Schach-Problemteil Finden Sie die Lösung?
Jede Woche erscheint hier ein neues Problem. Viel Spass beim Grübeln!
Problem 4860
Reto List (Schweiz) «Schweiz - Italien», 1981, 1. Platz
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Die kristallklare Doppelsetzung eines logischen Themas brachte den Sieg im damaligen Kompositions-Länderwettkampf. Es sollten auch zwei Probespiele beachtet werden.
Lösung an Klaus Köchli,
Fontana 1, 6535 Roveredo
Tel. 079 519 58 64
E-Mail: k.koechli@bluewin.ch
Problem Nr. 4861 folgt am Samstag, 21. Mai.
Lösung 4859
Petrus Overkamp, Tijdschrift van den Koninklijken Nederlandschen
Schaakbond, 1943, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Ein ungarisches Thema wird hier auf brillante Art mehrfach gezeigt. Bei den schwarzen Zügen geht es ausschliesslich um schädliche Verstellungen. Davon gibt es in der Lösung gleich sieben. Um in die Nähe des schwarzen Königs zu kommen, gibt die Dg8 nicht unerwartet die Fesselung des Se6 auf:
1. Dg4! droht 2. De4 matt
1. … Tf4 2. Sxe3 matt
1. … Lf4 2. Dxf3 matt
Diese wechselseitige Verstellung zweier Langschrittler ist als Grimshaw bekannt. Alle anderen Verstellungen erfolgen durch die Springer:
1. … Sg5 2. Sxe3 matt
Diese einfache Verstellung der Läuferdiagonalen ermöglicht nochmals das gleiche Springermatt. Interessant wird es, wenn die Springer zwei Verstellungen gleichzeitig verursachen. Dies ist der Fall, wenn sie ebenfalls auf dem Grimshaw-Schnittpunkt f4 der weissen Dame den Weg abschneiden. Da sie dort die beiden Langschrittler verstellen, erwartet man eigentlich einen Mattdual, aber mittels Dualvermeidung wird jeweils ein Matt verhindert:
1. … Sdf4 2. Dxf3 matt! (2. Sxe3 matt?? Dxe3! Der verstellende Verteidigungszug öffnet die 3. Reihe.)
1. … Sef4 2. Sxe3 matt! (2. Dxf3 matt?? Ke6! Der verstellende Verteidigungszug entblockt ein Fluchtfeld.)
Die beiden Springer können das Drohmattfeld aber auch direkt decken und so ergibt sich auf c5 eine zweite doppelte Linienverstellung:
1. … Sdc5 2. Txd6 matt! (2. c4 matt?? Lxc4! Die Verstellung der c-Linie wird durch die Öffnung der Diagonale des Lf1 kompensiert.)
1. … Sec5 2. c4 matt! (2. Txd6 matt?? Txf6! Schliesslich kompensiert die Öffnung der 6. Reihe die Schliessung der Diagonalen der Dame.)
Bei all diesen vier Springerzügen werden also zwei eigene Langschrittler gleichzeitig verstellt, was eigentlich einen Mattdual provozieren müsste. Der verstellende Zug hat aber jeweils einen zusätzlichen Effekt, der nur eines der beiden Matts mit Verstellungsnutzung zulässt. Solche Verstellungen mit Dualvermeidung stellen das Herpai-Thema dar, nach dem ungarischen Komponisten Ferenc Herpai (1910-1994). Wie beim Grimshaw besteht auch das Herpai-Thema normalerweise aus einem Variantenpaar. Der niederländische Komponist hat auf technisch brillante Art gleich zwei solche Variantenpaare aufs Brett gezaubert – eine grandiose Leistung!
Kommentare: Schwarzer Herpai in doppelter Ausführung. Sehr gediegene Konstruktion! (N. Biveroni, Effretikon) Schwarz verstellt jeweils zwei eigene Linien, erlaubt aber dank Dualvermeidung trotzdem nur ein Matt. Einmal ist der Dualvermeidungseffekt nicht eine Linienöffnung, sondern eine Entblockung; vier Linienöffnungen scheinen mit dem orthodoxen Material nicht möglich. (Th. Maeder, Bern) Exakte Dualvermeidung bei den Mattzügen. (R. Wüthrich, Langenthal) Unglaubliche Häufung von Verstellungen und Öffnungen schwarzer Linien: In vier Fällen werden durch die schwarzen Paraden gleich zwei schwarze Linien verstellt und mit jeweils Dualvermeidung im Mattzug. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Ein Feuerwerk von Liniensperrungen und -öffnungen. (W. Weidert, Zürich) Der freigelassene Se6 und sein Kollege von d3 ermöglichen durch ihre Abwehrversuche überraschende Mattzüge. Wahrlich brillant! (D. Friedli, Ostermundigen) Nach dem Damenschlüssel mit Entfesselung des Se6 folgt ein bunter Strauss schwarzer (Grimshaw-)Verstellungen mit prächtig ausdifferenzierten Mattbildern! (S. Bomio, Viganello) Ein relativ einfacher Zweizüger, wenn man wagt, die einzige Fesselung aufzuheben. Danach führen die vier schwarzen Verstellungen auf f4 oder die drei schwarzen Springerdeckungen von e4 zu Verstellungen der eigenen Linien, die von Weiss genutzt werden können. (C. Nordt, Hombrechtikon) Après la clé, il y a quatre variantes des deux Cavaliers difficiles… A chaque fois, l’un des deux Cavaliers empêche la Da3, les Tours ou le Fh6 de prendre une des cases. Compliqué, mais génial! (Th. Ott, Genf) Auch wenn der Schlüssel ins Auge springt, ist der Löser nicht weniger von diesem grossartigen (Grimshaw-) Verstellungsfestival begeistert! (R. Gygax) Ce qui est intéressant, ce sont les nombreuses parades; chacune d’elles crée une interception nuisible. Un problème d’une grande richesse…et nécessitant de nombreuses pièces! (F. Gertsch, Les Geneveys-su-Coffrane) Alles was Rang und Adel hat, auf beiden Seiten, steht auf dem Brett! (H. Fehr, Erlinsbach) Das war für mich, bei dieser Figurenfülle, eine recht harte Knacknuss. Umso schöner das Resultat! (B. Wernly. Muri BE) Mit der etwas abseitsstehenden weissen Dame kann die finale Mattdrohung mit 1. Dg4 elegant herbeigeführt werden. (P. Stacher, Bronschhofen) Ein grossartiges Spektakel mit allen Steinen auf dem Brett – und ein Bauer darf am schönsten Matt setzen. (K. Köchli, Bonstetten)
Weitere richtige Lösungen sandten: B. Kunzi, Ermatingen, H. Wyss, Sierre, M. Meier, Zürich.
Lösung 4858
Thomas J. Warton und Joseph J. Warton (England),
British Chess Magazine, 75 - JT 1955, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Dem schwarzen König steht noch der gesamte Bauernstand zur Seite, allerdings ist nur der Be5 beweglich. Auf seine beide möglichen Züge gibt es bereits je eine Mattführung:
1. … e4 2. Tg2! Kf3 3. Txf5 matt, mit Selbstverstellung zur Pattverhütung und
1. … exd4 2. Lxa3! (droht 3. Ld6 matt) e2 3. Lc1 matt, mit Läuferrückkehr im Mattzug.
Es handelt sich also um ein «White to play»-Problem; ein Thema, das vor allem bei Zweizügern dargestellt wird (siehe z.B. Nr. 4843 Jorgensen).
Wie es die Bauern b6, c2 und g7 vermuten lassen, gibt es keinen simplen Wartezug, der die beiden Satzspiele aufrechterhält. Dabei gibt der Bc2 Schwarz nicht nur das Tempo, um das sofortige Matt nach 1. Lxa3 abzuwenden, sondern lässt auch den vermeintlich einzigen neutralen Wartezug 1. Kb3? an der versteckten Widerlegung
1. … exd4! 2. Lxa3? c1=S+! scheitern. Eine zusätzliche Feinheit!
Weiss muss also den Plan wechseln und obwohl es nur wenige vernünftige Möglichkeiten gibt, braucht es hier wieder einen Geistesblitz, um den entscheidenden Fortschritt zu erzielen: Das Motiv der pattvermeidenden Verstellung wird aufgegeben und durch eine Hinterstellung ersetzt:
1. Lb7!! Zugzwang
1. … e4 2. La6!! Kf3 3. Txf5 matt!
Weiss zieht also die Mattschlinge nicht langsam zu, sondern investiert überraschenderweise zwei Läuferzüge, um das Feld e2 vom entfernten Brettrand aus unter Kontrolle zu bringen! Eine verblüffende Pointe!
Das andere Abspiel bleibt gleich:
1. … exd4 2. Lxa3! (droht 3. Ld6 matt) e2 3. Lc1 matt.
Solche auf den ersten Blick absurde, vernunftwidrige Schlüsselzüge waren ein Markenzeichen der beiden Brüder Warton. Bei ihren Gemeinschaftsarbeiten teilten sie sich die Aufgabe offenbar so auf, dass der jüngere, Joseph, die trickreichen Ideen präsentierte und der um einiges ältere Bruder diese dann in eine korrekte Form brachte.
Kommentare: Damit der schwarze König überhaupt nach f3 darf (Pattvermeidung), muss die Läuferlinie unterbrochen werden, was im Satz durch den weissen Turm und in der Lösung durch den schwarzen Bauer geschieht. (N. Biveroni, Effretikon) Eine feine Zugzwang-«White-to-play»-Aufgabe mit Mattwechsel und Zugzwang-Fortsetzung nach 1. … e4; die Pattvermeidung im Satz erübrigt sich in der Lösung dank dem Schlüsselzug.(R. Schümperli, Herrenschwanden) Das Satzspiel mit der Selbstverstellung gibt man nicht gerne auf. (Th. Maeder, Bern) Die Läufer leisten ganze Arbeit: einmal mit listiger Hinterstellung, einmal mit Rückkehr. (R. Schweizer, Neuhausen) Ein ansprechendes Zugzwangproblem mit einer neuen Mattführung nach 1. ... e4 zwischen Satz und Lösung und einer Läuferrückkehr in der zweiten Variante. (S. Bomio, Viganello) Mit dem diskreten Vormarsch des Läufers nach b7 erhält Weiss die Blockade aufrecht und lässt gleichzeitig dem Be5 Bewegungsfreiheit. (P. Stacher, Bronschhofen) Nicht Schneewittchen und die sieben Zwerge, sondern der schwarze König und die acht Leibwächter; Weiss mit einem raffinierten Einsatz der Läufer: Eine sehr originelle Komposition in ihrer Schlichtheit! (R. Gygax) Es sieht ganz nach Zugzwang aus und Lb7 bietet sich als Schlüssel an. Dennoch hatte ich einige Mühe, die Antwort auf 1. … exd4 zu finden. (D. Friedli, Ostermundigen) Ein verblüffendes Schachzugzwangrätsel mit der raffinierten Verführung 1. Kb3 2. Lxa3 c1S+! (M. Rüfenacht, Basel) In Folge des Zugzwangs wird erst die 5. Reihe für den Turm geräumt und dann die Deckung von f5 aufgehoben. Die trickreiche Hinterstellung des Läufers verhindert dann die Königsflucht auf e2. Eine eindrucksvolle Komposition. (W. Weidert, Zürich) Mais c’est absolument génial! Avant la clé, les deux variantes et mates ne sont vraiment pas faciles. Après la clé, extrêmement difficile, l’une d’elles est intéressante et superbe. (Th. Ott, Genf) Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; H. Fehr, Erlinsbach; F. Gertsch, Les Geneveys-su-Coffrane.
Lösung 4857
Touw Hian Bwee (Indonesien), idee & form, 1986, 1. ehr. Erwähnung
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In dieser perfekten Darstellung eines anspruchsvollen Themas, das zwei bekannte Themen kombiniert, hat der Ke4 hat zwar ein Fluchtfeld auf d4, aber Weiss verfügt über das Satzmatt 2. Db4 matt. Will Weiss eine Mattdrohung aufstellen, muss er also auch diese Königsflucht unterbinden. Somit bieten sich als Schlüssel beliebige Züge des Sd5 an, da diese die Drohung 2. Tf4 matt schaffen. Von den fünf interessanten Möglichkeiten gilt es also, das richtige Feld für den Springer zu finden:
1. Se7?, aber 1. … Txd4!
1. Sb6?, aber 1. … Lxd4!
1. Sxe3?, aber 1. … Sxd4!
1. Sb4?, aber 1. … Kxd4!
Schwarz widerlegt alle Versuche des Auswahlschlüssels mit dem Schlagen des Bauern d4. Es geht nur:
1. Sc7! droht 2. Tf4 matt
1. … Txd4 2. De8 matt! (2. Dxb7??; 2. Txe3??)
1. … Lxd4 2. Dxb7 matt (2. Te3??; 2. De8??)
1. … Sxd4 2. Txe3 matt! (2. De8??; 2. Dxb7??)
1. … Kxd4 2. Db4 matt
Nur auf c7 kommt der Springer seinen weissen Mitstreitern nicht in die Quere! Die vormaligen Verführungswiderlegungen werden nun zu Varianten, die durch Blockierungen des Fluchtfeldes einen Stocchi-Block bilden und gemäss Thema mittels Dualvermeidung beantwortet werden (siehe Nr. 4842 Blake).
Nach dem Kiew-Thema, das einen Auswahlschlüssel mit fortgesetzter Verteidigung kombinierte (siehe Nr. 4855 Brehmer) wird hier ein Auswahlschlüssel, mit weisser Selbstbehinderung bei den Verführungen, mit Dualvermeidung kombiniert, und zwar bei denjenigen Varianten, die zuvor Verführungswiderlegungen waren. Diese Kombination heisst Krim-Thema.
Ein perfektes Problem des renommierten indonesischen Grossmeisters, dem nur wegen der mangelnden Originalität der erste Preis vorenthalten wurde. Die Kombination mit Stocchi-Block zur Darstellung des Krim-Themas war also bereits vor 36 Jahren nicht mehr taufrisch.
Dass ein solches Werk ausserhalb der Preisränge klassiert wurde, zeugt aber auch vom hohen Niveau des damaligen Turniers, das in der international geschätzten, seit bald vierzig Jahren erscheinenden schweizerischen Kunstschachzeitschrift «idee & form» ausgeschrieben worden war.
Kommentare: Ein weisses Springerrad, Auswahlschlüssel und Stocchi-Block auf d4 in harmonischer Kombination. Schön auch, dass keine unthematischen Paraden den Inhalt verwässern. (N. Biveroni, Effretikon) Stocchi-Block mit gedeckter Satzflucht und vier thematischen Verführungen. Ich hätte einen Preis gegeben. (Th. Maeder, Bern) Auswahlschlüssel zum Stocchi-Block-Thema mit drei Selbstblöcken, ein Fluchtfeldtransfer und exquisite Dualvermeidungen: die Kreation ist grossartig! (R. Gygax, Genf) Herrliche Verbindung eines Springerauswahlschlüssels mit einem Stocchi-Block! (S. Bomio, Viganello) Vom Springerrad sind alle Speichen bis auf eine morsch, weil Weiss sich selbst Linien verstellt und Schwarz schlagende Widerlegungen ermöglicht. (R. Schweizer, Neuhausen) Parmi les cinque possibilités raisonnables, quatre échouent à cause d’une seule parade des Noirs: Toute cette mécanique fonctionne à merveille! Une précision remarquable! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Eine für einen Zweizüger ganz schön schwierige Aufgabe und mit einem perfekten Auswahlschlüssel. (D. Friedli, Ostermundigen) Ein trickreiches Problem mit vier verschiedenen Matts und vier (!) Verführungen. (M. Rüfenacht, Basel) Geben und Nehmen: bei den Abwehrzügen wird das Fluchtfeld e5 gegeben, aber das Fluchtfeld d4 genommen. Ein schöner Auswahlschlüssel. (W. Weidert, Zürich) Raffiniert, wie einzig d4 das Zentrum der schwarzen Verteidigung darstellt; dies aber nur nach der richtigen Wahl des Feldes für den weissen Springer. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein perfektes, schönes Springerrad (R. Schümperli, Herrenschwanden)
Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Ott, Genf; R. Wüthrich, Langenthal; P. Stacher, Bronschhofen; B. Wernly, Muri BE; H. Fehr, Erlinsbach.
Lösung 4856
Mikhail Marandjuk (Ukraine), Jubiläumsturnier «V. Rudenko-60», 1998
Spezialpreis, Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Überraschende Züge prägen dieses spannende Meisterwerk, in dem trotz massiver weisser Kräfte die gut aufgestellte schwarze Verteidigung scheinbar alle gegnerischen Angriffsversuche parieren kann. Aber ein unscheinbarer Königszug schafft das entscheidende Übergewicht für die angreifende Partei:
1. Kc5!
droht 2. Te3+! S2xe3 3. Dxf4 matt / 2. … S4xe3 3. De5 matt / 2. … fxe3 3. Sxg3 matt.
1. … Tf1 2. Dxf4+!! Txf4 oder Sxf4 3. Sxg3 matt (2. Te3+?? S2xe3!)
1. … exf6 2. De5+!! Sxe5 oder fxe5 3. Sd6 matt (2. Te3+?? S4xe3!)
1. … Th3 2. Sxg3+!! Txg3 oder fxg3 3. Lf5 matt (2. Te3+?? fxe3!)
Schwarz verteidigt sich also in allen Varianten durch eine zusätzliche Deckung je eines der drei Drohmattfelder, so dass nun die Ausführung der Drohung an der richtigen Opferannahme scheitern würde.
Überraschenderweise setzt nun Weiss dreimal genau auf demjenigen Feld fort, das eine weiteres Mal überdeckt wurde! Diese paradoxe Idee, sich trotz Deckungszuwachses bereits im 2. Zug auf dem Drohmattfeld zu opfern, heisst weisses Rudenko Paradox.
Hier ist dieses spannende Thema dreifach dargestellt; das Drohspiel verzweigt sich dementsprechend auf drei schwarze Antworten. Schwarz verstärkt zwar die Kontrolle über Felder, zieht dabei aber die Bewachung von anderen Feldern ab, so dass Weiss, in unserem Fall, mit einem Eliminierungs-, einem Blockungs- und einem Räumungsopfer erfolgreich fortsetzen kann.
Im weissen Rudenko Paradox ist auch das allgemeinere 1. Keller Paradox enthalten, das ebenfalls paradoxe weisse Fortsetzungen auf soeben neu gedeckte Felder vorsieht, ohne dass aber die Drohmattfelder eine thematische Rolle spielten.
Kommentare: Der Name Rudenko in der Quellenangabe hat geholfen. (Th. Maeder, Bern) Tolle Konstruktion mit dreifachem Paradox des Geehrten! (A. Nievergelt, Winterthur) Les deuxièmes coups des Blancs sont exactement les trois mats des Blancs sous la menace 2. Te3+. Surprenant! (Th. Ott, Genf) Gegen die Drohung kann Schwarz die Mattfelder e5, f4 und g3 zusätzlich absichern, kommt aber vom Regen in die Traufe, denn Weiss sagt sich «jetzt erst recht»: Der Mattzug der Drohung, den Schwarz verhindern will, wird ganz einfach als Zweitzug vorgezogen, nachdem die schwarze Verteidigung die direkte bzw. die indirekte Deckung eines andern Feldes aufgegeben hat. Der Block auf e5 im ersten Abspiel ist eine zusätzliche Pointe. Den Spezialpreis hat dieses hervorragende Opus sicher verdient! (N. Biveroni, Effretikon) Jedes der drei Drohmatts wird durch eine schwarze Parade mit Selbstschädigung verhindert, worauf sich zweimal die Dame und einmal der Springer opfert. Ein imposantes Stück! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Kompliziert und faszinierend. (D. Friedli, Ostermundigen) Ansprechende Drohung mit dreifachem Turmopfer und gut ausdifferenzierten Matts und sehr feine Mattführungen durch Ausnützung von schwarzen Lenkungen und jeweils mit einem zweifachen Opfer! (S. Bomio, Viganello) Ein brillantes, reichhaltiges Problem mit relativ unauffälligem Schlüsselzug des Königs zur Aktivierung des Sf5 und nachfolgenden spektakulären Opferzügen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Es überrascht, dass die drei angegriffenen weissen Figuren an ihrer Position bleiben können. Nachdem d4 durch den Königszug als Fluchtfeld ausgeschaltet ist, führen spektakuläre Opfer zum Matt. Ein Kunstwerk. (W. Weidert, Zürich) Ein königlicher Schritt zur Befreiung des Springers: unheimlich reichhaltig, meisterhaft konstruiert, mit Provokationsantworten von Weiss: ein Osterjuwel! (R. Gygax, Genf) Der Königsschritt gibt dem Springer Bewegungsfreiheit. (R. Schweizer, Neuhausen)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; H. Fehr, Erlinsbach.
Lösung 4855
Siegfried Brehmer (Deutschland), Schach-Express 1949, 3. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In erster Linie geht es um das bekannte Motiv eines Auswahlschlüssels. Es gilt zwischen anscheinend gleichwertigen Zügen des Sd3 zu wählen. Denn mit jedem seiner Züge befreit er den anderen Springer von dessen Deckungsaufgabe, so dass 2. Sd5 matt droht. Dabei wird auch das eben offerierte Fluchtfeld auf f4 wieder kontrolliert. Versucht der Ke3 sofort dorthin zu fliehen, wird er von der Dame auf g3 gestellt: 1. … Kf4 2. Dg3 matt.
Da 1. Sb2? schlicht an 1. … axb2! scheitert, bleiben noch fünf Möglichkeiten:
1. Sc1? (droht 2. Sd5 matt), aber 1. … Sc4 zieht! Der Springer versperrt seiner Dame auf c1 das Mattfeld, so dass ein beliebiger Zug des Sc4 pariert.
1. Sf2?, aber 1. … Sd2! Das einzige Feld, das der Sc4 zuvor nicht betreten durfte, ist jetzt das richtige, um die Blockierung des Mattfeldes auf f2 auszunützen: 2. Df2 matt ist unmöglich. Die Königsflucht würde nun mit dem Drohmatt beantwortet.
1. Sf4?, aber 1. … Se6 zieht! Der Springer auf f4 verstellt nun seinem Lf6 die Diagonale, so dass 2. Lg5 matt unmöglich ist. Der Se6 muss also dieses Feld nicht mehr decken.
1. Se5?, aber 1. … Sf4! Jetzt darf der Se6 auf f4 blockieren, da dies der Lf6 wegen der Verstellung auf e5 nicht ausnützen kann.
Es bleibt also 1. Sc5! (droht 2. Sd5 matt)
1. … Sc4 zieht 2. Dc1 matt
1. … Sd2! 2. Df2 matt
1. … Se6 zieht 2. Lg5 matt
1. … Sf4! 2. Ld4 matt
1. … Kf4 2. Dg3 matt
Beide Springer können ihre Verteidigungen verbessern, was aber neue Schädigungen verursacht. Wir haben also zweimal fortgesetzte Verteidigungen der beiden Springer.
In den thematischen Verführungen scheitern die Versuche des Auswahlschlüssels aufgrund weisser Selbstbehinderung einmal an den schlichten Verteidigungen und ein anderes Mal an der fortgesetzten Verteidigung der Themafigur. Die Verbindung eines derartigen Auswahlschlüssels mit schlichter und fortgesetzter Verteidigung als Verführungswiderlegungen heisst Kiew-Thema. Mit nur gerade 18 Steinen ist es dem Autor gelungen, ein Schema mit zwei schwarzen Themasteinen zu finden und somit das Thema doppelt darzustellen. Eine eindrückliche Leistung!
Kommentare: Sehr hübsche Auswahl des Springerschlüssels mit zwei Systemen mit fortgesetzter Verteidigung. Mir gefällt die konstruktive Feinheit, dass 1. Sf2? das Feld g4 deckt; deshalb widerlegt 1. … Kf4 nicht, obwohl die Linie e1-g3 verstellt ist. (Th. Maeder, Bern) Die zweimalige fortgesetzte Verteidigung durch die schwarzen Springer bringt je einen Fluchtfeldblock. Attraktiver Auswahlschlüssel in einem schlackenlosen Problem! (N. Biveroni, Effretikon) Die schwarzen Springer sind für die Verteidigung optimal positioniert, dadurch aber an ihren Platz gefesselt. Der Schlüsselzug erzwingt den Wegzug, um d5 durch Läufer oder Dame zu decken. Eindrücklich ist, dass jeder Springerzug die schwarze Verteidigung entscheidend schwächt. (W. Weidert, Zürich) Der Sd3 hat sechs Felder zur Auswahl und muss dasjenige finden, auf dem er weder geschlagen wird (oder wenn dann ohne Folgen) noch eigene Steine behindert. Es sind drei fast vollständige weisse und schwarze Springerräder zu bestaunen. (D. Friedli, Ostermundigen) Après quatre essais très intéressants et la clé remarquable, il y a six mats très admirables, dont quatre sont très formidables. Bravo! (Th. Ott, Genf) Nach einem beliebigen Zug des Sd3 droht der Sb4 matt. Beide schwarzen Springer parieren dies allein durch ihren Wegzug. Dabei verlieren sie aber gleichzeitig die Kontrolle über die weissen Langschrittler Dc1 und Lg5, oder sie blocken Fluchtfelder. Ein prächtiger «gemischter Vierspänner» mit einem «Dreiviertel-Springerrad»-Auswahlschlüssel. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Eine wirklich sehr hübsche Zusatznote, wie die schwarzen Springer die Matts auf der Diagonalen c1-g6 zwar verhindern können, aber damit auch das Fluchtfeld ihres Königs blockieren und damit dem mattsetzenden weissen Stein (Dame bzw. Läufer) ein alternatives Feld ermöglichen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Il est intéressant de comparer ces variantes avec celles qui surviennent après les autres coups du Cd3. On découvre alors toute la subtilité de ce problème. (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Fluchtfeldfreigabe, Paraden durch Linienöffnungen und zwei allgemeingültige weisse Antworten mit je einer Ausnahme, welche einen Seitenwechsel erfordert: raffiniert und von seltener Eleganz! (R. Gygax, Genf) Öffnen die schwarzen Springer für Dame oder Läufer die gemeinsame Diagonale, so blockieren sie den König, oder verhelfen Weiss auf einer Parallelen mit Läufer oder Dame zum Erfolg. (R. Schweizer, Neuhausen) Ein brillanter Springerauswahlschlüssel mit Fluchtfeldfreigabe und paarweise analoge Mattbilder durch Block und Damen-, bzw. Läuferlinienöffnung. (S. Bomio, Viganello)
Weitere richtige Lösungen sandten: S. Dowd, Birmingham AL, USA; R. Wüthrich, Langenthal; H. Fehr, Erlinsbach; B. Wernly, Muri BE; K. Köchli, Bonstetten.
Lösung 4854
Zdeněk Libiš (Tschechien), Thema Danicum 1997, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Auch in neuerer Zeit werden immer noch bemerkenswerte Mattbilderprobleme gebaut, auch wenn der Höhepunkt dieser Stilrichtung weit über hundert Jahre zurückliegt. Dieses exzellente Beispiel der böhmischen Schule hat die Besonderheit, dass alle fünf gezeigten Mattbilder die Kriterien für ein Modellmatt (oder Mustermatt) erfüllen. Sie sind also gleichzeitig rein und ökonomisch: Kein Fluchtfeld des schwarzen Königs, selbst wenn geblockt, ist doppelt überwacht und alle weissen Figuren sind am Mattbild beteiligt. (Ausgenommen von dieser Pflicht sind der König und die Bauern.)
Die schwarze «Bauernwand» kann eigentlich nur dazu dienen, dem Kd6 keine Fluchtmöglichkeiten zu gewähren und somit lässt man diesen gerne in die untere Bretthälfte. Dass man dazu gleich den Turm opfert, ist trotzdem überraschend und attraktiv:
1. Te5!! droht 2. Te6+ Kxc5 3. Lb6 matt!!
1. … Kxe5 2. Lc7+ Kf6 3. Sxe4 matt!!
2. … Kd4 3. Se6 matt!!
1. … Sd7 2. Sb7+ Kc6 3. Ld5 matt!!
2. … Kxe5 Lxc3 matt!!
Keine unreinen Mattbilder oder untätige Figuren trüben den Gesamteindruck – eine hübsche, harmonische Komposition aus Böhmen!
Kommentare: Ein wunderbares böhmisches Schachproblem. Die Drohung und die Varianten zeigen 5 elegante Mustermatts. Dass bei so wenig weissem Figurenmaterial der Turm geopfert werden muss, war überraschend. (W. Weidert, Zürich) Ja, echt böhmisch! Mit 1. Te5! droht Weiss einen Abschluss mit Mustermatt und es kommen vier andere in der Lösung dazu! (S. Dowd, Birmingham AL, USA) Sehr schön: Alle fünf Mattstellungen sind Mustermatts. Ein echter «Böhme»! (N. Biveroni, Effretikon) Ein sehr hübsches böhmisches Problem mit Modellmatts, sowohl in der Drohung als in der Lösung. Nach dem feinem Turmopferschlüssel folgen zwei gut harmonierende Mattführungen durch Einsperrung des schwarzen Königs. (S. Bomio, Viganello) Wunderbar, diese Mustermatts! (B. Wernly. Muri BE) Fünf unterschiedliche Mustermatts mitten auf dem Brett sind eine starke Leistung, auch wenn die vielen schwarzen Bauern es nahelegen, dass der schwarze König nach unten gelassen wird. (Th. Maeder, Bern) Wunderschöne «Böhmische Schule»; eine tolle Häufung von Mustermatts. (R. Schümperli, Herrenschwanden) La collaboration entre les pièces blanches est exemplaire par son maximum d’efficacité pour un minimum de moyens. Un problème délectable! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Nach den heiklen Covid-Strapazen ein kleiner Frühlingswink mit einer reizenden Mattbilderblüte! (R. Gygax, Genf) Ein berückend schönes Problem, dessen Lösung mit den Mustermatts aber nicht wirklich leicht ist. (C. Nordt, Hombrechtikon) Die schwarzen Bauern stehen ihrem König nur im Weg. (R. Schweizer, Neuhausen) Ein kühner Opferschlüssel und schöne Mattbilder. Die Lösung fiel mir aber nicht schwer, nachdem ich einmal die Hemmung überwunden hatte, den Turm auf e5 zu stellen. (D. Friedli, Ostermundigen) Il y a cinq magnifiques mats. (Th. Ott, Genf)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; H. Fehr, Erlinsbach.
Lösung 4853
Peter Gvozdják (Slowakei), A. Pituk-100 JT 2004, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt

