Kuba muss warten
Rätselraten in Havanna: Weshalb eröffnet die sonst so laute Supermacht USA ihre Botschaft in aller Stille?

Immerhin gab das Bild etwas her. Die aufgehende Morgensonne spiegelte sich in den Fenstern der amerikanischen Botschaft und tauchte den Betonbau in warmes Licht. Vielleicht symbolisch etwas gar aufgeladen, um die diplomatisch besiegelte Zeitenwende zwischen Kuba und den USA zu dokumentieren. Aber die Kameraleute der Medien, die sich gestern schon um sechs Uhr früh an der Uferpromenade Malecón postiert hatten, waren froh, wenigstens etwas im Kasten zu haben. Den Rest der Zeit verbrachten sie mit Warten und in der Hoffnung, es tue sich noch was. Vergeblich. Der Tag, an dem die USA und Kuba nach 55 Jahren Kaltem Krieg offiziell ihre diplomatischen Beziehungen wiederaufnahmen, war in Havanna ein Tag wie jeder andere. Keine amerikanische Flagge wurde gehisst, keine Fanfaren erklangen. Die Musik spielte in Washington.