Krebst die «Weltwoche» zurück?
Roger Köppel hat am Donnerstag auf der Homepage einen zweideutigen Kommentar publiziert. Der «Weltwoche»-Chefredaktor scheint in Erwägung zu ziehen, dass die Aussagen seines Informanten falsch gewesen sein könnten.
An der Medienkonferenz am Donnerstagnachmittag versicherte Philipp Hildebrand, was seine Frau Kashya schon gegenüber «10vor10» verlauten liess: Nicht er, sondern sie selbst habe den Devisenkauf in Auftrag gegeben, weil der Dollar lächerlich günstig gewesen sei.
Demgegenüber schreibt die «Weltwoche»: «Den Dollarkauf, den Kashya Hildebrand am 15. August getätigt haben soll, hat in Wirklichkeit ihr Mann Philipp Hildebrand vorgenommen.» Die Frau als «Täterin» sei lediglich eine Ausrede, ein «gross angelegter und raffiniert eingefädelter Versuch, die Machenschaften Hildebrands zu vertuschen».
Die Weltwoche beruft sich dabei auf die Aussagen eines Informanten, den sie Deep Throat II tauft. Gestern Abend in der Rundschau wusste Chefredaktor Roger Köppel sogar von «verschiedenen, voneinander unabhängige Quellen». Stellvertreter Philipp Gut präzisierte heute gegenüber Tagesanzeiger.ch/Newsnet: «Wir haben mündliche und schriftliche Bestätigungen eines direkt involvierten Mitarbeiters der betreffenden Bank, dass Hildebrand selber angerufen hat.» Was der Weltwoche aber offenbar fehlt, ist ein Dokument, das diesen Vorgang beweisen würde. Idealerweise eine Aufnahme des Telefonats, in dem Hildebrand seiner Bank den Devisenkauf am 15. August 2011 in Auftrag gibt.
Hildebrand selbst bleibt bei seinem heutigen Auftritt vor versammelter Journalistenschar den endgültigen Beweis zwar ebenfalls schuldig, hat aber versichert, dass ein E-Mail seiner Frau existiere und dass er es möglicherweise veröffentlichen werde.
Wirds nun eng für die Weltwoche? In einem heute von Roger Köppel auf Weltwoche.ch veröffentlichten Kommentar schreibt der Chef: «Stimmen die Aussagen des Kundenberaters, die der Weltwoche schriftlich bestätigt wurden, hat der Notenbanker gelogen.» «Stimmen die Aussagen»? Dass Köppel überhaupt nur in Erwägung zieht, dass die Aussagen des offenbar doch einzigen Informanten nicht stimmen könnten, lässt erste Zweifel aufkommen. Dann fährt er weiter: «Aber selbst wenn nur seine Frau, entweder auf eigene Veranlassung oder auf Auftrag ihres Gatten, die Devisengeschäfte auf Hildebrands Konto getätigt hätte: Der Skandal bleibt.» Krebst da einer zurück, der sich zu weit aus dem Fenster gelehnt hat?
Hildebrand hat es nun in der Hand. Mit der Publikation des Beweises, dass nicht er, sondern seine Frau die Geschäfte getätigt hat, kann er die «Weltwoche» Lügen strafen. Und der Chefredaktor selbst hat sich einen Bärendienst erwiesen.
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