Zur Erkennung des thematischen Inhaltes musste bei diesem modernen Meisterwerk eine Verführung beachtet werden. Auffällig ist der ungeschützte Td6, aber Weiss verfügt über ein witziges Doppelschachmatt mittels Bauernumwandlung in einen Springer, falls der König zugreifen sollte: 1. … Kxd6 2. e8=S matt! Diesen Zug mit einem Springerschach zu erzwingen, scheitert am Gegenschach des La7: 1. Sb3+? oder 1. Se6+? Kxd6+! und auch die Flucht des Td6 nach f6 scheitert, konkret an 1. … Sxa3! oder 1. … Sxc3!
Zieht der Ld5 beliebig, demaskiert er die Hinterstellung des Td6, so dass der Sd4 diese mit Mattdrohung aufheben könnte. Aber hier geht es bei der Suche nach dem Schlüsselzug nicht darum, zwischen anscheinend gleichwertigen Feldern für den Ld5 zu entscheiden. Die thematische Entsprechung zwischen der Verführung und der Lösung besteht diesmal darin, wie man den hängenden Turm mit dem Drohmattzug schützen kann. Neben der erwähnten Art gibt es auch die direkte Hinterstellung mit der Dame:
1. Dh2? droht 2. Sd3 matt und 2. Sfe6 matt
1. … Txd6 2. Sb3 matt!
1. … Sxd6 2. Sde6 matt!
In der Art des Stocchi-Block-Themas wird die doppelte Annahme des Turmopfers mittels Dualvermeidung beantwortet.
1. … Kxd6 2. e8=S matt
1. … Sc7 2. Tc6 matt,
aber Schwarz pariert mit 1. … Sxd4!!
Richtig ist also doch ein Läuferzug:
1. La2! droht 2.Sb3 matt und 2. Sde6 matt
1. … Txd6 2. Sd3 matt!
1. … Sxd6 2. Sfe6 matt!
Die beiden Drohmatts der Verführung werden in der Lösung zu Variantenmatts, während die beiden Drohmatts der Lösung bereits Variantenmatts in der Verführung waren! Dieser reziproke Funktionswechsel von weissen Zügen mittels einer Doppeldrohung heisst Odessa-Thema.
Die Doppeldrohung wird hier toleriert, weil sie, wie z.B nach einem Nowotny-Schlüsselzug, Bestandteil des Themas ist. Da die zwei thematischen Verteidigungen in beiden Phasen die gleichen sind, ergibt sich zudem zweimal das Le Grand-Thema (Tausch von Droh- und Variantenmatt in zwei Phasen auf dieselbe Verteidigung; siehe auch Nr. 4831)
1. … Kxd6 2. e8=S matt!
1. … Sc7 2. Tc6 matt
1. … Sxd4 2. Dxd4 matt
Durch den Schlüssel wird der Sf4 von seiner Deckungsaufgabe des Ld5 befreit, während jetzt der Sd4 das vom Läufer vormals gedeckte Feld c6 im Auge behalten muss. Somit ergibt sich der raffinierte Funktionswechsel zwischen den beiden Springern mit nun dem La6 als dualvermeidendem Langschrittler. Ein scharfsinnig konzipiertes Meisterwerk!
Kommentare: Eine Art doppelter Le Grand, realisiert mit einem verwirrlichen Geflecht von Themalinien. (Th. Maeder, Bern) Zwei Verteidigungen erlauben die Drohungen der je anderen Phase differenziert als Mattzüge. Das ist ein doppelter, die Doppeldrohungen differenzierender Le Grand! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Erstklassiges, schwieriges Problem mit spektakulärem Auswahlschlüssel, wunderschönen, fein ausdifferenzierten Mattbildern durch Blocks und Damenverstellung und einem Doppelschachmatt dank Bauernunterverwandlung. Die grosse Analogie mit zwei Mattwechseln zwischen Verführung und Lösung ist eine weitere Bereicherung des Problems. (S. Bomio, Viganello) Auswahlschlüssel zum Schutz des d-Turms, eindrucksvolle Mattvielfalt mit einem tollen Verwandlungs-Doppelschachmatt als Krönung, extrem spannend: eine geniale Kreation! (R. Gygax, Genf) Insbesondere der Mattzug mit der Unterverwandlung ist witzig. (D. Friedli, Ostermundigen) Nachdem der Läufer die d-Linie geräumt hat, ist der dreifach bedrohte Td6 indirekt gedeckt, d5 als Fluchtfeld ausgeschaltet und die Möglichkeiten der beiden Springer sind entscheidend gestärkt. In allen Varianten ein tolles Zusammenspiel der weissen Figuren. (W. Weidert, Zürich) Man wähle von den beiden Doppeldrohungen das richtige Paar. (R. Schweizer, Neuhausen.
Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Ott, Genf; C. Nordt, Hombrechtikon; H. Fehr, Erlinsbach; B. Wernly, Muri BE; F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane.
Lösung 4852
Jan Hartong (Niederlande) und Dimiter Ivanow (Bulgarien),
Magyar Sakkélet 1967, 1. Preis,
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Ein spektakulärer Inhalt entschädigt den Löser für seine Mühen. Der weisse König steht ohne Schutz nahe des Brettzentrums, aber die gegnerischen Steine, die ihm bedrohlich werden könnten, sind allesamt gefesselt. Die zwei möglichen Gegenschachs können mit einem sofortigen Matt beantwortet werden: 1. … Df5+ 2. Txf5 matt und 1. … Lxe2+ mit dem Batterieabzugsmatt 2. Kxe2 matt. Angesichts der paralysierten schwarzen Kräfte wäre es verlockend, diese Batterie abzugsbereit zu machen, indem man den Kd3 abschirmt. Der Sh2 kann aber zweimal erfolgreich eingreifen:
1. Lc3? droht 2. Kc2 matt, aber 1. … Sxf3! und
1. f4? droht 2. Ke3 matt; aber 1. … Sg4!
Da auch das abwartende 1. Df7? an 1. … Sg4! scheitert, muss Weiss eine auf den ersten Blick absurde Entscheidung treffen, um weiterzukommen:
1. De8!! droht 2. Sb6+ axb6 oder Kc5 3. Dxc6 matt
1. … Sc5+ 2. Kc2+! Sd3+ 3. Sc3 matt!!
1. … Sf4+ 2. Ke3+! Sd3+ 3. Sf4 matt!!
Zweimal ist es nun der losgelassene Se6, der mittels Gegenschach den Kd3 abschirmt, so dass dieser die angestrebten Batterieabzüge sofort und ohne Tempoverlust ausführen kann. Der Springer kann zwar beide Male nochmals mit einem indirekten Schachgebot dagegenhalten, aber nun ist wegen der neuen Standorte des Kd3 auch der Se2 entfesselt und setzt den beiden grandiosen Kreuzschach-Duellen jeweils ein Ende. Das ist fantastische Schach-Akrobatik!
1. … Lxe2+ 2. Kxe2+ Sxd4+ 3. Txd4 matt
Auch in der dritten Variante gibt es drei Schachgebote in Folge, die aber wegen der Schlagfälle nicht als Kreuzschachs bezeichnet werden.
Kommentare: Die Aufgabe der Fesselung im Schlüssel ist überraschend und führt zu einem Kreuzschachgewitter! Störendes Nebenspiel ist weitgehend ausgeschaltet, so soll es sein! (W. Neef, Ulm, DE) Verblüffenderweise gibt die Dame den Springer frei und entfesselt so ein unvergleichliches Kreuzschachfestival. (D. Friedli, Ostermundigen) Feine Drohung mit Entfesselung des schwarzen Springers samt zweifacher Schachprovokation und zwei raffinierte, analoge Mattführungen mit weissen und schwarzen Kreuzschachs in den Hauptvarianten. (S. Bomio, Viganello) Wunderschöner, doppelt schachprovozierender Schlüssel mit zweifacher Hinterstellung: Hinter den eigenen Springer für die Drohung und hinter den entfesselten schwarzen Springer, so dass durch dessen Wegzug kein Fluchtfeld entsteht. In den beiden Hauptvarianten gibt es rekordverdächtige drei Kreuzschachs in Folge! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Zwei wunderschöne Kreuzschach-Kaskaden: Ein spektakuläres Feuerwerk, in Gang gesetzt durch einen verblüffenden Schlüssel: Hervorragend. Das Paradoxe daran aus Problemisten-Sicht: Man wird zum Batteriehaltungs-Liebhaber... (N. Biveroni, Effretikon) Weil die Dame die Achillesferse in der schwarzen Stellung aufs Korn nimmt, entfesselt sie den Rappen, worauf die Springer ihre Kapriolen mit Kreuzschach vollführen. (R. Schweizer, Neuhausen) Die Idee der Entfesselung des schwarzen Springers zugunsten der Angriffsmöglichkeit über c6 ist sehr schwierig zu sehen, fesselt doch zuerst der nur auf den ersten Blick funktionslose Sh2 die Aufmerksamkeit. Wenn die Lösung dann gefunden wurde, begeistert natürlich das Kreuzschachfeuerwerk. (C. Nordt, Hombrechtikon) So ein Festival von Fesselungen habe ich noch nie gesehen. Die Verteidigungszüge des Se6 ermöglichen die nicht für möglich gehaltene Entfesselung des Se2 und führen zu spektakulären Zugfolgen und Mattbildern. Dass die Dame die Fesselung des Springers aufgeben muss, war nicht einfach zu sehen. (W. Weidert, Zürich) Deux variantes magnifiques; c’est génial! (Th. Ott, Genf) La position est plutôt complexe avec tous ces clouages qui paralysent les Noirs. Qui croirait que la clé décloue une pièce noire? Et pourtant… Il y a deux variantes hallucinantes: Les parades noires permettent aux blancs de déclouer le Ce2; c’est tout simplement fantastique! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Dass zwei Abzüge des Königs als Drohung nicht funktionieren, aber nach schwarzem Schachgebot schon, hat etwas von Lepuschütz. (Th. Maeder, Bern) Bemerkung: Damit spielt Th. Maeder auf das faszinierende, logische Mehrzüger-Thema Lepuschütz an, bei dem Weiss nur zum Ziel kommt, wenn er Schwarz ein Gegenschach zugesteht, ihn damit aber ein entscheidendes Tempo verlieren lässt.
Eine weitere richtige Lösung sandte: H. Fehr, Erlinsbach.
Lösung 4851
Leopold Szwedowski (Polen), Schweizerische Schachzeitung 1963,
Brunner-Memorial, 1. Preis, Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In dieser einladenden Stellung, in der zwei zur Lösung analoge Verführungen zu beachten waren, fällt schnell die weisse Batterie auf. Ein sofortiges Abzugsschach des Tc4 ist aber erfolglos, da drei schwarze Langschrittler auf die Batterielinie ziehen können, so dass ein Matt im zweiten Zug unmöglich ist. Weiss versucht nun mit dem Schlüsselzug eine dieser drei Linien zu unterbrechen und gleichzeitig Schwarz zur Aufgabe der zweiten Kontrolle zu zwingen. Mit dem Mattzug würde dann der dritte kontrollierende Stein ausgeschaltet. Für diesen Plan bietet sich der wendige Sc5 an; er offeriert dabei dem Kf7 sogar ein Fluchtfeld, das dieser aber wegen des Doppelschachmatts nicht betreten darf.
1. Sb7? droht 2. De7 matt
1. … Tf3 2. Tc3 matt!
1. … Txd8 2. Sxd8 matt!
1. … Lf3 2. Te4 matt!
zudem
1. … Ke6 2. Tc6 matt
1. … Lf6, Ld6, Lf4 2. D(x)f6 matt
aber 1. …Txa3!
1. Sd3? droht 2. De7 matt
1. … Tf3 2. Tb4 matt
1. … Txd8 2. Te4 matt
zudem neu
1. … Tb4 2. De8 matt
aber 1. … Lf3!
Also bleibt:
1. Se4! droht 2. De7 matt
1. … Tf3 2. Sg5 matt!
1. … Txd8 2. Tc3 matt!
Auf diese beiden Verteidigungen sehen wir nun nach den beiden Verführungen bereits die dritten neuen Mattbilder. Es handelt sich also um einen Mehrphasenmattwechsel; präziser um einen Mattwechsel in 3 Phasen von 2 Abspielen, einem 3x2 Zagoruiko.
1. … Lf3 2. Tb4 matt!
zudem
1. … Ke6 2. Tc6 matt
1. … Tb4 2. De8 matt
1. … Txa3 2. Sg5 matt
1. … Ld6, Lf6, Lf4 2. D(x)f6 matt.
(1. Se6?, aber ebenfalls 1. … Lf3!)
Durch die Entfesselung des Springers werden die Grimshaw-Züge auf f3 zu Verteidigungen, auch fernab des Drohfeldes. Dieser raffinierte Einfall zur Realisierung der technisch anspruchsvollen Idee zeugt von meisterlichem Geschick und trägt viel zum vorzüglichen, ästhetischen Gesamtbild der Aufgabe bei.
Kommentare: Eine weisse Batterie wird von drei schwarzen Verteidigern bewacht; es gilt, sie alle auszuschalten, wozu sie netterweise grad selber helfen. Sehr komplex! (N. Biveroni, Effretikon) Eine recht knifflige Aufgabe mit vielen sich öffnenden und schliessenden Linien, Fesselungen und Entfesselungen. (D. Friedli, Ostermundigen) Avec les deux essais remarquables et la clé magnifique; le tout était assez difficile, mais génial! (Th. Ott, Genf) Präziser Springerauswahlschlüssel zur Läuferlinienöffnung und mit schönen Mattwechseln zwischen den Verführungen und der Lösung. Schädigungen für Schwarz entstehen insbesondere nach der Springerentfesselung, um das Drohmattfeld e7 decken zu können. (S. Bomio, Viganello) Fluchtfeldfreigabe, Doppelschach-Matt, binäres Paradenschema bestehend aus Entfesselung des f-Springers oder Abfangen der Damen-Unterstützungsachse: originell, subtil, unterhaltsam, ein Zweizüger der Extraklasse! (R. Gygax, Genf) Die offenen Linien von Lg2 und der beiden Türme werden durch den Schlüsselzug ausgeschaltet. Er verdammt die Türme zur Untätigkeit. Und der Grimshaw auf f3 erledigt den Rest. Ein Problem mit fantastischen Linienblockaden. (W. Weidert, Zürich) Nach der simultanen Linienöffnung und -sperrung durch den weissen Springer, nützt die Entfesselung des schwarzen Springers nichts. (R. Schweizer, Neuhausen) Un problème beau et subtil. (F. Gertsch) Les Geneveys-sur-Coffrane) Ein sehr beachtlicher und viele Möglichkeiten offenlassender Zweizüger. Das zentrale Problem ist: wohin mit dem Sc5 ? (J. Meli, Bern) Nicht weniger als je 4 weisse und schwarze Langschrittler-Linien weben ein dichtes Beziehungsgeflecht auf dem Brett – die Damen spielen dabei für einmal nicht mit. Der linienräumende Schlüssel-Springer verstellt in den Verführungen und der Lösung je eine von drei schwarzen Linien, ausgerechnet in der Lösung jedoch keinen der beiden Türme, welche doch die eben geöffnete Linie von Läufer a3 wieder schliessen könnten. Tatsächlich liegt ein Schwerpunkt der schwarzen Verteidigung in der Entfesselung des Springes f5, und entscheidend ist die Batterie des Läufers a2! (R. Schümperli, Herrenschwanden).
Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Maeder, Bern, B. Kunzi, Ebmatingen, K. Köchli, Bonstetten, C. Nordt, Hombrechtikon, H. Fehr, Erlinsbach, B. Wernly, Muri BE.
Lösung 4850
Walentyn Rudenko und Jurij Gordian (Ukraine)
Chervoniy girnik 1999, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Ein Meisterwerk von bestechender Eleganz, das die Doppelsetzung eines logischen Themas zeigt und also auch zwei Probespiele zu beachten sind.
«Man nehme von jedem weissen Schachfigurentyp ein Stück, füge zwei weitere weisse Bauern hinzu und verteile sie auf dem Brett. Danach ergänze man acht schwarze Steine und fertig ist das Schachproblem.» So mühelos und fast zufällig erscheint die Konstruktion dieser logischen Aufgabe, dass man glaubt, sie sei nach einem solchen Rezept erschaffen worden. In Wirklichkeit ist das Komponieren von qualitätsvollen Schachproblemen natürlich immens schwierig und es brauchte zwei Meister, um die Doppelsetzung der dargestellten Idee in eine solch perfekte Form zu bringen. GM Walentyn Rudenko (1938-2016) gilt als einer der grössten Komponisten der Geschichte. IM Gordian (*1937) lebt in Odessa und sei bis jetzt vom Krieg verschont geblieben, wie uns Leser Roland Ott, Oberglatt, mitteilt. Dieses Problem gehöre zudem zu seinen Lieblingswerken, hat ihm der ukrainische Komponist geschrieben.
Die Schwierigkeit steht für einmal nicht im Vordergrund; den Schlüssel dürfte man schnell in Erwägung ziehen. Aber zuerst gibt es zwei Probespiele zu beachten:
1. Sc2? droht 2. Dd4 matt
1. … Td6?? 2. Dxg5 matt
(1. … Sc6? 2. Lxc6)
aber 1. … Ld5!
1 e3? droht 2. Dd4 matt
1. … Ld5?? 2. Dh2 matt
aber 1. … Td6!
Gegen die beiden Probespiele hat Schwarz jeweils neben einer schlechten, ungenügenden Verteidigung eine gute, parierende Widerlegung.
Der Läufer bietet sich für den Schlüssel an:
1. Lc6! droht 2. f4+ gxf4 3. Dxf4 matt
1. … Txc6 2. Sc2! (droht 3. Dd4 matt)
2. … Td6 3. Dxg5 matt!
1. … Lxc6 2. e3! (droht 3. Dd4 matt)
2. … Ld5 3. Dh2 matt!
Der Nowotny-Schlüssel mit Besetzung des Linienschnittpunktes von Ta6 und La8 löst keine typische, verstellungsnutzende Doppeldrohung aus, so dass wir von einem vornehmen Nowotny sprechen. Er verunmöglicht hingegen je nach Annahme des Opfers die gute Verteidigung eines der beiden Probespiele. Weiss setzt folglich mit demjenigen Probespiel fort, bei dem Schwarz mit der ungenügenden, schlechten Verteidigung verbleibt. Das ist die Doppelsetzung einer Beugung, in sehr eleganter Form. (siehe auch Nr. 4814 Brehmer).
In der Nebenvariante mit ebenfalls stiller Fortsetzung werden das Droh-und Variantenmatt bezüglich der Variante 1. … Txc6 vertauscht, so dass sich auch noch ein Pseudo Le Grand ergibt:
1. … Sxc6 2. Td7! (droht 3. Dxg5 matt)
2. … Sd4, Se7 3. D(x)d4 matt.
Kommentare: Schöne Synthese von Nowotny und Beugung. (Th. Maeder, Bern) Brillanter Vorplan mit dreifachem Läuferopferschlüssel, sehr fein ausdifferenzierte Fortsetzungen und anschliessende analoge Damenmatts dank Turm- und Läuferblock in den Hauptvarianten. Ein erstklassiges Problem! (S. Bomio, Viganello) Mit der Besetzung des Schnittpunktes c6 durch den weissen Läufer löst sich der «Gordianische» Knoten. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Il y a vraiment peu de pièces. La clé était relativement facile mais les deuxième coups étaient extraordinaires et difficiles! (Th. Ott, Genf) Ein grossartiger, dreifacher Nowotnyschlüssel verzögert zwei schwarze Fluchtfeldblock-Paraden und bietet Weiss bei der dritten eine alternative Drohung: meisterhaft raffiniert! (R. Gygax, Genf) Da der Ld7 eher unterbeschäftigt ist, versucht man ihn nutzbringend anzuwenden. Nowotny-Verstellung auf c6 in schlackenreiner Darstellung. (N. Biveroni, Effretikon) Sehr schön konstruiert, aber ziemlich einfach zu lösen: das Feld c6 bietet sich geradezu an. (D. Friedli, Ostermundigen) Die Besetzung des Schnittpunkts ist naheliegend, die Fortsetzungen sind es nicht. (R. Schweizer, Neuhausen) Grossartig! (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein schöner, aber naheliegender Schlüssel. Die nachfolgenden zweiten Züge erfüllen die Hauptaufgabe. Sie lenken die schwarzen Verteidiger auf Fluchtfelder und öffnen der Dame die Diagonale h2-d6. Die Mattbilder sind ein ästhetischer Genuss. (W. Weidert, Zürich) Die vielen möglichen Damenmattbilder und der Schnittpunkt c6 bringen uns auf die Idee: Den Schnittpunkt besetzen und die sich ergebenden Möglichkeiten ausnützen. (H. Wyss, Sierre)
Eine weitere richtige Lösung sandte: H. Fehr, Erlinsbach
Lösung 4849
Barry J. da Costa Andrade (England), Ajedrez Español 1952
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In diesem variantenreichen, klassischen Problem mit bekanntem Thema wäre sehr verlockend, mit der Dame von c1 oder a5 aus ein Matt auf c5 zu drohen. Aber Schwarz kann den stützenden Bd3 sowohl mit dem Turm wie auch mit dem Läufer schlagen und so die Mattpläne durchkreuzen. Um ans Ziel zu kommen, muss also ein Mittel gegen diese beiden starken Verteidigungen gefunden werden. Das gelingt nur mit dem liniensperrenden Schlüssel, der einen dieser Verteidigungszüge verunmöglicht und den anderen abschwächt:
1. Tb5! Zugzwang!
1. … Txd3 2. Da4 matt!
1. … Txb5 2. b4 matt!
1. … Ta3 2. bxa3 matt
1. … Tc3 2. bxc3 matt
1. … Tb4 2. b3 matt
Der Bb2 führt von seinem Ausgangsfeld vier Züge aus; in unserem Fall sind es Mattzüge. Diese spezielle Häufung von Zügen eines einzelnen Bauern nennt man einen Albino.
1. … Txb2 2. Dxb2 matt
1. … La6 ~ 2. Da7 matt
1. … Sc7 ~ 2. Sxe6 matt
1. … Sf1 ~ 2. Dg1 matt
1. … Se3! 2. Le5 matt
1. … e5 2. Sf5 matt
Neben dem Albino gibt es auch eine präzisierende, fortgesetzte Verteidigung des Sf1 und auf b5 das Motiv von Verteidigungen auf dem gleichen Feld. Auffallend ist zudem die grosse Anzahl an Varianten, die auch durch die durchwegs differenzierten Matts auf die Turmzüge zurückzuführen ist.
Der am Spiel unbeteiligte Ld8 ist hingegen ein gekonnter Kunstgriff des Komponisten, um die Korrektheit des Problems zu garantieren: Sein Einsatz verhindert ein Schach des Tb3 auf der 8. Reihe. Somit kann der weisse König auf f8 stehen, um die Nebenlösung 1. Sxe6+ Sxe6 2. Td5 matt zu vereiteln. Dies, weil der zurückschlagende Sc7 Schach bietet, auf das der Kf8 dann zuerst reagieren muss. Zum Glück für den Komponisten fand sich dieser schwarzfeldrige Läufer, der zudem mit dem zusätzlichen Be7 blockiert werden musste, noch in der Figurenschachtel.
Kommentare: Dieser Albino-Mechanismus mit Turm vor dem Bauern war schon im 19. Jahrhundert bekannt. Dies hier ist eine attraktive Darstellung. (Th. Maeder, Bern) Ein ungewöhnlich reichhaltiges Zugzwangproblem, dem der Albino noch die Krone aufsetzt. (N. Biveroni, Effretikon) Ein sehr reichhaltiges Zugzwangproblem mit einem sehr hübschen Albino, dreifachem Turmopferschlüssel und überraschend vielen Mattbildern. (S. Bomio, Viganello) Eine interessante Darstellung des Albino-Themas (S. Dowd, Birmingham AL, USA) Ein reichhaltiges Zugzwang-Problem mit einem überraschenden Albino – weil man sich auf die Züge des Turmes konzentriert, bemerkt man ihn zuerst gar nicht. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Überraschenderweise entpuppt sich die Aufgabe als Zugzwangproblem. Mit dem dreifachen Turmopfer und mit dem Ausnützen aller vier Zugmöglichkeiten des Bauern b2 ist es eine höchst vielfältige, unterhaltsame Aufgabe. (D. Friedli, Ostermundigen) Il n’y a pas moins de onze mats. Un problème à la fois riche et subtil. (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Da Weiss auf jeden schwarzen Zug, ausser auf den Bauernzug, mattsetzen kann, muss der Turm die Seite wechseln. (R. Schweizer, Neuhausen) Il n’y a pas de menace mais un Zugzwang! Et il y a onze mats différents: génial! (Th. Ott, Genf) Sehr verräterisch ist das Feld b5. Drei schwarze Figuren zielen dort hin. Mit 1. Tb5! wird zudem der Ausflug des La6 nach c4 oder d3 verhindert. (H.-J. Hahne, Kiel DE) Der Schlüsselzug liegt auf der Hand und trotzdem ist die Besetzung dieses Schnittpunkts super. (J. Meli, Bern) In der Tat, ein reichhaltiges Zugzwang-Problem mit umfangreicher Lösung und einem Turmopfer zur Linienblockierung. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein eher einfaches Problem mit vielen Varianten. (W. Weidert, Zürich) Der d-Bauer darf nicht geschlagen werden: ein raffiniert vielfältiger Zugzwangszweizüger! (R. Gygax, Genf)
Weitere richtige Lösungen sandte: H. Wyss, Sierre, K. Köchli, Bonstetten.
Lösung 4848
Shlomo Seider (Israel), Schakend Niederland 1963, 1. Lob
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Idee und Form dieses Problems ergänzen sich auf unterhaltsame Weise, wobei der dicht besetzte obere Brettabschnitt Begriffe wie Raumnot oder mangelnde Bewegungsfreiheit evoziert. Tatsächlich besteht die Idee von Weiss darin, die gegnerischen Figuren sich in der ohnehin schon beengten Stellung so verkeilen zu lassen, dass sie verteidigungsunfähig werden. Anfänglich scheint dies ein leichtes Unterfangen, aber immer wieder verfügt Schwarz über eine versteckte Verteidigung. So scheitert das naheliegende Tc5? mit präventiver Kontrolle des Fluchtfeldes d5 nur an 1. … b4! nebst 2. … bxc3! mit Schaffung eines Fluchtfeldes auf d4. Auch wenn Weiss dieser Strategie mit Kurzdrohungen zuvorkommen will, findet Schwarz immer eine Ausrede:
1. Lh5 !? droht 2. Lxg6 matt
aber 1. … Lc6!
1. Td1 !? droht 2. Td4 matt
1. … Txd6?? 2. Sg5+ Ke5 3. f7 matt
aber 1. … Tc6!
1. Tf3!? droht 2. Te3 matt
1. … Tc6?? 2. Lh5! Sg6 zieht 3. Tf4 matt
aber wiederum 1. … Lc6!
Mit einem doch überraschenden Turmopfer zwingt Weiss den Gegner das Feld c6 als erster zu besetzen, um dann entsprechend reagieren zu können:
1. Tc6!! droht 2. Sg5+ Kxe5 3. f7 matt
1. … Txc6 2. Lh5! (droht 3. Lxg6 matt) Sg6 zieht 3. T(x)f4 matt
Der Ld5 ist blockiert und kann kein Fluchtfeld schaffen. Die interessante Fortsetzung 2. Tf5? (droht 3. Sg5 matt) führt wegen 2. … Le3! nicht zum Ziel.
1. … Lxc6 2. Td1! und 3. Td4 matt
Nun ist der Tb6 eingeklemmt und kann dem La7 die Diagonale nicht mehr öffnen.
1. … dxc6 2. Tf3! und 3. Te3 matt
Diesmal sind sowohl der Tb6 wie der Ld5 blockiert, aber kompensatorisch kommen der Tb7 und der Bc6 selbst ins Spiel, so dass nur eine Fortsetzung durchdringt: 2. Td1? c5! und 2. Lh5?! oder 2. Tf5? Txf7! scheitern.
Diese originelle Idee mit wechselseitigen Behinderungen war nicht ganz einfach zu durchschauen.
Kommentare: Das logische Gefüge mit wechselseitigen Blocks von Turm und Läufer und fortgesetzter Verteidigung durch den Bauern ist beeindruckend. Es stehen aber schon sehr viele Steine herum, ohne sich zu bewegen. Ich hätte zudem gerne auch die Variante 2. Tf5 (droht 3. Sg5 matt) exf5 3. Lf3 matt gesehen. (Th. Maeder, Bern) «Verteidigungen auf dem gleichen Feld», einer meiner Lieblingsthemas im Zweizüger. Besonders 1. … Txc6 machte mir Schwierigkeiten. Da sah ich lange nicht, wie Weiss weiterkommt. Shlomo war ein sehr begabter Künstler. (S. Dowd, Birmingham AL, USA) Après la clé, il y a trois somptueux deuxièmes coups, après trois mêmes jeux des Noirs. (Th. Ott, Genf) Die schwarzen Figuren stehen einander im Weg. (R. Schweizer, Neuhausen) Ein wunderschönes, originelles Problem mit brillantem dreifachem Turmopferschlüssel und drei sehr fein ausdifferenzierten Mattführungen durch verblüffende Selbsteinsperrung der schwarzen Steine! (S. Bomio, Viganello) Grossartiger Schlüssel und Drohung, schwarze Turm-Bivalve, raffinierte Einmischung des weissen Turms zum Schutz des d-Bauern: eine höchst originelle Konstruktion! (R. Gygax, Genf) Der im Abseits stehende Lg7 erzwingt durch das Abzugsmatt f7 die Besetzung des Felds c6. Dies führt zur gegenseitigen Blockade der schwarzen Figuren und hält den König auf seinem Platz fest. Das Lob für dieses Problem war verdient. (W. Weidert, Zürich) Zur schon im Satz offensichtlichen gegenseitigen Turm-Läufer-Verstellung auf dem Feld c6 kommt in der Lösung noch der Bd7 dazu. Der prächtige Tanz umfasst dann ein Satzmatt als Drohung und drei Probespiele. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Dieser verblüffende Turmopferzug mit drei verschiedenen Linienverstellungen und drei verschiedenen Turmmatts begeistert mich! (M. Rüfenacht, Basel) Pfiffig: Die bescheidene schwarze Mobilität erlaubt immerhin noch das Einschliessen eigener Figuren! (N. Biveroni, Effretikon) Un problème intéressant: L’essai 1. Tf5? échoue à cause de Fc6, l’amélioration éventuelle 1. Tc5? se heurte à b4, alors il ne reste guère que l’invraisemblable clé 1. Tc6! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane)
Lösung Nr. 4847
Milan Velimirović (Serbien), Čik 1969, 2.-3. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Weiss muss etwas gegen die ungedeckte Königsflucht finden. Die Mattzüge der Verführung und der Lösung stehen dann in einem engen Zusammenhang. Dieses eindrückliche, gut gebaute Ideenproblem gelang dem späteren Grossmeister bereits mit 17 Jahren. Dabei geht es weniger um einen kniffligen oder variantenreichen Inhalt als um die Darstellung eines komplexen Themas. Es gibt nur drei Varianten, die aber in zwei Phasen, der Verführung und der Lösung, verglichen werden müssen. Die Aufgabe ist auch nicht allzu schwierig, denn Weiss muss ja auf die ungedeckte Fluchtmöglichkeit des schwarzen Königs ein Matt bereitstellen. Dazu hat er nur zwei Möglichkeiten; die für das Verständnis des Inhaltes wichtige Verführung kann also kaum übersehen werden:
1. Th6? Zugzwang
1. … Kf6 2. Txf5 matt! A
1. … g5 2. d4 matt B
1. … Te7 beliebig 2. Sxd7 matt C
aber 1. … Tf7!, und Weiss hat kein Matt.
Es geht hingegen:
1. Dd8! Zugzwang!
1. … Kf6 2. Sxd7 matt! C
1. … g5 2. Txf5 matt A
1. … Te7 beliebig 2. d4 matt B
In Verführung und Lösung folgen auf dieselben Verteidigungen dieselben Mattzüge, aber zyklisch verschoben! Dieser exklusive, schwierig darzustellende Zyklus von drei Variantenmattzügen heisst Lačný, nach dem Slowaken L’udovit Lačný (1926-2019) Die drei sich automatisch ergebenden Matt- und Paradenwechsel sind nicht mehr speziell erwähnenswert.
Kommentare: Ein sehr harmonischer «Lačný»! (Th. Maeder, Bern) Immer attraktiv: Zyklische Vertauschung der Mattzüge nach schwarzen Paraden: Das Thema Lačný. (N. Biveroni, Effretikon) Die Mattzüge werden in der Lösung gegenüber der Verführung zyklisch rotiert! (L. Lippert , Madrid) Les mats A, B, C de l’essai infructueux deviennent les mats C, A, B de la solution. Joli! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Eine raffinierte, gut versteckte Idee: Zwei Mal Vorausfesselung eines schwarzen Verteidigers bei Königsflucht mit zyklisch vertauschten Mattzügen in Verführung und Lösung, dabei stellt der Zugzwang sicher, dass der schwarze König das Fluchtfeld auch tatsächlich nutzt. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Alle Mattzüge sind die gleichen bei der Verführung wie bei der Lösung. Sehr schön ist auch, dass beide erste Züge beim folgenden Zug des schwarzen Königs eine Figur fesseln und ein Matt ermöglichen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein attraktives Zugzwangproblem mit grosser Harmonie zwischen Verführung und Lösung: Es gibt jeweils einen Hinterstellungsschlüssel zur späteren Fluchtfelddeckung bzw. Fesselungsausnutzung und prächtig verflochtene schwarze Züge und Matts. (S. Bomio. Viganello) Nach 1. Dd8 entwertet die symmetrische Fesselung von Turm und Springer das Fluchtfeld f6 und bringt Schwarz in Zugzwang. Das Mattbild nach Kf6 ist ein ästhetischer Genuss. (W. Weidert, Zürich) Ein schönes Zugzwangproblem. (D. Friedli, Ostermundigen) Schwarz ist zwar stark gelähmt, aber der Turm ist zu bändigen: Eine lustige Fesselungs-Angelegenheit! (R. Gygax, Genf) C’est de l’art! Magnifique! (Th. Ott, Genf) Immer «schleicht» der König auf f6 ab; mit 1. Dd8 kann man das zum Matt nützen. (B. Kunzi, Ebmatingen) Der Turm versucht die Verführung und nicht die Dame, die eine Fesslung vorbereitend den König am erfolgreichen Türmen hindert. (R. Schweizer, Neuhausen)
Eine weitere richtige Lösung sandte: B. Wernly, Muri BE.
Lösung Nr. 4846
Sergey Bilyk (Russland), Sahs/SHahmaty Riga, 1991, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Eigentlich möchte man sofort die Dame aus der Ecke holen, um das Mattreiben zu beginnen. Aber dann wird klar, dass sie dort überraschenderweise bereits optimal steht; zumindest bis sich der gegnerische König für ein Fluchtrichtung entschieden hat. Allerdings steht der Ld5 ihrem Einsatz noch im Weg und so macht dieser einen kleinen Schritt zur Seite:
1. Lc4! Zugzwang
1. … Kc3 2. Dh1!!, erneuter Zugzwang:
2. … Kb4 3. De1 matt
2. … Kd4 3. Da1 matt
2. … Kb2 3. Sa4 matt
2. … Kd2 3. Se4 matt
Der König flüchtet auf die vier diagonal angrenzenden Felder: Das ist das beliebte, oft bearbeitete Thema der Königs-Sternflucht. Flüchtet nun der König nach e5, wiederholt sich auf einen anderen stillen weissen Damenzug das Sternflucht-Motiv:
1. … Ke5 2. Dg2!!, wiederum Zugzwang:
2. … Kd4 3. Dg7 matt
2. … Kd6 3. Dh2 matt
2. … Kf4 3. Sd3 matt
2. … Kf6 3. Sd7 matt
Das sind dieselben Mattbilder, allerdings an der Diagonalen a7-g1 gespiegelt! Wohl durch die diagonale Symmetrieachse wirken diese Wiederholungen der Mattwendungen aber kaum repetitiv oder schablonenhaft. Vielmehr überzeugen die differenzierten, raumgreifenden Fortsetzungen in die andere Brettecke und die attraktiven Mattbilder. Zudem ist es verblüffend, mit welch einfachen konstruktiven Mitteln es dem Komponisten vor erst dreissig Jahren gelungen ist, diese alte, unzählige Male gezeigte Problem-Idee gleich doppelt und ohne jegliche weissen Zugswiederholungen darzustellen. Eine Perle!
Kommentare: Nach Linienöffnungsschlüssel doppelt gesetzte prächtige Sternflucht des Königs unter dauerndem Zugzwang, wobei die Dame drei Ecken des Feldes ganz, und mit g7 die vierte fast besetzt. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Doppelte Sternflucht ohne Mattzugwiederholung, ganz erstaunlich! (A. Nievergelt, Winterthur) Der Läuferhüpfer macht den Weg frei für zwei Längstzüge der weissen Dame bei zwei verschobenen Sternfluchten des schwarzen Königs. (R. Schweizer, Neuhausen) Fantastischer Doppelstern! Kein einziges Mattbild ein Mustermatt, aber jedes eine Augenweide! Hat mir ausserordentlich gefallen. (N. Biveroni, Effretikon) Erstklassiges, sehr gut gebautes Zugzwangproblem mit präzisem Läuferauswahlschlüssel, zwei stillen Damenfortsetzungen und wunderschönen analogen Mattbildern nach zwei Sternfluchten! Ein sehr gut verdienter erster Preis! (S. Bomio, Viganello) Unglaublich! Von beiden Fluchtfeldern kann der schwarze König auf je vier Felder weiterziehen und wird mit fantastischen Mattbildern besiegt. Die Dame ihrerseits nutzt das gesamte Brett und die beiden Springer vollbringen Wunder. Ein wohlverdienter 1. Preis! (D. Friedli, Ostermundigen) Soll der König oder der Läufer der Dame den Weg frei machen, damit sie ihres Potentials gerecht ist? Ein eindrucksvoller Marathonlauf zur Beherrschung der schwarzen Diagonalen, gefolgt von verblüffenden, wunderschön symmetrischen Abschlüssen: diese originelle Kreation ist ein Meisterwerk! (R. Gygax, Genf) Nach Lc4 erhält die Dame die entscheidende Kontrolle über die Diagonalen a1-h8 und a8-h1. Ein komplexes Problem, obwohl Schwarz nur 2 Königszüge hat. Das Zusammenwirken der Springer ist beeindruckend. (W. Weidert, Zürich) Für solche Stellungen fehlt mir das Gefühl – ich habe gefühlt ewig gebraucht. (Th. Maeder, Bern) Après la clé suivent des deuxièmes coups superbes et huit mats magnifiques. (Th. Ott, Genf)
Lösung Nr. 4845
Joachim Brügge (Deutschland), Schacholympiade Luzern, 1982, Lob
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Ein Zweizüger vom 18. International Solving Contest (ISC) 2022, der weltweit gemäss Zeitzone gleichzeitig ausgetragen wurde, also z.B. um 19h in Tokio oder um 7h in Rio. Dieses Problem war in der Kategorie 2 zu lösen und zeigt die Kombination zweier beliebter Themen.
Der Le5 scheint im Zentrum für den weissen Angriff mehr hinderlich als nützlich zu sein und so liegt es nahe, dass er den Schlüsselzug ausführt. Tatsächlich verbessert jeder Läuferzug die weisse Stellung merklich: Die Dh8 wird von ihrer Deckungsaufgabe befreit und die 5. Reihe geräumt, so dass mit 2. Sdf6 matt eine Mattdrohung entsteht. Dabei kann der Sd5 die f-Linie verstellen, weil er kompensatorisch die 5. Reihe öffnet, so dass das Fluchtfeld f5 wiederum gedeckt ist. Schwarz versucht nun die 5. Reihe präventiv zu verstellen, so dass der Ke4 bei Ausführung der Drohung tatsächlich nach f5 entweichen könnte. Diese Verteidigungszüge, die eine noch maskierte weisse Linie besetzen, heissen Lewman-Paraden.
Schwarz verfügt über gleich fünf solcher Verteidigungen, die aber Schädigungen verursachen. Bei der Suche nach dem richtigen Schlüsselfeld neutralisiert der Le5 nun fünfmal eine der Schädigungen durch Selbstbehinderung, so dass die entsprechende Lewman-Parade die Verführung auch pariert:
1. Ld4? droht 2. Sdf6 matt
aber 1. … Tb5! (2. Dd4 matt??)
1. Lxc3?
aber 1. … Sc5! (2. Sxc3 matt??)
1. Lxd6?
aber 1. … c5! (2. Sxd6 matt??)
1. Lh2?
aber 1. … Lb5! (2. Dh1 matt??)
1. Lf4?
aber 1. ... Se5! (2. Tf4 matt??)
Zudem: 1. Lg7? Tb5!
Nur auf g3 verhindert der Läufer keinen weissen Mattzug:
1. Lg3! droht 2. Sdf6 matt
1. … Tb5 2. Dd4 matt
1. … Sc5 2. Sxc3 matt
1. … c5 2. Sxd6 matt
1. … Lb5 2. Dh2 matt
1. … Se5 2. Tf4 matt
Diese Kombination eines Auswahlschlüssels mit fünf Lewman-Paraden als Verführungswiderlegungen stellen einen überaus attraktiven und lösernahen Inhalt dar.
Kommentare: Fünfmal «Lewman» mit thematischen Verführungen. Das war wohl der beste Zweizüger in jenem Turnier. (Th. Maeder, Bern) Nach Wegzug des Le5 öffnet der drohende Mattzug die weisse Linie des Ta5 nach f5; daher kann der Mattzug die weisse Linie des Tf7 nach f5 verstellen. Mit seinen Paraden verstellt Schwarz die noch maskierte Linie, die Weiss öffnen möchte – das sind prächtige fünf «Lewman»-Paraden – und das Ganze gekrönt von einem vollständigen Auswahlschlüssel des Le5! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Nachdem Weiss die horizontale Turmlinie zu räumen begonnen hat, kann Schwarz zwar die Wirkung des Turmes wieder behindern, erleidet aber jedesmal eine andere Schädigung. (R. Schweizer, Neuhausen) Chacun des 5 essais infructueux échoue à cause d’une seule réfutation; ce n’est que sur 1. Fg3 qu’aucune de ces tentatives de réfutation ne fonctionne. Un problème remarquablement bien construit! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Gar nicht so einfach zu erkennen, dass der Läufer im Zentrum ziehen muss. Mit der Drohung wird die eine Turmlinie geschlossen und die andere geöffnet. Der Läufer muss dann noch das richtige Feld finden, auf dem er die weissen Mattzüge nicht stört, die auf die schwarzen Versuche folgen, die nun geöffnete Turmlinie wieder zu sperren. Genial gemacht. (D. Friedli, Ostermundigen) Der Schlüsselzug ist überraschend. Durch die Räumung des Schnittpunkts e5 erhält der Ta5 die Kontrolle über das Fluchtfeld f5 und die Mattdrohung durch Sf6 kann nur mit einer Blockade der 5. Reihe abgewehrt werden. Daraus resultieren variantenreiche Mattbilder. (W. Weidert, Zürich) Präziser Läuferauswahlschlüssel zur Turmlinienöffnung und fein ausdifferenzierte Matts nach fünffacher Verstellung dieses Turmes. (S. Bomio, Viganello) Es ist nicht einfach zu sehen, dass das Feld f5 auch vom Ta5 gedeckt werden kann und dass dazu erst der Le5 gezogen wird und danach der Sd5 mit dem Zug nach f6 auch noch den Tf7 und die Dh8 verstellen muss. (C. Nordt, Hombrechtikon) Mir gefällt, dass nach dem Schlüsselzug Schwarz die 5. Reihe auf fünf verschiedene Arten schliessen kann, was jedes Mal ein anderes Matt zur Folge hat. (M. Rüfenacht, Basel) Grossartiger Auswahlschlüssel zur Räumung der 5. Reihe, dazu ein herrliches Mattbouquet, vor allem der «Tauchgang» nach h1 Ihrer Majestät! (R. Gygax, Genf) Il y a cinque essais thématiques. C’est magnifique! (Th. Ott, Genf) Eine gut versteckte Drohung, prächtiger Auswahlschlüssel, einheitliche Idee hinter allen schwarzen Paraden: Ob diese Aufgabe nicht eine bessere Bewertung verdient hätte? (N. Biveroni, Effretikon) Diese Frage wird seit 40 Jahren zu Recht gestellt. Die Meinungen scheinen dabei nicht gross zu differieren; das richterliche Verdikt war das eigentliche Rätsel.
Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: H. Zingg, Grosshöchstetten und K. Köchli, Bonstetten.
Lösung Nr. 4844
Walery Schawyrin (Russland), Schach 2017, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

