Kritische Woche für Spanien
Mit Murcia will nach Valencia möglicherweise eine weitere spanische Provinz bei der Zentralregierung um Finanzhilfe bitten. Die Krise spitzt sich also zu: Spanien steht möglicherweise eine turbulente Woche bevor.

Erst am Freitag hatte Valencia als erste Region in Madrid um finanzielle Unterstützung gebeten, um Gläubiger bezahlen und ausstehende Rechnungen begleichen zu können. Nach Valencia könnte nun bald auch Murcia als zweite spanische Provinz die Zentralregierung in Madrid um Finanzhilfen bitten.
Dies hatte der Präsident der Provinz in einem gestern veröffentlichten Zeitungsinterview erklärt. Es könne um 200 bis 300 Millionen Euro gehen. Entschieden sei aber noch nichts. Mit Blick auf einen vom Staat bereitgestellten Liquiditätsfonds habe die Region mehrmals über einen Hilfsantrag nachgedacht, teilte die Regierung von Murcia gestern in einer Stellungnahme mit.
Welche Provinz kommt als nächstes?
Nach einem Bericht der Zeitung «El Pais» haben die 17 halbautonomen spanischen Regionen einen Schuldenberg von 140 Milliarden Euro angehäuft, von dem 36 Milliarden Euro noch in diesem Jahr refinanziert werden müssen. Dementsprechend hoch ist die Spannung, welche Provinz als nächstes um Finanzhilfe bitten wird.
Katalonien ist mit 42 Milliarden Euro die am höchsten verschuldete Region Spaniens – vor Valencia (20 Milliarden), Madrid (15) und Andalusien (14). Katalonien gilt deshalb nicht zu Unrecht als wahrscheinlichster Kandidat für eine nächste Rettungsaktion. Die Regierung in Barcelona hat bereits angekündigt, dass sie ohne einen Kredit die Gehälter von Angestellten im öffentlichen Dienst nicht mehr bezahlen kann.
Eine Rettungsaktion für Katalonien würde die spanische Zentralregierung stark belasten: Katalonien verfügt über eine Wirtschaftsleistung, die mit derjenigen Portugals vergleichbar ist. Die Sorgen um die Finanzprobleme der Provinzen äussern sich auch in den nach unten korrigierten Wirtschaftsprognosen. Demnach schrumpft Spaniens Wirtschaftsleistung auch 2013.
Demonstrationen und Diskussionen
Die Lage in Spanien verdüstert sich nicht nur im wirtschaftlichen Bereich. In der letzten Woche gab es massive Proteste gegen die geplanten Sparmassnahmen der Regierung. Die einschneidenden Massnahmen wurden nötig, weil der Niedergang und die anschliessende Verstaatlichung des Sparkassenkonglomerats Bankia den Staat in eine tiefe Krise stürzte. Der Vorgang um die Verstaatlichung der Sparkasse wird in dieser Woche erstmals Gegenstand von Anhörungen im Parlament sein.
Spaniens Lage drückt derweil auch die japanische Börse in die Tiefe: Der japanische Aktienmarkt ist heute auf den tiefsten Stand seit fünf Wochen abgesackt. Grund dafür waren Sorgen, dass Spanien doch komplett unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen muss, nachdem die zwei hochverschuldete spanische Regionen Murcia und Valencia Finanzhilfen eingefordert hatten.
Zudem drückte der starke Yen im Vorfeld der in dieser Woche beginnenden Bilanzvorlagen japanischer Firmen auf die Kurse. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index verlor im Vormittagshandel 1,5 Prozent auf 8542 Punkte, der breiter gefasste Topix-Index 1,1 Prozent auf 725 Zähler.
SDA/ses
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