massnahme wäre, keine Gästefans mehr zuzulassen.»
Dies, so Vaucher, gelte es wenn möglich zu verhindern. «Ich würde das schade finden. Wir wollen die Fangesänge für beide Teams.» Die ZSC Lions könnten als Hausherren theoretisch die Gästekurve schliessen bei den Derbys. Vaucher plädiert aber dafür, zuerst alles andere zu unternehmen. Per Videoüberwachung können die Täter vom Freitag übrigens nicht identifiziert werden, in den Toiletten ist diese nicht erlaubt. Denn schliesslich möchte niemand am stillen Örtchen gestört werden.
Fehler gefunden?Jetzt melden.