Kommentar: Ein Kämpfer für Obama
Martin Kilian kommentiert die Wahl Joe Bidens zum Vizepräsidentschaftskandidat.
Mit Senator Joseph Biden als Vizepräsidentschaftskandidat setzt der demokratische Hoffnungsträger Barack Obama auf einen erfahrenen Washingtoner Politiker, der vielleicht im guten Sinne, kaum aber im schlechten überraschen kann. Gewagt hat Obama damit nichts, doch mit Biden begleitet ihn ein ausgewiesener Aussenpolitiker in den US-Hauptwahlkampf.
Falls aber Obama Joe Biden zum Vize kürte, um seinen Mangel an aussenpolitischer Erfahrung auszugleichen, könnte sich die Wahl als Bumerang erweisen. Denn Biden, seit 35 Jahren im Senat und einer der aussenpolitischen Weisen, könnte Obamas Kritikern als lebender Beweis dienen dafür, dass der demokratische Kandidat seinen aussenpolitischen Fähigkeiten selber misstraut.
Davon abgesehen, dass Biden eine bekannte Grösse ist und Obamas Wahlkampf deshalb kaum durch peinliche Enthüllungen belasten dürfte, ist es aber nicht einfach Erfahrung, die Biden zwar als prosaische, aber dennoch akzeptable Wahl ausweist. Denn nicht nur ist der Senator aus dem kleinen Staat Delaware als exzellenter Wahlkämpfer bekannt, er ist überdies ein Kämpfer, der für Obama und die Demokratische Partei mit Gusto zu Felde ziehen wird – im Gegensatz zu Al Gores Vize Joe Lieberman 2000 oder John Kerrys zweitem Mann John Edwards 2004.
Joe Biden nimmt dagegen kein Blatt vor den Mund, wenngleich seine Beförderung den Wahlkampf nicht fundamental verändern wird. Dazu hätte es einer Hillary Clinton oder eines Michael Bloomberg bedurft. Hat sich Obama also als konventioneller Politiker entpuppt? Nicht unbedingt, aber neben die von ihm verkörperte Hoffnung auf Wandel tritt mit Biden ein Washingtoner Insider, der nicht Wandel, sondern Kontinuität und Erfahrung symbolisiert.
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