In diesem harmonischen, thematisch klar strukturierten Dreizüger dürfte nur der Anfang etwas knifflig gewesen sein. Um neben Linienthemen auch ein logisches Thema zu entdecken, waren zwei Probespiele zu beachten.
Der unterbeschäftigte Sb7 bietet sich an, ins Spiel einbezogen zu werden. Er hat zwei interessante Versuche:
1. Sa5? droht 2. Sc6 matt
1. … Sd3?? 2. Sxc4 matt, aber
1. … Ld3! und jetzt verstellte bei Ausführung der Drohung der Springer die zweite nach d6 gerichtete Deckungslinie und der Ke5 könnte entkommen. Analog geschieht nach
1. Sd8? droht 2. Sc6 matt
1. … Ld3?? 2. Sxf7 matt, aber
1. … Sd3! und wiederum scheiterte die Ausführung der Drohung, weil Schwarz mit seiner Verteidigung bereits eine auf das Themafeld d6 gerichtete Deckungslinie verstellt hatte. Beide Male verteidigt sich Schwarz also gemäss dem Thema A der weissen Linienkombinationen.
Es braucht einen cleveren Königszug und ein attraktives Drohspiel, um die schwarze Verteidigung auszuhebeln:
1. Kh2! droht 2. Td5+! exd5 3. Lg3 matt
Schwarz verstellt nun zweimal dem Td2 die d-Linie:
1. … Sd3 2. Sa5! Es droht nun neu 3. Sxc4 matt
2. … Sb2 3. Sc6 matt!
Da Schwarz eine auf das Feld d6 gerichtete Linie öffnet, kann Weiss mit dem Mattzug eine andere darauf gerichtete Linie verstellen.
Wiederum geschieht in der anderen Variante analog das Gleiche:
1. … Ld3 2. Sd8! Es droht nun neu 3. Sxf7 matt
2. … Lg6 3. Sc6 matt!
Die Öffnung der d-Line erlaubt im Mattzug die Schliessung der 6. Reihe. Diese Nutzungen erfolgen in beiden Varianten gemäss dem Thema B.
Die logische Idee besteht nun darin, dass nach einleitenden Lenkungen der schwarzen Figuren Weiss die anfänglich ungenügenden Probespiele des Sb7 wiederum ausführt. Diese drohen nun aber eine anderes Matt, gegen die der zuvor parierende Stein keine genügende Verteidigung mehr hat. Bei der erneuten Ausführung der Probespiele wechselt also die Drohung. Diese Idee mit dem Drohwechsel im Verlauf der Themavarianten heisst Schweizer Idee.
Namensgeber war der in Deutschland aufgewachsene Schweizer Erich Brunner, einer der wichtigsten und innovativsten Vertreter der neudeutschen Schule, der diese Idee als erster erörterte. Seinen Namen treffen wir auch in den Begriffen Brunner-Turton oder Brunner-Dresdner an.
Dazu kommt eine den Inhalt wunderbar abrundende Variante mit neuen Funktionen der Züge:
1. … c6 2. Sd6! droht 3. Sd7 matt
2. … Ld3 3. Sxf7 matt
2. … Sd3 3. Sxc4 matt
Die Drohmatts der beiden Themavarianten werden hier zu Variantenmatts. Die Züge 1. … Sd3 und 1. … Ld3 haben sogar drei Funktionen: Zuerst sind sie Paraden der Probespiele, dann Varianten und hier schliesslich Forsetzungen auf den 2. weissen Zug.
Werden mindestens 2 schwarze Züge in der Lösung an verschiedenen Stellen wiederholt, spricht man vom Babuschka-Thema. Hier ist der Sinn des Namens durch die Zusammenführung zweier Züge von zwei einzelnen auf eine einzige, dritte Variante gut nachvollziehbar: Identische Züge werden in «kleinerem», kompakterem Rahmen wiederholt. Beinahe automatisch ergibt sich so auch das Banny-Thema: Die Probespiele 1. Sa5? und 1. Sd8? scheitern an den besagten Paraden, tauchen dann aber in den Varianten vertauscht als erfolgreiche Fortsetzungen auf diese Verteidigungen wieder auf. Ein reicher, sauber realisierter Inhalt in einer übersichtlichen, einladenden Stellung. Ein verdienter erster Preis!
Kommentare: Doppelter «Schweizer» in sehr gepflegter Darstellung. (Th. Maeder, Bern) Dank raffiniertem Rösslispiel kann die Deckung von d6 durch die weissen Türme im Auge behalten werden. Ein kristallklarer «Banny» im Dreizüger-Gewand! (N. Biveroni, Effretikon) Der verblüffende Schlüsselzug verhilft Weiss zum Tempogewinn. Schwarz muss die Verteidigungsposition von Springer oder Läufer aufgeben, um die d-Linie zu blockieren. Danach hat der Sb7 jeweils eine entscheidende, doppelte Drohung. (W. Weidert, Zürich) Kein offensichtlicher Schlüssel, dazu ein meisterhaft reguliertes Lipizzanerballett: einfach genial! (R. Gygax, Genf) Eine Riesenüberraschung: Wie die Probespiele zeigen, dreht sich alles um den Springer b7 – und dann ist der Schlüssel eine Feldräumung durch den König «am anderen Ende des Brettes»! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Après la clé, il y a trois coups du Cb7. C’est absolument superbe! (Th. Ott, Genf) Schwarz muss Springer und Läufer auf ihre Herkunftsfelder zurückziehen, die Linienunterbrechung aufheben und so dem weissen Springer einen Doppelzug erlauben. (R. Schweizer, Neuhausen) Sehr ansprechende Drohung und zwei analoge Mattführungen mit weisser Turmverstellung und anschliessender «Turmlinien-Wiederöffnung» durch Springer- bzw. Läuferrückkehr in den Hauptvarianten. In der nicht weniger schönen dritten Variante werden die schwarzen Springer- und Läuferlenkungen auf andere Weise wieder ausgenutzt! (S. Bomio, Viganello)
Lösung Nr. 4843
Walther Jørgensen (Dänemark), Skakbladet 1947, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Ein Klassiker, der auch nach einem Dreivierteljahrhundert nichts von seiner Frische verloren hat. Weiss hätte leichtes Spiel bei gegnerischem Anzug, denn auf jeden schwarzen Zug steht schon ein Matt bereit:
1. … La2 2. Dxc2 matt
1. … Sb6 2. Txc7 matt
1. … Sd6 zieht 2. L(x)b5 matt
1. … d3 2. exd3 matt
1. … e4 zieht 2. Tc5 matt
Ein simpler, abwartender Schlüssel zur Abwälzung der Zugspflicht ist nicht vorhanden und somit muss Weiss den Plan wechseln. (Zugwechsel) In diesem Fall reicht nur ein drastisches Mittel: Der Springer kappt mit dem Schlüssel alle Fäden des bestehenden Mattnetzes und knüpft sie unter Freigabe eines Fluchtfeldes zu einem neuen zusammen!
1. Sd5!! Zugzwang
1. … La2 2. Dxa2 matt!
1. … Sb6 2. Sxb6 matt!
1. … Sd6 zieht 2. D(x)b5 matt!
1. … d3 2. Se3 matt!
1. … e4 zieht 2. Db4 matt!
Das sind also eindrückliche 5 Mattwechsel im Vergleich zum Satzspiel. Neu kommt nun noch die Königsflucht dazu:
1. … Kxd5 2. Dxd4 matt
Wie von magischer Hand werden mit dem Schlüssel alle bestehenden Matts zum Verschwinden gebracht und ein komplett neuer, gut variierter Satz von Mattbildern hervorgezaubert. Eine vorzügliche, exzellent gebaute White-to-play Aufgabe mit komplettem, fünffachem Mattwechsel!
Kommentare: Feinstes «White-to-play»-Problem mit einem vollständigen Satz an neuen Matts. Ein beschwingtes Löservergnügen nach dem «Chnorz» vom letzten Mal. (R. Schümperli, Herrenschwanden) «White-to-play»-Zugzwang mit Fluchtfeldfreigabe und Totalmattwechsel-Konfiguration: technisch hervorragend! (R. Gygax, Genf) Mattwechsel auf alle Satzspiele nach schönem Schlüssel. Fünf Mattwechsel gab es 1947 noch nicht sehr oft. (Th. Maeder, Bern) Après la clé on a tous les mats changés. Une vraie merveille! (F. Gertsch, Les Geneveys sur Coffrane) Nichts bleibt so, wie es war. (R. Schweizer, Neuhausen) Après la clé, tous les Noirs jouent et tous les Blancs matent – avec des mats différents d’avant la clé! Magnifique! (Th. Ott, Genf) Da weit und breit kein Wartezug zu finden ist, müssen die Satzspiele über Bord geworfen werden, aber nach dem Schlüssel werden sie vollwertig ersetzt. Und als Sahnehäubchen auf diese doppelstöckige Torte kommt noch die Königsflucht obendrauf. Ein Leckerbissen! (N. Biveroni, Effretikon) Nach dem Schlüsselzug, der den Springer optimal positioniert, schädigt sich Schwarz mit jedem möglichen Zug. Die folgenden Mattbilder bieten ein perfektes Zusammenspiel der weissen Figuren. (W. Weidert, Zürich) Ein schön konstruiertes Zugzwangproblem mit Feldräumung, Opferschlüssel, Aktivierung gegnerischer Figuren und Fesselungen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Prächtiges Zugzwangproblem mit brillantem Springeropferschlüssel und sehr feinen Mattwechseln zwischen Satz und Lösung. (S. Bomio, Viganello). Obwohl es nach Zugzwang aussieht, ist der Schlüssel, der dem König ein Fluchtfeld gewährt, gar nicht offensichtlich (D. Friedli, Ostermundigen) Ein prächtiger Zugzwang-Zweizüger (K. Köchli, Bonstettern) Es sieht nach Zugzwang aus. Die Dame muss mehr Bewegungsfreiheit haben und man muss die Funktion des Tf5 erkennen. (J. Meli, Bern) Nach dem Satzspiel den Schlüsselzug zu finden, hat Zeit gekostet! (B. Wernly, Muri BE) Alle weissen Züge werden also durch die zwei Figuren erledigt, die ursprünglich in der b-Linie stehen. Danke für das extrem schön komponierte Problem! (L. Lippert, Madrid, ES)
Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: H. Reddmann, Hamburg, DE, B.Kunzi, Ebmatingen.
Lösung Nr. 4842
Percy F. Blake (England), Brighton Society 1904, 4. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Diese Aufgabe aus der Belle Époque bot einen unterhaltsamen, überraschenden Inhalt.
Alle Versuche die De2 näher zum Kd5 zu führen, erweisen sich als zu langsam, denn Schwarz kann seinem König mit 1. … c5 oder 1. … Lxc3 wahlweise Fluchtmöglichkeiten schaffen. Es geht nur mit einem fantastischen Feldräumungsschlüssel des Se4, der eine Drohung schafft und zudem präventiv Turmlinien verstellt:
1. Sd6!! droht 2. Dxc4+ Kxd6 3. Se4 matt
1. … Kxd6 2. Dxc4! c5 3. De6 matt und 2. … e4 3. Dd4 matt
Auf die offerierten Königsfluchten folgt die Drohung, wobei sich die Variante nach Annahme des Opfers verzweigt. Thematisch interessant wird es, wenn die anderen Steine das Opfer annehmen:
1. … Txd6 2. Dxe5+!! Kxe5 3. Tf5 matt!! (Modellmatt)
1. … Lxd6 2. Le6+!! Kxe6 oder Kc5 3. Dxc4 matt
1. … cxd6 2. Tf4!! droht 3. Dxc4 matt exf4 3. Dh5 matt!! (Modellmatt) 2. … c5 3. De4 matt und 2. … e4 3. Dh5 oder Tf5 matt
Auf die Opferannahmen setzt Weiss mit einem Damen-, einem Läufer- und einem Turmopfer fort!
Das ist an sich schon spektakulär, aber bei diesen drei schwarzen Zügen handelt es sich zudem um einen Stocchi-Block. Darunter versteht man den Sachverhalt, wenn ein Fluchtfeld des Königs von mindestens drei Steinen geblockt wird. Diese Verteidigungen müssen «trippelvermeidenden» Charakter haben, das heisst, dass ihr einziger Schaden die Blockierung der Königsflucht ist und bereits ihre Ausführung zwei der drei weissen Fortsetzungen dieses Varianten-Terzetts verunmöglicht. Sie dürfen also keine weiteren Schädigungen wie, zum Beispiel, Linienöffnungen oder die Aufgabe von Deckungen zur Folge haben, die dann von Weiss genutzt werden könnten.
Um zu prüfen, ob die Kriterien der Trippelvermeidung erfüllt sind, stelle man sich auf dem Opferfeld einen schwarzen Stein vor, der nur als Masse wirkt (einen sogenannten «dummy pawn»). Nun müssen alle drei weissen Fortsetzungen durchdringen.
Aber damit nicht genug; Schwarz hat ja noch den unangenehmen Zug des c-Bauern im Köcher:
1. … c5 2. Tf6! nebst 3. De4 matt!
Der stille Zug des f7-Turms ist nicht einfach zu sehen. Weiss profitiert nun von der doppelten Turmliniensperre des Sd6 und Schwarz hat gegen die Drohung 3. De4 matt kein Mittel. Eine knifflige Nebenvariante!
Zu diesem imponierenden Problem kann man noch sagen, dass der Entdecker und Namensgeber des Themas, der Italiener Ottavio Stocchi (1906-1964) zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung noch gar nicht geboren war. Die Problemidee war also bereits Jahrzehnte vor ihrer Definition dargestellt worden (Zu diesem Thema siehe auch die Nr. 4795).
Kommentare: Ein viermal geopferter Springer als origineller, keineswegs offensichtlicher Schlüssel, unerwartete Antworten auf die schwarzen Paraden, verführungs- wie variantenreich: vraiment la Belle Epoque! (R. Gygax, Genf) Zum Glück rechnet man beim Namen Blake mit überraschenden Zügen! (Th. Maeder, Bern) Intuitiv gerät das Springeropfer auf d6 schnell in den Blickpunkt. Die vielfältigen Varianten der zweiten weissen Züge machen dieses Problem recht anspruchsvoll und auch reizvoll. (W. Weidert, Zürich) Quel esthétisme! Quelle splendeur! Quel génie! Après la clé, il y a cinq variantes étonnantes. Et ce n’est qu’un quatrième prix? Mais c’est un premier prix! (Th. Ott, Genf) Der Schlüssel sieht zuerst nach «Selbstmord aus Angst vor dem Tode» aus. Es folgt eine reiche Palette an Paraden mit teilweise sehr gut versteckten Matts kulminierend in den drei L-, T- und D-Opfern. «Unterhaltsam» stand im Begleittext – für mich war es eher «en Chrampf»! (R. Schümperli, Herrenschwanden).
Eine weitere richtige Lösung erhielten wir von: R. Schweizer, Neuhausen.
Lösung Nr. 4841
Jacques Cramatte, Antigua (Guatemala), Original
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Eine Aufgabe zum Beginn des Jahres 2022 vom in Mittelamerika lebenden Genfer Komponisten. Es galt, eine Verführung zu beachten.
Zwei in der Stellung vorhandene Satzspiele sind erwähnenswert:
1. … Lf3+ 2. Dxf3 matt
1. … b4 2. Lc4 matt
Ein orthogonal neben dem gegnerischen König stehender Springer ist für den erfahrenen Löser ein Hinweis, dass es sich beim Inhalt um einen Auswahlschlüssel durch eben diesen Springer handeln könnte. Hier ist dies nicht der Fall, aber es gibt die interessante Verführung
1. Sc4? droht 2. Se3 matt
1. … bxc4 2.Lxc4 matt
Ein Paradenwechsel gegenüber dem Satzspiel
1. … f4 2. Dxg5 matt! Verstellungsnutzung
1. … Lg1 2. Te5 matt
aber 1. … Lf4!
Auch markante Verstellungen könnten ins Auge stechen:
1. Dh3? droht 2. Da3 matt
1. … Tg3 2. Dxf5 matt!
1. … Lg3 2. Dxh1 matt!
Ein Grimshaw, also eine wechselseitige Verstellung von Turm und Läufer.
1. … Sc5, Sxd6 2. T(x)c5 matt
aber 1. … a4! und wiederum vermag Schwarz zu parieren.
Es geht nur das unerwartete
1. De2! droht 2. Da2 matt
1. … Tg3 2. De5 matt! Verstellung, mit Mattwechsel gegenüber der Verführung.
1. … Tg2 2. Df3 matt! Verstellung, mit Paradenwechsel gegenüber dem Satzspiel.
1. … b4 2. Dc4 matt! Ein Mattwechsel gegenüber dem Satzspiel.
1. … Sc5, Sxd6 2. T(x)c5 matt
1. … Lf3 2. Dxf3 matt
In insgesamt 4 Phasen werden neben diversen Matt- und Paradenwechseln auch 5 Verstellungen in einer lockeren, löserfreundlichen Form gezeigt. Wir danken dem Autor für seinen Beitrag!
Kommentare: Dank ihrer gemütlichen Promenade gelingt der Dame ein sanfter Rutsch ins neue Jahr! (R. Gygax, Genf) Ein ansprechendes Problem mit bekannten Motiven. Der Ba5 verunmöglicht Dh3, was wegen des Grimshaw auf g3 nahe liegt. Und der Bb6 ist nötig, weil sonst Sc4 möglich wäre. (W. Weidert, Zürich) Der «orthogonale Springer» ist für einmal «nur» Verführung. Eine erstaunlich reichhaltige Lösung mit immerhin sechs Abspielen. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Beim Entschlüsseln dieser ansprechenden Neujahrsaufgabe möchte man intuitiv den d6-Springer wegziehen – doch die Dame stellt die unwiderlegbare Drohung auf. (K. Köchli, Bonstetten) Eigentlich macht ja in solchen Stellungen immer der neben dem König stehende Springer den Schlüssel. (Th. Maeder, Bern) Ansprechender Schlüssel, zwei prächtige, analoge Damenmatts durch schwarze Läuferverstellungen in den Hauptvarianten und ein schöner Mattwechsel zur leider offensichtlich widerlegten Verführung, deren Damenmatts ebenso schön sind wie diejenigen der Lösung. (S. Bomio, Viganello) Deux essais, surtout un essai étonnant et parmi d’autres, deux mats esthétiques (Th. Ott, Genf) Ein schöner, wenn auch eher leichter Zweizüger. Bei der Lösung gefallen mir insbesondere die zwei Verstellungen der eigenen Läufer durch den schwarzen Turm. (C. Nordt, Hombrechtikon) Problème intéressant et bien construit. (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Die Verführung war schwieriger zu finden als die Lösung. (R. Schweizer, Neuhausen) Ich fand es dieses Mal nicht so schwer die Lösung zu finden. (B. Kunzi, Ebmatingen) Die Lösung war nicht so einfach wie ich zuerst dachte, weil die verschiedenen Züge des Sd6 allesamt scheitern. (M. Rüfenacht, Basel)
Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: H. Reddmann, Hamburg DE, H. Zingg, Grosshöchstetten, D. Friedli, Ostermundigen, J. Meli, Bern,
Lösung Nr. 4840
Hermann Weissauer (Deutschland),
Schweizerische Arbeiter-Schachzeitung 1978, 1. ehr. Erw.
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Eine vorzüglich realisierte Doppelsetzung eines seltenen, reizvollen Themas.
Die beiden Probespiele 1. Sb4+? und 1. Lc4+? scheitern vorerst an 1. … Kd4! bzw. 1. … Ke4!. Diese Königsfluchten sind nur möglich, weil der Be5 den beiden Langschrittlern Te8 und Lg7 eine Linie verstellt und diesen so die Kontrolle über die entsprechenden Felder verunmöglicht. Da eine Öffnung der Linien mittels eines Zugs des Be5 hoffnungslos ist, versucht nun Weiss den Gegner zu zwingen, ihm den Bauern vom Brett zu schlagen. Dies gelingt mittels eines unscheinbaren Schlüssels mit Opferdrohung:
1. Te6! droht 2. Txd6+! Sxd6 3. Txc5 matt
1. … Txe5 2. Se3+! Txe3 3. Sb4 matt!
1. … Lxe5 2. Sc3+! Lxc3 3. Lc4 matt!
Hat Schwarz den Bauern geschlagen, werden die Langschrittler zum Rückzug gezwungen: Durch die Annihilation des Bauern wird der von den weissen Langschrittlern kontrollierte Linienabschnitt entscheidend verlängert, so dass nun die beiden Fluchtfelder d4 und e4 doppelt überdeckt sind und die Probespiele zu Mattzügen werden. Geschickt wird dabei der jeweils durch die doppelte Linienöffnung provozierte Mattdual vermieden. Wenn diese Annihilation durch ein Weglenkungsopfer auf derselben Linie erfolgt, die von einem weissen Langschrittler kontrolliert wird und somit eine Bahnung zu dessen Gunsten bewirkt, wird das eine Weissauer-Bahnung genannt.
Bei einer herkömmlichen Bahnung zieht ein Langschrittler so, dass eine anderer Langschrittler gleicher Farbe auf derselben Linie nachfolgen kann. Bei der Weissauer-Bahnung hingegen wird der Gegner gezwungen, diese Bahnung erst durch das Schlagen eines Steines und dann durch seine auf derselben Linie erzwungenen Weglenkung auszuführen.
In diesem eindrücklichen Musterbeispiel zeigt der Entdecker der Idee gleich zwei Weissauer-Bahnungen! Dazu kommt noch die unthematische, aber ebenfalls reizvolle Variante
1. … Sxe5 2. Sb4+ Kd4 3. Txd6 matt.
Kommentare: Naheliegender Schlüssel, wunderschöne doppelte Weissauer-Bahnung mit identischem Themafeld, dazu mit nochmaliger Besetzung von e5 eine unthematische, aber ebenfalls attraktive weitere Variante. (A. Nievergelt, Winterthur) Zwei Weissauer-Bahnungen. Schöne reziproke Dualvermeidung in den Mattzügen. (Th. Maeder, Bern) Die Drohung veranlasst Schwarz, den weissen Schnittpunktbauern zu schlagen. In den Themavarianten - Annihilation des weissen Bauern e5 - zwingt der weisse Springer den schlagenden schwarzen Stein zum Rückzug, aber um ein Feld weniger; dadurch gibts raffinierte Dualvermeidung! Obwohl beide weissen Linien geöffnet sind, ist jeweils nur ein Matt möglich. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Ohne den Bauern auf e5 hätte Weiss ein sofortiges Matt. Schwarz ist zu seiner Verteidigung gezwungen, dieses Hindernis zu schlagen, wird dann aber durch Springeropfer genötigt, das Feld wieder freizugeben. Eine nicht alltägliche Idee. (W. Weidert, Zürich) Beeindruckend, wie Weiss den Schwarzen dazu zwingt, mit seiner Verteidigung sowohl die Diagonale a1-h8 als auch die e-Linie zu öffnen, worauf 3 verschiedene Schachs mit drei verschiedenen Mattbildern folgen. (M. Rüfenacht, Basel) Très spectaculaires, les coups Fxc3 et Txe3 qui libèrent simultanément la diagonale du Fg7 et la colonne de la Te8. Et le mat après Cxe5 n’est pas mal non plus. Du grand art! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Der viermal angegriffene e-Bauer als Achillesferse von Weiss: vielfältig und unterthaltsam! (R. Gygax, Genf) Es geht um die Felder d4 und e4, die durch Te8 und Lg7 gedeckt werden könnten, wenn der Be5 wegziehen würde. Der Schlüssel ist nun einen Weg zu finden, dass dieser Stein gezwungenermaßen von den schwarzen Figuren geschlagen wird und die dann wieder abgezogen werden müssen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Interessanterweise werden Turm und Läufer wieder vom Feld e5 zurückgepfiffen und der Lg7 und der Te8 können die Felder d4 und e4 wieder decken. (D. Friedli, Ostermundigen) Après la clé, il y a trois variantes élégantes. (Th. Ott, Genf) Ein reizendes Problem (F. Poppenhäger, Zürich) Schwarz muss für Turm oder Läufer ein Retourticket nach e5 lösen und für Weiss Linien öffnen. (R. Schweizer, Neuhausen) Nach 1. Sb4+ oder 1. Lc4+ entweicht der schwarze König auf d4 bzw. e4. Weiss lässt den Be5 entfernen, um eine andere Kontrolle über diese beiden Fluchtfelder zu erhalten. Die Figuren werden zurückgepfiffen: Dieses Thema erscheint hier in Doppelsetzung. (N. Biveroni, Effretikon) Ansprechende Drohung mit Turmopfer und sehr fein ausdifferenzierte Mattführungen durch dreifache Bauern-Annihilation und anschliessender Turm- und Läuferlinienöffnung. Herzlichen Dank dem Redaktor für dieses schöne Weihnachtsgeschenk!
(S. Bomio, Viganello)
Wir erwidern gerne all die zahlreichen Glückwünsche zum Jahreswechsel! (Klaus Köchli, Text und André Behr, Produktion)
Lösung Nr. 4839
Anatoli Slesarenko (Russland) und Waleri Schanschin (Kirgisistan)
Die Schwalbe 1999, 5. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Diese mehrphasige Aufgabe war neulich an der internationalen Schweizerischen Lösungsmeisterschaft in Bern vorgelegt worden. In diesem auch für den Weltcup zählenden Wettkampf mussten in der ersten Runde die Schlüsselzüge von zwei Zweizügern innert 15 Minuten gefunden werden. Der schnellste Teilnehmer gab in 8 Minuten ab; der nachmalige Sieger und amtierende Weltmeister GM Pavlov (Russland) nahm sich hingegen die volle Zeit, wohl im Wissen, dass man einen Wettkampf in der ersten Runde nicht gewinnen, durch einen Flüchtigkeitsfehler aber sehr wohl verlieren kann.
Ein wichtiger Bestandteil des Lösungsprozederes ist das Erkennen der Idee. Stellungsmerkmale können den Löser auf die richtige Spur bringen – oder aber, wie in diesem Fall, in die Irre leiten: Hier wird dem Löser suggeriert, dass es um die richtige Wahl der Batteriebildung durch den abseitsstehenden Le8 ginge. Von den beiden Möglichkeiten müsste dann eine die Verführung, die andere hingegen die Lösung sein:
1. Lc6? droht 2. d6 matt
1. … fxe3 2. Dxb1 matt
1. … Txd5 2. Sd6 matt
aber 1. … exd5!
Dann also:
1. Lg6? droht 2. Tg5 matt
1. … fxe3 2. Sc3 matt! Ein Mattwechsel gegenüber der anderen Verführung.
1. … exf5 2. Lxf5 matt
1. … Tg8 2. Sd6 matt Ein Paradenwechsel gegenüber der anderen Verführung
aber 1. … fxe2!!
Auch diese Batteriebildung führt etwas überraschend nicht zum Ziel; Weiss muss also einen anderen Plan fassen. Trotzdem spielt der Le8 wiederum eine wichtige Rolle:
1. Sg4!! droht 2. Txe5 matt
1. … Kxd5 2. Lc6 matt!
1. … Kxf5 2. Lg6 matt!
Dem König werden zwei Fluchtfelder offeriert, worauf die beiden Erstzüge der Verführungen mattsetzen.
1. … Txd5 2. Dxb1 matt!
Die Dame nutzt nun den Block des geschlagenen Turmes, um mattzusetzen: Das ist ein Paradenwechsel gegenüber der ersten Verführung. Dort gab es zudem ein anderes Matt auf diese Verteidigung des Td8. Das Damenmatt stellt also diesbezüglich auch einen Mattwechsel dar.
1. … exf5 2. Sc3 matt! Auf bestechend analoge Weise nutzt nun auch der Springer nicht mehr den Block auf e3 wie in der zweiten Verführung, so dass sich ein zweiter Paradenwechsel ergibt. Auch dort gab es auf das Schlagen des Turmes ein anderes Matt, so dass hier wiederum ein Mattwechsel erfolgt.
Diese Verflechtung von Matt- und Paradenwechseln von zwei gleichen Verteidigungen und zwei gleichen Mattzügen wird Ruchlis genannt. In unserem Beispiel werden die thematischen Züge auf drei Phasen verteilt dargestellt.
Die inhaltlichen Analogien werden durch die Rückkehr der Verführungs-Schlüsselzüge als Variantenmatts nochmals betont und es ergeben sich je ein weiterer Matt- und Paradenwechsel im Verführungsspiel. Ein grossartiger Inhalt!
Kommentare: Sehr schön die Versuche 1. Lc6? und 1. Lg6? die später als Mattzüge auftauchen. Der Schlüssel gibt d5 und f5 frei und es ergibt sich ein Rukhlis. (S. Dowd, Birmingham AL, USA) Eine typische «Buchstabenaufgabe»; die Konstruktion ist etwas gedrungen, aber sonst gar nicht übel, und vor allem muss man nicht endlos nach dem Sinn suchen. (H. Reddmann, Hamburg, DE) Brillante zweifache Fluchtfeldfreigabe mit Turm- und Bauernopfer im Schlüssel, ansprechende Mattbilder durch Königslenkungen und Blocks, sowie Mattwechsel zwischen Verführungen und Lösung. Die Schlüssel der Verführungen werden zu Matts in der Lösung. (S. Bomio, Viganello) On retrouve les essais 1. Fc6? et 1. Fg6? comme coups de mat sur les deux fuites du roi. Intéressant! Les deux autres mats méritent aussi d’être admirés! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Der Schlüsselzug hebt überraschend die Deckung zweier weisser Figuren auf. Die schwarze Verteidigung verstellt entweder Fluchtfelder für den König oder öffnet Linien für den weissen Läufer. Das Zusammenspiel der weissen Figuren ist beeindruckend. (W. Weidert, Zürich) Der Schlüssel ist kontraintuitiv, opfert einen Turm und gewährt dem König zwei Fluchtfelder. Dennoch – oder gerade deshalb- eher einfach zu lösen. (D. Friedli, Ostermundigen) Zunächst fragt man sich bei dieser schmucken Aufgabe, ob der verräterische Le8 auf c6 oder g6 zum Einsatz kommt. Aber es benötigt einen schönen Opferschlüssel. (K. Köchli, Bonstetten) Wunderschöne Freigabe von zwei Fluchtfeldern mit in der Folge gespiegelten Mattzügen, die in den Verführungen als Schlüssel fungieren. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Ein Springer opfert einen Turm und sichert ihm den Mattzug: lustig und wunderschön durchdacht! (R. Gygax, Genf) Der Schlüsselzug gestattet zwei Königsfluchten, die aber mit den Erstzügen der Verführungen beantwortet werden. (N. Biveroni, Effretikon) An der Meisterschaft habe ich das spektakuläre 1.Sg4! schnell gesehen und, weil ich keine Widerlegung fand, aufgeschrieben. Die vielen Matt- und Paradenwechsel dieses tollen Stücks konnte ich dabei natürlich nicht würdigen. (Th. Maeder, Bern) Wir gratulieren unserem Löser IM Thomas Maeder zum Vizemeisterstitel!
Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: R. Schweizer, Neuhausen,
Th. Ott, Genf, C. Nordt, Hombrechtikon
Lösung Nr. 4838
Gino Mentasti (Italien), The Problemist 1984, V, 5. ehr. Erw.
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Ein leichterer, aber nicht weniger reizvoller Dreizüger mit verschiedenen thematischen Elementen. Der Läuferzug ins Zentrum führt nicht unerwartet zur entscheidenden Verstärkung der weissen Stellung:
1. Ld5! droht 2. Lb4+ Kxd4 3. Sc6 matt
1. … dxe5 2. Le1+! Kxd4 3. Lf2 matt
1. … fxe5 2. La5+! Kxd4 3. Lb6 matt
Gegen die Drohung schlägt Schwarz zweimal den Se5 und verursacht so beide Male einen Fernblock: Der schwarze König wird zum soeben blockierten Feld gelenkt.
Diese Schädigung provoziert einen Dual beim Batterieabzug, da der Lc3 sowohl mit 2. La5+ als auch mit 2. Le1+ fortsetzen könnte, um dann auf der Diagonalen a7-g1 mattzusetzen. Aber dieser Dual wird durch die hinter den Bauern stehenden Langschrittler Tf7 und Le7 vermieden, die durch die entstehenden Linienöffnungen eingeschaltet werden. Somit führt jeweils nur ein Batterieabzug zum Ziel. Es gibt also auf die beiden Bauernzüge eine reziproke Dualvermeidung.
In beiden Abspielen erweist sich die Batterie als eine Siers Batterie, das heisst, dass der abziehende Stein dem König ein Fluchtfeld überlässt, dieses aber mit dem Mattzug von einem anderen Feld aus wieder angreift. Typischerweise ist in einer Siers Batterie der Springer der Batterievorderstein und heisst dann «Siers-Rössel», hier ist die Themafigur der Lc3 (siehe auch Nr. 4808).
1. … Ld1 2.Sf5+ Ke2 3. Lc4 matt!
Ein dritter Fernblock; diesmal wird der König zum Ld1 gelenkt.
1. … Ld7 2. Lb4+ Kxd4 3. Sf3 matt
Mit wenigen Figuren ist es dem Komponisten gelungen, einen vielfältigen, kompakten und harmonischen Inhalt darzustellen.
Das «V.» in der Quelle steht für Verbesserung, weil die ursprüngliche Fassung mit einer entwertenden Doppeldrohung behaftet war. Dank dem zugefügten Bb2 konnte eine zweite, ungewollte Drohung (2. Sc4+ Kd3 3. Lb2 matt oder
3. La1 matt) auf einfache Weise ausgeschaltet werden.
Kommentare: Zwei Fernblocks auf e5 mit reziproker Dualvermeidung. (Th. Maeder, Bern) Zwei Bauern-Vorausblocks, die schwarze Linien öffnen, werden fein differenziert genutzt, und als Zugabe gibt’s einen dritten Vorausblock durch den Läufer. Gefällige Mattbilder, auch wenn keine Mustermatts darunter sind. Sehr schön! (N. Biveroni, Effretikon) Dualvermeidung und Fernblock in lockerer Form (A. Schönholzer, Kirchlindach) Der Schlüssel drängt sich auf. Er blockt d6-d5 und deckt das spätere Fluchtfeld c4. Fein ist die Dualvermeidung durch das Öffnen der Läufer- bzw. Turmlinie. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Ansprechende Drohung mit Einsperrung des Königs durch feine Zusammenarbeit der weissen Figuren und zwei analoge, gut ausdifferenzierte Mattführungen dank Fernblock- und Batterienutzung in den Hauptvarianten. (S. Bomio, Viganello) Quelles jolies variantes, et quels mats intéressants! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Ein unterhaltsames Problem (D. Friedli, Ostermundigen) Es war schnell zu sehen, dass der La8 nach d5 ziehen muss, um dem Bd6 den Weg nach d5 zu versperren. Die Hauptlast der Verteidigung lastet auf dem Läufer g4: Er ist mit der Unterbrechung der Turmlinie und der Verteidigung der Felder f3 und c6 überlastet. (W. Weidert, Zürich) In dieser originellen Inszenierung sind die vier Leichtfiguren zu Ehren auf ihren grossen Diagonalen: ein Springer geopfert, sein Kumpel entscheidend, ein eifriger Bauernbeschützer- und ein aktiver Batterie-Läufer! (R. Gygax, Genf) Reichhaltige Mattbilder, die den La8 im Zentrum des Geschehens benötigen und dreimal der Lenkung durch das Springeropfer bedürfen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Il y a, surtout, deux extraordinaires variantes et mats.
(Th. Ott, Genf) (Bemerkung: Vorausblock und Fernblock sind Synonyme)
Eine weitere richtige Lösung erhielten wir von R. Schweizer, Neuhausen.
Lösung Nr. 4837
Horacio Musante (Argentinien), British Chess Federation, 1951, 4. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Oft stellt bei einem Problem das Verteidigungsspiel den thematischen Inhalt dar. In dieser Aufgabe wird eine durchdachte Verteidigungsstrategie besonders akzentuiert gezeigt.
Weiss hat zwar eine markante Batterie im Zentrum, aber da der Te5 die beiden Fluchtfelder e3 und g5 allein deckt, ist sie für den Nachziehenden vorerst ungefährlich. Im Gegenteil, Schwarz droht mit 1. … exd6 den Batterie-Hinterstein zu schlagen, so dass der Te5 ungeschützt bliebe. Somit ist der Schlüssel mit präventiver Deckung des Turms ziemlich naheliegend: zieht
1. Sc4! droht 2. Dd2 matt.
1. … Sc5 zieht 2. Txe7 matt!
Jeder beliebige Springerzug pariert die Drohung, weil er dem La7 die Diagonale nach e3 öffnet. Der gemeinsame Nachteil all dieser Züge ist für Schwarz jedoch die Öffnung der 5. Reihe, so dass der Te5 nun die Deckung von g5 aufgeben und die Batterie erfolgreich abziehen kann. Schwarz kann nun den gemeinsamen Schaden all dieser sogenannt schlichten Verteidigungszüge korrigieren und die Verteidigung mit derselben Figur verbessern:
1. … Sb7! 2. Sd5 matt
1. … Se4! 2. Tf5 matt
Bei diesen Verteidigungen 2. Grades nimmt der Sc5 den Batterie-Hinterstein ins Visier, so dass das Abzugsmatt verhindert wird. Er behebt damit den Schaden der Linienöffnung, verursacht aber neue Schädigungen, die von Weiss umgehend genutzt werden: Im ersten Abspiel eine Verstellung der Da8, danach einen Fluchtfeldblock auf e4.
Der Sc5 kann aber auch die e-Linie sperren, damit der Turm den Be7 nicht schlagen kann:
1. … Se6! 2. Txf7 matt
Damit verstellt er jedoch die Diagonale des Lc8, so dass der andere Turm auf der f-Linie mattsetzt. Diesen neuen Schaden kann der Sc5 jedoch ebenfalls vermeiden, indem er zusätzlich mit dem Springer auch die f-Linie kontrolliert:
1. … Sd7!! 2. Se6 matt
Diese Verteidigung pariert also die negativen Effekte von gleich zwei Schädigungen: Der Öffnung der 5. Reihe und dem Kontrollverlust des Lc8 über die f-Line. Es handelt sich daher um eine Verteidigung 3.Grades! Diese Verteidigung verstellt aber wiederum die Diagonale des Lc8, was der Sc7 nutzen kann.
Eine Nebenvariante:
1. … De4 2. Tf5 matt
In der Absicht einen vorerst entstandenen Fehler zu korrigieren, setzt also eine Figur ihre Verteidigungsbemühungen fort: Das hier dargestellte Thema der fortgesetzten Verteidigung ist häufig anzutreffen; aber nur selten wird es dermassen akzentuiert mit sogar einer Verteidigung 3. Grades gezeigt. Dafür braucht es ein ausserordentliches konstruktives Geschick, wie das vorzügliche Beispiel des argentinischen Komponisten belegt.
Kommentare: Verteidigung 3. Grades; gut konstruiert (H. Reddmann, Hamburg) Eine überzeugende, fortgesetzte Verteidigung! (N. Biveroni, Effretikon) Ce problème met en évidence l’habileté – ou plutôt le génie – du compositeur. (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Gegen die Drohung mit präzisem Springerauswahlschlüssel muss sich Schwarz mit Öffnung der Diagonalen verteidigen und es entstehen fein ausdifferenzierte Mattbilder durch Verstellungen, Block und Lenkungen. (S. Bomio, Viganello) Der Räumungsschlüssel drängt sich auf. Spannend werden die linienöffnenden, schwarzen Paraden des Sc5, denn er öffnet ja unfreiwillig auch eine weisse Linie. Dagegen helfen jene Züge des Springers, die den Läufer d6 angreifen, dessen Diagonale verstellen können oder die Turmlinie verstellen. Weiss profitiert in diesen Fällen von schwarzen Linienverstellungen oder Block. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Il y a la clé magnifique, car le Cavalier garde la case e5. Ensuite, il y a cinq mats étonnants. Joli! (Th. Ott, Genf) Der brillante Schlüssel bringt der Dame einen freien Weg und dem Te5 Schutz. Es folgt ein subtiles Linienöffnungs- und -sperrungs-Festival! (R. Gygax, Genf) Schön, wie der Springer auf c4 den Turm deckt und gleichzeitig das Feld e3 überwacht. Eigentlich nicht so schwierig. (A. Brugger, Steinhausen) Der Abzug des schwarzen Springers aktiviert zwar den eigenen, schwarzfeldrigen Läufer, aber ermöglicht dadurch alternative Mattstellungen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Fast wieder ein Springerrad, aber diesmal als Verteidigung! (J. Meli, Bern) Ein sehr schönes, aber auch anspruchsvolles Problem. (K. Köchli, Bonstetten)
Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: Th. Maeder, Bern; W. Weidert, Zürich; R. Schweizer, Neuhausen; B. Wernly, Muri BE; D. Friedli, Ostermundigen.
Lösung Nr. 4836
Valentí Marín i Llovet (Spanien), Tidsskrift for Skak, 1897, 2. Preis
Version Paz Einat, WCCC 2021
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Diese katalanische Knacknuss wurde den Teilnehmern des Opens anlässlich des diesjährigen Weltkongresses der Problemisten auf Rhodos vorgelegt.
Die Vorgehensweise des Anziehenden wird durch die drohende Flucht des schwarzen Königs nach d6 bestimmt. Weiss hat darauf keine taugliche Antwort, denn auf 1. … Kd6 2. Sdf5+ folgt 2. … gxf5! und es gibt kein Matt. An diesem Zug scheitert auch der drastische Versuch 1. Sef5? mit Fluchtfeldraub.
Eine interessante Idee ist die Räumung von b5 für den Springer, um auf
1. … Kd6 2. Sb5+! Kxe7 3. Df6 matt spielen zu können. Aber 1. Ta5? bewirkt ausser der Feldräumung nichts und schafft somit auch keine Drohung, die den Zug 1. … Kd6 provozieren könnte.
Weiss muss mutiger sein und den Lc5 entfesseln:
Spontan erwägt man 1. Tb3!?, droht 2. Dg3+ Kxd4 3. Df4 matt, worauf auch
1. … Lxd4 wegen 2. Dg3+ Ke4 3. f3 matt! nichts ausrichtet. Aber Schwarz widerlegt mit 1. … La7! oder 1. … Lb6! und schafft so seinem König ein Luftloch auf c5. Dabei behält er wegen der Abzugschachs 2. Sb5+ oder 2. Sf5+ gleichzeitig das Feld e3 im Auge. Es geht nur das raffinierte, hinterstellende Turmopfer
1. Tb4!! droht 2. Dg3+ Kxc4 oder Kd4 3. De3 matt
1. … Kd6 2. Sb5+! Kxe7 3. Df6 matt
1. … Lxb4 2. Sf3+! Kd6 3. Dxb4 matt; falls 2. … Ke4 oder Kf4 3. De3 matt
1. … Txf7 2. De3+! Kd6 3. Sxc8 matt; falls 2. … Ke4 oder Kf4 3. De3 matt
Die überraschendste Fortsetzung folgt jedoch, wenn der Springer geschlagen wird. Hier braucht es einen Geistesblitz:
1. … Lxd4 2. c5!! droht 3. Dxd4 matt.
Dieser subtile Bauernschritt vereitelt das Entkommen des Königs und erzeugt eine indirekte Kreuzfesselung des Ld4, die trotz des passiven Damenopfers fatal ist!
2. … Lxc3 3. f4 matt!; falls 2. … Ke4 oder Kf4 3. De3 matt
Das Markenzeichen dieses Komponisten waren seine kniffligen, rätselhaften Aufgaben.
Um den Lösern durch den Namen über dem Diagramm nicht schon Hinweise auf den möglichen Inhalt zu verraten, werden daher an Lösungsturnieren die Aufgaben anonymisiert vorgelegt.
Der israelische Komponist Paz Einat hat zudem für dieses Open die Originalstellung von 1897 leicht abgeändert, um einen Dual auszuschalten. In der ursprünglichen Stellung, mit dem weissen König anstelle des Bh3, gab es in der Variante 1. … Txf7 den einst tolerierten Dual 2. De1+ und 2. De3+. Dieser konnte durch Versetzen des Königs und dem Zufügen der Bauern h3 und d2 vermieden werden.
Allerdings ist auch ihm ein doch erheblicher ökonomisches Makel entgangen: Unser Löser R.Schümperli weist darauf hin, dass der Lc8 schlicht überflüssig ist. (Dies gilt auch für die Originalfassung) Vielen Dank für den Hinweis!
Kommentare: Eine ultraharte Knacknuss (C. Nordt, Hombrechtikon) Der Ausdruck «Knacknuss» ist genau richtig! Weiss entfesselt den Läufer c5 mit einem verblüffenden Feldräumungszug. Nicht einmal 1. … Lxd4 mit dem stillen zweiten Zug und dem angebotenen Damenopfer nützt etwas. Die Krönung ist das Matt auf die Königsflucht nach d6, auf die im Satz das Matt knapp fehlt, und wofür eben b5 geräumt werden musste. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Hochkomplex, mit einem unglaublichen Entfesselungs-Schlüssel, wobei sich Weiss mit einem dreifachen Opfer abfindet, dazu ein prächtiges Mattbilder-Bouquet: ein Oldtimer der Extraklasse! (R. Gygax, Genf) Ein herrliches Damenopfer (R. Schweizer, Neuhausen) Das war wieder einmal eine richtige Knacknuss; mit einem wunderschönen Bauernmatt nach 1. ...Lxd4. (A. Brugger, Steinhausen) Dire que la Tb5 tenait le Fc5 cloué… et, pourtant, quitte sur b4! C’est une superbe clé. Magnifique! (Th. Ott, Genf) Ein feiner Schlüssel mit schwer durchschaubarer Drohung, Läuferentfesselung, zwei Figurenopfern und wunderschönen, überraschenden Mattführungen durch Opfer, Lenkungen und Linienöffnungen. Ein prächtiger, sehr schwieriger Oldtimer! (S. Bomio, Viganello) Eine erstaunliche Knacknuss, die in den Hauptvarianten alle vier weissen Figuren opfert und so das Löserherz erfreut, solange dieses nicht (wie in einem Wettkampf) unter Zeitdruck steht... (N. Biveroni, Effretikon).
Eine weitere richtige Lösung erhielten wir von: Th. Maeder, Bern.
Lösung Nr. 4835
Wieland Bruch (Deutschland), Die Schwalbe 1998, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Dieser trickreiche Zweizüger war den Teilnehmern der diesjährigen Löser-Weltmeisterschaft auf Rhodos vorgelegt worden.
Der Springer im Zentrum bietet sich für einen Feldräumungsschlüssel geradezu an. Das ganze Rad steht ihm zur Verfügung, aber in diesem Fall geht es thematisch nicht um den Auswahlschlüssel eines Verführungsspringerrades: Zu unterschiedlich raffiniert erweisen sich die Widerlegungen auf die einzelnen Versuche: Während 1. Sg3? Sf2! noch an einem weissen Selbstblock auf g3 scheitert, würden Züge des Springers nach c5, c3 und d2 gar eine Doppeldrohung erzeugen und dieser dort einfach geschlagen:
1. Sc5? Lxc5!, 1. Sc3? Dxc3! oder dxc3! und 1. Sd2? Dxd2!
Thematisch interessant sind hier diejenigen Springerzüge, bei denen die Verstellungen weisser Linien zu beachten sind. Dabei spielt das von drei weissen Langschrittlern kontrollierte Feld f6 eine zentrale Rolle:
In drei Versuchen verstellt der Se4 einen weissen Langschrittler, der das Feld f6 deckt. Schwarz widerlegt nun erfolgreich mit dem Unterbruch der zweiten Deckungslinie, weil der Mattzug die dritte Deckung aufgäbe. Die Verführungen scheitern also an der zyklischen Elimination dieser dreifachen Felddeckung durch den ersten weissen Zug, die Widerlegung und den vermeintlichen Mattzug. Dieses zyklische Thema wird Zappas genannt, nach dem griechischen Grossmeister der Schachkomposition Byron Zappas (1927-2008).
Dass es sich bei der Elimination der Deckungen sogar ausschliesslich um Linienunterbrechungen handelt, macht das Problem noch exklusiver: Wenn Weiss eine von zwei auf das Themafeld gerichtete, eigene Linie unterbricht und Schwarz sich mit dem Unterbruch der anderen Linie verteidigt, ist dies das Thema F der Linienkombinationen. Hier wird das Thema F also sogar zyklisch dargestellt!
1. Sd6!? (droht 2. De4 matt)
1. … Dxd6 2. Txe1 matt
1. … Txd7 2.h8=D matt
1. … g5 2. Tf5 matt
aber 1. … Sf2!!, denn 2. Lg3+ ist wegen der fehlenden Felddeckung von f6 kein Matt mehr.
1. Sg5!? (droht 2. De4 matt)
1. … Sf2 2. Lg3 matt
1. … Txd7 2.h8=D matt
aber 1. … Dxd6!!, denn nun liesse 2. Txe1+ das Feld f6 ungedeckt.
1. Sf2!? (droht 2. De4 matt)
1. … Dxd6 2. Txe1 matt
1. … Txd7 2.h8=D matt
1. … Sxf2 2. Lg3 matt
aber 1. … g5!!, denn so wird die Diagonale nach f6 unterbrochen.
Den verbleibenden Springerzug hat man beim Ausprobieren eventuell als ersten verworfen. Er scheint an der starken Verteidigung 1. … Txd7 zu scheitern, weil er die lange Diagonale verstellt und so 2. h8=D matt verunmöglicht. Aber nun hat Weiss ein «Ersatzmatt»:
1. Sf6!! droht 2. De4 matt
1. … Txd7 2. Sxd7 matt!
Der Springer hüpft also direkt auf das Themafeld f6 und lässt so alle darauf gerichteten weissen Linien offen. Nun funktioniert alles:
1. … Dxd6 2. Txe1 matt
1. … Sf2 oder Sg3 2. L(x)g3 matt
1. … exf6 2. Lxf6 matt
1. … Ld5 2. Dxd5 matt
Der thematische Inhalt dieses Problems ist als ganz auf das Verführungsspiel ausgerichtet; die Lösung ist in diesem Fall nicht zentral. Da aber durch das dargestellte Thema alle drei Verführungen gehaltvoll und inhaltlich ausgeglichen sind, ist die Gefahr gross, dass man sich für einen falschen Schlüsselzug entscheidet – besonders wenn man unter Zeitdruck ist wie die Wettkampfteilnehmer.
Ein ideales Schachproblem: Schwierig, inhaltsreich und hervorragend konstruiert!
Kommentare: Das Stichwort «griechisch» weckt den Verdacht auf «Zappas»: Der Erstzug in den 3 Verführungen beseitigt eine von drei Deckungen, (…) (N. Biveroni, Effretikon). Das trojanische Pferd bringt Tod und Verderben. Timeo Danaos ut dona ferentes. (R. Schweizer, Neuhausen) Wieland Bruch, der Meister auf dem Gebiet der Linienkombinationen! (A. Schönholzer, Kirchlindach) Ein sehr trickreicher Zweizüger mit fünf Verführungen des Se4, der mir richtig gut gefällt; besonders raffiniert sind 1. Sd6 Sf2! und 1. Sf2 g5! (M. Rüfenacht, Basel) Feld- und linienräumender Schlüssel mit prächtigem Springerrad.(R. Schümperli, Herrenschwanden) Durch den feinen feldräumenden Springerauswahlschlüssel werden die schwarzen Figuren gelenkt und ermöglichen sehr schöne Mattbilder. Weitere Versuche mit dem Springer scheitern an Widerlegungen durch Springer- und Turmschlag. (S. Bomio, Viganello) Eine grosszügige und komplexe Konstruktion mit Springerrad-Auswahlschlüssel: eine anspruchsvolle und spannende Komposition des deutschen Zweizüger-Spezialisten! (R. Gygax, Genf) Compliqué, mais bien construit! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Diese Aufgabe ist für einen Zweizüger sehr anspruchsvoll und hervorragend konstruiert. Das mögliche ganze Springerrad ist sieben Mal nicht die Lösung. (J. Meli, Bern) Der Se4 zieht weg, um der Dame das Feld zu überlassen. Aber wohin? Nur auf der achten Speiche des Springerrads kommt der Springer niemandem in die Quere. Ein sehr komplexer Zweizüger. (D. Friedli, Ostermundigen) Il a fallu pas mal de temps pour avoir la clé: 1. Cf6! Ensuite, il a fallu beaucoup de temps pour avoir tous les essais. Enfin, il a fallu du temps pour avoir le mat changé après 1… Txd7. C’est génial! (Th. Ott, Genf)
Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: Th. Maeder, Bern; K.Köchli, Bonstetten; H. Zingg, Sumiswald; C.Nordt, Hombrechtikon.
Lösung Nr. 4834
Bruno Sommer (Deutschland), Die Schwalbe 1936, 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Nur der Te2 kommt für den Schlüsselzug in Frage, denn Züge der anderen Figuren liessen den König aus dem Mattnetz entwischen oder führten zu Gegenschachs.
Der naheliegendste Versuch 1. Te6?, mit der Drohung 2. Lg6 matt, scheitert an 1. … Tc1! mit Fesselung des Lc2 und der sich dadurch ergebenden Gegenschachdrohung. Mehr verspricht das Probespiel 1. Te5!? mit der Drohung 2. Sf6 matt, aber Schwarz spielt 1. … Tf1! und pariert dadurch gleichzeitig auch die Abzugsdrohung 2. Le7+ Kxh6 3. Lf8 matt. Die Durchführung dieses Hauptplans scheitert also noch an einem Hindernis, das es mit einem Vorplan auszuräumen gilt:
1. Te4! droht 2. Th4 matt
Dieser grosszügige Vorplan erlaubt dem schwarzen König gar die Flucht. Die endet aber nach 2 Zügen abrupt:
1. … Kg6 2. Th4+ Kg7 3. Lf6 matt!!
Das ergibt ein prächtiges Modellmatt, an dem gleich fünf Figuren beteiligt sind – eine Seltenheit! Nach diesem Abspiel «böhmischen» Charakters folgt nun eines in «neudeutschem», logischem Stil. Der Lh2 entkräftet die Drohung des Vorplans:
1. … Lg1 2. Te5! droht 3. Sf6 matt
Da der Läufer die erste Reihe verstellt, versucht es der Turm erneut mit dem Hauptplan. Die vormalige Parade ist zwar ausgeschaltet, aber durch die Öffnung der h-Linie ergibt sich für den Th1 eine neue Verteidigungsmöglichkeit mittels Gegenschach:
2. … Th4+ 3. Lf4 matt!
Der Gegenschachzug erweist sich als schädlicher Block, so dass Weiss zu einem Kreuzschachmatt kommt.
Dass es mit dem Th1 derselbe Stein ist, der vorerst den Hauptplan pariert und dann im 2. Zug die entscheidende Schädigung verursacht, erinnert an einen «Römer» (siehe auch Nr.4810). In unserem Fall wird dieser Stein aber nicht bereits im Vorplan gelenkt, sondern ein Hilfsstein, der Lh2, verhindert die ursprüngliche Parade des Hauptplans. Wir haben hier also einen «Hilfsstein-Römer», bekannt auch als «Hamburger», benannt nach dem Entdecker der Idee, dem Hamburger Franz Palatz (1894-1945). Eine elegante, schlackenlose Themendarstellung, die mit einem spektakulären Modellmatt in der zweiten Variante angereichert wurde.
Kommentare: Nebst dem logischen Hamburger gefällt mir besonders das Modellmatt mit den 5 weissen Figuren; da ist es fast unglaublich, dass kein Feld doppelt gedeckt ist! (A. Schönholzer, Kirchlindach) Ein fluchtfeldgewährender Schlüssel: Nach der Kurzdrohung wird es erst richtig spannend! Auf die Läuferparade folgt das Probespiel mit Kreuzschachmatt, und die Königsflucht wird – nach ganz unerwartetem zweitem Zug - gekrönt von einem wunderschönen Mustermatt. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Durch den Vorplan 1. Te4! mit Fluchtfeldfreigabe wird eine Turmverstellung durch den Läufer erzwungen und es entsteht eine prächtige Mattführung mit Kreuzschachmatt und Turmblock. Aber die zweite Variante mit Königsflucht und Batterieausnützung ist nicht weniger schön. Und das alles mit knappem Materialaufwand! (S. Bomio, Viganello) Weiss macht kurzen Prozess mit einer Fluchtfeldfreigabe dank Sperrung des weissen Läufers durch den Turm mit folgendem Modellmatt und der Parade dank Entsperrung des schwarzen Turms durch den Läufer und einem Kreuzschachmatt: Ein Meredith von überraschender Harmonie und von atemberaubender Eleganz! (R. Gygax, Genf) Witzig, dass nach dem schwarzen Läuferzug zur Abwehr der primären Mattdrohung der weisse Turmzug ein Kreuzschach ermöglicht, aber zugleich mit der Blockierung von h4 den mattbringenden Läuferzug erlaubt. (C. Nordt, Hombrechtikon) Un problème incroyable avec un mat magnifique. Une petite merveille! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Ein interessantes, nicht allzu schwieriges Problem mit perfektem Zusammenspiel der weissen Leichtfiguren. (J. Meli, Bern) Etwas schade, dass 1. … Kg6 die Drohung nur verlängert. (Th. Maeder, Bern) Il n‘existe que deux variantes – mais une variante est magnifique (Th. Ott, Genf) Sieht harmlos aus und hat es in sich! Das Mustermatt der Hauptvariante ist wunderschön. (N. Biveroni, Effretikon)
Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: Hp. Wyss, Sierre; D. Friedli, Ostermundigen; H. Zingg; R. Schweizer, Neuhausen.
Lösung Nr. 4833
Christian Styger, Flurlingen (Schweiz), Original
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Weiss hat trotz der enormen Übermacht keine vernünftigen Züge, um eine Drohung aufzustellen. Versucht der Sc5 seiner Dame das Feld zu räumen, kann Schwarz mit einem nun ungedeckten Gegenschach auf b7 parieren. So folgt auf (z.B.) 1. Sa4? (droht 2. Dc5 matt) Lb7+! Folglich gilt es eine Stellung zu erreichen, in der sich Schwarz durch den Zugzwang entscheidend schwächen muss. Dies gelingt, indem die Bewegungsfreiheit der einzigen beweglichen Figur eingeschränkt wird:
Mit 1. Le4? sind wird beinahe am Ziel, aber es folgt 1. … Lc6!! und es ist kein Matt möglich. Die Dame muss es selber richten:
1. De4! Zugzwang
1. … Lxe4 2. Sxe4 matt
1. … Ld5 2. Dxd5 matt
1. … Lc6 2. Dxc6 matt
1. … Lb7+ 2. Sxb7 matt
Der Aktionsbereich des La8 wird auf die Nähe seines Königs reduziert, wo er mit Schachmatt geschlagen werden kann. Durch den Liniensperrzug der Dame ergeben sich aber zwei weitere Zugsmöglichkeiten für Schwarz; davon eine Königsflucht:
1. … Kxc5 2. Dd4 matt
1. … f5 2. De5 matt
In diesem geschickt konstruierten Meredith finden wir diverse, typische Problemelemente:
Zugzwang, ein Damenopfer als fluchtfeldgebender Schlüssel mit passivem Springeropfer und eine Liniensperre. Zudem gibt es mit 1. Le4? eine zum Plan der Lösung analoge Verführung. Der Schlüssel ist also auch ein Auswahlschlüssel zwischen zwei Zügen mit derselben Angriffsidee.
Wir hoffen, dass sich durch die übersichtliche Stellung auch weniger geübte Löser an der Aufgabe versucht haben und sie in der Folge knacken konnten. Vielen Dank dem Komponisten für diesen attraktiven Beitrag!
Kommentare: Leicht zu lösen, aber reichhaltig, mit einer Verführung und sehr gut konstruiert. Ein Lob dem Komponisten! (A. Schönholzer, Kirchlindach) Nach 1. De4! herrscht überraschend Zugzwang. Sehr erfreulich, dass der Komponist wieder aktiv ist! (Th. Maeder, Bern) Leichterer, hübscher Zugzwangmeredith mit überraschend vielen Mattbildern. Semplice, ma grazioso! (S. Bomio, Viganello) Hier gilt es, den a8-Läufer zu zügeln: Eine überraschend hochqualitative Meredith-Schöpfung, mit Fluchtfeldfreigabe und sechs verschiedenen Matts bei Zugzwang! (R. Gygax, Genf) Ein bildschöner Meredith mit passivem Springeropferschlüssel. (A. Nievergelt, Winterthur) Schwarz hat noch zuviel Auslauf. Wenn wir dem Läufer drei Felder nehmen, können wir dafür dem Ke5 und dem Bf5 je eine Zugsmöglichkeit offerieren, und alles geht schön auf: Ein hübscher Meredith, der es wieder einmal erlaubt, das Brett im Schrank zu lassen. (N. Biveroni, Effretikon) Der attraktive Opferschlüssel bringt ein Königsfluchtfeld und begrenzt die Bahn des La8. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Un problème remarquable dans sa simplicité: Trop facile? Surtout remarquablement élégant! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Eher einfach, aber nur wenn man das Zugzwang-Motiv sofort sieht. (K. Köchli, Bonstetten) Der Schlüssel gibt dem König ein Fluchtfeld, ermöglicht einen Bauernschritt, opfert die Dame und ist nicht gleich auf den ersten Blick zu sehen. (D. Friedli, Ostermundigen) Ja, das ist Erholung nach den schweren Vorgängern! Ein Zugzwangproblem mit sechs schönen Varianten. (B. Wernly, Muri BE) Zugzwang mit Opferschlüssel, Freigabe von je einem Zug für zwei schwarze Figuren, Gegenschach und Verkleinerung der Bewegungsfreiheit des La8 sind in der Tat würzige Zutaten für ein Schachproblem. Danke dem Erschaffer für das schöne Problem, für das es doch einige Zeit zur Lösung brauchte (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein kleines, aber feines Original mit Zugzwang und einem schönen Damenopfer; Glückwunsch an Christian Styger! (M. Rüfenacht, Basel) Die Züge des La8 bringen nichts; nicht einmal das Schlagen der De4. Sehr spannend! (B. Kunzi, Ebmatingen) Nach 1. De4! führen alle schwarzen Züge ins Verderben (Hp. Wyss, Sierre) Après la clé, le Fd3 a une utilité car après la fuite du Roi la case b5 est gardée. (Th. Ott, Genf) Der schwarze Läufer wird nach jedem seiner vier möglichen Züge mit Matt geschlagen. Die weisse Dame erledigt auch das Übrige. (L. Lippert, Madrid, E)
Eine weitere richtige Lösung erhielten wir von R. Schweizer, Neuhausen.
Lösung Nr. 4832
Jewgeni Fomitschow (Russland) und Jurij Gordian (Ukraine),
9. MK Z. Birnov 1989, 1.-2. Preis, Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Um trotz des hängenden Ld5 ein reissfestes Mattnetz hinzubekommen, muss Weiss zu einer versteckten und überraschenden Methode greifen! Er deckt weder den Läufer, noch bildet er auf c1 eine Batterie, sondern er hinterstellt mit seiner Dame diejenige des Gegners und schafft so ein raffiniertes Drohspiel:
1. Da2!! droht 2. Ld4+! Kxd5 3. Se3 matt!!
1. … Dc4 2. Ld6+! Kxd5 3. Sf4 matt!!
1. … Txe5 2. Tc6+! Kxd5 3. Sb4 matt!!
1. … Se6 2. Ld6+! Kxd5 3. Se3 matt!!
Das sind, einschliesslich der Drohung, insgesamt 4 Modellmatts, bei denen die Da2 kein Fluchtfeld deckt, sondern mit einer Fesselung das Matt ermöglicht. Sie nimmt also indirekt am Mattbild teil. Bei drei der Matts sind so gleich fünf weisse Figuren beteiligt, was den ästhetischen Wert der Modellmattbilder unterstreicht. Die Verteidigungen des Th5 und des Sf8 werden zudem als Fernblocks genutzt. Ein ebenso schönes wie schwieriges Mattbilderproblem der böhmischen Schule!
Nebenspiele:
1. … Kxd5 2. Dxb3+ Kxe5 oder Sc4 3. Dxb5 matt (2. … Kc5 3. Ld6 matt und
3. Ld4 matt)
1. … Dxd5 2. Da3+ b4 3. Dxb4 matt (2. … Kc4 3. Dc3 matt und Se3 matt)
1. … Sc4 2. Ld4+ Kxd5 3. Sf4 matt
1. … Sd1 2. Ld4+ oder 2. Dxb3 usw.
In den Nebenspielen gibt es einige Duale, die aber in dieser Aufgabe böhmischer Prägung qualitativ nicht ins Gewicht fallen. Dabei spricht man jeweils von einem Dual minor.
Schwerwiegend wären die Duale hingegen in den Hauptvarianten und müssen vom Komponisten auch unter Einsatz von zusätzlichem Material vermieden werden. Hier hat der rätselhafte Th6 eine solche Funktion. Er verhindert den Dual 1. … Dc4 2. Sc3? wegen der Antwort 2. … g5! Der weisse König in der Ecke verhindert in derselben Variante zudem den Dual 2. Ld4+? wegen
2. … Dxd4+.
Kommentare: Hochkomplex, unheimlich reichhaltig, mit einem Provokationsschlüssel, dazu vier Modellmatts bei gefesselter schwarzer Dame als Krönung: ein Meisterwerk! (R. Gygax, Genf) Wunderbare Mattbilder! (Th. Maeder, Bern) In der Tat, durch die Lenkung, bzw. die spätere Fesselung der schwarzen Dame resultieren wunderschöne Mattbilder! (C. Nordt, Hombrechtikon) Der scheinbar tollkühne Schlüssel ist gar nicht so kühn. Das Damenopfer ändert am Drohspiel nichts. Mit einer Ausnahme wird der König auf das Feld d5 gezwungen, wo er unter Ausnützung der Fesselung der schwarzen Königin mattgesetzt wird. (D. Friedli, Ostermundigen) Der Schlüssel war ein «Reiner Verzweiflungszug»: Die Dame auf a2 entsorgen, selbst wenn Schwarz bei anderen, sinnvollen weissen Damenzügen immer noch Schlupflöcher findet? Erst im Nachhinein bin ich dann klüger: Durch die Hinterstellung ist die schwarze Dame in der Drohung entweder gefesselt, oder sie schlägt die weisse Dame und verschwindet von der dritten Reihe! (Reiner Schümperli, Herrenschwanden) Vier Modellmatts mit gefesselter Db3, vier Blocks durch Dame, Turm und die Springer: Herz, was willst du mehr? Und wen die Vorausfesselung der Db3 genügend reizt, der hat den Schlüssel bald gefunden. Die Suche nach den verschiedenen Abspielen benötig immer noch genügend Zeit… (N. Biveroni, Effretikon) Un superbe problème avec des variantes nombreuses et parfois surprenantes. (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane)
Eine weitere richtige Lösung erhielten wir von: R. Schweizer, Neuhausen
Lösung Nr. 4831
Daniel Papack, Deutschland, Die Schwalbe 2/1999 1. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Dass dem Problem trotz der fehlenden Satzmatts auf die Königsfluchten ein erster Preis zuerkannt wurde, lässt auf einen thematisch ausserordentlichen Inhalt schliessen!
Natürlich raubt man dem König nicht gleich die beiden Fluchtfelder; so scheitert 1. S3c5? (droht 2. Le4 matt) an 1. … Sxf6!
Auch 1. S3xe5? (droht 2. Dc4 matt) führte kaum zu einem preiswürdigen Inhalt und scheitert an 1. … Kxe6!
Ein anderer, grober Versuch wird aber thematisch interessant:
1. dxc7? (droht 2. Dc6 matt und 2. Sb4 matt) scheitert an der anderen Königsflucht: 1. … Ke4!
Die thematisch relevante Verführung ist jedoch 1. Lxe5? (droht 2. Sxf4 matt A)
1. … Kxe6 x 2. Dc4 matt! B
1. … Ke4 y 2. Dc6 matt! C
1. … Sxe6 z 2. Sb4 matt! D
1. … Txe5+ 2. Txe5 matt
aber 1. … Tf5!
Richtig ist der Schlag ins Zentrum mit dem anderen Springer:
1. S7xe5! droht 2. Dc4 matt B
1. … Kxe6 x 2. Sxf4 matt! A
Zwischen der Verführung und der Lösung werden Drohmatt A und Variantenmatt B bei gleicher Verteidigung x vertauscht: Das ist das Thema Le Grand, benannt nach einer Idee der niederländischen Zwillinge Henk und Piet Le Grand von 1958. (siehe auch Nr. 4825 Markowtzi)
1. … Ke4 y 2. Sb4 matt! D
1. … Sxe6 z 2. Dc6 matt! C
Auf die andere Königsflucht (y) und den Springerblock auf e6 (z) ergibt sich hingegen ein reziproker Mattwechsel.
1. … Txe5+ 2. Txe5 matt
Schliesslich sehen wir bei der Verführung 1. dxc7?, dass deren Widerlegung
1. … Ke4! sowohl in der Verführung 1. Lxe5? wie auch in der Lösung als Variante auftaucht. Paradoxerweise dringt nun je eines der beiden Drohmatts der Verführung als Variantenmatt auf eben diesen Königszug durch. Somit ergibt sich auch noch das Thema Dombrovskis; allerdings wohl eher als willkommener Nebeneffekt.
Nicht nur war die Kombination der Themen Le Grand und reziproker Mattwechsel damals neu, sie wurde auch in einer sehr ansprechenden, ästhetischen Form dargestellt.
Kommentare: Die reziprok vertauschten Drohungen und Mattzüge in Verführung und Lösung nach der gleichen Parade sind das Le Grand-Thema. Genial ist die Erweiterung mit reziprok vertauschten Mattzügen nach zwei weiteren Paraden. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Le Grand und reziproker Mattwechsel ist schon eindrucksvoll. Ich wäre aber doch etwas strenger gewesen angesichts der ungedeckten Satzfluchten. (Th. Maeder, Bern) Die Verführung und die Lösung dieses wunderschönen Zweizügers harmonieren sehr gut untereinander: der Schlüssel ist jeweils ein Opfer mit Schachprovokation auf dem gleichen Feld e5, das Drohmatt der Verführung wird zum Matt in der Lösung und nach zwei weiteren Paradenumgekehrt und zwischen Verführung und Lösung gibt es drei prächtige Mattwechsel. (S. Bomio, Viganello) Reziproke Mattwechsel im Doppelpack (N. Biveroni, Effretikon) Die Verführung 1. S3xe5? lässt dem schwarzen König zwar nur ein statt zwei Fluchtfelder, aber dort kann er sich retten. (D. Friedli, Ostermundigen)
Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: Th. Ott, Genf; K. Köchli, Bonstetten; R. Schweizer, Neuhausen; B. Kunzi, Ebmatingen; F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane.
Lösung 4830
György Bakcsi, Ungarn, Magyar Sakkszövetség, 1959, 1. ehr. Erw.
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Bei der Beurteilung der Stellung erweist sich ein Einsatz der Dame-Springer-Batterie bald als unrealistisch. Die Dame baut also die Batterie ab und schafft eine attraktive Drohung mit Damenopfer:
1. Dg2! droht 2. Dxd5+! Sxd5 3. Sc5 matt
1. … Td7 2. Dg7! droht 3. Dxf6 matt (2. Dg5?? Se4!!)
2. … Sf6~ 3. Sc5 matt
2. … Se4! 3. De5 matt!
1. … Te4 2. Dg5! droht 3. Dxf6 matt (2. Dg7?? Sd7!!)
2. … Sf6~ 3. Sc5 matt
2. … Sd7! 3. De7 matt!
Wir sehen zwei harmonische Variantenverläufe mit jeweils fortgesetzter Verteidigung des Sf6:
Bereits in der Diagrammstellung öffneten beliebige Züge des schwarzen Springers dem Lh8 die Diagonale, so dass Weiss mit 2. Sc5 matt sofort davon profitieren könnte. Ohne Folgen blieben nur dessen Züge nach d7 oder e4, weil er von dort das Mattfeld kontrollierte.
Nach dem Schlüssel werden durch die Drohung die schwarzen Türme auf je eines dieser beiden Felder gelenkt. Nun kann die Dame den Sf6 unter Mattdrohung angreifen und ihn zum Ziehen zwingen. Sie macht das so, dass seine Flucht auf das verbleibende, gute Feld eine Verstellung verursacht, die von ihr genutzt werden kann.
Nebenvariante: 1. ... Se4 2. Dxe4+! Txe4 / dxe4 3. Sc5 matt
Auch ohne eine logische Struktur mit Probespielen besticht das Problem durch die perfekte Analogie der beiden Hauptvarianten mit Lenkungen, stillen Fortsetzungen und fortgesetzten Verteidigungen.
Kommentare: Für eine fortgesetzte Verteidigung hat der angegriffene schwarze Springer die zwei Felder d7 und e4 zur Verfügung. Nachdem ihm aber der eine Turm das eine Feld blockiert, muss er auf dem andern den zweiten Turm verstellen. Immer diese “Schachzwänge”! (N.Biveroni, Effretikon) Schöne stille Fortsetzungen mit unterschiedlichen fortgesetzten Verteidigungen. Das Stück würde enorm gewinnen, wenn es “neudeutsch-logisch” wäre – wenn also 1. Dg5? und 1. Dg7? möglich wären und eindeutig an Se4! bzw. Sd7! scheitern würden. (Th. Maeder, Bern) Nach „harmlosem“ Schlüssel unter Aufgabe einer nutzlosen Batterie (Der Sf5 kann wegen der doppelten Fluchtfeldfreigabe sowieso nicht ziehen) ergeben sich spannende Fortsetzungen: Die Versuche der Dame auf g5 und g7 („Probespiele“) sind verfrüht, hingegen öffnet das Damenopfer auf d5 die Läuferlinie des Lh8. Auf die Turmblocks auf d7 und e4 folgen nun zielgerichtet die passenden „Probespiele“ 2. Dg7 bzw. 2. Dg5. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Ansprechende Drohung mit Damenopfer zur Läuferlinienöffnung und zwei prächtige analoge Mattführungen jeweils durch reziproke Selbstbeeinträchtigung der schwarzen Figuren (Feldbesetzung, Verstellung) in den Hauptvarianten. (S. Bomio, Viganello) Raffiniert, wie die Dame es schafft, von hinter dem verteidigenden Springer vor ihn zu gelangen, um mit dessen Schutz vor dem jeweiligen Turm Matt zu geben. (D. Friedli, Ostermundigen) Die Dame opfert sich dem Sf6 und befreit den Sd3 durch die Öffnung der schwarzen grossen Diagonale: ein spannendes Springerduell, gekrönt von zwei sensationellen Turmblockaden! (R. Gygax, Genf) Ein sehr vielseitiges Problem mit einigen Verführungen. Der Lh8 steht verdächtig! (J. Meli, Bern)
Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: R. Schweizer, Neuhausen und Th. Ott, Genf
Lösung 4829
Marjan Kovačević (Serbien), The Problemist, 2/1981, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Die Halbbatterie auf der d-Linie und die Halbfesselung der beiden schwarzen Läufer scheinen den Inhalt dieser eleganten Aufgabe vorzugeben: Der Löser erwartet, dass Weiss mit einer der beiden Leichtfiguren von der d-Linie wegzieht, um mit der entstandenen Batterie ein Doppelschachmatt zu drohen. Zur Verteidigung würden die Läufer die 6. Reihe verlassen und so jeweils eine schädliche Fesselung ihres Nebenmanns verursachen. Von den zwei sich anbietenden Möglichkeiten müsste dann eine die Verführung und die andere die Lösung sein:
1. Le3!? droht 2. Sc4 matt A
1. … Ke5 2. Sdf3 matt
1. … Ld4 2. Sf7 matt; mit einer Fesselungsnutzung auf eine Verteidigung gemäss dem Thema A,
aber 1. … Ld5!! x
Da Weiss bei Ausführung der Drohung eine Deckung des vorerst doppelt überdeckten Feldes c6 aufgäbe, kann Schwarz mit der Unterbrechung der anderen Deckungslinie parieren. (Thema A) Gleichzeitig entblockt er den Be7, der nun das vermeintliche fesselungsnutzende Matt 2. Lf4?? parieren kann.
Dann also:
1. Sdf3!? droht 2. Le5 matt B
1. … Lxd4 2. Txd4 matt,
1. … Lxg5+ 2. Le3 matt; wiederum beide Male mit Fesselungsnutzung,
aber 1. … Lc4!! y
Diesmal kann Schwarz erfolgreich mit der Schliessung der c-Linie kontern, da Weiss mit dem Schlüssel bereits die Diagonale des Lg2 unterbrochen hat und somit c6 zum Fluchtfeld wird!
Der Löser muss also umdenken. Überraschenderweise wird die Halbbatterie nicht scharf gemacht, sondern abgebaut:
1. Te1! droht 2. Lc5 matt
1. … Ld5 x 2. Le5 matt! B
1. … Lc4 y 2. Sxc4 matt! A
1. … Lxd4 2. Sf7 matt
In der ersten Variante verteidigt sich Schwarz wiederum gemäss dem Thema A und es erfolgt, wie in der dritten Variante, ein fesselungsnutzendes Matt.
Thematisch besonders interessant ist aber, dass in den beiden ersten Varianten die Drohmatts der Verführungen (gekennzeichnet mit A und B) wieder als Variantenmatts auftauchen und zwar auf die Widerlegungszüge der Verführungen (x und y), aber vertauscht. Dies ist die Beschreibung des Themas Hannelius. Es ist eng verwandt mit dem Thema Dombrovskis, erscheint aber durch den Tausch der thematischen Matts gegenüber den Verführungen weniger paradox.
Kommentare: Hannelius. Pikant, dass die weisse Halbbatterie nicht ins Spiel gebracht werden darf! (N. Biveroni, Effretikon) Man ist versucht, den Springer und Läufer aus der d-Linie abzuziehen und so zu einem Doppelschachmatt zu gelangen, aber der Plan muss aufgegeben werden. Es funktioniert nur der überraschende Schlüssel, der für einen Zweizüger recht schwierig zu finden ist. (D. Friedli, Ostermundigen) Meiner Meinung nach ist das abwechslungsreiche Spiel auf den vielen Linien viel interessanter, als dass zufällig auch noch ein Hannelius auftritt. (Th. Maeder, Bern) In den zwei analogen Verführungen versucht Weiss umsonst die Halbbatterie auszunützen. In der nicht naheliegenden Lösung hingegen wird die Halbbatterie aufgelöst und es entstehen prächtige Mattbilder durch Ausnützung der schwarzen Fesselungen. (S. Bomio, Viganello) Deux essais admirables et une solution surprenante, parce qu’on ne pensait pas que la Td1 joue la clé… Superbe! (Th. Ott, Genf) Ein sehr komplexes Liniengeschehen mit vier Läufern, zwei Türmen und zwei Springern als Akteuren. Beide die Halbbatterie aktivierenden Verführungen gewähren ein Fluchtfeld und drohen ein Doppelschachmatt. Schwarz widerlegt durch Verstellen einer der das Feld c6 deckenden weissen Linien. (R. Schümperli, Herrenschwanden) In dieser Problem-Perle gilt es etwas gegen den schwarzen Befreiungszug 1. … Ld5 zu erfinden. Dies ist gar nicht so einfach, tippt man doch zuerst automatisch auf einen Schlüsselzug mit einer der Leichtfiguren auf der d-Linie. (K. Köchli, Bonstetten) Der Ld4, mit Doppelschachmatt-Perspektiven, oder der Td1? Ein raffinierter, anspruchsvoller Selbstfesselungs-Zweizüger! (R. Gygax, Genf) Les clouages sur la sixième traverse ne manquent pas d’élégance! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Zuerst wollte ich dem Turm d1 den Weg freiräumen, aber das Feld e5 ist wichtig. (J. Meli, Bern)
Weitere richtige Lösungen erhielten wir von: N. Bergfreund, Bonstetten; C. Nordt, Hombrechtikon; R. Schweizer, Neuhausen; B. Kunzi, Ebmatingen; L. Lippert, Madrid, E
Lösung 4828
Joseph C. J. Wainwright (USA), Detroit Free Press 1890
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Die Stellung sieht nicht besonders aufregend aus; zu gross ist die weisse Übermacht und zu begrenzt sind die schwarzen Möglichkeiten, um Gegenspiel zu erlangen. Tatsächlich würde sogar jeder schwarze Zug die Verteidigung entscheidend schwächen, wie man feststellen kann:
1. … e6 2. Df4+ Kg6 3. Df7 matt
1. … e5 2. Dg4! S~ 3. Txc6 matt; 2. … e4 3. Lb2 matt
1. … S~ 2. Txc6+ e6 3. D oder Txe6 matt
Es reichte also ein schlichter Wartezug, um zum Erfolg zu kommen. Schnell ist jedoch klar, dass es keine so simple Lösung gibt und dass Weiss den Plan ändern muss. (White to play)
Angesichts der weissen Kräfte bieten sich dazu natürlich viele Versuche an, aber zwischen den weissen Figuren lässt sich ist kein erfolgversprechendes Zusammenspiel verwirklichen.
Das Problem kann nur mit einem grossartigen, verblüffenden «Entfernungsschlüssel» geknackt werden, bei dem sich Dame vom gegnerischen König wegbewegt und ihm gleich zwei Fluchtfelder überlässt:
1. De2!! Zugzwang
1. … Kf5 2. Kf7!! (droht 3. De6 matt) e5 3. Df3 matt
Der König wird vorgelockt, ihm dann aber mittels subtilem Nachrücken seines Antipoden der Rückzug verwehrt!
1. … Kg6 2. Df3! (droht 3. Df7 matt) Kh7 3. Dh5 matt
Eine echoartige Wiederholung des Plans zur Einkesselung des schwarzen Königs.
1. … e6 2. Dh5! (droht 3. Dg5 matt) e5 3. Df7 matt
Hier ergibt sich also eine weitere stille Fortsetzung, während die beiden restlichen Abspiele unverändert zum Satz bleiben:
1. … e5 2. Dg4! S~ 3. Txc6 matt; 2. … e4 3. Lb2 matt
1. … S~ 2. Txc6+ und 3. D(x)e6 matt
Dass nach der doppelten Fluchtfeldfreigabe weder Turm noch Läufer, sondern der unscheinbare weisse König aktiv wird, ist sehr überraschend und schwer zu sehen!
(R. Ott, in Oberglatt, hat uns die richtige Quelle der Erstveröffentlichung mitgeteilt.)
Kommentare: In diesem «White to play»-Problem aus der Belle Epoque gewährt die Dame dem schwarzen König zwei Fluchtfelder, indem sie Abstand nimmt, um einen besseren Überblick zu gewinnen: Der Auswahlschlüssel ist schwierig, die Komposition genial! (R. Gygax, Genf) «Reculer pour mieux sauter» (R. Schweizer, Neuhausen) Reizvoll, locker gebaut – aber unheimlich schwierig. (Th. Maeder, Bern) Traumhaft schön. Doppelte Fluchtfeldfreigabe und stille, nunmehr drohende Züge, in denen zyklische Vorahnungen aufscheinen. (A. Nievergelt, Winterthur) Der Bauer a4 verrät den Zugzwang und daher kommt eigentlich nur die weisse Dame für den Schlüsselzug in Betracht. Gemessen an seinem Alter ein immer noch sehenswertes Problem. (A. Schönholzer, Kirchlindach) C’est vraiment génial! D’abord, avant la clé, tous les jeux des Noirs finissent mat par les Blancs. Mais il n’y a pas de jeu qui permette aux Blancs de jouer la même chose. Il faut donc trouver un jeu des Blancs nouveau. La clé mérite un premier prix! (Th. Ott, Genf) Jeder weisse Zug verschlechtert die weisse Stellung; der Schlüsselzug der Dame gibt zwei weisse Felder für den König frei und ist nicht leicht zu finden. Zudem gibt es viele akurate Abspiele; ein Genuss! (C. Nordt, Hombrechtikon)
Lösung Nr. 4827
Ewgenij Markow (Russland), Schachmatnaja Komposizija 1997
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Ohne den Se4 im Zentrum könnte Weiss sofort mit dem Te6 dort mattsetzen. Es liegt also nahe, diesem den Platz zu räumen. Der Springer hat die Auswahl zwischen gleich acht scheinbar gleichwertigen Feldräumungsschlüsseln, von denen aber nur einer richtig ist:
1. Sf2? Dxc2!! (2. Tf1 matt ist unmöglich)
1. Sd2? Txd4!! (2. Txd4 matt ist unmöglich)
1. Sc3? Lxc2!! (2. Dxe3 matt ist unmöglich)
1. Sc5? Sd6!! (2. Dxd6 matt ist unmöglich)
1. Sd6? Sc5!! (2. Lc7 matt ist unmöglich)
1. Sxf6? Te8!! (2. Txf6 matt ist unmöglich)
1. Sg5? f5!! (2. Lg5 matt ist unmöglich)
Es geht nur:
1. Sg3! droht 2. Te4 matt
1. … Dxc2 2. Tf1 matt
1. … Txd4 2. Txd4 matt
1. … Lxc2 2. Dxe3 matt
1. … Sd6 2. Dxd6 matt
1. … Sc5 2. Lc7 matt
1. … Te8 2. Txf6 matt
1. … f5 2. Lg5 matt
Dieser achtfache Auswahlschlüssel zeigt ein vollständiges, weisses Springerrad!
Nur auf dem Feld g3 kommt der Springer seinen Mitstreitern nicht ins Gehege. Auf fünf Feldern verstellt er hingegen eine Linie, so dass ein weisser Mattzug oder ein Matt verunmöglicht wird und auf zwei Feldern blockiert er ein mögliches Mattfeld.
In der Folge beteiligen sich die Da3, der Ld8 und die beiden Türme gleichermassen am Mattsetzen: In den sieben Varianten und der Drohung kommen sie je zweimal zum Zug. Dieses Detail verstärkt die Ausgewogenheit dieser abgerundeten, attraktiven Aufgabe zusätzlich.
Kommentare: Hübscher Zweizüger mit virtuellem Springerrad in den Verführungen und der Lösung. (S. Bomio, Viganello) Der Springer schlägt ein prächtiges Pfauenrad! (R. Schweizer, Neuhausen) Klassischer Auswahlschlüssel: Springerrad mit sieben thematischen Verführungen, die alle an einer Selbstverstellung scheitern. Dieser Rekord ist nicht neu, aber immerhin egalisiert. (N. Biveroni, Effretikon) Springerradverführungen mit sieben Linienverstellungen sind meines Wissens ein unerfüllter Traum. Hier haben wir immerhin fünf Linienverstellungen und zwei Blocks. (Th. Maeder, Bern) Das altehrwürdige Verführungsspringerrad – so leicht ist es aber auch wieder nicht, die Widerlegungen zu den anderen sieben Möglichkeiten zu finden. (A. Schönholzer, Kirchlindach) Die acht Schlüsselzug-Möglichkeiten des Se4 mit derselben Drohung mussten genau angeschaut werden. Das kostete doch etwas Zeit. (Beat Wernly, Muri BE) Sept essais de tous le Cavalier et la clé: 1. Cg3! Magnifique mais… facile! (Th. Ott, Genf) Nicht weniger als sieben Mal droht der Turm auf dem vom Springer geräumten Feld geschlagen zu werden. Trotz einfachem Schlüssel eine vielfältige Aufgabe. (D. Friedli, Ostermundigen) Eine Blütenlese von Linienöffnungen, mit dem Bauern g4 als zu sperrendem Spielverderber: erfrischend und belustigend! (R. Gygax, Genf) Ein sehr schön konstruiertes Problem, da das geräumte Feld von vielen schwarzen Figuren verteidigt werden kann; dies jedoch zum Preis der Schwächungen der eigenen Stellung. (C. Nordt, Hombrechtikon)
Eine weitere richtige Lösung sandte: Lukas Lippert, Madrid
Lösung Nr. 4826
Ruud Beugelsdijk (Niederlande), Het Belgisch Schaakbond, 2. ehr. Erwähnung
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Nähme Weiss, statt einen Zug auszuführen, den Bc5 vom Brett, drohte er mit dem Bauern auf e4 mattzusetzen. Das könnte Schwarz jedoch mit 1. … Dg6 oder 1. … Lg5 verhindern. Allerdings erwiesen sich diese Verteidigungen beide als Weglenkungen, von denen die Dd7 profitieren könnte.
(Satzspiele: 1. … Dg6 2. Dc6 matt und 1. … Lg5 2. Dxd6 matt)
Im konkreten Fall muss sich Weiss natürlich zwischen den Bauernzügen 1. c6 oder 1. cxd6 entscheiden, wenn er das Bauernmatt auf e4 anstrebt. Je nach Wahl des Schlüssels blockiert er dabei aber seiner Dame ein Mattfeld, so dass sich Schwarz schadlos verteidigen kann:
1. c6? droht 2. e4 matt
1. … Lg5?? 2. Dxd6 matt
aber 1. … Dg6!
1. cxd6? droht 2. e4 matt
1. … Dg6?? 2. Dc6 matt
aber 1. … Lg5!
Um die Weglenkungen ausnützen zu können, lenkt nun Weiss die schwarzen Türme auf die g-Linie, so dass die guten Verteidigungen auf die Probespiele unmöglich werden. Er kann sich dann ohne Nachteil selber behindern und dabei auf je eines der eingangs erwähnten Satzmatts verzichten.
1. Ld3! droht 2. Sb6+ Ke5 3. Sxg4 matt
1. … Tg6 2. c6! (droht 3. e4 matt) Lg5 3. Dxd6 matt
2. … Te5 3. Sb6 matt
1. … Tg5 2. cxd6! (droht 3. e4 matt) Dg6 3. Dc6 matt
2. … Te5 3. Sb6 matt
Das dargestellte Thema heisst Münchener Idee. Hier wird diese Idee doppelt gezeigt.
Nochmals zusammengefasst:
Im Hauptplan hat Schwarz gegen eine Drohung eine schädliche Verteidigung. Wegen Selbstbehinderung kann Weiss aber vorerst nicht davon profitieren und Schwarz kann mit dieser Verteidigung widerlegen. Mit dem Vorplan schaltet Weiss nun diese gute Verteidigung aus, so dass die Selbstbehinderung keine negativen Auswirkungen mehr hat.
Eine schnörkellose, sauber formulierte Doppelsetzung der Münchener Idee!
Da zudem von den zwei Verteidigungen der beiden Probespiele jeweils nur die schlechte bestehen bleibt, sehen wir auch zweimal eine Beugung.
Kommentare: Klare Darstellung der Münchener Idee durch den jung verstorbenen Niederländer. (Th. Maeder, Bern) Wie man sich selbst im Weg steht: Weiss auf c6 und d6, Schwarz auf g6 und g5. Pfiffig und löserfreundlich! (N. Biveroni, Effretikon) Das sofortige Ziehen mit dem c-Bauern stellt eine doppelte Verführung dar! Die erfolgreichen Verteidigungen funktionieren aber nach dem schlichten Vorbereitungszug nicht mehr, da sich Schwarz selbst die Felder für die Verteidigungszüge verstellen muss. (M. Rüfenacht, Basel) Das war echt spannend! Während die Probespiele recht nahe liegen, ist der Mechanismus, wie sie dann in der Lösung doch noch ins Spiel kommen für mich überraschend. Die Turmparaden blocken jeweils eine der Widerlegungen der Probespiele. Das Finale auf g4 ist in der Diagrammstellung auch nicht ansatzweise zu erkennen. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Elegante Drohung mit Zusammenspiel der weissen Figuren als Vorplan und zwei prächtige, analoge Mattführungen jeweils durch Selbstbeeinträchtigung der schwarzen Figuren, fein erzwungenen Lenkungen und Turmblock. (S. Bomio, Viganello) Die Springer als Hauptfiguren einer grossartigen Inszenierung! (R. Gygax, Genf). Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.
Lösung Nr. 4825
Wassili Y. Markowtzi (Ukraine), Die Schwalbe 2001, 5. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Wie bei den meisten modernen, kompetitiven Zweizügern erstreckt sich auch hier das Lösungsspiel über verschiedene Phasen. Es geht also weniger um eine grössere Anzahl von attraktiven Abspielen, als um den thematischen Zusammenhang einiger weniger Züge zwischen den Verführungen und der Lösung.
In diesem Problem spielt der Zug 1. … Ke4, der im Diagramm bereits mit 2. Sc5 matt beantwortet werden könnte, eine wichtige Rolle. Um in den zwei Verführungen und der Lösung die Beziehung der Drohungen und der Mattzüge auf die Königsflucht besser darzustellen, haben wir die thematisch wichtigen Züge mit Buchstaben versehen.
(Satzspiel: 1. … Ke4 2. Sc5 matt)
1. Db4? (droht 2. Sc5 matt A)
1. … Ke4 x 2. Txe3 matt! B
1. … Se4 y 2. Sb2 matt!
aber 1. … Th5!!
1. Dd6? (droht 2. Txe3 matt B)
1. … Ke4 x 2. Ld5 matt! C
1. … Sg3~ 2. Dxg6 matt
1. … Se4 (!) y 2. Dxa6 matt!
aber 1. … Sf5!!
1. Kd1! droht 2. Ld5 matt C
1. … Ke4 x 2. Sc5 matt! A
1. … Se4 y 2. Se1 matt!
1. … Se2 2. Df5 matt
1. … Lc4 2. Lc2 matt
Die drei Drohmatts der beiden Verführungen und der Lösung erscheinen wieder als Variantenmatts auf die Königsflucht! Diese zyklische Verschiebung der Droh- und Variantenmatts (A, B, C) auf denselben schwarzen Zug (x) heisst Ukraine-Zyklus.
Bei nur einer Verführung und einem Tausch zwischen Droh- und Variantenmatt auf denselben schwarzen Verteidigungszug spräche man von einem Le Grand. Dementsprechend wird der Ukraine-Zyklus auch zyklischer Le Grand genannt.
In der Stellung steckt aber noch mehr: Auch auf den Zug 1. … Se4 (y) wechselt das Matt in allen drei Phasen und somit ergibt sich mit den drei Mattwechseln auf die Königsflucht ein «doppelter Dreiphasenmattwechsel», besser bekannt als 3x2 Zagoruiko. Auf die Verteidigung 1. … Se2 gibt es zudem einen weiteren Mattwechsel zwischen der zweiten Verführung, wo besagter Zug in der Variante 1. … Sg4~ inbegriffen ist, und der Lösung.
Ein beeindruckender Inhalt in einem vorzüglich konstruierten Problem!
Kommentare: Zyklischer Le Grand. Dieses Thema wird im orthodoxen Zweizüger fast immer, wie hier, mit einem Verteidigungszug des schwarzen Königs dargestellt. (Th. Maeder, Bern) Dreigliedriger Zyklus von Drohmatt und Matt nach der Königsflucht 1. … Ke4, dazu drei verschiedene Matts nach dem Fluchtfeldblock 1. … Se4. Hervorragend! Ein hochkomplexes Spiel nach dem Motto: Wie decke ich den Tf3? (N. Biveroni, Effretikon) Grandios: In den beiden Versuchen 1. Dd6? und 1. Db4? und in der Lösung folgen auf die beiden Verteidigungen 1. …Ke4 und 1. …Se4 immer wieder andere Mattzüge. (Ch. Styger, Flurlingen) Trotz der massiven weissen Übermacht ist ein Königschlüssel nötig, um das Matt zu erreichen. Danach entstehen sehr schöne Mattbilder mit Mattwechseln zwischen den Verführungen und der Lösung. (S. Bomio, Viganello) Die Drohung der Lösung war in der Verführung der Mattzug auf die Königsflucht. (R. Schümperli, Herrenschwanden) C’est extraordinaire, élégant et esthétique! (Th. Ott, Genf) Schwierig, da unheimlich verführungsreich und nicht zuletzt wegen einer zurückhaltenden Dame eine raffinierte Komposition; ein Zweizüger der Extraklasse! (R. Gygax, Genf) Die Verführungen haben mich eigentlich nicht zu verführen vermocht. (D. Friedli, Ostermundigen) Der Königszug schien mir wegen c2 offensichtlich. (J. Meli, Bern) Un problème intéressant! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane)
Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; Benno Kunzi, Ebmatingen.
Lösung Nr. 4824
Srećko Radović (Serbien), 9th WCCT 2013, 6. Platz
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Die thematische Vorgabe im neunten Weltkompositionsturnier war folgende: In mindestens drei Abspielen muss es sowohl bei den weissen Fortsetzungen bzw. den Mattzügen, als auch bei den schwarzen ersten oder zweiten Zügen Gemeinsamkeiten geben. Der serbische Komponist löste diese Aufgabe auf eine einnehmende, unterhaltsame Weise:
1. Te2! droht 2. Td2+ Ke3 3. Te1 matt
1. … Df5 2. Da5! (droht 3. Td1 matt) b4 3. Dxf5 matt!
1. … Dg6 2. Db6! (droht 3. Se1 matt) c5 3. Dxg6 matt!
1. … Dh7 2. De7! (droht 3. Td2 matt) Le5 3. Dxh7 matt! (2. … De4 3. Dxe4 matt)
Die Gemeinsamkeiten sind drei batteriebildende Hinterstellungszüge durch die schwarze Dh5 im ersten Zug, die durch drei Hinterstellungszüge der weissen Dd8 im 2. Zug beantwortet werden. Die Drohungen dieser Züge provozieren dann sperrwechselartige Verteidigungen: Schwarz unterbricht jeweils eine weisse Damenlinie, öffnet ihr aber gleichzeitig eine andere. Das dreifache Damenduell endet dann schliesslich mit dem Schlag der schwarzen Dame.
Das sind also inhaltlich auf beiden Seiten mehr Entsprechungen als die Aufgabenstellung vorschrieb. Ein weiterer Pluspunkt ist der Einbezug dreier weisser Figuren bei den Drohmatts der Fortsetzungen.
Das gesamte Lösungsspiel wirkt natürlich und ist schnörkellos dargestellt. Nur an die Qualität des Schlüssels mussten Konzessionen gemacht werden; wohl um das vorgeschriebene Thema überhaupt korrekt darstellen zu können.
Ein durch die stillen Fortsetzungen scharfsinniges, aber auch löserfreundliches Spitzenproblem!
Kommentare: Ansprechende Drohung mit Zusammenspiel der Türme und drei witzige, analoge Mattführungen jeweils durch Hinlenkung der schwarzen Dame und anschliessender Linienöffnung für die weisse Dame. (S. Bomio, Viganello) Schöne Varianten, aber der Schlüssel gefällt mir überhaupt nicht. (Th. Maeder, Bern) Elegante und harmonische dreifache Schlaglenkung ohne jeglichen Schematismus! Besonders schön, dass die sekundären Mattdrohungen alle verschieden sind. Die Schlagflucht im Schlüssel ist als Minuspunkt kaum von Bedeutung. (A. Nievergelt, Winterthur) Schwierig, komplex, wunderschön. (D. Friedli, Ostermundigen) Eine faszinierende Komposition. Es ist zuerst frustrierend, denn Schwarz scheint alle Angriffe parieren zu können – und dann erweisen sich die Drohungen der schwarzen Dame mit Kreuzschach in allen drei Versionen als wahre Rohrkrepierer! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Es braucht etwas Zeit, um zu verstehen, dass der Clou in der Vermeidung der Kreuzschachs besteht. Eine wirklich schöne Komposition! (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein grosser Lösergenuss! (N. Biveroni, Effretikon) Magnifique! J’aime beaucoup les problèmes dans lesquels les Noirs menacent des échecs! (Th. Ott, Genf) Zu Mariä Himmelfahrt der Dame Höllenfahrt: ein witziger Sketch! (R. Gygax, Genf)
Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen
Lösung Nr. 4823
Michel Caillaud (Frankreich) und Waleri Schanschin (Kirgisistan)
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt

