Lesen ist besser als Ritalin
Mit der Heilkraft der Literatur verhält es sich wie mit dem Glück: Beides erreicht man nicht, wenn man direkt darauf zielt. Auf der Suche nach der therapeutischen Wirkung des Lesens.

Ehe ich mich den subtileren Fragen der «Heilkraft der Literatur» zuwende, will ich an etwas Selbstverständliches erinnern, das vielleicht doch nicht mehr so selbstverständlich ist.
Aus Buchstaben Bilder und Geschehnisse im Kopf zu erzeugen, ist eine ungeheure Fähigkeit – man nennt sie die Einbildungskraft. Sie kann sich zurückbilden, wenn wir sie nicht mehr nutzen und nur noch von den Bildern leben, die von aussen medial auf uns eindringen. Wenn uns etwas fertig vorgestellt wird, brauchen wir es uns nicht mehr selbst vorzustellen. Die entsprechende Kraft in uns verkümmert.