Köln rüstet sich mit Polizei und Videokameras für den Karneval
Die Karnevalstage stellen die Kölner Behörden diesmal vor eine grosse Herausforderung. Die Angriffe der Silvesternacht sollen sich auf keinen Fall wiederholen.

Nein, den Karneval lassen sich die Kölner nicht vermiesen - Oberbürgermeisterin Henriette Reker beteuert es ein ums andere Mal. Und wie zum Beweis stürzt sie sich selbst ins Getümmel: Reker mit Orden, Reker mit Kappe, Reker in Uniform... Es wirkt wie eine Beschwörung von Normalität, die es so nicht mehr gibt.
Wie über jeder Grossveranstaltung schwebt auch über dem Karneval die abstrakte Gefahr eines Terroranschlags. Dazu kommen jetzt die Angriffe vornehmlich nordafrikanischer Männer auf Frauen an Silvester. «Selbstverständlich müssen wir jetzt nach der klaren Zusage 'sowas darf nicht mehr vorkommen' all unsere Kräfte auf diese neue Herausforderung konzentrieren», sagt Stadtdirektor Guido Kahlen.
«Gefahrenpunkt» Flüchtlingsunterkunft
In Rheinberg am Niederrhein ist bereits der erste Karnevalszug abgesagt worden. Gründe dafür soll es mehrere geben - unter anderem eine nahe am Zugweg gelegene Flüchtlingsunterkunft als «Gefahrenpunkt».
Die Kölner Karnevalisten möchten das nicht kommentieren und überhaupt so wenig wie möglich über das Thema sprechen. Schliesslich können Spekulationen nur zur Verunsicherung beitragen. «Die Säle sind voll, die Stimmung ist gut», erzählt die Sprecherin des Festkomitees, Sigrid Krebs. Was die Sicherheit betreffe, vertraue man der Polizei.
100-prozentiger Schutz nicht möglich
Die hat öffentlich erklärt, dass sie dieses Jahr in nie gekannter Stärke auf den Strassen präsent sein wird. Einfach waren die Einsätze zu Karneval noch nie: «Sie wissen, wie man sich das im Bild vorstellen muss», schildert ein Sprecher. «Gewaltige Menschenmassen, dicht gedrängt, die Leute zum grossen Teil kostümiert, sprich maskiert. Da sind auch viele mit Spielzeugwaffen - Cowboy und Indianer. Das heisst: Wir können das nicht zu 100 Prozent schützen.»
Mehr als eine Million Feiernde
Schon seit 2008 bereitet sich die Kölner Polizei darauf vor, wie sie bei einem Terroranschlag auf den Rosenmontagszug reagieren müsste. Im diesem schlimmsten Fall würde der Zug «kontrolliert beendet» - logistisch eine Riesenaufgabe, wenn man bedenkt, dass der grösste deutsche Karnevalszug mehr als 100 Prunk- und Persiflagewagen umfasst und über sieben Kilometer lang ist. Mehr als eine Million Feiernde säumen den Weg.
Die Kölner Stadtverwaltung arbeitet derzeit an einem Sicherheitskonzept für Grossveranstaltungen. «Es laufen täglich Gespräche», sagt Stadtdirektor Kahlen. Die Zeit drängt. Die erste «wirkliche und zwar massiv schwierige Bewährungsprobe» werde von Weiberfastnacht bis Karnevalsdienstag sein, also in zweieinhalb Wochen.
Dolmetscher für bessere Kommunikation
Eine der wichtigsten Neuerungen ist eine stärkere Videoüberwachung. Damit soll eine «Massierung gewaltbereiter Gruppen» möglichst früh erkannt werden - dorthin will man dann schnell Polizei beordern.
Ein anderer Punkt sind mehr Dolmetscher für eine bessere Kommunikation. Vom Rathaus aus soll das Geschehen zentral überwacht werden - wie auch schon in den Vorjahren.
Anders als bisher sollen aber auch die Tage zwischen Weiberfastnacht und Karnevalssonntag sowie der Karnevalsdienstag hohe Priorität haben. Man darf wohl sagen: Es wird dieses Mal nicht überall in Köln getrauert werden, wenn am Aschermittwoch alles vorbei ist.
SDA/kko
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