Vorerst deutet in dieser etwas gedrängten Stellung nichts auf einen aussergewöhnlichen Lösungsverlauf hin. Weiss ist wegen der Drohungen durch die Dh8 sogar stark unter Druck. Die beste Rettung ist der Wegzug des angegriffenen Sf6, womit zwar der Dh8 viel Raum zugestanden wird, aber auch die Batterie wirksam werden kann:
1. Sf6 zieht? (droht 2. Lf8 matt) scheitert nicht etwa an einem der nun möglichen Gegenschachs, sondern einfach an 1. … Dxe8!
Da 1. Sg8!? mit 1. … Dxg8! gekontert wird, muss ein Matt auf die Parade 1. … Dxe8! gefunden werden. Dies gelingt mit dem spektakulärsten aller möglichen Schlüsselzüge:
1. Sxh5!! droht 2. Lf8 matt
1. … Dxe8 2. Sg7 matt
Es ergibt sich nun sogar eine vierte Gegenschachmöglichkeit:
1. … Dxh5+ 2. Lg5 matt!
1. … Da1+ 2. La3 matt!
1. … Dc3+ 2. Lb4 matt!
1. … De5+ 2. Lc5 matt!
Das sind vier Kreuzschachmatts aus einer einzigen Batterie!
1. … Df6 2. Lxf6 matt
1. … Sd6 2. Dxd6 matt
Ein nicht allzu schwieriger, aber eindrücklicher Meredith! Keines der vier Gegenschachs ist in der Diagrammstellung bereits spielbar, noch werden diese dann durch den weissen König provoziert.
Kommentare: Ein super Auswahlschlüssel! Er erlaubt der schwarzen Dame nicht weniger als vier Gegenschachs, die vom Läufer aber sauber pariert werden. (D. Friedli, Ostermundigen) Ein unkonventioneller Provokations-Schlüssel als Auftakt zu einem spektakulären Dame-Batterieläufer-Duell mit vierfachem Kreuzschachmatt: eine grossartige Konstruktion! (R. Gygax, Genf) Hoffnungslos altmodisch, aber es ist sehenswert, wie die vier provozierten Schachs durch Kreuzschachmatts derselben Batterie beantwortet werden. (Th. Maeder, Bern) Feiner Springerauswahlschlüssel mit mehrfacher Schachprovokation und ein spannendes Läufer-Dame-Duell mit vier Kreuzschachmatts! (S. Bomio, Viganello) Eindrücklich, dass der Lösungszug gleich vier Kreuzschachs ermöglicht, die jeweils der Läufer beim Matt kontern kann. Doch auch weitere schwarze Züge müssen pariert werden, was das Problem anreichert. (C. Nordt, Hombrechtikon) L’adjectif «élégant» est justifié: les quatre mats sur les variantes avec échec me plaisent beaucoup. (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Vierfach provoziertes Schach, aber immer läuft der Le7 elegant dazwischen, während der Schlüsselspringer im fortgesetzten Angriff auf Dxe8 reagiert. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Auf die Frage, wohin der Springer ziehen soll, wird der Löser mit rekordverdächtigen vier Kreuzschachmatts belohnt – und das alles nur mit 12 Steinen! (Ch. Styger, Flurlingen) Splendide! Quatre coups de la Dh8 qui font échecs! C’est, peut-être, un record, mais, en tout cas, c’est esthétique ! (Th. Ott, Genf) Beinahe wäre ich auf 1. Sg8? Dxg8! reingefallen. (R. Schweizer, Neuhausen)
Lösung Nr. 4822
Werner Keym (Deutschland), Allgemeine Zeitung, Mainz 1963
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

