«Kocht für uns! Putzt die Wohnung!»
Hunderte Frauen haben in Zürich für Gleichberechtigung demonstriert. Stimmen aus der Demonstration.

«Hai goh, hai goh, hai goh, hai goh gad jetzt», singen Demonstrantinnen beim Central und geben dem Lieder-Klassiker der «Ohrenwürm» eine neue Bedeutung. Sie richten sich an die Polizisten, die auf der Bahnhofbrücke stehen, und niemanden durchlassen.
Hunderte Frauen – jung und alt – trafen sich heute gegen 14 Uhr beim Hechtplatz. Seit über 30 Jahren organisiert das Frauenbündnis Zürich am Samstag nach dem internationalen Frauentag eine «antikapitalistische und kämpferische» Demonstration. «Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort und wurde von der Kantonspolizei Bern unterstützt», sagt Marco Cortesi, Sprecher der Stadtpolizei.
Die Demonstration ist nicht bewilligt worden, wurde aber zugelassen, sofern sie friedlich verläuft. Es sei zu einzelnen Sachbeschädigungen gekommen, sagt Marco Cortesi. Eine abschliessende Bilanz könne aber erst am Montag gezogen werden.

Den öffentlichen Verkehr behindert
Viele Frauen haben Besen mitgebracht: vom Schüfeli und Bäseli bis zum grossen Reisbesen. «Wir fordern immer das gleiche», sagen zwei ältere Frauen, die schon fürs Stimmrecht auf die Strasse gingen: «die totale Gleichberechtigung». Die Demonstrantinnen prangern den Kapitalismus und das Patriarchat an, sie machen sich aber auch für ganz konkrete Dinge stark, beispielsweise für eine tiefere Tamponsteuer oder einen obligatorischen Vaterschaftsurlaub. «In unserem Alltag sind wir immer wieder mit Gewalt, Vorurteilen und Benachteiligungen konfrontiert, die darauf zurückgehen, dass wir als Frauen gelesen werden», schreibt das Frauenbündnis.

Vom Hechtplatz läuft der Demonstrationszug über den Limmatquai. Einzelne Frauen ganz vorne sind schwarz vermummt. Einen Mann, der vor ihnen ein Selfie machen will, kicken sie weg. Die Brücken über die Limmat und die Zugänge zum Niederdörfli sind von der Polizei verstellt. «Es hat viel mehr Polizisten als im vergangenen Jahr», sagt eine junge Frau.
In den vergangenen Jahren kam es an den Demonstrationen schon öfters zu Sachbeschädigungen. Letztes Jahr besprühten Teilnehmende der Demonstartion die Fassade des Frauenmünsters und verunstalteten unter anderem den UBS-Sitz am Paradeplatz und das Restaurant Hiltl an der Langstrasse. 2016 beschädigten Aktivistinnen Liegenschaften und warfen Rauchpetarden auf das Lokal Hooters, wo das Personal knapp bekleidet serviert.
Beim Central weichen die Demonstrantinnen zum ersten mal von der Route ab, welche die Polizei vorsieht. Anstatt über die Walchebrücke wollen sie über die Bahnhofsbrücke. Der Zugang wird von Polizisten mit Schildern versperrt. Irgendwann lenken die Demonstrierenden ein und laufen doch noch über die Walchebrücke und schliesslich zum Helvetiaplatz, wo sich die Kundgebung laut Stadtpolizei gegen 17.30 Uhr auflöste.

Nicht alle finden gut, dass nur Frauen demonstrieren sollen
Das Frauenbündnis Zürich will, dass bei der Demonstration jeweils keine Männer teilnehmen. «Geht nach Hause und kocht für uns. Putzt die Wohnung. Putzt die Scheisse», skandierten Demonstrantinnen denn auch. Das finden nicht alle gut. «Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Umso besser, wenn die Männer auch mitdemonstrieren», sagt eine junge Frau. Die «Aktion Binäre» verteilte an der Demonstration Flugblätter und warf dem Frauenbündnis vor, an reaktionären Geschlechtervorstellungen festzuhalten und trans- sowie intergeschlechtliche Personen auszuschliessen.
Im Rahmen des internationalen Frauentags haben in Zürich diverse Veranstaltungen und Aktion stattgefunden. Gestern Abend organisierten das Frauenbündnis einen Frauenspaziergang in Winterthur. Zürcher Kantischülerinnen und Kantischüler haben eine feministische Aktionswoche und ein Manifest für «Bildung ohne Sexismus» ausgearbeitet und dafür unter anderem die Moderatorin Gülsha Adilji und die Sexologin Lorena Covolan eingeladen. An der Universität Zürich besetzten Frauen einen Seminarraum um Veranstaltungen abhalten zu können.Und Mitgliederinnen der Unia Zürich-Schaffhausen überklebten zahlreiche Strassenschilder: aus der Josef- wurde die Mariastrasse.
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