Ableger der Wagner-GruppeKrim-Chef mit eigenen Söldnern – die Befehle gibt ein anderer
Convoy heisst eine relativ neue private Militäreinheit. Angeheuert hat sie der russische Gouverneur Sergei Axjonow, der für die annektierte Halbinsel zuständig ist. Beide sind mit dem Wagner-Chef verbunden.

Der von Moskau ernannte Krim-Regierungschef, Sergei Axjonow, hat sich gemäss dem russischen Exilmedium «Important Stories» eine eigene private Militärfirma namens Convoy zugelegt. Kommandant der Gruppe ist Konstantin Pikalow, ein enger Mitarbeiter von Jewgeni Prigoschin, dem Gründer der Söldnergruppe Wagner.
Dem Bericht nach besteht Convoy ausnahmslos aus ehemaligen Wagner-Mitarbeitern, insgesamt 300 Kämpfern; zudem stehen auch sie im Krieg gegen die Ukraine, in der Region Cherson, im Einsatz.
Axjonow hatte sich jüngst auf die Seite Prigoschins gestellt, als dieser im Konflikt mit dem russischen Verteidigungsministerium fehlende Unterstützung aus Moskau für seine Kämpfer der Wagner-Gruppe im Raum Bachmut bemängelte. Prigoschin lobte daraufhin Axjonows Reaktion. Dass ehemalige Wagner-Kämpfer nun auf der Krim stationiert sind, deutet auf eine Allianz zwischen Axjonow und Prigoschin hin.
Convoy existiert bereits seit 2015, steht jedoch erst seit kurzem im Dienst für Axjonow. Ein gleichnamiger Kanal im russischen Messengerdienst Telegram wurde im November letzten Jahres erstellt. Dort werden nebst Werbespots für einen Truppenbeitritt auch nationalistische Beiträge und Verschwörungstheorien geteilt. Im März stattete Axjonow den Kämpfern einen Besuch ab, wie ein Video zeigt.
Mord an Journalisten nach Recherche zu Wagner-Gruppe
Die Wagner-Truppe hat aber schon in Syrien und anderen afrikanischen Staaten militärische Aufträge erfüllt, bei denen der Einsatz regulärer russischer Soldaten zu heikel war. Auch der Anführer von Convoy, Konstantin Pikalow, war laut der Investigativgruppe Bellingcat für die Wagner-Gruppe tätig. Zum Beispiel im Juli 2018 in der Zentralafrikanischen Republik: Dort wurden zu jenem Zeitpunkt drei russische Journalisten ermordet, die zur Rolle russischer Söldnertruppen im Land recherchieren wollten.

Zuvor diente Pikalow im Verteidigungsministerium in einer Militäreinheit in der Nähe von St. Petersburg und wurde nach seiner Pensionierung Mitinhaber und Leiter einer Detektei. Laut Bellingcat ist Pikalow dem Wagner-Gründer ebenbürtig gewesen, er habe als Einziger im Afrika-Einsatz mit Prigoschin auf Augenhöhe sprechen können. Nun tritt Pikalow auch in der Öffentlichkeit auf, allerdings nicht mit seinem richtigen Namen, sondern als «Masai».
Sogar über Panzer verfügt Convoy
Im März besuchte eine Journalistin des russischen TV-Senders WGTRK den Standort des Wagner-Ablegers. Noch nie habe sie eine solche Festung gesehen – «ein ganzes Wohnhaus unter der Erde». Bis zu den Zähnen bewaffnet sei die Truppe, sogar Panzer gehörten zum Arsenal. Wie «Important Stories» später herausfand, befindet sich das Übungsgelände der Truppe im Dorf Perewalnoje in der Nähe der Krim.
Formell gilt Convoy als eine Reservearmee, deren Mitglieder zwei Verträge abschliessen – einen mit Convoy, den zweiten mit dem Verteidigungsministerium. Das erzählte ein ehemaliges Mitglied gegenüber «Important Stories». Dies ermöglicht den Soldaten garantierte Zahlungen im Falle einer Verletzung oder eines Todesfalls. Ausserdem wird allen, die ein Jahr in der Einheit dienen, Land auf der Krim oder in dem unter Russlands Schutz stehenden Abchasien versprochen.
nag
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