In dieser eigenwilligen Stellung sind gleich drei Leichtfiguren auf der 8. Reihe ungedeckt. Das könnte ein erster Hinweis sein, dass in dieser Aufgabe bei der Wahl des Schlüsselzuges gewisse Konventionen nicht eingehalten werden können. Gemeint sind die herkömmlichen Kunstgesetze, die z.B. besagen, dass der Schlüsselzug weder ein Fluchtfeld rauben noch ein Schachgebot sein sollte. Solche prosaischen Züge sollten normalerweise auch vermieden werden, aber bei ausserordentlichen Inhalten, wie z.B bei Rekorddarstellungen, werden sie durchaus toleriert.
Aber auch unter Nichtbeachtung dieser Gebote stösst man hier mit rechnerischen Mitteln bald an eine Grenze, wie einige rustikale Versuche zeigen:
1. Sed6? (droht 2. Lb6 nebst 3. Ta7 matt) wird mit 1. … Kxd8!! unterbunden.
Interessanter wäre schon
1. Scd6? (Zugzwang)
1. … Kxd8 2. Ke6!
1. … g6 2. Ta8 oder 2. Lf6
aber 1. … bxa4!!
Am vielfältigsten und somit attraktivsten wäre der Versuch
1. Ta8? (Zugzwang)
1. … Kxe8 2. Sd6+!
1. … Kxd8 2. Ke6!
1. … g6 2. Scd6!
Aber wiederum hat Schwarz die Ausrede 1. … bxa4!!, weil er dadurch seine Stellung nicht schwächt.
Versucht man es mit einem Schachschlüssel wie 1. Lxb5+? gibt es zwar auf 1. … Kxc8? die Fortsetzung 2. Ta8+, aber nach 1. … Kxd8! steht der König abgeschirmt zwischen zwei gegnerischen Leichtfiguren. Auch nach 1. Sb6+? Kxe8! stellt der die achte Reihe verstellende Ld8 wiederum einen Nachteil für Weiss dar, da der Turm seine Stärken nicht ausspielen kann.
Weil nicht einmal verpönte Schlüssel zum Ziel führen, könnten an diesem Punkt sogar Zweifel an der Korrektheit des Diagramms aufkommen; besonders wenn man festgestellt hat, dass auch Computerprogramme das Problem nicht knacken können. Aber im Gegensatz selbst zu den stärksten Rechnern verfügt der Mensch über die Fähigkeit, ein Stellungsbild analysieren zu können!
Denn eine genauere Betrachtung des Diagramms führt zur ebenso einfachen wie verblüffenden Lösung: Da Weiss am Zug ist, muss folglich Schwarz den letzten Zug gemacht haben. Welches war aber dieser letzte Zug? Der König kann ihn nicht gemacht haben, da die beiden seitlichen Nachbarfelder doppelt angegriffen sind und er folglich nicht von dort nach d7 gelangt sein konnte. Da der Bg7 noch nicht gezogen hat, bleibt nur ein Zug des Bb5. Dieser kann wegen des Schachgebots nicht von c6 gekommen sein, aber auch nicht von b6, da sonst das Schachgebot des La4 unmöglich wäre. Bleibt also nur noch sein Doppelschritt. Aber wie kam es dann zum Schachgebot des La4? Die Diagrammstellung konnte nur erreicht werden, wenn der weisse Turm, von c6 kommend, mit einem Abzugschach auf a6 einen schwarzen Stein geschlagen hat. Dieser (beliebige) schwarze Stein hat im Zug zuvor nach a6 gezogen (Ohne diesen nun verschwundenen Stein wäre Schwarz «Retro-Patt»). Der Bb7 parierte also dieses Abzugsschach und so befinden wir uns in der Diagrammstellung. Sein Doppelschritt im unmittelbar letzten Zug ist also bewiesen und nur dadurch dürfen wir nun in dieser Stellung den «en passant»-Schlag ausführen:
1. axb6 ep.+!!
1. … Kxc8 2. Ta8+ Kb7 3. Lc6 matt
1. … Kxd8 2. b7! g6 3. Td6 matt!
Ein ökonomischer, mittels einer einfachen Retroanalyse zu lösender Dreizüger mit zwei Varianten und durchwegs eindeutig scheiternden Verführungen! Ein köstlicher Witz!
Diesen Dreizüger haben wir aus dem Buch «Anything but Average» entnommen, das von dem Autoren des Dreizügers, Werner Keym, stammt und bei «Nightrider Unlimited» erschienen ist. Das Buch ist eine Sammlung von mehr als 370 aussergewöhnlichen und beeindruckenden Diagrammen aus den Bereichen Partie, Endspiel und Problem, deren gemeinsamer Nenner ihre zeitlose Brillanz ist. Der oben besprochenen Dreizüger ist in diesem Sinne ein treffendes Beispiel für einen «alles andere als durchschnittlichen», garantiert im Gedächtnis bleibenden Dreizüger!
Der grosse Teil des Inhaltes zeigt jedoch bekannte Klassiker aus allen Bereichen des Schachs wie berühmte Partien von Anderssen bis Carlsen, Studien von Komponisten wie Troitzky, Kubbel oder Réti und hervorragenden Problemen aller klassischen Kategorien. Das Buch richtet sich folglich an alle Schachspieler, die sich vom Reichtum, der Tiefgründigkeit und Schönheit dieses Spieles faszinieren lassen. Für den Einsteiger bietet es einen umfassenden, mit vorzüglichen Beispielen illustrierten Überblick über alle Disziplinen, für den Kenner eine Sammlung der besten Beispiele zu jedem Genre. Im zweiten Teil geht es mehr um Schachprobleme mit aussergewöhnlichen Forderungen, aber wiederum sind die Beispiele so gewählt, dass der Unterhaltungswert im Vordergrund steht. Zum Verständnis braucht man weder grosses Vorwissen noch Meisterklasse, höchstens gewisse Englischkenntnisse. Bei längeren, schwierigeren Problemen erleichtern zusätzliche Hilfsdiagramme das Nachspielen der Lösungen, so dass man beim Lesen ohne ein Brett auskommen sollte.
Unter den auserlesenen Diagrammen befinden sich auch zwei Aufgaben von Schweizer Komponisten: ein fabelhaftes Rekordproblem des damals 20-jährigen Baslers Markus Ott sowie eine sensationelle Miniatur des langjährigen Problemspaltenleiters des Tages-Anzeigers, Hannes Baumann. Fazit: Dieses unterhaltsame Buch ist unbedingt lesenswert und allen Schachfreunden wärmstens zu empfehlen! Mit 10 Euros + Porto für die kartonierte Ausgabe von 2020 (mit 375 Aufgaben) ist es zudem überaus günstig. Die zweite Auflage von 2021 (mit 40 weiteren Aufgaben) gibt es ausschliesslich als schönen Ganzleinenband für 25 Euros + Porto (siehe www.berlinthema.de) Beides kann bei ralf.kraetschmer@t-online.de bestellt werden. Weitere Informationen über meine E-Mail-Adresse.
Kommentare: Beim Namen «Keym» leuchtet natürlich ein Lämpchen auf: Mindestens eine «Schachbosheit» ist da sicher versteckt. Als letzter schwarzer Zug bleibt nur der Doppelschritt b7-b5, dem ein Abzugsschach Tc6xa6 vorangegangen ist. (N. Biveroni, Effretikon) Dank der Bemerkungen mit «analytisch» und «rechnerisch» in Rekordzeit gelöst. Wer aber so etwas zum ersten Mal sieht, dürfte trotz dieser Hilfe mächtig zu knacken haben. Eine befriedigende, zweischichtige Retroanalyse: Erst nach dem letzten weissen Zug wird alles klar - und dazu ein wunderschöner stiller zweiter Zug als Belohnung. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Solange man sich nicht mit der Rolle des Bb5 auseinandergesetzt hat, ist dessen Parade nicht abzuwehren: ein genialer «Retro-Meredith»! (R. Gygax, Genf) Heutzutage ist die «ep.- Legalisierung» mit dem Abzugsschach durch Turmzug auf der 6. Reihe sehr bekannt. Möglich, dass sie damals neu war. (Th. Maeder, Bern) L’adjectif «unkonventionell» m’a quelque peu troublé…jusqu’à ce que je me demande quel pouvait être le dernier coup des Noirs. Un problème peu conventionnel, mais beau! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Ungewöhnlich ist nicht nur das Schlagen «en passant», sondern auch, dass mit dem Schlüsselzug ein Schachgebot erfolgt. (D.Friedli, Ostermundigen) Es gibt eine Variante mit Zugzwang, gefolgt von einer Art Epaulettenmatt (Hp. Wyss, Sierre) Das Epaulettenmatt ist perfekt und das Feuerwerk zum 1. August kann gezündet werden! (R. Schweizer Neuhausen) Nach einigem Nachdenken erkennt man, dass der letzte schwarze Zug b7-b5 sein musste. Interessant ist also, dass man nicht nur nach vorne, sondern auch zurück rechnen muss. Besten Dank für den «food for thought» (L. Lippert, Madrid) Schwarz muss im letzten Zug b7-b5 gezogen haben. Sehr geschickt ausgedacht und gar nicht offensichtlich; zudem mit diversen Verführungen, die man zuerst testet. (J. Meli, Bern)
Lösung Nr. 4821
Walentyn W. Lukjanow (Russland), Sahs/Sahmaty (Riga) 1973, 2.-3. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Nach beliebigen Zügen des Td6 kontrolliert der Lb8 das Feld g3, sodass Weiss 2. Sh2 matt droht. Diese Drohung scheint jedoch ziemlich harmlos, da sie durch mehrere Paraden widerlegbar ist. Beispielsweise scheitert 1. Tb6? (droht 2. Sh2 matt) gleich an sechs Widerlegungen. Erst wenn der Td6 bei der Schlüsselwahl eine schwarze Linie unterbricht und sich selber in Stellung bringt, wird es spannend:
1. Td5? (droht 2. Sh2 matt und unterbricht die Linie der Dame auf Reihe 5)
1. … Da2 2. Tdxg5 matt!
1. … Tb2 2. Se5 matt!
1. … Sf3 2. Lf5 matt!
Dreimal setzt Weiss auf der 5. Reihe matt: Zuerst der Turm selber, danach der Sd7 und der Lh7 dank der Liniensperre des Turms. Schwarz hat aber die Ausrede: 1. … Dd2!!
1. Td4? (droht 2. Sh2 matt, unterbricht die lange Diagonale und setzt so den La1 ausser Gefecht.)
1. … Da2 2. Se5 matt!
1. … Tb2 2. e5 matt!
1. … Sf3 2. Sf6 matt!
Jetzt sind es drei Felder der langen Diagonale, von wo aus die Mattzüge erfolgen. Der Turm wird dabei beim zweiten Abspiel mittels eines Abzugsmatts aktiv. Aber wiederum kann Schwarz parieren: 1… Dc7!! Erst wenn der Td6 die gegnerische Turmlinie auf der 3. Reihe unterbricht, klappt alles:
1. Td3! droht 2. Sh2 matt
1. … Da2 2. Lf5 matt!
1. … Tb2 2. Sf6 matt!
1. … Sf3 2. Dxf3 matt!
Diesmal trägt der Turm seinen Teil bei, indem er das Fluchtfeld f3 ein zweites Mal deckt. So kann die Dame dort mattsetzen, während in den ersten beiden Abspielen ihre Deckungslinie bei den Mattzügen unterbrochen werden darf.
Die Mattzüge Se5, Sf6 und Lf5 treten je zweimal auf, aber jedes Mal zyklisch verschoben nach einer anderen der drei Verteidigungen. Dadurch ergeben sich neben den Mattwechseln auch automatisch drei Paradenwechsel. Dieser Zyklus zwischen den gleichen Matts und Paraden nennt man Karussell-Thema.
Als weitere Feinheit wechseln dabei auch die Schädigungsnutzungen zwischen Verstellung, Block (Thema B2) und Deckungsverlust.
Der Wechsel der Verteidigung bei gleichbleibenden Mattzügen nennt man Paradenwechsel, während der Wechsel des Mattzuges bei gleichbleibenden Verteidigungen Mattwechsel heisst.
Neben drei Paradenwechseln haben wir hier sogar einen Mehrphasenmattwechsel, weil die Matts bei drei Varianten in allen drei Phasen (den zwei Verführungen und der Lösung) wechseln. Der betreffende Fachbegriff heisst 3x3 Zagoruiko, nach dem belarusischen Komponisten Leonid Zagoruiko (1923-1999). Eine Nebenvariante ist:
1. … Dd2 2. Lf5 matt
Ein grossartiges, harmonisches Meisterwerk mit einem faszinierenden 3x3 Zagoruiko und dem exklusiven, die inhaltliche Geschlossenheit betonenden Karussell-Thema!
Kommentare: Ein wunderbarer 3x3-Zagorujko. Zwei von drei Mattzügen erscheinen zyklisch verschoben nach zwei der Themaverteidigungen: Das nennt man heutzutage «Karussell-Thema». (Th. Maeder, Bern) 3x3-Zagorujko, garniert mit drei Paradenwechseln. Ein reichhaltiger und sehr komplexer Zweizüger! Und auch hier die sich oft aufdrängende Frage: Womit hat der erste Preisträger das überbieten können? (N. Biveroni, Effretikon) Der Td6 sticht sofort ins Auge. Aber was nachher folgt, bedarf schon des sehr genauen Hinsehens. Das Problem ist perfekt durchstrukturiert: Zwei der drei Matts sind zyklisch vertauscht, das dritte ist jeweils eine neues Matt. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Magnifique! Il y a trois variantes des Noirs qui sont les mêmes dans les deux essais extraordinaires 1.Td5?, 1.Td4? et dans la solution. Les mats suivants varient entre les deux essais et la solution! Mais c’est génial! (Th. Ott, Genf) Nach dem feinen Turmauswahlschlüssel mit Läuferlinienöffnung entstehen drei analoge Mattbilder durch Lenkungen und Verstellungen mit prächtigen Mattwechseln zwischen den Verführungen und der Lösung. (S. Bomio, Viganello) Der Td6 muss nicht nur die schwarze lange Diagonale freigeben, sondern auch noch f3 und g3 abdecken, sonst kann Schwarz sich aus der Affäre ziehen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Nach der doppelten Deckung des Bg3 bleiben Schwarz nur noch wenige Paraden zur Verfügung: Eine originelle, verführungsreiche Konstruktion! (R. Gygax, Genf) Der Td6 muss weg, aber wohin? Es geht nur 1.Td3! (H. Wyss, Sierre) Die Verführungen gefallen mir fast besser als die Lösung! (M. Rüfenacht, Basel)
Weitere, richtige Lösungen sandten: D. Friedli, Ostermundigen; R. Schweizer, Neuhausen; F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane.
Lösung Nr. 4820
Wacław Hebelt (Belarus), Uzbekskiy konkurs 1964, ehrende Erwähnung
Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Gerade mal fünf Leichtfiguren und eine Handvoll Bauern brauchte der weissrussische Komponist, um eine interessante, gehaltvolle Aufgabe zu erfinden. Sie ist nicht besonders schwierig, dafür ist die Einheitlichkeit der weissen Fortsetzungen umso reizvoller:
1. Kd2! Zugzwang!
1. … Sf7 2. Se8! nebst 3. Sc7 matt
1. … f4 2. Se4! (droht 3. Sxf6 matt) Kxe4 3. Lc6 matt
1. … g5 2. S3h5! (droht 3. Sxf6 matt) Ke4 3. Lc6 matt
1. … b3 2. Se2! (droht 3. Sc3 matt) Ke4 3. Lc6 matt
Trotz der Annäherung des weissen Königs reichen die weissen Kräfte nicht aus, um eine Drohung aufzustellen. Nur dank des Zugzwangs kann die Forderung erfüllt werden!
In den ersten zwei Varianten profitiert Weiss von Fernblocks, danach zweimal von aufgegebenen Felddeckungen, um mit stillen Springerzügen den Schwarzen in eine rettungslose Situation zu bringen.
Von einem Fernblock spricht man, wenn ein schwarzer Stein ein zukünftiges Fluchtfeld seines Königs besetzt und ihm so die Fortsetzung der Flucht verunmöglicht.
Kommentare:
Meredith, bei dem Schwarz gegen den weissen König mit den nachfolgenden, fein differenzierten zweiten Springerzügen chancenlos ist. (Ch. Styger, Flurlingen) Nach etwas prosaischem Schlüssel ergeben sich bildschöne Varianten mit attraktiven Fernblocks. (A. Nievergelt, Winterthur) Un problème sans prétention, mais non sans une certaine élégance. J’ai bien aimé! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Ein Schritt ihrer Majestät in Richtung des homologen Antagonisten und die Lipizzaner-Show kann beginnen: eine perfekte Modellmatt-Delikatesse! (R. Gygax, Genf) Ein etwas eigenartiges Problem: Die darin enthaltenen Modellmatts beschränken sich fast völlig auf die Drohungen, und der Mattzug Lc6 ist auch ziemlich allgegenwärtig. Aber leicht und luftig ist die Aufgabe, also angenehme Hochsommerkost! (N. Biveroni, Effretikon) Feiner Zugzwang mit einem eleganten Tanz der Springer und dem Todesstoss durch den Läufer auf c6, wobei das Fluchtfeld f4 geblockt oder durch den weissen Springer für den schwarzen König gesperrt wird. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Hübsches Zugzwangproblem mit gut harmonierenden Mattführungen durch Bauern- und Königslenkungen, Springeropfer und Fernblocks samt Mitwirkung der weissen Figuren. Per piacere i problemi non devono necessariamente essere difficili! (S. Bomio, Viganello) Gefälllt mir sehr gut! (B. Liphardt, Reinach) Il n’y a que douze pions et aucune Dame! Formidable…et un petit peu trop facile…! (Th. Ott, Genf) Obschon einfach ist dieses Problem ein wunderschönes, luftiges Lehrstück, das zeigt, wie mit relativ wenigen Figuren ein grosser Bereich des Bretts optimal, mittels Nutzung der schwarzen Figuren, abgedeckt werden kann. (C. Nordt, Hombrechtikon) Weitere, richtige Lösungen sandten: Th. Maeder, Bern; R. Schweizer, Neuhausen; J. Meli, Bern; H. Oesch, Affoltern a/A; D.Friedli, Ostermundigen.
Lösung Nr. 4819
J. D. Williams (Australien) Hampstead and Highgate Express 1907, 2. Preis
Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Diese zeitlos schöne Aufgabe stammt aus einer Epoche, als die Lösungen der Zweizüger vornehmlich einphasig waren. So wurden in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts unzählige attraktive Aufgaben mit z. B. Fesslungsnutzungen, Kreuzschachvarianten, oder, wie in unserem Beispiel, Häufungsmotiven als thematischem Inhalt geschaffen. Erst in den folgenden Jahren kamen auch Satzspiele und Verführungen dazu, sodass die Lösungen aus mehreren Phasen bestanden. Dies war dann auch die Voraussetzung für viele neue, faszinierende Themen.
1. c4! droht 2. Dd5 matt
1. … De4 2. Dxb2 matt!
1. … Te4 2. Sf3 matt!
1. … Le4 2. Dxg1 matt!
1. … e4 2. Dg7 matt!
4 reizvolle Antworten auf die Fluchtfeldblocks im Zentrum; dazu kommen drei weitere Blocks:
1. … Txc4 2. Sb3 matt
1. … Sxc4 2. Sxc6 matt!
1. … Tc5 2. Lc3 matt
Das sind insgesamt sieben Fluchtfeldblocks – ein magistral konstruierter Task.
Kommentare:
Sehr attraktiver Oldtimer mit hübschem Bauernschlüssel und sieben prächtig ausdifferenzierten Mattbildern durch Blockausnützung auf nur drei Feldern! (S. Bomio, Viganello) Schöne Differenzierungen! Je zwei Blocks auf c4 und e4 mit Dualvermeidung im Mattzug; ferner nach 1… De4 und 1… e4 zwar ohne Dualvermeidung, aber mit fortgesetztem Verteidigungseffekt gegenüber den anderen beiden Blockvarianten auf nämlichem Feld. (Th. Maeder, Bern) Grossartige, rekordverdächtige sieben Mal gibt es ein Block eines Fluchtfeldes, gefolgt von sieben verschiedenen Matts. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Alle 7 schwarzen Paraden sind Blocks. Wie sie differenziert genutzt werden (vor allem diejenigen auf e4), ist grosse Klasse. Und das soll 114 Jahre auf dem Buckel haben? (N. Biveroni, Effretikon) Pas moins de 7 parades, et 7 mats différents. J’ai beaucoup apprécié les 3 mats de la Dg2 sur les cases noires. Un problème de toute beauté! (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Die schwarzen Verteidigungszüge erlauben wundervoll differenzierte weisse Mattzüge. (D. Friedli, Ostermundigen) Befreiung der weissen Figuren durch die schwarzen Paraden um den König herum: ein spektakulärer Oldtimer mit schön symmetrischen Mattbildern! (R. Gygax, Genf)
Après la clé, assez facile, il y a huit mats différents, dont la menace! C’est magnifique! (Th. Ott, Genf)
Bald wird klar, dass d5 gedeckt werden muss. Die überraschend vielfältigen Mattstellungen sind sehr ansprechend. (C. Nordt, Hombrechtikon).
Weitere, richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; H. Wyss, Sierre; B. Wernly, Muri BE.
Lösung Nr. 4818
Iwan I. Storoshenko (Russland), Nabokov Memorial Turnier, 1994, 1. Preis
Matt in 3 Zügen.

