Kritik zu neuem FantasyeposKönig Artus’ Neffe zieht in den Kampf
Regisseur David Lowery hat ein Mittelalter-Epos grandios verfilmt: «The Green Knight» erzählt davon, wie Gawain zum Ritter wird.

Die Idee zu seinem neuen Film kam Regisseur David Lowery wegen einer alten Kiste. Die kam beim Aufräumen zum Vorschein und enthielt Spielzeuge aus seiner Kindheit, Actionfiguren zum Fantasyfilm «Willow» (1988). Er dreht sich um einen kleinwüchsigen Helden, der sich mit einer bösen Hexe anlegt.
«Als Kind hab ich den Film sehr geliebt», sagt Regisseur Lowery im Zoom-Interview. Er spielte wieder mit den Figuren, das erste Mal seit Kindertagen. «Und ich stellte mir vor, wie viel Spass es machen würde, einen Fantasyfilm zu drehen.» Ein paar Tage später begann er mit der Arbeit an «The Green Knight», der Adaption einer mittelalterlichen Artus-Geschichte.
Die Story von Sir Gawain und dem grünen Ritter hat ein Unbekannter Ende des 13. Jahrhunderts aufgeschrieben. Zu ihrer heutigen Popularität trug massgeblich J. R. R. Tolkien bei: Der spätere «Lord of the Rings»-Autor half bei einer Edition des Originaltextes und übertrug ihn später in modernes Englisch.
In der Geschichte feiern die Ritter der Tafelrunde Weihnachten, als ein riesiger grüner Krieger hereinplatzt. Er fordert sie zu einem Spiel heraus: Wer ihn im Zweikampf verletzen kann, bekommt seine Axt. Dafür muss der Sieger aber in einem Jahr zu ihm in den Norden reisen, um genau dieselbe Verletzung von ihm verpasst zu bekommen. Gawain, der Neffe von König Artus, nimmt die Herausforderung an und enthauptet seinen Gegner. Der hebt seinen Kopf vom Boden auf und reitet lachend davon. In einem Jahr ist Gawain dran, sich köpfen zu lassen.
Lowerys Version erinnert auf den ersten Blick an «Lord of the Rings», besonders aufgrund der grandiosen Landschaften – gefilmt wurde in Irland. Aber «The Green Knight» ist anders erzählt als das übliche Fantasyepos, viel intimer. Im Zentrum stehen die Figuren und ihre Gefühle, immer wieder werden Geschlechterrollen subtil infrage gestellt, werden die Genrekonventionen hintertrieben.
«Die ursprüngliche Sage wirkt moderner, als ich erwartet hätte», sagt Lowery. Er habe gar nicht viel daran ändern müssen. Sehr zeitgenössisch ist jedenfalls die Besetzung: Gawain wird von Dev Patel («Slumdog Millionaire») gespielt, der indische Wurzeln hat. Bisher wurden die Artus-Ritter fast immer von Weissen gespielt. «Ich fand, es gibt keinen Grund, sich an diese Traditionen oder an eine historische Basis zu halten», sagt Lowery. Viel erfrischender fand er es, mal eine andere Art von Artus-Ritter zu zeigen.
Ab Do 29.7. im Kino
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