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Kofi Annan: «Die Bürger sind wütend geworden»

«Steueroasen und Briefkastenfirmen werden auch von Kriminellen benutzt, um üble Dinge zu tun», sagt Kofi Annan. Foto: Keystone

Warum ist Afrika so arm?

In einem Ihrer jährlichen Fortschrittsberichte zu Afrika haben Sie dargelegt, dass der Demokratischen Republik Kongo in den Jahren 2010 bis 2012 rund 1,36 Milliarden Dollar verloren gegangen seien: Schürfrechte für Kupfer und Kobalt, die weit unter Wert an Firmen auf den Britischen Jungferninseln verkauft worden seien.

Im Kongo sehen wir, dass die einheimische Elite mit ausländischen Firmen und Investoren zusammenarbeitet – offenbar nicht zum Wohle des Volkes. Welche Seite trägt die Verantwortung dafür?

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Was lässt sich dagegen tun?

Briefkastenfirmen auf Karibikinseln oder andernorts, die bei diesen Geschäften häufig genutzt werden, dienen eher der Verschleierung.

Vorstösse für mehr Transparenz hat es schon viele gegeben, die Ergebnisse waren meistens bescheiden.

Bis heute ist Steuervermeidung in vielen Fällen formell legal. Die Unternehmen nutzen nur die Schlupflöcher, die ihnen die Politik lässt.

... was das Abziehen von Vermögen umso einfacher macht.

«Wenn niemand Schmiergelder zahlen würde, gäbe es auch keine Korruption.»

Hören diese Wirtschaftsführer Ihnen zu? In Ihrem Bericht von 2013 nannten Sie unter anderem Glencore als einen Akteur, der von der Schwäche des kongolesischen Staates profitiert. Haben die Chefs von Glencore Ihnen jemals geantwortet?

Woran sind Sie gescheitert?

Sie haben in den vergangenen Jahren immer wieder auf G-8 und G-20 verwiesen, als einflussreiche Gruppen. In diesem Sommer, beim G-20-Gipfel in Hamburg, spielte das Thema aber keine grosse Rolle. Mangelt es der internationalen Gemeinschaft schlicht am Willen?

Das Geld geht ja in der Regel durch viele Hände ...

Ein Argument, das man in diesem Zusammenhang oft hört, ist der Wettbewerb. Firmen suchen sich als Standort das Land mit der niedrigsten Steuerlast – und die Regierungen sagen: Wenn wir die Steuern erhöhen, gehen die Firmen anderswohin. Ist die Sorge der Politik berechtigt?

Sie waren zehn Jahre lang Generalsekretär der Vereinten Nationen. Warum lösen die UNO diese Probleme nicht? Es gibt die Möglichkeit, Sanktionen gegen Terrorunterstützer zu verhängen, gegen Lieferanten von Massenvernichtungswaffen – weshalb also nicht auch gegen die, die Steuern hinterziehen, und die, die Korruption fördern?

Welche Wege bleiben dann?

«Wenn etwas Unrecht ist, dann ist es für alle Unrecht.»

Sie haben sich in vielen Kriegen und Krisen dieser Welt einen Namen als Vermittler gemacht. Sind Kontroversen, bei denen es ums grosse Geld geht, schwieriger zu lösen als Bürgerkriege?

Ihr Sohn Kojo Annan war in eine Korruptionsaffäre um das «Öl für Lebensmittel»-Programm für den Irak verwickelt. Die Panama Papers im vergangenen Jahr haben zudem gezeigt, dass er Anteilseigner und Direktor mehrerer Firmen auf den Britischen Jungferninseln und auf Samoa war. Wie stehen Sie dazu?

Ist es denkbar, dass Afrika eines Tages keine Entwicklungshilfe mehr braucht – weil die Erlöse aus dem Rohstoffreichtum in die Entwicklung des Kontinents fliessen?