Neben der Batterie ist der Schnittpunkt auf e3 augenfällig: Versuchen wir ihn also probehalber mit den beiden Langschrittlern Tb3 und Lc1 zu besetzen, um zu sehen, ob es auf diesen Grimshaw bereits Fortsetzungen gäbe. Beide Züge würden zwar in einer Partie kaum in Betracht gezogen, aber bei einem Schachproblem können solche Satzspiele inhaltliche Hinweise auf die gesuchte Lösung sein.
Und es gibt wirklich bereits Fortsetzungen:
1. … Te3 2. Td4+! Ke5, Kxf5 3. Dxf4 matt
1. … Le3 2. Sg3+! fxg3 3. Df5 matt
In der Lösung gelingt es Weiss diesen Grimshaw tatsächlich zu erzwingen. Aber es folgen nicht mehr die gleichen, sondern weitaus exklusivere Fortsetzungen:
1. Sh6! droht 2. Td4+ Ke5 3. Te4 matt
1. … Te3 2. Dxf4+!! Kxf4 3. Tf5 matt!
1. … Le3 2. Df3+!! Kxf3 3. Td2 matt!
Angesichts der wenigen weissen Figuren zwei verblüffende Damenopfer!
1. … Sc3 2. Dc2+ Ke3, Kf3 3. Td3 matt
1. … Sd6+ 2.Txd6+ 3. Dd4 mat
Neben den alles überstrahlenden Damenopfern ist es dem Komponisten also auch gelungen, zwei Fortsetzungswechsel auf den Grimshaw zu realisieren; ein brillanter Inhalt bei nur 15 Steinen!
Kommentare: Verdrängung des schwarzen Königs durch Doppelschachdrohung, Turm- und Dameneinsatz, wovon ein zweimaliges Damenopfer bei Grimshaw-Verstellung: Das Schwerfigurenduo in traumhafter Harmonie! (R. Gygax, Genf) Die beiden Verteidigungen auf e3 werden von Weiss im zweiten Zug mit spektakulären Damenopfern als Grimshaw-Verstellungen genutzt und im dritten Zug als Blocks. Sehr schön! (N. Biveroni, Effretikon) Erstklassiges Problem mit präzisem Springerschlüssel und zwei beeindruckenden analogen Mattführungen jeweils nach Grimshawverstellung mit Damenopfer und Blocks in den Hauptvarianten. Dazu noch zwei prächtige Mattwechsel zwischen Satz und Lösung. (S. Bomio, Viganello) Ein originelles Drohspiel mit Doppelschach, gleich zwei Damenopfer (mit Nutzung der gegenseitigen Liniensperrung von Läufer und Turm) und eine Kreuzschachvariante! Höchst unterhaltsam. (D. Friedli, Ostermundigen) Perfekte Harmonie der lediglich sieben weissen Steine – bereits die Drohung ist wunderbar, die beiden Damenopfer sind schlicht genial. Ein magistraler Dreizüger. (K. Köchli, Bonstetten) Eine unglaubliche Konstruktion: Der Auswahlschlüssel macht die Satzmatts unmöglich und trotzdem werden die schwarzen Erstzüge der Satzspiele zu Paraden der tollen Drohung, auf die neue Antworten gefunden werden müssen. Der Schlüssel mit zwei Damenopfern führt schliesslich zum Erfolg. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Incroyable! Après la clé, pas facile à trouver, il y a deux variantes fantastiques avec la Dame blanche qui va disparaître… Absolument génial! (Th. Ott, Genf) Nicht so einfach. Gefühlsmässig zieht man Springer im Schlüssel auf die Feldfarbe des schwarzen Königs, damit sie später angreifen können. Hier passiert grad das Gegenteil. (Th. Maeder, Bern) Zwei prächtige Damenopfer bereiten viel Freude! (M. Rüfenacht, Basel) Das Duo Lb7 und Td5 lassen dem schwarzen König keine Chance. (H. Oesch, Affoltern a/A)
Eine weitere, richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen
Hinweis: Wie wir erfahren haben, ist dem Problem der 1. Preis im Nabokov-Gedenkturnier nachträglich aberkannt worden, da ein Vorgänger ausgemacht werden konnte: Dieselbe Idee war bereits von M. Kuznecov und M. Marandjuk, («Mat», 3. ehr. Erw., 1978) dargestellt worden. Wenn auch das Problem von Storoshenko bei gleichem Inhalt ohne Zweifel eleganter ist (um gleich 4 Steine ökonomischer und mit besser akzentuiertem Variantenspiel), gilt die Aufgabe als antizipiert und somit nicht eigenständig genug, um prämiert zu werden.
Lösung Nr. 4817
Wieland Bruch (Deutschland), «Schach» 2005, 2. ehrende Erwähnung
Matt in 2 Zügen.

