Konten für Organhandel? Die APK-Präsidentin will Klarheit
Christa Markwalder will die Vorwürfe, denen zufolge Gelder von Tätern auf Schweizer Konten gelagert wurden, in ihrer Kommission behandeln. Derweil wurde bekannt, dass gegen Kosovos Premier offenbar eine Einreisesperre verhängt war.

«Sollte sich der Verdacht erhärten, müsste die Bundesanwaltschaft aktiv werden», sagte die FDP-Nationalrätin am Sonntag auf Anfrage und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht von Radio DRS. «Wir haben sehr grosses Interesse daran, einen sauberen Finanzplatz zu haben», sagte die APK-Präsidentin.
Die schweren Mafia-Vorwürfe, die der Europaratsermittler Dick Marty insbesondere gegen den kosovarischen Ministerpräsidenten Hashim Thaci vorbrachte, würden an der nächsten Sitzung der APK am 10. und 11. Januar besprochen. Hier wird auch Aussenministerin Micheline Calmy-Rey der APK Rede und Antwort stehen.
Thaci: Einreisesperre für die Schweiz?
Marty wirft in seinem Bericht der internationalen Staatengemeinschaft vor, sie habe von den Verbrechen im Umfeld der kosovarischen Führung gewusst, aber aus politischen Gründen nichts dagegen unternommen. Auch die Schweiz habe gewusst, dass es Probleme gebe, sagte Marty in einem Interview mit der Zeitung «Le Temps» vom Freitag.
Die Schweiz habe während einer gewissen Zeit offenbar eine Einreisesperre gegen Thaci verfügt, so Marty gegenüber der «NZZ am Sonntag», «und das tut man nicht, wenn es sich um absolut ehrenhafte Personen handeln würde.» Der Name Thaci sei sicher in Polizeiakten zu finden, erklärte der Tessiner FDP-Ständerat.
Dubiose Finanzquellen der Beschuldigten?
Marty geht in seinem Bericht davon aus, dass das mutmassliche Mafia-Netzwerk rund um Premier Thaci über Finanzquellen im Ausland verfügte. Mitglieder der sogenannten Drenica-Gruppe sollen demnach die Kontrolle über Gelder an sich gerissen haben, welche die UCK ursprünglich für den Befreiungskampf von der kosovarischen Diaspora erhalten hatte. Diese Gelder seien unter anderem auf Bankkonten in der Schweiz und Deutschland gelagert worden.
Zahlreiche Mitglieder der kosovarischen Rebellen hatten in den Neunzigerjahren in der Schweiz gelebt. Thaci selbst war als Student in Zürich einggeschrieben, bevor er schliesslich zum politischen Führer der UCK aufstieg.
Kosovo: Anerkennung trotz Anklageverfahren
Die APK sei 2008 von Aussenministerin Calmy-Rey in den Diskussionen um die staatliche Anerkennung des Kosovo nicht über die angebliche Einreisesperre gegen Thaci informiert worden, sagte der damalige APK-Präsident Geri Müller (Grüne/AG) am Sonntag gegenüber der SDA. «Allerdings war bekannt, dass gegen mehrere Mitglieder der kosovarischen Führung Anklageverfahren hängig waren», sagte Müller.
Es sei klar gewesen, so Müller weiter, dass man hier einen Staat anerkenne, von dem man nicht genau wisse, was seine politischen Exponenten im Krieg gemacht hätten, sagte Müller, der entgegen der Mehrheit der APK- Mitglieder und des Bundesrats gegen die Anerkennung des Kosovo war.
Die Schweiz hatte sich schon im Jahr 2005 als eines der ersten Länder der Welt für die Unabhängigkeit der abtrünnigen serbischen Provinz ausgesprochen. Bereits 10 Tage nach der Unabhängigkeitserklärung vom 17. Februar 2008 anerkannte der Bundesrat trotz erheblicher Bedenken aus dem Parlament und von Völkerrechtsexperten den neuen Staat.
SDA/raa
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