Krankenkassenprämien steigen stärker als in den Vorjahren
Die Versicherten müssen 2015 laut einer Prognose rund 4,5 Prozent mehr Prämien zahlen. Der überdurchschnittlich hohe Aufschlag könnte die Abstimmung zur Einheitskasse beeinflussen.

Die Krankenkassenprämien dürften nächstes Jahr mehr als doppelt so stark steigen wie im Vorjahr: Der Krankenkassen-Dachverband santésuisse rechnet für 2015 mit einer durchschnittlichen Prämienerhöhung von 4,5 Prozent, wie er am Freitagabend ankündigte. 2014 erhöhten sich die Prämien im Durchschnitt um 2,2 Prozent, und auch in den beiden Vorjahren waren die Prämien mit 1,5 beziehungsweise 2,2 Prozent nur moderat gestiegen.
Wie viel jeder Versicherte im nächsten Jahr effektiv mehr bezahlen muss, ist aber offen: Der Dachverband könne zu diesem Zeitpunkt noch keine Aussagen zu der Entwicklung der Prämien pro Kanton, Versicherung oder Bevölkerungsgruppe machen, sagte santésuisse-Sprecher Paul Rhyn am Samstag der Nachrichtenagentur sda. In den letzten Jahren stiegen vor allem die Prämien für junge Erwachsene besonders stark an.
Mehr ambulante Behandlungen
Santésuisse erklärt den Anstieg von 4,5 Prozent vor allem mit der intensiveren Nutzung von ambulanten Leistungen in Spitälern und Arztpraxen. Ein zweiter Grund sei die seit 2012 geltende neue Spitalfinanzierung.
Die grundlegenden Treiber sind laut Rhyn aber die mit dem medizinischen Fortschritt verbundene Kostensteigerung sowie die Alterung der Bevölkerung. Gemäss santésuisse entsprechen die 4,5 Prozent der durchschnittlichen jährlichen Prämiensteigerung seit 1996.
Die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) schätzt die Kostensteigerung für nächstes Jahr auf 4,2 Prozent. Die Krankenversicherungen müssten zusätzlich noch Reserven bilden, erklärte Rhyn den Unterschied zur Prämieneinschätzung.
«Es wird grosse Unterschiede geben»
«Bei den individuellen Prämien für die Versicherten wird es grosse Unterschiede geben», sagte der Berner Gesundheitsexperte Heinz Locher auf Anfrage der sda. Locher erklärt dies mit den unterschiedlich hohen Reserven der Versicherer: Einige Krankenkassen hätten mehr Spielraum als andere, um den Kostenanstieg zu dämpfen.
Als Hauptursache für den Prämienanstieg sieht Heinz Locher wie santésuisse die steigenden Gesundheitskosten.
Es gebe aber auch andere Effekte: Immer mehr medizinische Probleme würden ambulant statt stationär – also mit einem Spitalaufenhalt verbunden – behandelt. Dies sei zwar günstiger. Allerdings müssten die Versicherungen sämtliche ambulante Kosten übernehmen, während sie bei den stationären Behandlungen weniger als die Hälfte bezahlten. Folglich stiegen die Prämien trotz sinkenden Gesundheitskosten.
«Die Gesamtkosten im Gesundheitswesen sind nicht so stark gestiegen wie die Prämien», sagte der ehemalige Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz und abtretende baselstädtische Gesundheitsdirektor Carlo Conti in der «Samstagsrundschau» von Schweizer Radio SRF. «Mehr Leistungen werden heutzutage über Prämien finanziert statt über Steuern.»
Heuer politisch besonders brisant
Die Prämienentwicklung ist dieses Jahr politisch besonders brisant, weil das Stimmvolk am 28. September über einen Systemwechsel abstimmen wird: Es muss entscheiden, ob die heutigen 61 privaten Krankenkassen durch eine staatliche Einheitskasse ersetzt werden soll.
Die Befürworter der Initiative versprechen sich davon auch sinkende Prämien; die Gegner hingegen warnen vor steigenden Kosten.
Die Verwaltungskosten der Krankenversicherer für die Grundversicherung seien prozentual gesunken, heisst es im Communiqué von santésuisse. Von mehr als 8 Prozent der Nettoprämien 1996 sanken sie demnach auf knapp über 5 Prozent im letzten Jahr.
Pro Versicherten hätten sich die Verwaltungskosten zwar erhöht, aber nur im kleine Ausmass, sagte Rhyn. Die Steigerung erklärt er mit der allgemeinen Kostenentwicklung und der immer aufwendigeren Administration.
SDA/fko
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