Die Bildung einer Batterie mit der Dame liegt ziemlich nahe, da Weiss so die Drohung 2. Sg2 matt aufstellen kann. Dass er bei Ausführung der Drohung die Linie des Th2 verstellt, hilft auf elegante Weise die beiden Möglichkeiten der Batteriebildung zu differenzieren: Nach dem vorsichtigeren 1. Dg5? (droht 2. Sg2 matt) unterbricht 1. … c4!! die Linie des Lb5, sodass das Feld e2 ungedeckt bliebe. Weiss muss sich also für den mutigeren Zug entscheiden:
1. Dh6! droht 2. Sg2 matt
1. … c4 2. Dxb6 matt!
1. … Sd3 2. Te2 matt
1. … Tg8+ 2. Sg6 matt!
1. … Txf4 2. Dxf4 matt
1. … Se2+ 2. Txe2 matt
Der Schlüssel erlaubt also ein weiteres Gegenschach, das mit einem Kreuzschachmatt beantwortet wird. Aber thematisch geht es um die beiden folgenden Abspiele:
1. … Tc4 2. Scd5 matt! (2. Sfd5??)
1. … Td3 2. Sfd5 matt! (2. Scd5??)
Wie in den beiden ersten aufgelisteten Abspielen sperrt auch hier Schwarz die Linie des Lb5. Die bereits angedeutete Verteidigungsidee ist folgende:
Das Feld e2 wird durch die beiden Langschrittler Th2 und Lb5 gedeckt. Bei Ausführung der Drohung verstellte der Sf4 den Th2 und nähme so dem Feld eine Deckung. Schwarz verteidigt sich nun, indem er den Lb5 verstellt. Somit hätte der Ke3 bei Ausführung der Drohung das Fluchtfeld e2. (Thema A) (Dass der Sf4 das Feld e2 anfänglich ebenfalls deckt, spielt thematisch keine Rolle)
Der Tc3 öffnet dabei in beiden Varianten die Linie des La1, so dass das Feld d4 wegen des Td7 nun ein zweites Mal gedeckt ist. Dank dieser doppelten Deckung darf nun Weiss die eigene Turmlinie beim Mattsetzen verstellen. (Thema B)
In beiden einzelnen Abspielen tritt also das Thema A als schwarze Verteidigung und das Thema B als weisse Nutzung auf. Diese Themenkombination nennt man Issajew; hier in Doppelsetzung gezeigt. Diese beiden Variantenmatts erfolgen zudem mittels Dualvermeidung.
Kommentare: Thema A verteidigt, und Thema B erlaubt das Matt – das ist die Kombination Issajew. (Th. Maeder, Bern) Herrliche zweifache Kombination der Themen A und B durch den gleichen schwarzen Stein (Tc3) in den Hauptvarianten! Dazu noch weitere ansprechende Varianten samt Kreuzschachmatt. (S.Bomio, Viganello) Grosse Klasse: In zwei Varianten sind Thema A und B beide jeweils doppelt gesetzt miteinander verknüpft – und als Dessert gibt es nach der Schachprovokation ein feines Kreuzschachmatt. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Doppel- und Kreuzschachmatt dank Springerbatterie, Linienöffnung und -sperrung: eine hinreissend schöne Konstruktion! (R. Gygax, Genf) Vier Thema A-Paraden und zwei wunderschön differenzierte Springermatts auf dem gleichen Feld. (N. Biveroni, Effretikon) Hochelegante Linienspiele in traumhafter Konstruktion! (A. Nievergelt, Winterthur) Un essai intéressant 1. Dg5? c4! et après la clé esthétique 1. Dh6!, il y a sept mats, dont quatre admirables. (Th. Ott, Genf) Die vielen Figuren und die mehrfachen Abdeckungen durch die weissen Figuren erfordern ein gutes Auge für die richtige Reaktion auf die schwarzen Linienblockierungen. Daneben brauchte es auch Mut, die Deckung des weissen Königs aufzugeben. (C. Nordt, Hombrechtikon) Die Funktion der Dame muss zuerst geklärt werden. Ein ansprechender Zweizüger mit zwei schwarzen Gegenschachs. (J. Meli, Bern) Ein sehr schönes Problem! (A. Brugger, Steinhausen) Gar nicht so einfach, den Schlüssel zu finden, auf den diese wunderschön differenzierten Matts folgen. (D. Friedli, Ostermundigen)
Weitere richtige Lösungen sandten: H. Wyss, Sierre; F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane; A. Fischli, Basel; Ch. Styger, Flurlingen
Lösung Nr. 4816
Frantisek Richter (Tschechoslowakei)
K. Traxler Memorial Turnier 1937, 6. Preis
Matt in 3 Zügen

Schwierig, aber mit vielen Mattbildern: Ein typisches Problem der Böhmischen Schule.
Dieses übersichtliche Problem aus dem Ursprungsland der Böhmischen Schule beginnt mit einem attraktiven, aber schwierigen Entfernungsschlüssel des Le4. Nicht dass dieser Zug abwegig wäre, denn so entzieht sich der Läufer dem Angriff des Sc3 und gibt der Dc2 mehr Raum. Da es aber unmöglich erscheint, zwischen drei seiner vermeintlich gleichwertigen Zügen auf der langen Diagonalen zu unterscheiden, wird man ihn als Schlüsselfigur vorerst kaum in Erwägung ziehen.
Der Löser wird die einzelnen Züge des Le4 möglicherweise erst eingehender prüfen, wenn er erkannt hat, dass sich trotz der weissen Kräfte kein Drohspiel finden lässt und es sich folglich um ein Problem mit Zugzwang handelt. So wird er auf den raffiniert begründeten Auswahlschlüssel stossen:
1. Ld5?? Sxd5!
1. Lc6? Se4!!, und 2. Dc7+ ist unmöglich
1. La8? Kxg3!!, und nach 2. Lh2+ Kxh3 ist 3. Lc8 matt unmöglich.
Es geht nur: 1. Lb7!! Zugzwang!
1. … Kxg3 2. Lh2+ Txh2 3. Dxh2 matt!! Modellmatt
(2. … Kxh3 3. Lc8 matt)
1. … Txg1 2. Dd2+! Kxg3 3. Dh2 matt!! Modellmatt
1. … Txh3 2. Le3+! Kxg3 3. Dxg6 matt!! Modellmatt
(2. … Kxe3/Kg4 3. Dd2 matt/Dxg6 matt; 1. … Th2 2. Lxh2 usw.)
1. … Se4 2. Dc7+! Kxf3 3. Lxe4 matt!! Modellmatt
(2. … Sd6 3. Dxd6 matt; 1. … Sd5 2. Se2+! Kxf3 3. Lxd5 matt)
1. … h4 2. Df5+!! gxf5 3. Sh5 matt!! Modellmatt
(2. … Kxg3 3. Dg4 matt)
Es gibt 4 verschiedene Modellmattbilder zu bewundern; drei bräuchte es um das Problem der Böhmischen Schule zuordnen zu können. Diese Stilrichtung setzt die Ästhetik mit möglichst vielen Modellmattbildern in den Vordergrund einer Schachkomposition. (Dies im Gegensatz zur anfangs des 20. Jahrhunderts entstandenen Neudeutschen Schule, die bei einem Problem strategische Inhalte verlangt.)
Aber auch sonst gefällt das Problem durch das modern anmutende Verführungsspiel mit Auswahlschlüssel, den überraschenden Zugzwang, die teils weiträumigen und kniffligen Fortsetzungen, die ästhetische Stellung mit wenigen Bauern sowie der Dualfreiheit bei zweiten weissen Zügen in den Nebenvarianten. (Früher wurden Duale in den Nebenvarianten nicht beanstandet und bedeuteten, im Gegensatz zu heute, keine Qualitätsminderung)
Kommentare: Schwieriger Zugzwang, unheimlich reichhaltig, atemberaubend spektakulär, mit einem tollen Damenopfer als Krönung: ein Meisterstück der böhmischen Schule! (R.Gygax, Genf) Sehr reichhaltiges, schwieriges Zugzwangproblem, trotz des knappen Materialaufwands! Nach dem überraschenden Auswahlschlüssel folgen viele wunderschöne, gut ausdifferenzierte Mattführungen durch Lenkungen, Opfer und (Fern)blocks. (S.Bomio, Viganello) Puh …, als ich 1. … h4 2. Df5+ gefunden hatte, wusste ich, dass ich richtig lag. Aber bis ich alle Varianten hatte ... (Th. Maeder, Bern) Après la clé, il fallait reconnaitre qu’il n’y a pas de menace – mais un Zugzwang! Il y a sept variantes, c’est génial! (Th. Ott, Genf) Ein echter «Böhme»: Vier verschiedene hübsche Mustermatts, nicht einfach zu lösen und ein guter Schlüssel (1. La8? 1. Lc6?). (N. Biveroni, Effretikon) Nicht zu viel versprochen: Ziemlich schwierig und vielfältig (D. Friedli, Ostermundigen) Bei so vielen Figuren ist ein Problem mit Zugzwang-Schlüssel und vielen reinen Mattbildern ein wahres Zauberkunstwerk und ich frage mich, weshalb es nur einen 6. Preis bekam! (M. Rüfenacht, Basel) Dies ist einer der genialsten Dreizüger mit einem grossartigen Zusammenspiel der Figuren und mächtigen Springern. Auch der Schlüsselzug ist nicht offensichtlich, da 1. Lc6? der Dame den Weg nach c7 blockiert. (J. Meli, Bern) 1. Lb7 muss der Schlüssel sein, da nur so 1. … Kxg3 und die Züge des Sc3 beantwortet werden können. Aber Zugzwang? Besonders die Antworten auf 1. … Txh3 und 1. … h4 sind extrem schwer zu finden. Letztlich wird der Löser mit 5 Mustermatts belohnt. (R. Schümperli, Herrenschwanden).
Bemerkung: Mustermatt und Modellmatt sind Synonyme.
Lösung Nr. 4815
Frojm M. Simchowitsch (Russland), Leipziger Tageblatt und Anzeiger 1925
3. Preis, Matt in 2 Zügen

Ein näherer Blick auf die Stellung zeigt, dass sich Weiss wegen der aktiv stehenden Df6 keine Sorgen machen muss, denn auf all ihre starken Züge verfügt er über ein Satzmatt.
Neben z.B. 1. … Dxg6 2. Tgf3 matt oder 1. … Dxe5 2. Tef3 matt trifft das besonders auf das Gegenschach zu:
1. … De6+ 2. Sxe6 matt
Beim Versuch 1. Da5? (droht 2. Tef3 matt) bemerkt man hingegen, dass 1. … Sg4! eine starke, linienunterbrechende Verteidigung ist, auf die es einstweilen keine Antwort gibt.
Dagegen erscheint nun 1. Db6? mit Deckung des Te3 ein geeignetes Mittel, denn jetzt droht der Batterieabzug 2. Tg4 matt. Aber nach 1. … Dxg6 !! gibt es keine Fortsetzung, da nur noch der Tg3 den Sg5 deckt und somit das Satzmatt nicht mehr möglich ist.
Sowohl der Sg5 wie der Te3 scheinen wegen des Gegenschachs an ihre Felder gebunden zu sein und für den Schlüsselzug nicht in Frage zu kommen. Aber genau dieses Satzmatt kann völlig überraschend ersetzt werden! Dazu braucht es einen echten Geistesblitz:
1. Ta3!! droht 2. Tg4 matt
1. … De6+ 2. Tgb3 matt!!
Der optimale Schlüssel mit Bahnung der 3. Reihe ermöglicht das Nachrücken des Batterievordersteins!
1. … Kxe5 2. Tgd3 matt!
1. … Dxe5 2. Taf3 matt!
1. … Dxg6 2. Tgf3 matt
1. … Sd3 2. Sxd3 matt
Neben der Bahnung des Turms, die zu einem Mattwechsel mit Kreuzschachmatt führt, wird dem Kf4 auch noch ein Fluchtfeld gewährt: Ein rätselhafter, überaus effektvoller Zweizüger!
Zu diesem beinahe hundertjährigen Problem gibt es jedoch eine interessante Neuigkeit: Wie uns der ‘Löser-IM’ Thomas Maeder mitteilt, ist der Lg7 schlicht überflüssig! Weder spielt dieser mit noch verhindert er eine Nebenlösung oder einen Mattdual. Das scheint damals dem Preisrichter kurioserweise nicht aufgefallen zu sein. Da der Berner auch ‘FIDE-Meister der Komposition’ ist, präsentiert er uns gleich auch die Idee für einen neuen Einsatz des redundanten Läufers: Man stelle ihn nach d1, füge einen schwarzen Bc2 hinzu und nehme den Bd2 vom Brett. Dadurch ergäbe sich die neue Verführung 1. Te2? Dxe5! und der weissfeldrige Lg6 wäre nicht mehr erzwungenermassen ein Umwandlungsläufer (siehe auch Nr. 4812 Eiche). Der Le1 verhinderte die Nebenlösung 1. Te2 Dxe5 2. Txf2 matt und der Bd2 den widerlegenden Zug 1. Ta3 Lc3! 2.??
Vielen Dank für den Hinweis!
Kommentare: Der Zug 1. Ta3 ist verlockend, da das Feld wie ein «gemachtes Nest» für den Te3 aussieht; aber die Gewissheit erfolgt erst, wenn die Differenzierung zu 1. Tc3 klar wird. (Th. Maeder, Bern) Brillanter Schlüssel mit Fluchtfeldfreigabe und Turmbahnung, auf die prächtige Mattbilder durch ausdifferenzierte Batterie-Ausnützung samt Kreuzschachmatt und Mattwechsel zwischen Satz und Lösung folgen. (S.Bomio, Viganello) Des Rätsels überzeugende Lösung: Der Schlüsselzug überquert b3 und bahnt für das Kreuzschachmatt. (R. Schümperli, Herrenschwanden) J’adore ce genre de problème! Il y a trois magnifiques mats après la clé; ce qui est le plus génial, c’est 2. Tgb3 mat! (Th. Ott, Genf) Es hilft nur der Wegzug des Te3, und wenn schon weg, dann gerade richtig! Der folgende Mattwechsel nach dem schwarzen Damenschach zeigt eine überraschende Turm-Bahnung! (N. Biveroni, Effretikon) Schwierig zu sehen, dass für die Lösung des Problems mit dem offensichtlichen Gegenschachgebot 1. … De6+ beide Türme den Schutz der beiden Springer aufgeben müssen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Überraschend gibt in diesem wunderbaren Problem der Turm die Deckung des Springers preis und gewährt damit seinem Kollegen den nötigen Platz zum Mattsetzen. (K. Köchli, Bonstetten) Überraschender Schlüssel! Die Türme bewegen sich auf der 3. Reihe hin und her. Zuerst versucht man jedoch die Dame zu bewegen, um den Te3 oder den Se5 zu decken. Dies in der Absicht mit dem Tg3 oder Te3 Matt zu setzen. Vergeblich! (D. Friedli, Ostermundigen) Das Doppelschach ist offensichtlich, der Ba4 ist verdächtig. Also bewegen sich die Türme je nach Situation auf der 3. Reihe. Trotz der vielen schwarzen Figuren ein ansprechendes Problem. (J. Meli, Bern) Prächtiger T-T-Bristol, Fluchtfeldfreigabe und Mattwechsel auf das Schachgebot. Einziger Schwachpunkt ist die nur marginal benötigte Dd8, die man schadlos durch einen Läufer ersetzen könnte. (Ein paar unthematische Verführungen kann man ihr zugutehalten.) (A. Nievergelt, Winterthur) Bristol ist das international verwendete Synonym für Bahnung. Dies nach dem Ort des Turniers, bei dem das Stammproblem von Healey (einem weiteren Synonym) vor genau 160 Jahren gewonnen hatte.
Nachträglicher Kommentar: Ein brillianter erster und zweiter Zug der weissen Türme, die in diesem Problem Unglaubliches leisten! (M. Rüfenacht, Basel)
Lösung Nr. 4814
Siegfried Brehmer (Deutschland), Sächsische Zeitung 1984, 1. Preis
Matt in 3 Zügen.

