Kündigung per Telefon
Mit einem Anruf ist die Karriere von Carol Bartz an der Spitze des Internetkonzerns Yahoo zu Ende gegangen.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Roy Bostock entliess Bartz weniger als drei Jahre nach ihrem Amtsantritt, wie das Unternehmen am Dienstag (Ortszeit) mitteilte. Die Kündigung erfolgte telefonisch, wie Bartz in einer E-Mail an ihre Mitarbeiter bedauerte.
Bis zur Ernennung eines neuen Konzernchefs werde der Finanzvorstand Timothy Morse die Führung des Unternehmens übernehmen, teilte Yahoo mit. Es sei auch ein Gremium eingesetzt worden, das eine umfassende Reform des Unternehmens erarbeiten solle. Yahoo versucht seit Jahren, sich gegen die starke Konkurrenz von Google und Facebook zu behaupten.
«Es war mir eine Freude»
Bostock sprach der 62-jährigen Bartz seinen Dank für ihre Dienste während «einer kritischen Übergangszeit in der Geschichte des Unternehmens» aus. Bartz hatte Anfang 2009 den Mitgründer von Yahoo, Jerry Yang, an der Spitze des Konzerns abgelöst. Sie hatte in den folgenden Jahren die Führung ausgetauscht, hunderte Mitarbeiter entlassen und die Ausgaben drastisch reduziert. Dennoch sei der Aufsichtsrat der Meinung, das Unternehmen habe nicht sein volles Potenzial ausgeschöpft, sagte Bostock. «Der Rat sieht enorme Wachstumsschancen, aus denen Yahoo Kapital schlagen kann», sagte er.
In einer E-Mail an die Belegschaft, aus der AllThingsD zitierte, dankte Bartz ihren Kollegen: «Es war mir eine Freude, mit euch zusammenzuarbeiten und ich wünsche euch nur das Beste», schrieb sie demnach. Sie sei «sehr traurig» darüber, dass sie telefonisch vom Aufsichtsratsvorsitzenden gefeuert worden sei. Die Anleger reagierten positiv auf die Entlassung: Im nachbörslichen Handel stieg der Aktienkurs um gut sechs Prozent auf 13,72 US-Dollar.
Kein «Raum zum Atmen»
Bartz' Arbeitsvertrag mit Yahoo war auf vier Jahre ausgelegt, als sie im Januar 2009 ihren Dienst antrat. Der Suchmaschinenanbieter war damals schwer angeschlagen und drohte, von der Silicon-Valley-Konkurrenz abgehängt zu werden. Bartz versprach damals, «diese Firma umzukrempeln» und ihr «wieder Raum zum Atmen» zu verschaffen. Sie kam vom Softwarehersteller Autodesk, war Mitglied im Beraterteam für Wissenschaft und Technik des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush. Das Magazin «Fortune» wählte sie 2005 zu einer der 50 einflussreichsten Geschäftsfrauen der Welt. Bartz gilt als entscheidungs- und durchsetzungsstark.
Einer der wichtigsten Schritte, mit dem die Managerin Yahoo wieder auf Kurs bringen wollte, war die Zusammenarbeit mit dem Software-Titan Microsoft, mit dem sie sich vom Kerngeschäft der Suchmaschinentechnologie entfernte. Yahoo nutzt die Suchtechnologie der Microsoft-Seite Bing und übernimmt dafür die Vermarktung, also das Verkaufen von Anzeigen auf den Portalen der beiden Unternehmen.
Yahoo, früher der führende Anbieter von Suchmaschinentechnologie, verkauft heute vor allem Bannerwerbung und bietet Dienste wie ein Nachrichtenportal und E-Mail an. Das Unternehmen verbuchte 2010 einen Umsatz von 6,23 Milliarden Dollar und beschäftigt etwa 13'600 Mitarbeiter.
AFP/rek
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