«Krise erinnert an die 30er-Jahre»
Der Historiker Paul Nolte erkennt in Deutschland heute eine quasirevolutionäre Unruhe – ähnlich wie in der Vor-Hitler-Zeit. Systemverächter bedrängten die Demokratie.

«Die Politik muss soziale Verlustängste ernst nehmen», sagt Paul Nolte. Foto: Malte Jäger (Laif)
In Deutschland etabliert sich erstmals eine rechtspopulistische Partei. Die politische Landschaft ist in Bewegung geraten wie nie mehr seit der Gründung der Grünen in den 80er-Jahren. Was passiert hier gerade?
Sie erinnern zu Recht an die Grünen. Was wir jetzt erleben, ist eine Entwicklung, die sich seit dreieinhalb Jahrzehnten angebahnt hat, nicht nur in Deutschland, sondern überall in Europa. Wir beobachten, dass Parteiensysteme erodieren und instabiler als zuvor neu erfunden werden. Deutschland nahm in dieser Entwicklung bis vor kurzem noch eine vergleichsweise stabile Mittelposition ein. Aber damit ist es jetzt vorbei.