Die Dame hat zwei vielversprechende Möglichkeiten, um den weissen Angriff zu unterstützen:
1. Dxf7? (droht 2. Dxc7 oder Dd7 matt
1. … Le7?? 2. De8 matt; aber
1. … Te7! und die 7. Reihe ist schadlos versperrt.
Der zweite Versuch wäre:
1. Dd3? (droht 2. Lb7 matt)
1. … Tc4?? 2. Dxd5 matt; aber
1. … Lc4! und wiederum kann Weiss aus der Verstellung keinen Nutzen ziehen.
Beide Male verteidigt sich Schwarz also mit einem Grimshaw, wobei jeweils eine der Verstellungen eine schlechte und die andere eine gute, parierende Verteidigung ist. Weiss gelingt es nun mit einer subtilen, stillen Einleitung diese beiden guten Verteidigungen zu entwerten und nutzbar zu machen:
1. Lb4! droht 2. Sa3! nebst 3. Lb7 matt.
Diese Feldräumung für den Sc2 ist ein Hinlenkungsopfer, nach dessen Annahme die beiden ursprünglichen Angriffsversuche durchdringen:
1. … Txb4 2. Dxf7! (droht 3. Dxc7 oder 3. Dd7 matt) Le7/Te7 3. De8 matt/Sxb4 matt!
1. … Lxb4 2. Dd3! (droht 3. Lb7 matt) Tc4/Lc4 3. Dxd5 matt/Sxb4 matt!
Dabei wird das anfänglich von Schwarz doppelt überdeckte Feld b4 von Weiss erobert: Zuerst wird einer der beiden schwarzen Steine dort hingelenkt, dann wird der zweite weggelenkt oder eben verstellt, so dass der erste ohne Deckung bleibt und mit Matt geschlagen werden kann.
Das Feld b4 nennt man in diesem Zusammenhang einen Treffpunkt.
Wie beschrieben verfügt Schwarz zudem in den Probespielen neben der Widerlegung jeweils auch über eine ungenügenden Verteidigung. Da Weiss die gute Verteidigung ausschaltet (oder zumindest entwertet; wie in unserem Problem) und Schwarz mit der schlechten Verteidigung zurücklässt, spricht man von einer (abwertenden) Beugung.
Eine logisch konzipierte Aufgabe zum Thema Treffpunkt, die in zwei harmonischen Varianten auch die Themen Grimshaw und abwertende Beugung zeigt.
Kommentare: Raffiniertes Spiel mit Grimshaw-Verstellungen auf e7 und c4 nach kritischen Zügen von Th4 bzw. Lf8 über diese beiden Felder hinaus auf den Schnittpunkt b4! (N. Biveroni, Effretikon) Eine wirklich schwierige Knacknuss! (C. Nordt, Hombrechtikon) Das Problem enthält eine versteckte Drohung und zwei subtile Varianten mit Linienverstellungen in Bezug auf das Feld b4; was will man mehr! (M. Rüfenacht, Basel) Raffinierte Lenkungen beider Turm-Läufer-Paare in zwei «Grimshawfallen»: Ein hocheleganter Verstellungs-Klassiker! (R. Gygax, Genf) Après la clé, il y a deux variantes extraordinaires et deux coups magnifiques des Blanches. (Th. Ott, Genf) Die Lösung spielt sehr schön mit der gegenseitigen Verstellung von Turm und Läufer (D. Friedli, Ostermundigen) Der Feldräumungsschlüssel liegt recht nahe, aber wohin mit dem Läufer? Überraschende Antwort: Der Schnittpunkt b4, als Nachbarfeld des Grimshaw-Schnittpunktes c4! Ein schwer zu durchschauender Zug! (R. Schümperli, Herrenschwanden) Durch den feinen Opferschlüssel samt stiller Fortsetzung ermöglichen sich zwei Mattführungen durch Grimshaw-Verstellungen. (S. Bomio, Viganello)
Weitere richtige Lösung sandte: Th. Maeder, Bern.
Lösung Nr. 4813
Francesco Simoni (Italien), Die Schwalbe 1991, 1. Preis
Matt in 2 Zügen

Der Linienschnittpunkt e5 der beiden Langschrittler Th5 und Lh2 fällt schnell ins Auge, denn dessen Besetzung durch Weiss erzeugte die Doppeldrohung
2. Lxd5 matt und 2. Sd6 matt (Nowotny).
1. De5? scheitert aber an 1. … Lxe5+! und dieses Gegenschach macht klar, dass die Df6 auch für andere Versuche nicht in Frage kommt.
Subtiler ist die Widerlegung, wenn der Ld4 den Nowotny auf e5 versucht: Schwarz verfügt nun über den versteckten Zug 1. … Tb5!!, der die 5. Reihe sperrt.
Aber auch die anderen Züge des Ld4 sind vielversprechend; lösen sie doch allesamt dieselbe Drohung aus:
1. Ld4~? droht 2. Dd4 matt.
Dieser allgemeine, primäre Angriff scheitert an 1. … Dd1! Weiss kann nun den Angriff verbessern, indem er auf diesen Damenzug ein Matt bereitstellt:
1. Lxc3!? (droht 2. Dd4 matt) Dd1? 2. Sa3 matt!
Schwarz widerlegt in diesem Fall aber mit 1. … Te5!, da der Se4 nun den Lc3 decken muss. Dasselbe geschieht hier:
1. Lc5!? (droht 2. Dd4 matt) Dd1? 2. Sa3 matt
Analog kann hier Schwarz mit 1. … Le5! widerlegen, da Weiss die 5. Reihe unterbrochen hat.
Diese beiden sekundären Angriffe werden also durch einen schwarzen Grimshaw auf e5 vereitelt. Erst ein weiterer, sekundärer Angriff bringt den Durchbruch:
1. Lb6! droht 2. Dd4 matt
1. … Dd1 2. Txa4 matt!
Gegen die Parade des primären Angriffs verfügt nun Weiss also über eine neue Mattmöglichkeit!
1. … Te5 2. Sd6 matt
1. … Le5 2. Lxd5 matt
Grimshaw als Variantenpaar; zudem kehren die Drohmatts des eingangs erwähnten Angriffs mit dem Nowotny als Variantenmatts zurück (Drohrückkehr).
Fortgesetzter Angriff, Grimshaw, Drohrückkehr und Nowotny als weitere Verführung stellen den reichen, gut verwobenen Inhalt dieses zudem meisterhaft konstruierten Problems dar!
Kommentare: Vielschichtiger, fortgesetzter Angriff mit dramatischem Wechsel zwischen beidseitiger Grimshaw- und Nowotny-Nutzung! Ein äusserst dichtes Geschehen. (A. Nievergelt, Winterthur) Die erfolglosen Nowotny-Drohungen der Verführungen werden in der Lösung, nach dem richtigen Auswahlschlüssel, durch Grimshaw-Verstellungen auf dem gleichen Feld raffiniert ersetzt. Ein sehr reichhaltiger Zweizüger! (S. Bomio, Viganello) Erstklassiger Auswahl-Räumungsschlüssel. Er verknüpft einen wunderschönen Verführungs-Läuferstern und vier verschiedene Widerlegungen mit vier Mal Grimshaw und einem Mal Nowotny (R. Schümperli, Herrenschwanden) Der Ld4 öffnet der Dame den Weg und sperrt den Tb7: Verführungsreich, wunderschön konstruiert, mit einer Grimshaw-Krönung! (R. Gygax, Genf) Weiss und Schwarz stehen sich in diesem prächtigen, 1. Preis-gekrönten Problem mit der gesamten Figurengarde gegenüber. (K. Köchli, Bonstetten) Es läuft auf einen Räumungsschlüssel hinaus. Wohin soll der Ld4? (D. Friedli, Ostermundigen) Quatre essais thématiques magnifiques et la clé sublime! (Th. Ott, Genf) Der Ld4 muss das Feld für die Dame räumen und die b-Linie blocken, so dass der Ta5 nach 1. … Dd1 nicht am Mattzug gehindert werden kann. (C. Nordt, Hombrechtikon) Grossartig! (B. Wernly, Muri BE) Der Ld4 muss aus dem Weg und zugleich den Tb7 blockieren (J. Meli, Bern) Bei der Wahl des Schlüssels gilt es genau hinzusehen! (N. Biveroni, Effretikon) Schöne Verführungen und gekonnte Linienverstellungen prägen diesen prächtigen Zweizüger. (M. Rüfenacht, Basel)
Weitere richtige Lösungen sandten: B. Kunzi, Ebmatingen; Th. Maeder, Bern; R. Schmid, Zürich; H.-P. Wyss, Sierre; L. Lippert, Madrid E
Lösung Nr. 4812
Walter Eiche (Deutschland),
Basler Nachrichten 1948
Matt in 3 Zügen

In dieser eigentümlichen Stellung stünde Schwarz nach dem einzigen möglichen Zug 1. … g6 patt.
Weiss könnte zwar diese Drohung mittels der pattaufhebenden Anderssen-Verstellung 2. Ld2! mit der erzwungenen Folge Kd4 3. Lc3 matt! entkräften. Er hat aber zu Beginn keinen Wartezug, um diesen Spielverlauf zu erzwingen!
Auch nach 1. Ld2? g6! befindet sich Weiss im Zugzwang und er kann wiederum die Zugspflicht nicht abwälzen. Nun liegt es nahe einen Inder in Erwägung zu ziehen, bei dem der Td1 zur Pattverhütung kritisch über den Schnittpunkt d7 zieht:
1. Td8? g6 2. Kd7 Kd4 3. Kxe6+ Kc5! Die Anderssen-Verstellung erfolgt diesmal durch den Kc6, aber der schwarze König entschlüpft einfach nach c5.
Weiss muss also einen anderen Plan finden und dieser ist doch recht versteckt:
1. Ta1!! Zugzwang
1. … g6 2. Ta4!! Kd4 3. Lc3 matt!
Statt eines Verstellungsmanövers erfolgt eine rätselhafte, auf zwei Züge gestreckte Hinterstellung mit Nutzung einer Fesselung!
1. … Kd4 2. e5! g6 3. Td1 matt!
Der König wird ausgesperrt und kann gegen die Rückkehr des Turms nichts unternehmen.
Dieses verblüffende Rätselproblem, erstveröffentlicht in einer Tageszeitung, fand Aufnahme im FIDE-Album 1945-1955, einer Sammlung der weltweit besten Probleme der entsprechenden Epoche.
Es wurde dem bekannten Mathematiker und Schachmeister Dr. Erwin Voellmy gewidmet.
Das Diagramm zeigt eine typische “Problemstellung”, die in einer Partie höchst unwahrscheinlich wäre, aber das unerlässliche Gebot der Legalität erfüllt: Die Stellung könnte zumindest theoretisch entstehen, auch wenn der La5 eine Umwandlungsfigur ist. Der auf dem Brett fehlende, schwarze Bauer muss sich während des Spielverlaufs in diesen Läufer umgewandelt haben, da der ursprüngliche, schwarzfeldrige Läufer sein Ausgangsfeld f8 ja nie verlassen hat und dort von Weiss geschlagen wurde.
Zur Erinnerung:
Ein Problem muss eine legale, gemäss den Schachregeln erreichbare Stellung aufweisen.
In einem Problem sind Rochaden immer erlaubt, solange nicht bewiesen werden kann, dass das Rochaderecht verwirkt wurde.
Hingegen sind En Passant-Schläge als Schlüsselzüge nur dann erlaubt, wenn bewiesen werden kann, dass der letzte Zug der Doppelschritt des geschlagenen Bauern war.
Kommentare: Ein witziger White-to-play-Dreizüger mit rätselhaftem Zugzwangschlüssel und verblüffenden Mattführungen durch Bauernfesselung und Königseinsperrung samt Turmrückkehr. Ein recht glücklicher Fund! (S. Bomio, Viganello) Mattvermehrung und Mattwechsel, spektakulär inszeniert mit «Giegoldschem Hinterstellungsesprit.» (A. Nievergelt, Winterthur) Ich habe blind 1. Td8 g6 2. Kd7 Kd4 gezogen und war erstaunt, dass es keinen Mattzug gibt… (Th. Maeder, Bern) Auf die Anderssen-Verstellung im Satz folgt in der Lösung die Freigabe des Satz-Fluchtfeldes. Der Königszug wird durch Sperrung des Rückkehrfeldes beantwortet, der Bauernzug durch Vorausfesselung des Bb4. Ein hochkomplexes Geschehen auf kleinem Raum; eine nicht ganz einfach zu knackende Nuss. (R. Schümperli, Herrenschwanden) Wie lockt man Ihre Majestät in die Falle auf d4? Wird der Td1 geopfert, vom Läufer gesperrt oder nach links verschoben? Eine blendende Schöpfung mit unerwartetem Schlüssel! (R. Gygax, Genf) Der Schlüssel ist schon sehr überraschend. (D. Friedli, Ostermundigen) C’est génial! A Monsieur Eiche, voilà un 1er prix! (Th. Ott, Genf) Schon das zweizügige Matt auf den einzigen schwarzen Zug 1...g6 ist bestechend. Wie aber kann der Zugzwang auf Schwarz abgewälzt werden, ohne dass die weisse Stellung "geschädigt" wird? Nach längerem Suchen fand ich den genialen und etwas verrückten Zug, auf den der Ld2 schliesslich trotz des Bb4 auf c3 mattsetzen kann; einfach brilliant! (M. Rüfenacht, Basel)
Lösung Nr. 4811
Gustav H. von Düben (Schweden), British Chess Magazine 1890; 1. Preis
Matt in 2 Zügen

Auf jeden Zug von Schwarz stünde bereits ein Matt bereit. Somit handelt es sich um ein Problem mit dem Thema White-to-play (oder Zugwechsel). In unserem Fall verfügt Weiss über keinen simplen Wartezug, um die Zugspflicht auf den Gegner abzuwälzen. So scheitern zum Beispiel 1. Kg5? an Le3+! oder 1. Kxg4? an Lh5+! und die raffinierteren Versuche 1. Db3? an Lb5!!, 1. Db1? an d3!!, 1. Txe6? an Txb6!! und 1. d3? an Le3!!
Weiss kann also die günstige Ausgangslage nicht nutzen und muss den Plan ändern.
Hier vorerst alle Satzspiele:
1. … Tb8~ 2. S(x)b7 matt
1. … Txb6 2. Dxb6 matt
1. … Lg1~ 2. Tc1 matt
1. … Sc7 2. Db4 matt
1. … Sb4 2. Dxb4 matt
1. … d3 2. De5 matt
1. … e5 2. Td5 matt
1. … Ld7 2. Sxd7 matt
1. … Lc6 2. Txc6 matt
1. … Lb5 2. Sb3 matt
1. … La4 2. Sxa4 matt
1. … Lf7, Lg6, Lh5 2. Tc6 matt, 2. Sd7 matt oder 2. Sa4 matt (Diese dreifache Mattmöglichkeit galt damals nicht als Makel, da Satzspiele thematisch noch keine Rolle spielten.)
Durch den folgenden Schlüssel werden gleich vier der bestehenden Matts verunmöglicht und durch neue ersetzt. Die betreffenden vier Abspiele sind hier aufgeführt; bei allen anderen gibt es im Vergleich zu den Satzspielen keine Änderung.
1. a4! Zugzwang
1. … Sc7 2. Da3 matt
1. … Sb4 2. Sb3 matt
1. … d3 2. Dc3 matt
1. … Lb5 2. Dxb5 matt
Das sind 4 Mattwechsel zwischen Satz und Spiel. Zudem sehen wir beim Mattzug 2. Sb3 matt auch noch einen Paradenwechsel.
Ein imposanter, avantgardistischer Inhalt für ein Problem aus einer Zeit, als Kompositionen vornehmlich eine einzige Phase, die Lösung, hatten und weder Satzspielen noch (thematischen) Verführungen eine Bedeutung zugemessen wurde.
Kommentare: Zugwechsel mit vier Mattwechseln. Seiner Zeit um Jahrzehnte voraus – ohne Jahresangabe hätte ich die 1920er Jahre geschätzt. (Th. Maeder, Bern) Auf alle schwarzen Züge ist schon ein Matt vorbereitet, aber Weiss hat keinen Wartezug zur Verfügung. Nur ein unauffälliger Bauernschlüssel kann die Zugspflicht auf Schwarz abwälzen und es entstehen dadurch vier schöne Mattwechsel zwischen Satz und Lösung. Ein sehr gut gebauter White-to-play – Oldtimer! (S. Bomio, Viganello) Ein kleines Bauernschrittchen verwandelt den weissen Zugzwang (White-to-play) in einen schwarzen Zugzwang mit vier schönen Mattwechseln. (R. Schümperli, Herzogenbuchsee) Ein White-to-play der Extraklasse, mit vier tollen Mattwechseln: eine beeindruckende Leistung! (R. Gygax, Genf) Quatre mats changés. Un problème d’une incroyable richesse. (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane) Elf schöne Matts auf das Brett zu zaubern ist bewundernswert. (B. Wernly, Muri BE) Après la clé, il y a quatre mats différents. Magnifique! (Th. Ott, Genf) Nur der unschuldige Bauernzug nach a4, der der weissen Dame das Feld a3 zugängig macht und das Feld b5 ein zweites Mal überdeckt, lässt die Stellung praktisch unverändert und führt deshalb mit dem Zugzwangmotiv zum Ziel! (M. Rüfenacht, Basel) Ein berückend schönes Problem mit einem überraschenden Bauernzug als Schlüssel. (C. Nordt, Hombrechtikon) Erst der unscheinbar anmutende Bauernzug bringt Schwarz in die Bredouille, aus der es kein Entrinnen gibt. (K. Köchli, Bonstetten) Ein sehr interessantes Problem mit den vielen sofortigen Mattzügen (J. Meli, Bern) Ein unglaubliches Bouquet an Mattkombinationen! (R. Frick, Nendeln FL) Der Bauernschritt ermöglicht eine seltene Fülle von Matts. (D. Friedli, Ostermundigen)
Lösung Nr. 4810
J.K. Blom und Jan Hartong (Niederlande)
American Chess Bulletin 1956; 2. Preis
Matt in 3 Zügen

Alle weissen Offizieren stehen auf dem Brett und scheinen in ihrem Bemühen den umzingelten König mattzusetzen geradezu überzählig zu sein. So hat der Springer in der Ecke keine direkten Felddeckungsaufgaben und bietet sich daher für Angriffsversuche an:
1. Sb6? droht 2. Sxd7 matt; aber 1. …Th7!
1. Sac7? droht 2. Sa6 matt; aber 1. …Th6!
Beide Versuche des Sa8 können durch den Th3 ohne Nachteile abgewehrt werden. (Das Gegenschach 1. …Lxd4+ ist wegen 2. Lxd4 matt keine valable Verteidigung.)Weiss fasst daher einen anderen, versteckten Plan mit einer stillen Drohung:
1. Tc2! droht 2. Tb2! nebst 3. Db4 matt
Schwarz kann nun das Drohmatt abwehren indem er seinerseits droht die Dame auf der Grundreihe zu fesseln.Dies ermöglicht aber Weiss, auf die ursprünglichen Angriffsideen zurückzugreifen:
1. … Tg3 2. Sb6! (droht 3. Sxd7 matt) Tg7 3. Tg4 matt!
1. … Txf3 2. Sac7! (droht 3. Sa6 matt) Tf6 3. Tf4 matt!
(2. … Lxd4+ 3. Lxd4 matt)
Attraktive Mattwendungen durch liniensperrende Batterieabzüge!
Der Turm hat also zur Verteidigung beide Male die h-Linie verlassen und kommt nun auf anderen, ungünstigen Feldern der 7. bzw. der 6. Reihe zu stehen, wenn er die drohenden Springermatts parieren will.
Eine solche für den Verteidiger schädliche Lenkung wird eine römische Lenkung genannt. Bei einem sogenannten «Römer» ist es immer derselbe Verteidiger, der anfangs die ursprüngliche Angriffsidee, genannt Hauptplan, pariert (in diesem Fall z.B. 1. Sb6? Th7!) und dann mittels eines anderen Angriffsplans, genannt Vorplan, (1. Tc2 ! usw.) so gelenkt wird, dass er danach den Hauptplan nicht mehr erfolgreich parieren kann. Hier sind 2 Römer dargestellt, und da die Schädigungen jeweils Verstellungen sind, handelt es sich um zwei Verstellrömer. Wegen des methodischen Vorgehens zur Eliminierung der anfänglich erfolgreichen Verteidigung spricht man zudem von einem logischen Problem.
Kommentare: Doppelter Verstellrömer. Der schwarze Turm will fesseln, wird aber zum Entfesseln gezwungen. (Th. Maeder, Bern) Doppelter Römer: Der schwarze Turm wird zweimal so gelenkt, dass er die Probespiel-Matts zwar noch verhindern kann, aber um den Preis der Verstellung der Diagonale des Lh8. (R. Schümperli, Herzogenbuchsee) Durch die subtile, stille Drohung als Vorplan entstehen zwei prächtige, analoge Mattführungen mit jeweils schwarzer, römischer Turmlenkung, weisser Turmfesselung und einem Abzugsmatt. (S. Bomio, Viganello) Herrlich, wie nach dem Schlüsselzug der weisse Sa8 dank der beiden Mattdrohungen auf a6 und d7 den Th3 auf die Läuferdiagonale a1-h8 lenkt und so die beiden Abzugmatts ermöglicht. (B. Wernly, Muri BE) Eine spannende Turmkonfrontation, mit einem Geniestreich als Abschluss: der schwarze Turm entfesselt den weissen Batterieturm und lässt sich von ihm sperren! (R. Gygax, Genf) Ein raffiniertes Fernduell! Überraschend, wie auf der langen schwarzen Diagonale durch Züge des Sa8 schwarze Selbstverstellungen erzwungen werden können. (C. Nordt, Hombrechtikon) Nach seelenruhig aufgebauter Drohung des weissen Turmes scheitert der Damenfesselungs-Plan seines Gegenübers, weil er den Läufer verstellen muss. (K. Köchli, Bonstetten) Es war sehr schwierig, den Schlüssel zu finden, und auch die zweiten Züge sind gut versteckt. (D. Friedli, Ostermundigen) Eine sehr spannende Lösung! (H. Oesch, Affoltern a/A) Verblüffend, dass ein stiller Turmzug ohne direkte Mattdrohung zum Ziel führt und die Paraden von Schwarz an der Entfesselung auf der Diagonalen a1-h8 scheitern. (M. Rüfenacht, Basel) Bei den Hauptabspielen verstellt der Turm zweimal den Läufer. Erst jetzt gelingt der Abzug. Ein gediegenes, gut konstruiertes Problem mit happigen Verführungen und einem gelungenen, nicht offensichtlichen Schlüssel. (J. Meli, Bern) Même si la clé était relativement simple, le tout avec les deux variantes extraordinaires reste superbe! (Th. Ott, Genf).
Lösung Nr. 4809
Comins Mansfield (England)
British Chess Federation 1927, 2. Preis
Matt in 2 Zügen

Mit gerade mal zwölf Steinen zauberte Mansfield einen verblüffenden und reichhaltigen Inhalt aufs Brett. Der Kc6 ist zwar eingekesselt, aber Weiss scheint der entscheidende, stellungsverstärkende Zug zu fehlen, um den Mattangriff abzuschliessen; zumal 1. Td7? subtil an 1. … Db6!! scheitert.
Es geht nur auf eine unerwartete, spektakuläre Weise.
Auf zwei Schachgebote der schwarzen Dame auf b8 und e4 stehen zwar bereits Mattzüge bereit; trotzdem ist es überraschend, dass ein Matt im zweiten Zug nur gelingt, wenn man den Kf4 aus seiner Deckung aufs offene Feld führt und ihn dabei weiteren Gegenschachs aussetzt:
1. Ke5!! droht 2. Tc8 matt
1. … Db2+ 2. Sc3 matt!
1. … Db5+ 2. Sc5 matt!
1. … Db8+ 2. Sd6 matt!
Das sind drei Kreuzschachmatts; der gegnerische, schachgebende Stein wird dabei nicht geschlagen.
Dazu kommen zwei blocknutzende Damenmatts:
1. … Db7 2. Dc5 matt
1. … Db6 2. Dd7 matt
1. … Dxe4+ 2. Lxe4 matt
1. … Sd6, Se7 2. T(x)d6 matt
Der anscheinend tollkühne Schlüssel wird ermöglicht, weil die Dame bei ihren Gegenschachs die Kontrolle über die lange Diagonale a8-h1 aufgibt, so dass die Batterie die Schachgebote parieren und gleichzeitig mattsetzen kann. Der reiche Inhalt dieses Merediths (Problem mit maximal zwölf Steinen) wird durch zwei Varianten mit Fluchtfeldblocks durch die schwarze Dame abgerundet.
Kommentare: Ein verblüffender Königsschlüssel mit mehrfacher Schachprovokation und wunderschöne, gut harmonierende Kreuzschachmatts und blocknutzende Mattbilder. Ein grossartiger Meredith (S. Bomio, Viganello)! Ein prächtiges Feuerwerk: Ein vorwitziger Königsschlüssel mit vierfacher Schachprovokation, drei feinen Kreuzschachantworten und zwei Damenmatts mit Blockausnützung (R. Schümperli, Herzogenbuchsee). Solche Batterie-Stellungen riechen förmlich nach Kreuzschach (Th. Maeder, Bern). Mit einem mutigen Schritt Richtung seines Antipoden führt der weisse Monarch die Entscheidung herbei (K. Köchli, Bonstetten). Überraschenderweise zieht der König und setzt sich zusätzlichen Schachgeboten der schwarzen Dame aus. Aber die Abzugsbatterie funktioniert perfekt (D. Friedli, Ostermundigen). Dame und Turm zählen nicht umsonst auf einen mutigen Schritt ihres Monarchen in ihre Richtung: Lebhaft und brillant (R. Gygax, Genf)! Magnifique (Th. Ott, Genf)! Der gut gedeckte weisse König muss an den Ort, wo drei Kreuzschachs ermöglicht werden (C. Nordt, Hombrechtikon)- Der König greift ins Geschehen ein. Eine relativ einfache, aber schöne Aufgabe mit vielen Abspielen (J. Meli, Bern). Quand on voit ce pauvre roi en c6, encerclé par toutes ces pièces blanches, on se dit que le mat doit être élémentaire et facile. Et pourtant, après beaucoup d’essais, on se rend compte que le roi en personne doit mettre la main à la pâte: La clé donne lieu à une avalanche de parades et de mats.de toute beauté (F. Gertsch, Les Geneveys-sur-Coffrane)! Phantastisch (B. Wernly, Muri BE)! Wahrlich brilliant, wie sich der weisse König freiwillig drei Schachs der schwarzen Dame aussetzt und ihn sein Springer mit drei verschiedenen Matts rettet; ein genialer Zweizüger von Comins Mansfield (M. Rüfenacht, Basel)!
Lösung Nr. 4808
Allard P. Eerkes (Niederlande)
Lippische Landeszeitung 1952; 2. Preis
Matt in 3 Zügen

Trotz der eher unübersichtlichen Stellung ist die hier mit dem Drohspiel und zwei Varianten dargestellte Idee von eindrücklicher Klarheit und Harmonie.
Ein sofortiger Einsatz der Batterie am unteren Brettrand ist noch nicht angesagt; es braucht einen unscheinbaren Vorbereitungszug, damit diese effizient werden kann:
1. Da6! droht 2. Sh3+! Kd3 3. Sxf4 matt!
1. … Lb5 2. Sg4+! Kd3 3. Se5 matt!
1. … Lf5 2. Se4+! Kd3 3. Sc5 matt!
Das Drohmatt nützt 2 Fesselungen aus. Versucht nun der Ld7 eine dieser Fesselungen präventiv zu verhindern, ergeben sich zweimal neue, nutzbare Doppelfesslungen mit zyklischem Wechsel der gefesselten Steine!
Eine Batterie, bei der der abziehende Stein dem gegnerischen König vorerst ein Fluchtfeld gewährt und dieses dann mit dem Mattzug wieder angreift, wird Siers-Batterie genannt (nach Theodor Siers, D, 1910-1991). Hier sehen wir beim Drohspiel und den zwei Hauptvarianten eine dreifache Darstellung einer solchen Nutzung, kombiniert mit reizvollen, durch die wechselnden Fesselungen und Entfesselungen differenzierten Fortsetzungen.
Nebenspiel:
1. … Sd5 2.Dxc4 Sxc3+ 3.Dxc3 matt
Kommentare: Ein idealer Auftakt für die Online-Spalte: Nicht so schwierig zu lösen, denn es zielt schon im Diagramm fast alles nach d3. Aber es gibt, die Drohung eingerechnet, drei schöne Varianten mit zyklischen Doppelfesselungen in den Mattstellungen (Th. Maeder, Bern). Ein prächtiges Problem mit einer herrlichen Kombination von fein erzwungenen Fesselungen und Siers-Rössel-Mattführungen in Drohung und Lösung (S. Bomio, Viganello). Ein dreifach differenziertes Abzugsschach im 2. Zug, wobei das Matt durch den Springer dank jeweils zwei gefesselten Steinen möglich ist (D.Friedli, Ostermundigen). Un problème superbe (Th.Ott, Genf)! Brillant, wie die Königsflucht nach d3 immer zwei Kämpfer so fesselt, dass ein Matt durch das Siers-Rössel auf f2 möglich wird (R.Schümperli, Herzogenbuchsee). Der Lösungszug ist diskret und die zahlreichen Fesselungen beeindruckend (C. Nordt, Hombrechtikon)! Zyklische Vertauschung der gefesselten schwarzen Steine Turm, Springer und Bauer. (Ph. Kalbermatter, Turtmann). Der feine Schlüsselzug der weissen Königin bereitet drei verschiedene Fesselungsmatts für das der Batterie entweichende Siers-Rössel vor (R. Ott, Oberglatt). Ein wunderbares und würdevolles Problem zum Auftakt der auferstandenen Tagi-Schachspalte (K.Köchli, Bonstetten).
Lösung Nr. 4807
Andreas Schönholzer (Schweiz), «Tages-Anzeiger» 1972
Matt in 2 Zügen

Geschickt meisterte der bekannte Schweizer Komponist einen ambitionierten, schwierig umzusetzenden Vorwurf: Weiss zwingt Schwarz zu drei doppelten Blockschäden, die allesamt differenziert genutzt werden.
1. Sf4! droht 2. Txd5 matt
1. … Txf4 2. De7 matt
1. … Sxf4 2. Sf7 matt
1. … Txd6 2. Df5 matt
1. … Sxd6 2. Te7 matt!
1. … Ld4 2. Sd3 matt!
1. … d4 2. Te2 matt
Kommentare: Als Abwehr der Matt-Drohung muss sich Schwarz (je 2x auf 3 schwarzen Feldern um den König) ein Feld verstellen. Dies kann Weiss mit 6 verschiedenen, schönen Matt-Zügen ausnutzen (M.P. in H.). Nach dem Springerschlüsselzug eröffnen sich schöne Mattstellungen (C.N. in H.). Chaque parade prend une case de fuite au roi noir! Tout cela est réglé comme un mouvement d’horlogerie (F.G. in G.). Nach dem hübschen weissen Schlüsselzug verteidigt sich Schwarz je zweimal auf f4, d4 und d6, worauf Weiss jedes Mal ein verschiedenes Matt zur Verfügung steht (M.R. in B.)! Mattzügen-Bouquet als strahlender Strauss Weihnachtssterne: eine grossartige Konstruktion (R.G. in G.)! Nach dem eleganten zweifachen Opferschlüssel folgen wunderschöne, paarweise analoge Block nutzende Mattbilder. Herzliche Glückwünsche dem Autor (S.B. in V.)! Ein schöner Abschluss mit dem Problem von Andreas. Vielen Dank und auch dir alles Gute für 2021 (B.W. in M.). Der Se6 stört und muss Lc8 freistellen. Alle weissen Figuren sind nötig (J.M. in B.).
Der Problemteil erscheint jeden Samstag auf tagesanzeiger.ch.
Lösung an Klaus Köchli
Fontana 1, 6535 Roveredo
Tel. 079 519 58 64
E-Mail: k.koechli@bluewin.ch
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