
Thomas Bickel, seit bald anderthalb Jahren Sportchef beim FC Zürich, stand vor einer Fernsehkamera, es ging um die Entlassung von Trainer Uli Forte. Es war glaubwürdig, wie er redete. Er sagte kein Wort zu viel, aber es war spürbar, dass es ihm nicht leichtfiel, darüber zu sprechen. Er vermied irgendwelche Floskeln, die gerne gebraucht werden in solchen Momenten. Bickel war wie damals als Spieler, er gab sich so, wie er ist, unaufgeregt.
Und Begegnungen mit ihm gingen mir durch den Kopf, eine Anfang der Neunzigerjahre, er wohnte damals im Zürcher Quartier Wiedikon. «Berühmt sein und doch einsam», sagte er über ein Bild an der Wand, er bezog es nicht auf sich, denn Bickel, damals einer der bekanntesten Fussballer der Schweiz, ist keiner, der sich in den Vordergrund schiebt, ganz im Gegenteil. Das Werk war eine Lithografie des oft auch umstrittenen Künstlers Gottfried Helnwein, «Boulevard of Broken Dreams». Die Menschen, die wie bei der grossartigen Vorlage von Edward Hopper im nächtlichen Licht einsam an und hinter der Theke stehen, sind bei Helnwein bekannte Gesichter, James Dean, Marilyn Monroe, Humphrey Bogart und Elvis Presley. Er suche, sagte Bickel, auch immer wieder die Einsamkeit, leide aber nicht darunter, er brauche sie. Der Mensch Bickel strahlt immer auch etwas Melancholisches aus.
Von seiner Wohnung begleiteten wir ihn damals in die Bar El Lokal. Ein Magazin fotografierte Spieler im Hinblick auf die kommende WM in den USA, es musste in Verbindung stehen zum amerikanischen Leben, und Bickel versuchte einen «Homeless» darzustellen. Obdachlose würden, sagte er, auch dazugehören zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das verdränge man aber oft. Er wählte die Darstellung bewusst.
So war er. Anders als andere, etwas alternativ in der Fussballwelt, der er nicht kritiklos gegenüberstand. Er war vom Bernbiet in die Grossstadt Zürich gekommen, innert kurzer Zeit von der 3. Liga ins Nationalteam aufgestiegen, und wenn er nicht Fussballer geworden wäre, sagte er einmal auf eine Frage, dann vielleicht «Lebenskünstler», er lachte dazu, aber nur ein Witz war es nicht.
Und er erzählte von einem privaten Konzert mit dem befreundeten Chansonnier Stephane Eicher, sie hätten einiges gemeinsam, und er möge ihn, weil er auch als Sänger, der schon damals einen grossen Namen hatte, die Öffentlichkeit eher scheue. Bickel sprach an jenem Tag von der Lust, vielleicht einmal in Japan zu leben. Anderthalb Jahre später ging er nach Kobe, kurz nach dem schweren Erdbeben, die in vielem gelassenere Lebensart der Japaner gefiel ihm, doch er sei dort ein Fremder geblieben. Er verreiste später privat in die USA, führte als Gastronom ein In-Lokal in Zürich, lebte als Hotelier auf Mallorca.
Der Fussball sei ein komisches Geschäft, sagte er damals, er habe viel Mühe. Und jetzt ist er doch wieder mittendrin, und mit seiner Art tut er gut, vor allem beim FC Zürich, mit dem extrovertierten Präsidentenpaar und dem neuen, emotional-direkten Trainer. Ein Unaufgeregter im Club.
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Künstler im FCZ
Thomas Bickel und das Bild an seiner Wand.