Korruptionsvorwürfe gegen Schweizer Rohstoffriesen
Schweizer Rohstoffunternehmen geniessen im Erdölförderland Nigeria eine Sonderstellung. Wie die Erklärung von Bern schreibt, betreiben die Unternehmen dort Korruption im grossen Stil.

Der Erdöl-Export des führenden afrikanischen Förderlandes Nigeria liege zu mehr als der Hälfte in Schweizer Händen. Vor allem die Genfer Händler Trafigura und Vitol liessen dank undurchsichtiger Partnerschaften ihre Konkurrenz weit hinter sich, schreibt die Erklärung von Bern (EvB), die sich den Kampf gegen Rohstoff-Ausbeutung auf die Fahnen geschrieben hat.
Die in Nigeria tätigen Schweizer Rohstoffhandelsunternehmen «scheinen eng mit der Misswirtschaft der Nigerian National Petroleum Corporation (NNPC)», dem «allmächtigen Staatsunternehmen», das «als undurchsichtigste staatliche Erdölgesellschaft gilt» verhängt zu sein, hiess es weiter.
Die Erdöl-Förderung im von Massenarmut geplagten 173-Millionen-Einwohner-Land wiederum macht 58 Prozent der gesamten Staatseinnahmen aus. Von der EvB zitierte Untersuchungen belegen, dass Nigeria zu den Ländern mit der höchsten Ungleichheit gehört.
Nigeria befinde sich zudem in einer paradoxen Lage, schreibt die EvB weiter: Zwar steht es an dreizehnter Stelle der erdölproduzierenden Länder weltweit, doch die mangelnden Kapazitäten seiner wenigen Raffinerien zwingen es Benzin, Kerosin und Heizöl zu importieren.
Trafigura wiegelt ab
Die von der Erklärung von Bern prominent an den Pranger gestellte Genfer Rohstoff-Handelsfirma Trafigura beteuerte in ihrer Reaktion, sie verfolge eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Korruption und betreibe mit der staatlichen nigerianischen Erdölgesellschaft NNPC eine langjährige Zusammenarbeit mit festen offiziellen Verkaufspreisen (OSP/Official Selling Price). Die Erklärung von Bern bringe nichts Neues an den Tag und arbeite mit Behauptungen.
Schweizer Rohstoffhändler haben laut der EvB in Nigeria eine Sonderstellung. Ihre Aktivitäten umfassen Rohölexporte wie auch die Lieferungen an lokale Importeure von raffinierten Erdölerzeugnissen. Auch beim Export dominierten die grössten Schweizer Trader.
Wertmässig belaufe sich der Anteil nigerianischer Erdölexporte, der über Schweizer Unternehmen läuft, auf 35,05 Prozent. Wenn man zu diesen Schweizer Händlern noch die nigerianischen Unternehmen mit einer Schweizer Filiale zähle, dann erhöhe sich dieser Anteil gar auf 56,2 Prozent.
Undurchsichtige Geschäfte
Die Geschäfte der Schweizer Rohstoffhändler sind laut der Erklärung von Bern undurchsichtig. Dabei gehe es um Verkäufe von der staatlichen Erdölgesellschaft an seine zwei Schweizer Hauptpartner - unter dem Marktpreis. Undurchsichtig seien auch die bei solchen Handelsabschlüssen üblichen Absprachen und die Verbindung zu Firmenablegern, die in Steuerparadiesen ansässig seien.
Auch bei den Einfuhren des Landes spielten Schweizer Händler eine wichtige Rolle. Dieses Import-System habe zu einem der grössten Betrugsfälle in der Geschichte Afrikas geführt: Zwischen 2009 und 2011 seien nicht weniger als 6,8 Milliarden Dollar an unrechtmässig bezogenen Subventionen geflossen.
Das sei fast das Vierfache dessen, was der nigerianische Staatshaushalt 2013 fürs Gesundheitswesen budgetiert habe. Die polizeilichen Ermittlungen durch die in Nigeria für Finanzkriminalität zuständigen Behörde zeigten, dass die Schweizer Händler mit fragwürdigen nigerianischen Firmen Geschäfte machten.
Im Zusammenhang mit diesen Ermittlungen stehen demnach fünf Schweizer Händler im Zentrum eines Rechtshilfebegehrens der nigerianischen Behörden an die Schweiz. Mindestens sieben der in diesen Grossbetrug verwickelten nigerianischen «Importeure» betreiben laut der EvB eine Tochtergesellschaft in der Schweiz.
SDA/kle
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