Romeo und Julia? – «Durchgedrehte Teenager, die sich umbringen»
Wir sollten die Liebe nüchterner angehen, rät Philosoph Alain de Botton.
Welche Gedanken über die Liebe in Ihrem Buch wurden bisher noch nie gedacht?
Die allermeisten Bücher über die Liebe folgen einem von zwei Mustern. Im ersten Muster geht es darum, wie sich zwei Liebende finden. Es geht um all die Hindernisse, die ihnen den Weg versperren, um den König, der sein Veto einlegt, usw. Diese Bücher enden, wenn die Liebenden endlich, endlich zusammensein können, also mit dem Anfang einer eigentlichen Beziehung. Die Geschichte endet in vollendeter Glückseligkeit. Das zweite Muster ist jenes der Katastrophe: Ein Paar entwickelt abgrundtiefen Hass, es wird immer schlimmer mit den beiden, am Schluss bringen sie sich um. Nun sind die allermeisten von uns aber weder komplett glücklich noch in mörderischer Stimmung. In diesem grossen, aber kaum beachteten Feld der gewöhnlichen Liebe habe ich meinen Roman angesiedelt. Insofern glaube ich tatsächlich, dass ich das eine oder andere Neue sagen kann, ja.